kompack 02 22
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INTERVIEW<br />
Wir sind Kreislauf<br />
I N T E R V I E W<br />
KOMPACK sprach auch heuer mit Mag. Martin Widermann, Geschäftsführer<br />
von PROPAK, über die aktuellen Entwicklungen auf dem Markt. Zu den<br />
Themen gehörten natürlich die Rohstoffpreise, die allgemeine wirtschaftliche<br />
und politische Situation, ebenso wie die Arbeitsmarktsituation und die Ausbildungsmöglichkeiten<br />
in der Branche sowie der heuer wieder stattfindende<br />
Trendtag am 10. Mai.<br />
KOMPACK: Die Branche beweist<br />
sich in Zeiten von Corona als<br />
äußerst krisenresistent – die Auftragsentwicklung<br />
war ja prinzipiell<br />
positiv. Wie sehen Sie die aktuelle<br />
Lage?<br />
Mag. Widermann: Prinzipiell<br />
ist die Branche vergleichsweise gut<br />
durch die letzten zwei Jahre gekommen.<br />
Wir haben aber eine paradoxe<br />
Lage. Während die Auftragsbücher<br />
aufgrund der Unverzichtbarkeit unserer<br />
Produkte prinzipiell voll sind,<br />
hat sich die Lage auf dem Rohstoffmarkt<br />
weiter verschlechtert. Die<br />
Rohstoffknappheit treibt die Preise<br />
für praktisch alle Rohmaterialien<br />
rasant in die Höhe. So kämpfen die<br />
Firmen nicht nur darum, Material<br />
überhaupt zu bekommen, sondern<br />
auch mit stetigen, teils dramatischen<br />
Preiserhöhungen in allen Bereichen.<br />
Die Energiekosten etwa haben sich<br />
im letzten Jahr verdreifacht und werden<br />
durch den Krieg in der Ukraine<br />
weiter steigen.<br />
Durch diese Entwicklung hatten<br />
und haben wir ein Problem mit der<br />
Wertschöpfung. Im letzten Jahr hatte<br />
die überwiegende Mehrheit der<br />
PROPAK Unternehmen ein schlechteres<br />
Betriebsergebnis als vorher.<br />
Dazu kommt die hohe Inflation,<br />
die letztlich alle trifft. Diese bewirkte<br />
einen hohen Lohnabschluss<br />
(+3,9%) für die Mitarbeiter*innen<br />
in der Branche. Die PROPAK Arbeitgeber<br />
stehen zu ihrer sozialen<br />
Verantwortung, man darf aber nicht<br />
übersehen, dass die Auswirkungen<br />
eines hohen, aber nota bene auf die<br />
Leistung des vergangenen Jahres<br />
bezogenen Reallohnzuwachses die<br />
Unternehmen in der gegenwärtigen<br />
Situation massiv belastet.<br />
KOMPACK: Klingt nach einer<br />
schwierigen Situation.<br />
Mag. Widermann: Ist es auch,<br />
durch die Entwicklung bei den<br />
Kosten und insbesondere im Rohstoffsektor<br />
gibt es eine allgemeine<br />
Verunsicherung. Die Preisrallye<br />
Foto: l. Schedl<br />
Mag. Martin Widermann<br />
dürfte auch noch nicht vorbei sein.<br />
Optimisten hofften vor Kriegsbeginn<br />
auf eine Beruhigung Mitte des Jahres.<br />
Wir werden erst zum Ende des<br />
Jahres wirklich sehen, wie robust<br />
die Branche durch die Krisen – die<br />
Pandemie ist ja auch noch nicht<br />
vorbei!! - kommt. Preiserhöhungen<br />
für Produkte aus Papier und Karton<br />
sind jedenfalls unausweichlich. Wir<br />
erwarten aber trotzdem nicht, dass<br />
2<strong>02</strong>2 ein Jahr der Recovery wird.<br />
KOMPACK: Gibt es auch positive<br />
Entwicklungen.<br />
Mag. Widermann: Prinzipiell<br />
ja - die Bücher wie gesagt sind<br />
ja voll. Dies liegt auch an unseren<br />
Produkten. In einer Situation, in der<br />
Nachhaltigkeit in aller Munde ist,<br />
treffen wir damit genau den Nerv der<br />
Zeit. Papierfasern können mindestens<br />
25-mal rezykliert werden - ich<br />
sage einmal: wir sind Kreislauf. (Eine<br />
neue Studie der TU Graz räumt<br />
mit dem Mythos einer begrenzten<br />
Anzahl von Recyclingkreisläufen für<br />
Verpackungen auf Holzfaserbasis<br />
auf. Papier und Karton können mindestens<br />
25-mal recycelt werden.)<br />
Die PROPAK-Branche ist mit ihrer<br />
grünen DNA die Kreislaufwirtschaft<br />
schlechthin. Produkte aus Papier<br />
und Karton sind nicht nur unverzichtbar,<br />
sie brauchen auch keinen<br />
Vergleich mit Mehrweg zu scheuen,<br />
man kann im Gegenteil mit Fug und<br />
Recht von Mehrweg auf Materialebene<br />
sprechen. Dementsprechend<br />
ist auch ihr Ruf in der Öffentlichkeit<br />
hervorragend und steigt mit jeder<br />
Konsumenten-Umfrage weiter.<br />
KOMPACK: Ein weiteres Thema<br />
ist seit Jahren der Fachkräftemangel.<br />
Mag. Widermann: Das prinzipielle<br />
Problem des Fachkräfte- und<br />
Lehrlingsmangels ist leider unverändert<br />
virulent. Auf der einen Seite<br />
sind wir stolz darauf, wie verschiedene<br />
Ausbildungsmöglichkeiten angenommen<br />
werden. Von der FH bis<br />
zu unserem Kurs, der im zweiten<br />
Bildungsweg zum Verpackungstechniker<br />
ausbildet, werden die Ausbildungsmöglichkeiten<br />
gut angenommen.<br />
Lehre mit Matura ist auch kein<br />
Fremdwort mehr. Wohin das führen<br />
kann, zeigt die Karriere von Gabriel<br />
Schmidt: 2011 hat er beim damaligen<br />
Unternehmen Duropack – heute<br />
DS Smith Packaging – eine Lehre<br />
als Verpackungstechniker gestartet,<br />
mittlerweile ist er Abteilungsleiter.<br />
Andererseits ist ein Fakt: Auch<br />
wenn wir wieder mehr Lehrlinge in<br />
der Branche haben (derzeit werden<br />
Österreich weit 82 Lehrlinge für Verpackungstechnik<br />
in PROPAK Betrieben<br />
ausgebildet. Das ist ein leichter<br />
Anstieg (+1,2%) gegenüber dem<br />
Vorjahr. Die Lehrlingszahlen für das<br />
erste Lehrjahr im Lehrberuf Verpackungstechnik<br />
haben sich gegenüber<br />
dem Vorjahr um fast zehn Prozent<br />
erhöht) gibt es einen allgemeinen<br />
Lehrlingsmangel. Ausbildung ist<br />
und bleibt eines der wichtigsten<br />
Themen. Um auch hier am Puls der<br />
Zeit zu sein, setzen wir vermehrt auf<br />
Auftritte in den sozialen Medien - mit<br />
überaus positivem Echo.<br />
KOMPACK: Das klingt jetzt wieder<br />
positiv.<br />
Mag. Widermann: Unsere Unternehmen<br />
sind gut aufgestellt und haben<br />
hervorragende Mitarbeiter. Und<br />
sie bieten attraktive Arbeitsplätze<br />
mit viel Potential zur Weiterentwicklung.<br />
Die Branche erzeugt zukunftsträchtige<br />
Produkte und ist zweifellos<br />
systemrelevant. Sie hat Kunden und<br />
Konsumenten in der Corona-Krise<br />
bisher zuverlässig versorgt und<br />
ist auch heute unverzichtbar, um<br />
erhebliche Teile des Wirtschaftssystems,<br />
der Infrastruktur und des<br />
Gemeinwesens wie z.B. Ernährung,<br />
Medizin, Hygiene etc. aufrechtzuerhalten.<br />
Dass es dazu es auch<br />
eine sichere und bezahlbare Energieversorgung<br />
braucht – und zwar<br />
klarerweise entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette! – sollte allen<br />
Entscheidungsträgern gerade in den<br />
gegenwärtigen Herausforderungen<br />
bekannt sein.<br />
Also: ja, prinzipiell sehe ich die Zukunft<br />
der Branche positiv. PROPAK<br />
steht eben schlicht und ergreifend<br />
für nachhaltig innovativ!<br />
KOMPACK: Noch kurz - der<br />
Trendtag findet heuer wieder statt?<br />
Mag. Widermann: Ja, so Gott<br />
will wird der heurige Trendtag am<br />
10. Mai im Reitersaal der OeKB<br />
unter dem Motto „Nachhaltig, Innovativ<br />
und Qualifiziert“ wieder stattfinden.<br />
Neben dem Thema Ausbildung<br />
wird Zukunftsforscher Franz<br />
Kühmayer über die Transformation<br />
der Arbeit berichten und wir werden<br />
mit hochkarätigen Gästen darüber<br />
diskutieren, was die Wirtschaft<br />
braucht. Über eine zahlreiche Teilnahme<br />
freue ich mich schon jetzt.<br />
KOMPACK: Dafür halte ich Ihnen<br />
die Daumen und sage danke für<br />
das Gespräch.<br />
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