Philosophie - Gymnasien in Rheinland-Pfalz
Philosophie - Gymnasien in Rheinland-Pfalz
Philosophie - Gymnasien in Rheinland-Pfalz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
destruktive Strukturen zum Wohle aller zu vermeiden.<br />
Begriffe wie beispielsweise „Staat“, „Macht“, „Autorität“ bedürfen stets e<strong>in</strong>er klaren<br />
Explikation, nicht nur um sie vom allgeme<strong>in</strong>en Gebrauch abzugrenzen, sondern auch<br />
um ihre Bedeutung im philosophischen Diskurs im Vergleich zu ihrer Verwendung <strong>in</strong><br />
empirischen Wissenschaftsbereichen wie der Politikwissenschaft und Sozialwissenschaft<br />
herauszustellen. E<strong>in</strong>e sprachliche Abgrenzung von Begriffen gegenüber den<br />
empirischen Wissenschaften ist <strong>in</strong>sbesondere auch deshalb wichtig, da die gegenwärtige<br />
philosophische Reflexion über Politik und Staatstheorie nicht ohne Rekurs auf<br />
Erkenntnisse der empirischen Wissenschaften auskommen kann, etwa was neuere<br />
Erkenntnisse über den Menschen h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>es Sozial- bzw. Kommunikationsverhaltens<br />
angeht.<br />
Im Kern wird danach gefragt, ob es überzeugende Gründe für die Existenz e<strong>in</strong>es<br />
Staates gibt, und danach, wie dieser Staat beschaffen se<strong>in</strong> soll. Im Wesentlichen<br />
widmet sich die Reflexion der Fragestellung, wie menschliches Mite<strong>in</strong>ander <strong>in</strong> Institutionen<br />
gemäß bestimmten Pr<strong>in</strong>zipien gestaltet se<strong>in</strong> soll. Dabei handelt es sich nicht<br />
ausschließlich um e<strong>in</strong>en Diskurs darüber, warum und wor<strong>in</strong> Staatsgewalt besteht,<br />
sondern es geht auch um die Frage nach der Berechtigung e<strong>in</strong>es Staates, also nach<br />
se<strong>in</strong>er ethischen Begründung. Somit be<strong>in</strong>haltet der normative Begriff der Legitimation<br />
e<strong>in</strong>en zentralen Bezug zur Praktischen <strong>Philosophie</strong>.<br />
II. Rechtsphilosophie<br />
Der enge Zusammenhang zwischen Rechtsphilosophie und Staatsphilosophie bzw.<br />
Politischer <strong>Philosophie</strong> wird schon im H<strong>in</strong>blick auf die Tatsache ersichtlich, dass der<br />
moderne, demokratische Staat ohne e<strong>in</strong> funktionierendes Rechtssystem nicht auskommen<br />
kann. Der demokratische Rechtsstaat verlangt die rechtliche Legitimation<br />
politischer Macht, def<strong>in</strong>iert deren Ausgestaltung und schreibt die Konformität des politischen<br />
Handelns mit dem geltenden Recht und Völkerrecht vor. Nach JÜRGEN HA-<br />
BERMAS münden Diskurse politischer Willensbildung <strong>in</strong> juristische Diskurse, um<br />
schließlich <strong>in</strong> der Gesetzgebung ihren Ausdruck zu f<strong>in</strong>den. HABERMAS geht von e<strong>in</strong>er<br />
Interdependenz zwischen Recht und Politik aus, da sich beide wechselseitig bed<strong>in</strong>gen.<br />
Rechtsphilosophie kann als e<strong>in</strong> Versuch angesehen werden, e<strong>in</strong>e Wesensbestimmung<br />
des menschlichen Rechts vorzunehmen, die Funktion und Funktionsweise<br />
des Rechts <strong>in</strong>nerhalb der Gesellschaft zu bestimmen, den Zusammenhang des<br />
Rechts mit dem Staatswesen zu beleuchten sowie grundlegende Fragen der Legitimation<br />
des Rechts zu beantworten. Das Verhältnis von Recht und Moral zu bestimmen,<br />
gehört zu den bedeutendsten Aufgaben der Rechtsphilosophie. Die Unterschei-<br />
POLITISCHE PHILOSOPHIE UND RECHTSPHILOSOPHIE 85