Philosophie - Gymnasien in Rheinland-Pfalz
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Sprachphilosophie<br />
In der griechischen Mythologie wird uns von der sprechfreudigen Echo erzählt, die<br />
im Auftrag des Zeus dessen eifersüchtige Frau Hera mit Gesprächen ablenken<br />
sollte, damit er sich se<strong>in</strong>erseits ungesehen mit den Nymphen vergnügen konnte.<br />
Hera, wütend über diesen Betrug, bestraft Echo mit dem Verlust des eigenständigen<br />
Sprechens, sodass diese nunmehr nur noch <strong>in</strong> der Lage ist, die letzten ausgesprochenen<br />
Worte von anderen mit ihrer Stimme wiederzugeben (vgl. Varianten:<br />
Pan und Echo, Narziss und Echo). Auch <strong>in</strong> der Bibel wird <strong>in</strong> der Erzählung vom<br />
Turmbau zu Babel veranschaulicht, welch tiefgreifenden Verlust es bedeutet, wenn<br />
die sprachliche Kommunikation gestört wird (Gen 11,1-9).<br />
Auch wenn wir <strong>in</strong> zahlreichen Alltagssituationen die sich dort ereignende Kommunikation<br />
als „<strong>in</strong>takt“ bezeichnen würden, d. h. wir uns ke<strong>in</strong>er Sprachverwirrung<br />
ausgesetzt, ja uns geradezu verstanden fühlen, bleibt doch die Frage, ob die Inhalte,<br />
die das Werkzeug Sprache zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen will, dabei auch dem Gegenüber<br />
h<strong>in</strong>reichend klar und deutlich vermittelt werden können.<br />
Sprachreflexionen <strong>in</strong> der <strong>Philosophie</strong> s<strong>in</strong>d so alt wie die <strong>Philosophie</strong> selbst, auch<br />
wenn der Term<strong>in</strong>us „Sprachphilosophie“ erst im 19. Jahrhundert geprägt wird.<br />
Sprachphilosophie als eigene philosophische Diszipl<strong>in</strong> kommt erst spät <strong>in</strong> den<br />
Blick. Bei FRANCIS BACON f<strong>in</strong>den wir e<strong>in</strong>e Unterscheidung von literarischer Grammatik,<br />
die uns beim Erlernen von Fremdsprachen unterstützt, und philosophischer<br />
Grammatik. Letztere untersucht die Analogie zwischen Wörtern und Sachen.<br />
JOHANN GOTTFRIED HERDER ist der erste, der die Term<strong>in</strong>i Sprache und <strong>Philosophie</strong><br />
mite<strong>in</strong>ander verknüpft und von Sprachenphilosophie spricht. Diese hat sich, so<br />
HERDER, erstmals bei den antiken Griechen entzündet, sie ist zurückzuführen auf<br />
deren überaus kunstreichen Umgang mit Sprache <strong>in</strong> Form von Erzählungen, Geschichtsschreibung,<br />
öffentlichen Reden (JOHANN GOTTFRIED HERDER: Ideen zur<br />
<strong>Philosophie</strong> der Menschheit, 1. Teil, 1. Buch, Kap., V). Im Verlauf der <strong>Philosophie</strong>geschichte<br />
f<strong>in</strong>den sich Sprachreflexionen <strong>in</strong> weit verzweigter Form, e<strong>in</strong>gebunden <strong>in</strong><br />
philosophische Diszipl<strong>in</strong>en wie z. B. die Anthropologie, Erkenntnistheorie, Naturphilosophie,<br />
<strong>Philosophie</strong> des Geistes, Wissenschaftsphilosophie und Ethik. Ebenso<br />
greifen andere Wissenschaften sprachphilosophische Reflexionen auf, entwickeln<br />
Synthesen und arbeiten zunehmend trans- und <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är mit der Philo-<br />
SPRACHPHILOSOPHIE 61