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Patienten taxieren und Gewinn optimieren? - beim BDI

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Fortsetzung von Seite 10<br />

diovaskulärbedingter Tod um<br />

25%“ gesenkt wird. Hier werden<br />

aus 22% schnell mal 25%<br />

gemacht <strong>und</strong> das Wort »Risiko«-Reduktion<br />

wird weggelassen.<br />

Derselbe Trick bei »neu<br />

aufgetretenem Diabetes«. Hennemann<br />

spricht von einer Verringerung<br />

der Inzidenz um 34%.<br />

Tatsächlich sind es 1.8%, entsprechend<br />

einem NNT-Wert<br />

von 56! Hier wird hemmungslos<br />

mit Zahlen »geschummelt«!<br />

Die HOPE-Autoren kommen<br />

letztlich zu dem Schluss:<br />

“Treating 1000 patients with<br />

ramipril for four years prevents<br />

about 150 events in<br />

approxymately 70 patients.“<br />

Darunter fallen dann auch<br />

Revaskularisationen, Krankenhausaufenthalte<br />

wegen instabiler<br />

Angina pectoris oder<br />

Herzinsuffizienz,<br />

neu<br />

diagnostizierter<br />

Diabetes usw.<br />

Von »allen<br />

<strong>Patienten</strong>« kann<br />

also auch hier<br />

keine Rede sein.<br />

Die angebliche<br />

Aussage<br />

von Böhm, dass<br />

der Nutzen von<br />

Ramipril <strong>und</strong> Statinen sich addiert,<br />

lässt sich durch die publizierten<br />

Daten nicht belegen.<br />

Die HOPE-Autoren sind<br />

lediglich der Meinung, dass<br />

Ramipril einen zusätzlichen<br />

(= additional) Effekt hat bei<br />

<strong>Patienten</strong>, die ASS, Beta-Blocker<br />

oder Lipidsenker bekommen.<br />

Konkrete Zahlen über<br />

Diese Darstellung<br />

ist mehr<br />

als unseriös<br />

das Ausmaß des zusätzlichen<br />

Nutzens wurden leider nicht<br />

vorgelegt.<br />

2. Ramipril in MICRO-<br />

HOPE (Diabetes mellitus)<br />

Wesentliche Ergebnisse der<br />

Diabetes Substudie MICRO-<br />

HOPE werden in Tabelle 2 dargestellt.<br />

Es wird deutlich, dass Diabetiker<br />

bei allen Ereignissen einen<br />

geringfügig größeren Nutzen<br />

haben als die Gesamtpopulation.<br />

So müssen nicht 26 <strong>Patienten</strong><br />

(Tabelle 1), sondern nur<br />

22 <strong>Patienten</strong> über 4 bis 5 Jahre<br />

behandelt werden, um bei 1<br />

<strong>Patienten</strong> 1 primären Endpunkt<br />

zu vermeiden.<br />

Mehr als unseriös ist allerdings<br />

die Darstellung vom Dresdner<br />

Satellitensymposium.Hennemann:<br />

„Die MI-<br />

CRO-HOPE-<br />

Substudie zeigte,<br />

dass manifeste<br />

Nephropathien<br />

... um 24% verringert<br />

wurden.“<br />

Dass es sich<br />

dabei nur um die<br />

relative Risikoreduktion<br />

handelt, wurde verschwiegen.<br />

Die tatsächliche Reduktion<br />

der Ereignisse beträgt<br />

1.9%, was bedeutet, dass 53<br />

<strong>Patienten</strong> über 4 bis 5 Jahre mit<br />

Ramipril (10 mg/d) behandelt<br />

werden müssen, um 1 manifeste<br />

Nephropathie zu verhindern.<br />

Dieser »Benefit« ist so minimal,<br />

dass man ihn (fast) vergessen<br />

Tabelle 2: MICRO-HOPE-Substudie (2000)<br />

kann. Hennemann suggeriert<br />

dagegen mit ihrer Angabe, dass<br />

jedem vierten <strong>Patienten</strong> geholfen<br />

werden könne (24%). In<br />

der Tat wird nur jedem 53.<br />

<strong>Patienten</strong> (1.9%) geholfen.<br />

Aber es kommt noch schlimmer.<br />

Hennemann: „<strong>Patienten</strong><br />

mit Nierenschädigung wie<br />

Mikroalbuminurie oder leichterNiereninsuffizienz<br />

<strong>und</strong><br />

hohem kardiovaskuläremRi-<br />

siko profitieren<br />

insbesondere<br />

von Ramipril.“<br />

Die Autoren<br />

von MICRO-<br />

HOPE beschreibengenau<br />

das Gegenteil:<br />

„Ramipril’s benefit was<br />

noted irrespective of (= unabhängig<br />

von) whether participants<br />

had a history of cardiovascular<br />

events..., hypertension...<br />

or microalbuminuria...“.<br />

3. Welche »Netto-<br />

Hoffnung« bietet Ramipril<br />

in HOPE?<br />

Die Gabe von Ramipril bei<br />

Risikopatienten bietet im Vergleich<br />

zu Placebo einigen wenigen<br />

<strong>Patienten</strong> einen zusätzlichen<br />

Vorteil. Bezogen auf<br />

den zusammengesetzten Endpunkt<br />

(kardiovaskulärer Tod<br />

oder Herzinfarkt oder Schlaganfall)<br />

betragen die NNT-<br />

Werte in HOPE <strong>und</strong> in MIC-<br />

RO-HOPE für eine Therapie<br />

Ergebnis der<br />

Studie ins<br />

Gegenteil verkehrt<br />

<strong>BDI</strong> aktuell<br />

3.577 <strong>Patienten</strong> (≥55 Jahre, etwa 63% Männer ) mit Diabetes mellitus seit etwa 11 ± 10 Jahren. Alle <strong>Patienten</strong> erhielten eine<br />

erforderliche Diabetes-Therapie (Diät 18%, Insulin 25%, orale Antidiabetika 52%, Insulin plus orale Antidiabetika 5%). Weitere<br />

Informationen siehe Tabelle 1.<br />

Ereignis Placebo Ramipril Reduktion NNT<br />

(n = 1769) (n = 1808) Risiko* Ereignis (4.5 Jahre)<br />

% % % % n<br />

Primärer Endpunkt 19.8 15.3 25 4.5 22<br />

Kardiovaskulärer Tod 9.7 6.2 37 3.5 28<br />

Herzinfarkt 12.9 10.2 22 2.7 37<br />

Schlaganfall 6.1 4.2 33 1.9 53<br />

Manifeste Nephropathie 8.4 6.5 24 1.9 53<br />

Gesamtmortalität 14.0 10.8 24 3.2 31<br />

* Die Autoren <strong>und</strong> viele »opinion leaders« bevorzugen die hohen Werte der relativen Risikoreduktion<br />

über 4 bis 5 Jahre 26 bzw. 22!<br />

Mit anderen Worten: Nur<br />

3.8% bzw. 4.5% der <strong>Patienten</strong><br />

können mit einem relevanten<br />

Benefit rechnen.<br />

Dieser relativ geringe Nutzen<br />

erlaubt es aber auch, über differentialtherapeutischeOptionen<br />

<strong>und</strong> klinische Prioritäten<br />

nachzudenken, da eine zwanghafte<br />

Therapie<br />

aus den vorliegenden<br />

Zahlen<br />

nicht abgeleitet<br />

werden kann.<br />

Es ist ja immerhin<br />

auch zu<br />

bedenken, dass<br />

96.2% (HOPE)<br />

oder 95.5%<br />

(MICRO-<br />

HOPE) der mit<br />

dem Xenobiotikum Ramipril<br />

versorgten <strong>Patienten</strong> keinen<br />

Nutzen haben werden. Diese<br />

Non-Responders können aber<br />

natürlich Nachteile erleiden,<br />

z.B. Nebenwirkungen, Arzneimittelinteraktionen,Zuzahlungen.<br />

Leider haben die Non-<br />

Responders keine Lobby.<br />

3.1. Nachträgliche<br />

Subgruppenanalysen<br />

Auch zu HOPE gab es nachträgliche<br />

Subgruppenanalysen,<br />

die ein optimistischeres Bild<br />

präsentierten, als aus der Originalarbeit<br />

ableitbar ist. Solche<br />

Subgruppenanalysen sind nur<br />

mit größter Zurückhaltung <strong>und</strong><br />

Kritikfähigkeit aufzunehmen.<br />

Das Problem wurde uns von<br />

Collins <strong>und</strong> MacMahon<br />

(2001) demonstriert, die im<br />

Nachhinein <strong>Patienten</strong><br />

<strong>BDI</strong> aktuell 02-2003 11

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