bull_05_04_Feuer
Credit Suisse bulletin, 2005/04
Credit Suisse bulletin, 2005/04
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
CREDIT SUISSE<br />
Bulletin_4.<strong>05</strong><br />
Familienpolitik Wirtschaft 45<br />
Sollten die Subventionen an das Ein -<br />
kom men geknüpft sein?<br />
Engler: Nein, die Gutschriften sollten gemäss<br />
Betreuungsaufwand ausfallen und nicht vom<br />
erzielten Einkommen abhängig gemacht werden.<br />
Damit sollen gezielt auch jene Leute wieder<br />
Arbeitsanreize erhalten, die gut ausgebildet<br />
sind.<br />
Wie würden Sie die Gutschriften denn<br />
finanzieren?<br />
Dostert: Wir sind uns bewusst, dass neue<br />
Staatsausgaben im aktuellen Wirtschaftsumfeld<br />
nicht drinliegen. Deshalb fordern wir eine<br />
neue Verwendung der vorhandenen Mittel,<br />
sprich: eine Neuverteilung der heutigen Familienzulagen.<br />
Diese taugen momentan weder<br />
zur Armutsbekämpfung noch als Arbeits anreiz.<br />
Ebenso wenig beeinflussen sie den Entscheid,<br />
ein Kind zu bekommen. Deshalb wollen<br />
wir diese rund 4,7 Milliarden Franken<br />
jährlich gezielter einsetzen, statt sie nach dem<br />
Giesskannenprinzip auszuschütten.<br />
Damit würden den Familien, bei denen<br />
nur ein Elternteil arbeitet, die Kinder zulagen<br />
gestrichen. Wären sie die Verlierer<br />
Ihres Modells?<br />
Engler: Klar ist: Auch mit unseren Reformvorschlägen<br />
können nicht alle Haushalte besser<br />
gestellt werden. In der Tat würde bei Familien,<br />
bei denen nur ein Elternteil arbeitet, der Zustupf<br />
der Familienzulagen wegfallen, gleichzeitig<br />
könnten sie nicht von den neu eingeführten<br />
Betreuungsgutschriften profitieren.<br />
Allerdings bestünde die Möglichkeit, mit der<br />
Aufnahme einer Zweiterwerbstätigkeit ein<br />
höheres Einkommen zu generieren. Das wäre<br />
gerade vor dem Hintergrund der demografischen<br />
Entwicklung aus gesamtwirtschaftlicher<br />
Sicht wünschenswert.<br />
Wie schätzen Sie die politischen<br />
Chancen der Vorschläge ein?<br />
Engler: Generell sind sich die meisten politischen<br />
Kräfte im Land einig, dass die externe<br />
Kinderbetreuung verbessert werden muss.<br />
Uneinigkeit herrscht nur bei der Finanzierung.<br />
Deshalb ist die Kostenneutralität unseres<br />
Vorschla gs ein grosser Trumpf. Damit steht<br />
unser Modell im klaren Gegensatz zur aktuellen<br />
Initiative von Travail Suisse für fairere Kinderzu<br />
lagen, welche die Kinderzulagen in der<br />
ganzen Schweiz auf 450 Franken pro Mona t<br />
anheben will, was sage und schreibe fast sieben<br />
Milliarden Franken Mehrkosten im Jahr<br />
bedeuten würde. <<br />
Drei-Punkte-Plan für eine neue Familienpolitik<br />
Die Studie «Familienpolitik unter neuen Vorzeichen» des Credit Suisse Economic Research<br />
erläutert ein Massnahmenpaket, welches zu einem nachhaltigen Wachstum beitragen<br />
kann. Erstens sollen durch die schweizweite Einführung der Individualbesteuerung die<br />
«Heiratsstrafe» für Doppelverdienerpaare beseitigt und Arbeitsanreize gesetzt werden.<br />
Zweitens soll die ausserfamiliäre Kinderbetreuung auf allen Altersstufen gefördert werden.<br />
Und drittens wird gefordert, den Existenzschwierigkeiten einkommensschwacher Familien<br />
mit einer Neuausrichtung des Sozialhilfesystems zu begegnen. Dieses ist mit konkreten<br />
Arbeitsanreizen ausgestattet und leistet vermehrt Hilfe zur Selbsthilfe.<br />
Download: www.credit-suisse.com/emagazine (Publikationen / Economic Briefing)