Konstanz Magazin 2021/22
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JungesTheater<strong>Konstanz</strong><br />
Wie Annika Stross, Katharina Stehr und Kristo Šagor diese Anfangszeit erleben und was sie<br />
für Träume und Visionen haben, erzählen sie Veronika Fischer im Februar <strong>2021</strong>im virtuellen<br />
Gespräch, das – wie alle Treffen dieser Zeit – via Zoom stattfindet.<br />
Die erste Spielzeit in neuer Besetzung begann für<br />
das Theater <strong>Konstanz</strong> im Herbst 2020. Und bereits<br />
nach vier Wochen war sie dann auch schon wieder<br />
vorbei. Durch den zweiten Lockdown wurden die<br />
Tore des Theaters monatelang geschlossen. Für die Theaterarbeit<br />
sind das prekäre Bedingungen, für einen Neustart<br />
sind sie katastrophal. „Es gibt viele Leute im Team, die ich<br />
noch nie gesehen habe“, sagt Katharina Stehr, die seit dieser<br />
Spielzeit als Theaterpädagogin am Haus arbeitet, oder eben<br />
aktuell: im Homeoffice. Hier realisiert das Team Projekte,<br />
meist im virtuellen Raum, aber das kann die Normalität<br />
nicht ersetzen. Was fehlt, sind die Premierenfeiern, die Probentage<br />
mit gemeinsamen Pausen, die Flurgespräche und<br />
Treffen in der Theaterkantine. Von den Nächten nach den<br />
Vorstellungen, die sich ins Endlose des Morgengrauens ziehen,<br />
ganz zu Schweigen. Das Kennenlernen des Ensembles,<br />
der MitarbeiterInnen in den vielen verschiedenen Abteilungen,<br />
das Zusammenwachsen als ein Team, all das schiebt<br />
sich auf, wie so vieles gerade.<br />
Kristo Šagor, der Leiter des Jungen Theaters, versucht dagegen<br />
zu steuern. Er macht Spaziergänge mit den Menschen,<br />
mit denen er zusammenarbeitet, damit man sich<br />
wenigstens einmal im echten Leben begegnet ist. Alle<br />
weiteren Termine finden online statt, zur Sicherheit für<br />
die Mitarbeitenden selbst, für deren Angehörige, für die<br />
Gesellschaft. In den Proben der Stücke ist Abstand geboten.<br />
Es gibt keine Umarmungen mehr, keine Berührungen,<br />
keine Nähe – weder auf der Bühne, noch hinter dem Vorhang.<br />
„Das erzeugt eine neue Ästhetik, die total spannend<br />
ist und ganz eigene Qualitäten birgt“, erzählt die leitende<br />
Theaterpädagogin Annika Stross. Für das Team aber sei<br />
das Anfassverbot schwierig, ergänzt Kristo Šagor. „Theatermenschen<br />
sind sehr körperlich. Der Abstand bringt immer<br />
mal wieder Irritationen in unsere Arbeit. Manchmal<br />
fehlt einfach eine Berührung, eine Hand auf der Schulter<br />
oder eine Umarmung. Das ist ein Hauptbestandteil in unserem<br />
Job: die Begegnung mit Menschen. Und die fällt gerade<br />
weg.“<br />
Foto: Theater <strong>Konstanz</strong>/Michael Schrodt<br />
Kidsclub 2018 „Das erzähle ich jetzt lieber nicht meinen Eltern.“<br />
KONSTANZ MAGAZIN 79