Szene - cevet - Universität Paderborn
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C-LAB<br />
bewerbsteilnahme bietet den nötigen<br />
Ansporn, denn selten kann man sein<br />
eigenes „Werk“ so deutlich sehen<br />
und stolz darauf sein wie im Wettbewerb<br />
unter den Augen staunender<br />
Fachbesucher einer Industriemesse.<br />
Die Aufgabenbereiche sind bewusst<br />
weit gefasst. Unten angefangen<br />
kümmert man sich mit 8-Bit-Mikrocontrollern<br />
um die Hardware (Platinen,<br />
CAN-Bus) und Software (Motorregelung,<br />
Wegstreckenmessung, Sensor-/Aktoransteuerung)<br />
der Ballgreiferrollen<br />
sowie des Schussmechanismus<br />
und des Antriebs, der auf Omniwheels<br />
basiert. Diese Räder erlauben<br />
es, den Roboter gleichzeitig zur Seite<br />
zu fahren und ihn um seine Hochachse<br />
zu drehen – Einparken in enge<br />
Lücken ist kein Problem. Ganz oben<br />
sind drei dreh- und kippbare Kameras<br />
angebracht, die sich auf den Ball, das<br />
Spielfeld und die Gegner „konzentrieren“<br />
können. Hier wird die Frage bearbeitet,<br />
wie man aus einem Videobild<br />
die notwendigen Informationen bekommt,<br />
um zu schätzen, wo z. B. der<br />
Ball liegt. Außerdem sind die Kameras<br />
die einzige Quelle für die Information,<br />
wo auf dem Spielfeld man sich befindet.<br />
Ein kniffeliges Unterfangen – zumal<br />
der Roboter keine Chance hat zu<br />
erkennen, auf welcher Spielfeldseite<br />
er sich befindet, denn die Hälften sehen<br />
identisch aus. Er muss es sich also<br />
merken und darf sich nicht verwirren<br />
lassen. Dieser Selbstlokalisierung<br />
liegt im Moment ein Partikelfilter zugrunde,<br />
an dem sich Statistik praktisch<br />
anwenden lässt. Wenn man eine<br />
Ahnung hat, wo auf dem Spielfeld<br />
man selbst mit den Kollegen ist, kann<br />
Spielfeld aus Sicht eines Paderkickers: Die Ellipsen<br />
sind erkannte Farbflächen, der blaue<br />
Kasten zeigt die Erkennung des Balles an.<br />
<strong>Paderborn</strong>er <strong>Universität</strong>szeitschrift 2-2009/2010<br />
man die Aufgaben<br />
verteilen und Angreifer<br />
und Verteidiger<br />
bestimmen. Diese<br />
Aufgabe kommt dem<br />
„Herz“ des Roboters<br />
zu, das auf einem Embedded-PC<br />
„schlägt“:<br />
Das Verhaltenssystem<br />
ist ein regelmäßig etwa<br />
20 Mal pro Sekunde<br />
arbeitendes Stück<br />
Software, das die im<br />
Videobild erkannten<br />
Objekte und den<br />
wahrscheinlichsten<br />
Aufenthaltsort nimmt<br />
und seiner Rolle entsprechend<br />
jedes Mal<br />
entscheidet, wohin<br />
der Roboter fahren<br />
soll, ob er schießen<br />
oder die Kameras drehen<br />
sollte. Strategie<br />
und Teamverhalten<br />
sind hier angesiedelt.<br />
Es muss sich auch<br />
darum kümmern, Informationsflüsse<br />
mit<br />
ganz verschiedenen<br />
Frequenzen zu verarbeiten. Eine<br />
strukturierte datenflussorientierte<br />
Verarbeitung kümmert sich darum.<br />
Theoretisch gibt es keinen<br />
Unterschied zwischen Theorie<br />
und Praxis – praktisch schon<br />
Vom grünen Labor-Teppich im C-<br />
LAB in der Fürstenallee aus ging es<br />
auch dieses Jahr wieder im April auf<br />
die Hannover Messe zu den Robocup<br />
German Open. In Messehalle 22 angekommen<br />
machen sich alle Teammitglieder<br />
daran, die Roboter auf den<br />
Einsatz anzupassen: Die Bildverarbeitung<br />
wird auf die Lichtverhältnisse kalibriert,<br />
die Motorregelung an den Boden<br />
angepasst und die Akkus randvoll<br />
geladen. Dann ist es soweit: Das erste<br />
Spiel. Ein menschlicher Schiedsrichter<br />
pfeift, klickt mit der Maus auf „Start“<br />
und – es passiert nichts. Entsetzen.<br />
Nach dem Schreckmoment die Erkenntnis:<br />
Das Funknetzwerk ist zusammengebrochen,<br />
der Startbefehl<br />
erreicht die Roboter nicht. Kein Wun-<br />
Berichte<br />
Paderkicker-Fußballroboter im Training ohne Verkleidung.<br />
der in einer Messehalle mit hunderten<br />
Computern. Im Laufe des Wettbewerbs<br />
kommen Software-Macken<br />
zum Vorschein, es gibt dunkle und<br />
lichte Moment in den Spielen und am<br />
Ende sind sich alle einig: Die Erfahrung<br />
war den Stress wert – trotz magerer<br />
Ergebnisse in den Spielen. Im<br />
nächsten Jahr ist das Ziel wieder klar:<br />
Tore schießen!<br />
Erst im Wettbewerb wird deutlich,<br />
was die Projektgruppenvorgänger<br />
schon gelernt haben: Wenn es schief<br />
gehen kann, geht es schief. Und die<br />
Software ist erst fertig entwickelt,<br />
wenn der Roboter auch in problematischen<br />
Situationen fährt. Das lässt sich<br />
leider nicht am PC testen – dafür<br />
braucht man Akkus, Teppich, Geduld,<br />
ein Team und manchmal auch einen<br />
Schraubenzieher.<br />
Philipp Adelt<br />
25<br />
Foto: Adelt