Patienten taxieren und Gewinn optimieren? - beim BDI
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<strong>BDI</strong> aktuell<br />
Medizin Jährlich Milliarden für die Katz‘ verschrieben?<br />
Die deutschen Hochdruck-<br />
Meinungsbildner sind nicht zu<br />
beneiden. In den letzten 10<br />
Jahren scheint die Vermittlung<br />
des richtigen Blutdruckmessens<br />
ihr wirksamster Beitrag<br />
zur Therapie gewesen zu sein.<br />
Vieles ihrer Bekanntgaben <strong>und</strong><br />
Schemata zum neuesten Stand<br />
der Therapie scheint man<br />
bestenfalls in der Pfeife rauchen<br />
zu können, müsste nicht<br />
auch von diesen Kleinfeuerstellen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich abgeraten<br />
werden. Zumindest zeigt<br />
das die 40.000 Teilnehmer<br />
starke Megastudie namens<br />
ALLHAT*, deren Ergebnisse<br />
jetzt die Fachwelt aufschrecken.<br />
Saldo: Die ACE-Hemmer<br />
gehören – entgegen den Empfehlungen<br />
z.B. der Hochdruckliga<br />
– nicht auf Platz 1 der<br />
Therapieliste, sondern das<br />
gute alte Chlortalidon. Zwei<br />
weitere in ALLHAT getestete<br />
Substanzen ändern daran<br />
Medizin ALLHAT-R<strong>und</strong>schlag Nr. 2<br />
Was wir bereits in <strong>BDI</strong> aktuell<br />
11/2002 unter dem Titel „Das<br />
Aus für die Cholesterol-Legende“<br />
vorwegnahmen, dürfte<br />
durch die soeben veröffentlichte<br />
ALLHAT-Lipidsenker-<br />
16 <strong>BDI</strong> aktuell 02-2003<br />
Chlortalidon ist noch immer<br />
die Nummer 1<br />
nichts: Weder der Alphablocker<br />
Doxazosin (Cardular®),<br />
noch der Calciumantagonist<br />
Amlopidin (Norvasc®) haben<br />
auf den ersten Behandlungsplätzen<br />
etwas zu suchen. Das<br />
heutige Wissen lässt auch die<br />
AT-II-Hemmer von Platz eins<br />
des Therapieplans verschwinden,<br />
auf den manche Workshop-Freaks<br />
sie soeben noch<br />
platziert haben.<br />
(BY)<br />
* Die ALLHAT-Originalie mit der<br />
„Conclusion: Thiazide-type diuretics<br />
are superior in preventing one or<br />
more major forms of cardiovascular<br />
disease and are less expensive. They<br />
should be preferred for first-step<br />
antihypertensive therapy“ <strong>und</strong> dem<br />
Titel „Major Outcomes in High-Risk<br />
Hypertensive Patients Randomized<br />
to Angiotensin-Converting Enzyme<br />
Inhibitor or Calcium Channel Blocker<br />
vs Diuretic. The Antihypertensive<br />
and Lipid-Lowering Treatment to<br />
Prevent Heart Attack Trial<br />
(ALLHAT)“ kann unter http://<br />
jama.ama-assn.org/issues/v288n23/<br />
rfull/joc21962.html aus dem Netz<br />
geladen werden.<br />
Hier eine Zusammenfassung<br />
der ALLHAT-Ergebnisse, die<br />
das arznei-telegramm, Berlin<br />
(http://www.arzneitelegramm.de,<br />
Fax: +30-79 49 02-20)<br />
publiziert hat:<br />
Das Diuretikum Chlortalidon<br />
(Hygroton® u.a.) schützt<br />
nach den Ergebnissen der<br />
ALLHAT-Studie besser vor<br />
kardio- <strong>und</strong> zerebrovaskulären<br />
Folgeerkrankungen des<br />
Bluthochdrucks als der Alphablocker<br />
Doxazosin (Cardular®<br />
u.a.), der Kalziumantagonist<br />
Amlopidin (Norvasc®)<br />
<strong>und</strong> der ACE-Hemmer<br />
Lisinopril (Acerbon®<br />
u.a.).<br />
Metabolische Veränderungen<br />
wie Blutzuckeranstieg<br />
unter Chlortalidon haben<br />
keinen negativen Einfluss auf<br />
die Morbidität <strong>und</strong> Mortalität<br />
der Hochdruckpatienten.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der bisherigen<br />
umfangreichen positiven<br />
Dokumentation <strong>und</strong> der<br />
jetzt vorgelegten Daten<br />
muss niedrig dosiertes<br />
Chlortalidon als wirksamster,<br />
sicherster <strong>und</strong> verträglichster<br />
blutdrucksenkender<br />
Wirkstoff gelten. Chlortalidon<br />
<strong>und</strong> Thiaziddiuretika,<br />
deren Nutzen bei Bluthochdruck<br />
insgesamt am besten<br />
belegt ist, sind daher als Mittel<br />
der ersten Wahl allen<br />
anderen Antihypertensiva<br />
vorzuziehen.<br />
Die ALLHAT-Ergebnisse<br />
belegen, dass Blutdrucksenkung<br />
nicht gleich Blutdrucksenkung<br />
ist, sondern der Art des verwendeten<br />
Wirkstoffes eine prognostische<br />
Bedeutung zukommt.(11)<br />
Abschließend merkt das arznei-telegramm<br />
an:<br />
Es gibt hierzulande kein niedrig<br />
dosiertes Monopräparat mit<br />
12,5 mg Chlortalidon. In einem<br />
Land mit 50.000 Medikamenten<br />
ist dies ein Skandal.<br />
11 Furberg, C.D. et al., Ann. Intern. Med. 2001; 135:<br />
1074-8<br />
Statine in der Praxis ohne Wirkung<br />
Begleitstudie erhärtet werden:<br />
Die LDL-Senkung erscheint<br />
prima vista als eingeübtes Verfahren<br />
hochmögender ärztlicher<br />
Meinungsbildner, die damit<br />
viel Gutes gesehen <strong>und</strong><br />
Gesetzliche Kasse zahlt Krankenhaus nicht<br />
Keine Rechnung an den <strong>Patienten</strong><br />
Krankenhäuser dürfen von den<br />
gesetzlichen Kassen abgelehnte<br />
Behandlungskosten nicht<br />
den <strong>Patienten</strong> in Rechnung<br />
stellen – so das Hamburger<br />
Oberlandesgericht.<br />
Ein gesetzlich Krankenversicherter<br />
war vom behandelnden<br />
Krankenhaus zur Zahlung<br />
von 11.000 Euro aufgefordert<br />
worden, die seine Krankenkas-<br />
se nicht übernommen hatte.<br />
Das Krankenhaus stützte sich<br />
auf das Kleingedruckte im Aufnahmevertrag.<br />
Dieses verpflichtete<br />
den <strong>Patienten</strong> zur Übernahme<br />
des Zahlungsrückstandes.<br />
Die Richter betonen in ihrem<br />
Urteil, die Einbindung der<br />
Krankenhäuser in das Sozialversicherungssystem<br />
lasse eine<br />
solche Regelung nicht zu. Ge-<br />
über Satellit übertragen haben.<br />
Seine tatsächliche Wirkung auf<br />
die kardiovaskuläre Sterblichkeit<br />
aber ist – trotz jahrzehntelanger<br />
Versuche – nicht zu<br />
sichern.<br />
genläufige Forderungen in den<br />
Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
eines Krankenhauses<br />
verstießen gegen den Gr<strong>und</strong>gedanken<br />
des Sozialversicherungsrechts,<br />
wonach Honoraransprüche<br />
der Krankenhäuser<br />
ausschließlich an die Krankenkassen<br />
zu richten seien.<br />
(Az.: 1 U 62/01)<br />
(Quelle: Lexsoft v. 19.12.2002)<br />
Die ALLHAT-Studienleiter<br />
schreiben:<br />
„Conclusion: Pravastatin<br />
did not reduce either all-cause<br />
mortality or coronary heart<br />
disease significantly when<br />
compared with usual care in<br />
older participants with wellcontrolled<br />
hypertension and<br />
moderately elevated LDLcholesterol.<br />
The results may be<br />
due to the modest differential in<br />
total cholesterol (9.6%) and<br />
LDL-cholesterol (16.7%)<br />
between pravastatin and usual<br />
care compared with prior statin<br />
trials supporting cardiovascular<br />
disease prevention.“<br />
Die ALLHAT-Studie ist nachzulesen<br />
in JAMA 2002; 288:<br />
2998-3007 <strong>und</strong> aus dem Netz<br />
zu laden unter http://jama.amaassn.org/issues/v288n23/rpdf/<br />
joc21963.pdf (Red.)