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kompack 02 22

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KUNSTSTOFF<br />

Produktschutz und Zirkularität optimieren. Umweltauswirkungen minimieren.<br />

Kunststoffe im Verpackungsbereich<br />

Wie können Verpackungs- und Handelsunternehmen sowie Markeneigentümer<br />

den EU-Vorgaben zur Recyclingfähigkeit von Kunststoffverpackung bis 2030<br />

nachkommen? Verpackungen müssen viele Funktionen erfüllen. Primäre<br />

Aufgabe ist, das Produkt vor äußeren Einflüssen zu schützen. Zudem zeigen<br />

Verbraucher*innen eine steigende Nachfrage an Produkten, die einen positiven<br />

Beitrag zum Umweltschutz leisten, wie durch den Einsatz von Rezyklat in Verpackungsmaterialien.<br />

Die EU treibt die nachhaltige Entwicklung im Verpackungswesen<br />

voran, indem sie die Wiederverwertbarkeit der Materialien gemäß EU-<br />

Kreislaufwirtschaftsstrategie bis 2030 verpflichtend vorschreibt.<br />

Während heute 25 % der<br />

Kunststoffverpackungen<br />

rezykliert werden, müssen<br />

gemäß der EU-Richtlinie 94/62/<br />

EC 2030 bereits 55 % rezykliert werden.<br />

Dies stellt für Teilnehmer*innen<br />

der gesamten Wertschöpfungskette<br />

eine große Herausforderung dar.<br />

Gemeinsam mit Industriepartnern<br />

arbeiten Forscher*innen der<br />

FH Campus Wien an Projekten zur<br />

Verpackungsentwicklung, Nachhaltigkeits-<br />

und Sicherheitsbewertung<br />

sowie der Schließung des Wertschöpfungskreislaufs.<br />

Design for Recycling:<br />

Eine Guideline für die<br />

Stakeholder*innen der Branche<br />

Um die Recyclingziele der<br />

EU einzuhalten, sind die<br />

Teilnehmer*innen der gesamten<br />

Wertschöpfungskette gefragt, ihre<br />

Produkte und Prozesse zu adaptieren.<br />

Abhilfe schafft hier das „Design for<br />

Recycling“. Als Teil des zirkulären<br />

Produktdesigns werden dabei bereits<br />

in der Designphase wichtige Schritte<br />

für die späteren Recyclingprozesse<br />

gesetzt. Als Hilfestellung entwickelte<br />

der Fachbereich Verpackungsund<br />

Ressourcenmanagement der<br />

FH Campus Wien eine Guideline,<br />

um die Entscheidungsträger*innen<br />

der Branche zu unterstützen. Damit<br />

Recycler*innen reines Rezyklat herstellen<br />

können, ist die korrekte Zuordnung<br />

der Wertstoffe zu den Materialströmen<br />

in der Sortieranlage<br />

wichtig. Hier sind neben der Wahl<br />

des Materials auch Form, Größe und<br />

Farbe wichtige Aspekte, die berücksichtigt<br />

werden müssen.<br />

Waschmittel, Joghurt & Co:<br />

Recycling formstabiler<br />

Kunststoffverpackungen<br />

Im Zuge des von der Österreichischen<br />

Forschungsförderungsgesellschaft<br />

FFG geförderten Forschungsprojekts<br />

„Pack2TheLoop“ sollen<br />

formstabile Kunststoffverpackungen<br />

Fotos: © Sabine Schiessler, MSc<br />

recycelt werden. An diesem Projekt<br />

arbeiten neben der FH Campus Wien<br />

auch die TU Wien, das Österreichische<br />

Forschungsinstitut für<br />

Chemie und Technik (OFI) und<br />

die Montanuniversität Leoben mit<br />

tatkräftiger Unterstützung von<br />

Industriepartner*innen entlang der<br />

Wertschöpfungskette. Geleitet vom<br />

Kunststoff-Cluster der ecoplus, sortiert,<br />

analysiert und regranuliert<br />

das breit aufgestellte Team Verpackungen<br />

aus Polyolefinen (Polyethylen,<br />

Polypropylen) und Polystyrol,<br />

wie Flaschen für Waschmittel<br />

und Joghurtbecher, welche aus österreichischen<br />

Abfällen entnommen<br />

werden. Die Ergebnisse des Projekts<br />

fließen unter anderem in die Weiterentwicklung<br />

der Design for Recycling-Vorgaben.<br />

Darüber hinaus<br />

werden auch Empfehlungen für das<br />

Verpackungsprüfung<br />

„Design from Recycling“ abgeleitet,<br />

wobei gewonnene Rezyklate die<br />

erste Stufe neuer Produktentwicklung<br />

bilden. Damit soll der Wiedereinsatz<br />

erleichtert werden und der<br />

gesamte Kreislauf geschlossen werden.<br />

Trennung von PET-Schalen,<br />

Becher und Trays im<br />

Food- und Non-Food-Bereich<br />

Ein weiteres Projekt stellt die<br />

Schließung des PET-Kreislaufs für<br />

Formkörper-Verpackungssysteme in<br />

den Mittelpunkt. Während bei PET-<br />

Getränkeflaschen bereits Recyclingprozesse<br />

etabliert sind, werden andere<br />

Formkörper wie Becher, Trays<br />

oder Hohlkörper nur selten einem<br />

qualitativ hochwertigen Recyclingprozess<br />

zugeführt. Grund dafür ist<br />

unter anderem die Schwierigkeit,<br />

in der Sortierung Food- von Non-<br />

Food-Material zu trennen. Mit den<br />

aktuell angewandten Technologien<br />

ist es nicht möglich, Food-Materialströme<br />

mit einem hohen Reinheitsgrad<br />

bereitzustellen.<br />

Pet2Pack<br />

Aktuell beschäftigt sich die<br />

FH Campus Wien in dem FFG-Forschungsprojekt<br />

„Pet2Pack“ mit verschiedenen<br />

Methoden, dieses Problem<br />

zu lösen: Einerseits werden<br />

verschiedene Labeling-Technologien<br />

getestet, die bereits in der Produktion<br />

von Verpackungsmaterial<br />

unverwechselbare „Fingerabdrücke“<br />

generieren und in der Sortierung<br />

mittels Sensoren ausgelesen werden<br />

können. Weitere Forschungsschwerpunkte<br />

umfassen die Ablösbarkeit<br />

von Etiketten, den Einfluss von<br />

Klebstoffen (bei der Etikettierung)<br />

auf den Recyclingprozess und die<br />

Sortierbarkeit von Full Body Sleeves.<br />

Die Autor*innen (Raffaela Zuliani,<br />

MSc, Manuel Pfitzner, BSc, Dipl.-<br />

Ing.in Elisabeth Jahn, Katrin Detter<br />

MA) sind wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter*innen und in der Arbeitsgruppe<br />

Circular Economy im<br />

Fachbereich Verpackungs- und<br />

Ressourcenmanagement tätig. Die<br />

Fachkenntnisse reichen von einer<br />

nachhaltigen Produktentwicklung<br />

bis hin zu den erlangten Kenntnissen<br />

des Studiengangs Packaging<br />

Technology and Sustainability der<br />

FH Campus Wien. Die Autor*innen<br />

unterrichten zu den Themen Abfallvermeidung,<br />

Werkstoffe, Verpackungsprüfung<br />

sowie Trends und<br />

Märkte für Verpackungen.<br />

Der Fachbereich Verpackungsund<br />

Ressourcenmanagement der<br />

FH Campus Wien bietet zwei Bachelorstudiengänge<br />

an (Verpackungstechnologie<br />

und Nachhaltiges<br />

Ressourcenmanagement)<br />

sowie ein Masterstudium in englischer<br />

Sprache (Packaging Technology<br />

and Sustainability). Die<br />

Studiengänge sind berufsbegleitend<br />

gestaltet, sodass Interessierte aus<br />

der Branche ihre Kompetenzen ohne<br />

Unterbrechung der Berufstätigkeit<br />

erweitern können.<br />

Mehr unter:<br />

www.fh-campuswien.ac.at<br />

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