bull_05_04_Feuer
Credit Suisse bulletin, 2005/04
Credit Suisse bulletin, 2005/04
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CREDIT SUISSE<br />
Bulletin_4.<strong>05</strong><br />
Textilkunst <strong>Feuer</strong> 19<br />
«Bei meiner Arbeit mit dem <strong>Feuer</strong> geht es auch darum, Grenzen auszuloten. Ein Zuviel hat die Zerstörung des Materials zur Folge.»<br />
Auch der Zufall kann eine Rolle spielen. Baumann bemerkte eines<br />
Abends, Pommes frites essend, dass die Kartoffelstäbchen auf dem<br />
Backpapier Abdrücke hinterlassen hatten, ja, dass sie gar als solche<br />
erkennbar waren. Sie hatte eine weitere zündende Idee. Heute schmücken<br />
Backpapiercollagen die Wände ihres Ateliers.<br />
Bis anhin hat die Luzernerin ausschliesslich mit ungefärbten Stoffen<br />
experimentiert. Dass sich dies bald ändern könnte, darauf weisen<br />
die vielen Gewürzmuster im Küchenschrank des Ateliers hin. Abgepackt<br />
in durchsichtige Säckchen, wie es sie auf Märkten zu kaufen<br />
gibt, sind die einen französisch beschriftet, andere mit japanischen<br />
Schriftzeichen versehen. Nebst dunkelblauem Lapislazuli findet sich<br />
gelber Safran, Eicheln, Kurkuma, Baumnussschalen oder getrocknete<br />
Cochenilleläuse. Ein besonders kräftiges Rot bekäme man mit Benibana,<br />
einem in Japan beliebten Färbemittel. « Finanziell gesehen lohnt<br />
es sich natürlich nicht, die Stoffe selbst einzufärben. Aber es macht<br />
mir Spass, von Anfang bis zum Ende alles zu machen. Teilweise webe<br />
ich die Stoffe sogar selbst.»<br />
Die Sprache und persönliche Erlebnisse haben Barbara Baumann<br />
auf die Idee gebracht, mit <strong>Feuer</strong> zu experimentieren. Und diese Faktoren<br />
inspirieren sie immer von neuem. Dies sei auch naheliegend, «denn<br />
Text stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Gewebe; beide Wörter<br />
bezeichnen also dasselbe.» Oder man denke an all die Wendungen,<br />
die Textiles beinhalten: «der rote Faden», «sich in Lügen verstricken»,<br />
«es Gnusch im Fadezeinli». «Ich habe eine ganze Sammlung davon.»<br />
In Japan werden beschriebene Papierbogen zerschnitten und ineinander<br />
verflochten, was sozusagen ein doppeltes Gewebe ergibt. Ein Projekt<br />
im Kontext von Sprache und Textil ist ihr Traum. Bis dahin wird sie<br />
weiterzeuseln, ihr inneres <strong>Feuer</strong> lodert weiter.