INTERVIEW Wir sind Kreislauf I N T E R V I E W KOMPACK sprach auch heuer mit Mag. Martin Widermann, Geschäftsführer von PROPAK, über die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt. Zu den Themen gehörten natürlich die Rohstoffpreise, die allgemeine wirtschaftliche und politische Situation, ebenso wie die Arbeitsmarktsituation und die Ausbildungsmöglichkeiten in der Branche sowie der heuer wieder stattfindende Trendtag am 10. Mai. KOMPACK: Die Branche beweist sich in Zeiten von Corona als äußerst krisenresistent – die Auftragsentwicklung war ja prinzipiell positiv. Wie sehen Sie die aktuelle Lage? Mag. Widermann: Prinzipiell ist die Branche vergleichsweise gut durch die letzten zwei Jahre gekommen. Wir haben aber eine paradoxe Lage. Während die Auftragsbücher aufgrund der Unverzichtbarkeit unserer Produkte prinzipiell voll sind, hat sich die Lage auf dem Rohstoffmarkt weiter verschlechtert. Die Rohstoffknappheit treibt die Preise für praktisch alle Rohmaterialien rasant in die Höhe. So kämpfen die Firmen nicht nur darum, Material überhaupt zu bekommen, sondern auch mit stetigen, teils dramatischen Preiserhöhungen in allen Bereichen. Die Energiekosten etwa haben sich im letzten Jahr verdreifacht und werden durch den Krieg in der Ukraine weiter steigen. Durch diese Entwicklung hatten und haben wir ein Problem mit der Wertschöpfung. Im letzten Jahr hatte die überwiegende Mehrheit der PROPAK Unternehmen ein schlechteres Betriebsergebnis als vorher. Dazu kommt die hohe Inflation, die letztlich alle trifft. Diese bewirkte einen hohen Lohnabschluss (+3,9%) für die Mitarbeiter*innen in der Branche. Die PROPAK Arbeitgeber stehen zu ihrer sozialen Verantwortung, man darf aber nicht übersehen, dass die Auswirkungen eines hohen, aber nota bene auf die Leistung des vergangenen Jahres bezogenen Reallohnzuwachses die Unternehmen in der gegenwärtigen Situation massiv belastet. KOMPACK: Klingt nach einer schwierigen Situation. Mag. Widermann: Ist es auch, durch die Entwicklung bei den Kosten und insbesondere im Rohstoffsektor gibt es eine allgemeine Verunsicherung. Die Preisrallye Foto: l. Schedl Mag. Martin Widermann dürfte auch noch nicht vorbei sein. Optimisten hofften vor Kriegsbeginn auf eine Beruhigung Mitte des Jahres. Wir werden erst zum Ende des Jahres wirklich sehen, wie robust die Branche durch die Krisen – die Pandemie ist ja auch noch nicht vorbei!! - kommt. Preiserhöhungen für Produkte aus Papier und Karton sind jedenfalls unausweichlich. Wir erwarten aber trotzdem nicht, dass 2<strong>02</strong>2 ein Jahr der Recovery wird. KOMPACK: Gibt es auch positive Entwicklungen. Mag. Widermann: Prinzipiell ja - die Bücher wie gesagt sind ja voll. Dies liegt auch an unseren Produkten. In einer Situation, in der Nachhaltigkeit in aller Munde ist, treffen wir damit genau den Nerv der Zeit. Papierfasern können mindestens 25-mal rezykliert werden - ich sage einmal: wir sind Kreislauf. (Eine neue Studie der TU Graz räumt mit dem Mythos einer begrenzten Anzahl von Recyclingkreisläufen für Verpackungen auf Holzfaserbasis auf. Papier und Karton können mindestens 25-mal recycelt werden.) Die PROPAK-Branche ist mit ihrer grünen DNA die Kreislaufwirtschaft schlechthin. Produkte aus Papier und Karton sind nicht nur unverzichtbar, sie brauchen auch keinen Vergleich mit Mehrweg zu scheuen, man kann im Gegenteil mit Fug und Recht von Mehrweg auf Materialebene sprechen. Dementsprechend ist auch ihr Ruf in der Öffentlichkeit hervorragend und steigt mit jeder Konsumenten-Umfrage weiter. KOMPACK: Ein weiteres Thema ist seit Jahren der Fachkräftemangel. Mag. Widermann: Das prinzipielle Problem des Fachkräfte- und Lehrlingsmangels ist leider unverändert virulent. Auf der einen Seite sind wir stolz darauf, wie verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten angenommen werden. Von der FH bis zu unserem Kurs, der im zweiten Bildungsweg zum Verpackungstechniker ausbildet, werden die Ausbildungsmöglichkeiten gut angenommen. Lehre mit Matura ist auch kein Fremdwort mehr. Wohin das führen kann, zeigt die Karriere von Gabriel Schmidt: 2011 hat er beim damaligen Unternehmen Duropack – heute DS Smith Packaging – eine Lehre als Verpackungstechniker gestartet, mittlerweile ist er Abteilungsleiter. Andererseits ist ein Fakt: Auch wenn wir wieder mehr Lehrlinge in der Branche haben (derzeit werden Österreich weit 82 Lehrlinge für Verpackungstechnik in PROPAK Betrieben ausgebildet. Das ist ein leichter Anstieg (+1,2%) gegenüber dem Vorjahr. Die Lehrlingszahlen für das erste Lehrjahr im Lehrberuf Verpackungstechnik haben sich gegenüber dem Vorjahr um fast zehn Prozent erhöht) gibt es einen allgemeinen Lehrlingsmangel. Ausbildung ist und bleibt eines der wichtigsten Themen. Um auch hier am Puls der Zeit zu sein, setzen wir vermehrt auf Auftritte in den sozialen Medien - mit überaus positivem Echo. KOMPACK: Das klingt jetzt wieder positiv. Mag. Widermann: Unsere Unternehmen sind gut aufgestellt und haben hervorragende Mitarbeiter. Und sie bieten attraktive Arbeitsplätze mit viel Potential zur Weiterentwicklung. Die Branche erzeugt zukunftsträchtige Produkte und ist zweifellos systemrelevant. Sie hat Kunden und Konsumenten in der Corona-Krise bisher zuverlässig versorgt und ist auch heute unverzichtbar, um erhebliche Teile des Wirtschaftssystems, der Infrastruktur und des Gemeinwesens wie z.B. Ernährung, Medizin, Hygiene etc. aufrechtzuerhalten. Dass es dazu es auch eine sichere und bezahlbare Energieversorgung braucht – und zwar klarerweise entlang der gesamten Wertschöpfungskette! – sollte allen Entscheidungsträgern gerade in den gegenwärtigen Herausforderungen bekannt sein. Also: ja, prinzipiell sehe ich die Zukunft der Branche positiv. PROPAK steht eben schlicht und ergreifend für nachhaltig innovativ! KOMPACK: Noch kurz - der Trendtag findet heuer wieder statt? Mag. Widermann: Ja, so Gott will wird der heurige Trendtag am 10. Mai im Reitersaal der OeKB unter dem Motto „Nachhaltig, Innovativ und Qualifiziert“ wieder stattfinden. Neben dem Thema Ausbildung wird Zukunftsforscher Franz Kühmayer über die Transformation der Arbeit berichten und wir werden mit hochkarätigen Gästen darüber diskutieren, was die Wirtschaft braucht. Über eine zahlreiche Teilnahme freue ich mich schon jetzt. KOMPACK: Dafür halte ich Ihnen die Daumen und sage danke für das Gespräch. <strong>02</strong>/<strong>22</strong>
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