Philosophie - Gymnasien in Rheinland-Pfalz
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Als Material für e<strong>in</strong>en philosophischen Essay eignen sich z. B. Zitate, kle<strong>in</strong>ere Texte,<br />
Aphorismen, Gedichte, Bilder, Kunstwerke.<br />
Die Verwendung des essayistischen Schreibens im Unterricht<br />
Der Essay kann so verwendet werden, dass die Schüler<strong>in</strong> bzw. der Schüler gleichsam<br />
voraussetzungslos schreibt. Als voraussetzungsloses Schreiben bietet das essayistische<br />
Schreiben somit die Möglichkeit der subjektiven Selbstbes<strong>in</strong>nung. Bevorzugte<br />
Themen e<strong>in</strong>es voraussetzungslosen Schreibens könnten Themen se<strong>in</strong>, die exis-<br />
tenziell bedeutsam s<strong>in</strong>d: Langeweile, Sehnsucht, Angst. Methodisch <strong>in</strong>teressant kann<br />
es se<strong>in</strong>, den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern Impulstexte zu geben, die <strong>in</strong>spirativ wirken.<br />
Gedichte der Sehnsucht könnten etwa als Impulstexte fungieren für e<strong>in</strong>en Essay, der<br />
Sehnsucht als Thema hat. Ausdeutungen von Parabeln FRANZ KAFKAs könnten zum<br />
Beispiel übergehen <strong>in</strong> das Verfassen philosophisch relevanter Essays, etwa zu dem<br />
Thema des s<strong>in</strong>nlosen Suchens. Der voraussetzungslose Essay kann im Unterricht<br />
zum Beispiel so e<strong>in</strong>gesetzt werden, dass er vor e<strong>in</strong>er Unterrichtsreihe zum E<strong>in</strong>satz<br />
kommt. In dieser Funktion animiert das essayistische Schreiben die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler dazu, Fragen zu stellen, vielleicht sogar e<strong>in</strong>en Horizont möglicher Antworten<br />
zu e<strong>in</strong>em philosophischen Problem zu antizipieren, das Gegenstand der Unterrichtsreihe<br />
ist. Aber auch die Schüler<strong>in</strong> oder der Schüler, die/der nach e<strong>in</strong>er Unterrichtsreihe<br />
zur Expert<strong>in</strong>/zum Experten für e<strong>in</strong>e bestimmte philosophische Fragestellung<br />
geworden ist und verschiedene Antworten von Philosophen kennen gelernt hat,<br />
kann die Textsorte <strong>in</strong> kreativer Weise für sich fruchtbar machen. Essays, die nach e<strong>in</strong>er<br />
Unterrichtsreihe geschrieben werden, bieten der Schüler<strong>in</strong> oder dem Schüler die<br />
Möglichkeit, Antworten der <strong>Philosophie</strong> aufs Neue zu h<strong>in</strong>terfragen, sie vertiefend oder<br />
e<strong>in</strong>fach anders zu verbalisieren, <strong>in</strong>dividuell darzustellen, Aspekte hervorzuheben<br />
oder Aspekte e<strong>in</strong>es Themenfelds isoliert zu betrachten. Subjektive Neigungen und<br />
Interessen an bestimmten Themen können dieses Weiterdenken <strong>in</strong>itiieren. Thema<br />
e<strong>in</strong>es Essays kann vordergründig e<strong>in</strong>e Nebensache se<strong>in</strong>, die im essayistischen<br />
Schreiben <strong>in</strong> den Fokus des Interesses rückt. Das mögliche Interesse für Ränder und<br />
Anmerkungen, die Vorliebe Denkschemata zu durchbrechen, rückt je nach Interesse<br />
der Autor<strong>in</strong> oder des Autors das essayistische Schreiben <strong>in</strong> die Nähe zur Denkmethode<br />
der Dekonstruktion. Oder der Essay versucht, Po<strong>in</strong>ten philosophischer Texte<br />
zu entdecken, diese als solche sichtbar werden zu lassen, sie zu entfalten, <strong>in</strong>dem<br />
Verb<strong>in</strong>dungen hergestellt werden zwischen Texten ganz verschiedener Epochen,<br />
und diese gleichsam <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Dialog treten zu lassen.<br />
Generell bietet das essayistische Schreiben die Chance, neben der Diskussionskultur<br />
e<strong>in</strong>e Schreibkultur im <strong>Philosophie</strong>unterricht zu etablieren.<br />
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