Philosophie - Gymnasien in Rheinland-Pfalz
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Wissenschaftsphilosophie – Naturphilosophie<br />
Naturwissenschaften ermöglichen nicht nur Erkenntnisse über die phänomenale<br />
Welt, sondern auch Erkenntnisse über uns selbst, <strong>in</strong>sbesondere über die Erkenntnisfähigkeit<br />
des Menschen als Teil der Natur. Alle Kulturen bemühen sich um die<br />
Deutung der wahrgenommenen Wirklichkeit, die Ordnung der Eigenschaften der<br />
Welt. Haben die Erklärungen zunächst die Form von Mythen und Erzählungen, so<br />
erfolgen sie seit der griechischen Antike zunehmend <strong>in</strong> Begriffen der Vernunft. Der<br />
heutige Mensch wird <strong>in</strong> vielen Kontexten se<strong>in</strong>es Lebens mit naturwissenschaftlichem<br />
Denken vertraut gemacht, z. B. mit der Vorstellung von Ursache und Wirkung,<br />
von Materie und Bewegung, was dazu führt, dass das <strong>in</strong> den Naturwissenschaften<br />
wurzelnde Weltbild weitreichende Folgen für unser Weltverständnis hat.<br />
Naturwissenschaft ist e<strong>in</strong>e Kulturleistung, e<strong>in</strong> Bemühen um die Klärung e<strong>in</strong>er naturgesetzlichen<br />
Ordnung.<br />
Wissenschaftsphilosophie nennt man jene Diszipl<strong>in</strong> der <strong>Philosophie</strong>, die sich im<br />
weitesten S<strong>in</strong>ne mit den Fragen nach den Möglichkeitsbed<strong>in</strong>gungen von Wissenschaft<br />
und ihren Methoden ause<strong>in</strong>andersetzt. Obwohl sich der Begriff erst im Laufe<br />
des 20. Jahrhunderts etabliert, gehen wissenschaftstheoretische Überlegungen bis<br />
auf ARISTOTELES zurück. Wissenschaftsphilosophie steht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr engen Verhältnis<br />
zur Erkenntnistheorie, die nach den Möglichkeitsbed<strong>in</strong>gungen von Erkenntnis<br />
überhaupt fragt. Auf der Basis erkenntnistheoretischer Vorentscheidungen<br />
werden <strong>in</strong> der Wissenschaftsphilosophie die Methoden und Theoriebildungen, vor<br />
allem der Naturwissenschaften, aber auch der empirischen Sozialwissenschaften<br />
und der hermeneutischen Wissenschaften auf ihre Logik, Sprache, Argumentations-<br />
und Vorgehensweise h<strong>in</strong> untersucht. Wissenschaftsphilosophie kann auf der<br />
e<strong>in</strong>en Seite eher normativ verstanden werden. Als normative Diszipl<strong>in</strong> beschreibt<br />
sie Methoden wissenschaftlicher Erkenntnis, die Orientierungsmaßstäbe hergeben<br />
für die wissenschaftliche Praxis. Der deskriptive Ansatz <strong>in</strong> der Wissenschaftsphilosophie<br />
orientiert sich h<strong>in</strong>gegen daran, wie Wissenschaftler tatsächlich zu ihren<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen gelangen. Ausgehend von der wissenschaftlichen<br />
Praxis und ihrer Geschichte entwickelt die deskriptive Wissenschaftsphilosophie<br />
Modelle und Theorien von Wissenschaft. Sehr viel stärker als die normative<br />
Wissenschaftsphilosophie fokussiert sie auch die Geschichtlichkeit der Wissenschaft,<br />
begreift Wissenschaft als geschichtliches Phänomen.<br />
In der aktuellen Diskussion treten wissenschaftsethische Reflexionen immer mehr<br />
<strong>in</strong> den Fokus der philosophischen Ause<strong>in</strong>andersetzung mit Wissenschaft, was dem<br />
Umstand geschuldet ist, dass die Gefahren der Anwendung von naturwissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen <strong>in</strong> der Technik desto deutlicher hervortreten, je mehr<br />
die mit dieser Technik e<strong>in</strong>hergehende Macht des Menschen gegenüber der Natur<br />
70 WISSENSCHAFTSPHILOSOPHIE - NATURPHILOSOPHIE