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279.TIROL - November 2021

Ausgabe 5, November 2021

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76 tirol.schmeckts<br />

tirol.schmeckts<br />

77<br />

ZUR AUTORIN<br />

ANGELIKA<br />

RAFETZEDER, MA<br />

Angelika Rafetzeder koordiniert<br />

Projekte im Bereich Marketing<br />

und Kommunikation. Als leidenschaftliche<br />

Köchin kocht und<br />

isst sie sich nebenbei gerne<br />

durch die Länder dieser Welt.<br />

Kontakt:<br />

a.rafetzeder@gemnova.at<br />

eine Garnele<br />

er0bert die Alpen<br />

Das kommt mir jetzt nicht mehr in die Tüte, äh,<br />

was rede ich, ins Sackl natürlich! Etwas wehmütig –<br />

ich wollte doch asiatischen Mangosalat mit Garnelen<br />

kochen – gehe ich am Tiefkühlregal vorbei und lasse<br />

die Tiefkühlgarnelen aus Vietnam liegen.<br />

Vielleicht ging es dir, liebe Leserin, lieber Leser,<br />

ja in letzter Zeit genauso?<br />

„Seaspiracy“ – das schmutzige Geschäft<br />

mit unseren Meeren und die Zerstörung<br />

von allem, was darin schwimmt. Diese Netflix-Dokumentation<br />

sollte meinen Fischkonsum<br />

für wohl immer infrage stellen und<br />

war Anstoß dafür, mich näher mit diesem<br />

Thema zu beschäftigen. Salzwasserfische<br />

und Meeresfrüchte, obwohl eigentlich<br />

gesund, sind mit den heutigen Fang- und<br />

Produktionsmethoden faktisch nicht mehr<br />

mit gutem Gewissen konsumierbar. Nachhaltig<br />

– nein! Klimafreundlich – Fehlanzeige.<br />

Regional – auf gar keinen Fall! Und so<br />

rückte für mich als Konsumentin der asiatische<br />

Mangosalat mit Garnelen in weite<br />

Ferne … doch Stopp! Ich möchte die Hoffnung<br />

noch nicht ganz aufgeben.<br />

BILD: Seit 2014<br />

züchten Daniel Flock und<br />

Markus Schreiner in Hall<br />

in Tirol White-Tiger-<br />

Garnelen. (© Alpengarnelen)<br />

Alles fing mit einem Aquarium an<br />

Denn im Jahr 2014 verirrte sich doch tatsächlich<br />

eine Garnele nach Hall in Tirol.<br />

Okay, zugegeben, die Garnele würde sich<br />

im Binnenland Österreich etwas schwertun,<br />

eigenständig ins schöne Tirol zu reisen.<br />

Da brauchte es schon ein paar Helferlein,<br />

die die Garnele nach Tirol brachten<br />

und zur „Alpengarnele“ machten. Daniel<br />

Flock und Markus Schreiner nämlich. Seit<br />

sieben Jahren züchten sie 574 Meter über<br />

dem Meeresspiegel White-Tiger-Garnelen<br />

und schaffen mittlerweile eine Produktionsmenge<br />

von zehn Tonnen im Jahr. „Mein<br />

Interesse an Fischen und Meerestieren<br />

hat eigentlich in meiner Jugend mit einem<br />

Aquarium angefangen“, erzählt Daniel<br />

Flock, einer der beiden Gründer. Einige Jahre<br />

später hatte Daniel dann aufgrund einer<br />

Dokumentation über die Garnelenindustrie<br />

eine zündende Idee. Mit seinem Cousin<br />

Markus fand er sofort einen Verbündeten,<br />

und die ersten Schritte in Richtung heimische<br />

Garnelenzucht wurden gemacht.<br />

Lust bek0mmen?<br />

HIER KANN MAN ALPENGARNELEN KAUFEN:<br />

Vom Lehrling zum Meister<br />

Was folgte, war eine steile Lernkurve für<br />

die beiden Gründer – sie holten sich ihr<br />

Wissen bei internationalen Spezialist*innen<br />

und bauten mit ihrem eigenen technischen<br />

Know-how eine Zuchtanlage. Nach<br />

einem intensiven Entwicklungsprozess<br />

konnten die beiden technikaffinen Entrepreneure<br />

schnell überzeugen – mit einem<br />

makellosen Produkt und einer nachhaltigen<br />

Produktion, die auf Kreislaufwirtschaft ausgelegt<br />

ist. Mittlerweile sind sie selbst die<br />

Spezialisten und werden wöchentlich von<br />

Interessent*innen kontaktiert, die ebenso<br />

in das Geschäft einsteigen wollen. Von der<br />

Konkurrenz bedroht fühlt sich Daniel Flock<br />

allerdings nicht: „Viele sehen nur den Kilopreis<br />

und wissen aber nicht, wie viel Arbeit<br />

tatsächlich dahintersteckt.“ Ein großer Vorteil<br />

für die beiden war jedenfalls ihr technisches<br />

Verständnis. Ohne dieses hätte das<br />

Projekt kaum verwirklicht werden können.<br />

So haben sie zum Beispiel ein ausgeklügeltes<br />

Kreislaufsystem zur Aufbereitung des<br />

Wassers entwickelt, bei dem faktisch kein<br />

Abwasser entsteht.<br />

White-Tiger-Garnelen für die Spitzengastronomie<br />

Ein Sprung ins Jahr <strong>2021</strong>: Das Top-Produkt<br />

mit Sushi-Qualität ist in die Spitzenküchen<br />

des Landes eingezogen. Sushi-Qualität<br />

bedeutet, dass man die Garnelen getrost<br />

roh verzehren kann. Daniel Flock isst sie<br />

am liebsten kurz angegrillt und mit einer<br />

Zitrone beträufelt. Dass die Garnelen mit<br />

ihrer hohen Qualität nicht nur die Tiroler*innen<br />

überzeugen, ist kein Wunder –<br />

sogar ein paar einzelne Bestellungen aus<br />

Norwegen und Spanien wurden schon entgegengenommen.<br />

Die Hauptabnehmer*innen<br />

befinden sich natürlich in Österreich.<br />

Vor allem um die Weihnachtszeit sind die<br />

Garnelen bei den Kund*innen sehr beliebt.<br />

Trotz des gut gehenden Geschäfts und<br />

der damit verbundenen Arbeit haben<br />

Daniel und Markus schon eine Vision für<br />

die Zukunft. Dann sollen auch Salzwasserfische<br />

in Hall in Tirol gezüchtet werden.<br />

Somit steht vielleicht in einigen Jahren<br />

auch ein regionaler Red Snapper auf der<br />

Speisekarte. Ich mache mich schon mal<br />

auf die Suche nach einem Rezept …<br />

• Ab Hof (immer freitags von 14 bis 18 Uhr in Hall in Tirol)<br />

• Im Online-Shop www.alpengarnelen.at<br />

• Im ausgewählten Handel (u. a. im Fruchthof Innsbruck oder Interspar)<br />

• Über die „Bauernkiste“<br />

Rezept: SPAGHeTTI,<br />

ALPeNGARNeLeN, PISTAZIeN<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

ZUTATEN (FÜR 4 PERSONEN):<br />

- 500 g Spaghetti<br />

- 250 g Alpengarnelen<br />

- 125 ml Noilly Prat od. Weißwein<br />

- 2 Schalotten, fein gehackt<br />

- 100 g Butter<br />

- 80 g Pistazien, ungesalzen<br />

- 1 Prise Salz und Pfeffer<br />

- 2 EL Olivenöl<br />

Pro Person 1 Garnele als Deko beiseite<br />

geben.<br />

Pistazien anmörsern, trocken in<br />

einer Pfanne anrösten.<br />

Die Alpengarnelen schälen.<br />

Die Schalen in Olivenöl kurz<br />

durchrösten, mit Noilly Prat oder<br />

Weißwein ablöschen und abseihen.<br />

Die Butter schmelzen, obigen<br />

Sud zugeben und mit etwas Salz<br />

und Pfeffer würzen. Die sehr fein<br />

gehackten Schalotten kurz darin<br />

schwenken, die Pistazien einrühren.<br />

Die Garnelen im Olivenöl-Buttergemisch<br />

kurz anbraten (ganz<br />

fangfrische Garnelen könnte man<br />

sogar ohne Anbraten roh verwenden).<br />

Spaghetti garen, abgießen und<br />

etwas Nudelwasser beiseite<br />

geben. Die Spaghetti in der heißen<br />

Pfanne mit den Pistazien mischen<br />

und die Alpengarnelen einrühren.<br />

Bei Bedarf etwas Nudelwasser<br />

zugeben und die Spaghetti in der<br />

Sauce emulgieren.<br />

Anrichten und mit einer Garnele<br />

garnieren.

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