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Hof&Markt | Fleisch&Markt | Hof&Gast 4/2022

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& Hof <strong>Markt</strong><br />

Milch&Käse<br />

Seite 17, 4/<strong>2022</strong><br />

Kretschmers Kasperl<br />

In Hirschbach (Waldviertel) stellt Rüdiger Kretschmer seine „Kasperl“ in Bioqualität her.<br />

Von Katrin Schedler<br />

Schon während der Ausbildung<br />

im Francisco<br />

Josephinum in Wieselburg<br />

(Fachrichtung Lebensmitteltechnologie)<br />

war Rüdiger<br />

Kretschmer klar, dass er nach seinem<br />

Abschluss Milchprodukte<br />

herstellen möchte. „Für mich ist<br />

Milch der vielfältigste Rohstoff,<br />

den man überhaupt bearbeiten<br />

kann. Es ist spannend, was alles<br />

daraus entstehen kann. Das hat<br />

mich immer schon fasziniert“, so<br />

der Waldviertler über den wertvollen<br />

Rohstoff. Nach der Matura<br />

arbeitete der Niederösterreicher<br />

in verschiedenen Käserein in<br />

ganz Österreich und erfüllte sich<br />

2009 schließlich seinen Traum<br />

von einer eigenen Käserei.<br />

Dabei war dem Käsemeister<br />

die Qualität von Anfang an<br />

wichtig, weshalb sich der Waldviertler<br />

für Bio entschieden hat:<br />

„Mein Milchlieferant hat für mich<br />

auf Bio umgestellt. Das heißt, die<br />

ersten drei Jahren habe ich nur<br />

konventionell vermarktet und<br />

seitdem die Umstellungszeit<br />

beendet ist, stelle ich Bio-Käse<br />

her.“ Rohstoffe in Bio-Qualität,<br />

die zu fairen Bedingungen für<br />

Tier, Mensch und Umwelt produziert<br />

wurden und auf kurzen<br />

Transportwegen in die Käserei<br />

gelangen sind die Basis für die<br />

Käsespezialitäten aus dem Hause<br />

Kretschmer. Die frische Milch<br />

kommt direkt vom Bio-Bauern<br />

aus der Nachbarschaft, die Kühe<br />

können quasi beobachten, was<br />

aus der von ihnen produzierten<br />

Bio-Milch geschieht. 350 Liter<br />

Milch werden täglich verarbeitet<br />

und das vier Mal in der Woche.<br />

Dem Käsemeister liegt nicht<br />

nur eine faire Bezahlung der Lieferanten<br />

am Herzen, sondern<br />

auch, dass die Bauern unabhängig<br />

von Großkonzernen bleiben.<br />

„Somit leiste ich meinen Beitrag<br />

zur Unterstützung der kleinstrukturierten<br />

Landwirtschaft“, erklärt<br />

Kretschmer. Für die Käserei wird<br />

Jeder Kasperl ist von Hand gemacht.<br />

Ökostrom, der CO 2<br />

-neutral ist,<br />

bezogen und in Zukunft soll eine<br />

Photovoltaik-Anlage in Kombination<br />

mit einem Pufferspeicher<br />

für selbst erzeugte Energie sorgen.<br />

Bei der Finanzierung der Anlage<br />

(Projekt „Sonnenkäserei“) setzt<br />

Kretschmer auf Crowdfunding.<br />

Unterstützer können Genusspakete<br />

um 139 € kaufen und<br />

erhalten 6 Mal je ein Paket mit<br />

Käsekreationen (Wert der Ware:<br />

180 €) geliefert.<br />

Genussvolles<br />

„Kasperl-Theater“<br />

In der kleinen gewerblichen<br />

Käserei von Rüdiger Kretschmer<br />

wird jeder „Kasperl“ in Handarbeit<br />

gefertigt. Denn um einen<br />

Käse von unverwechselbarem<br />

und feinem Geschmack zu erhalten,<br />

ist neben den hochwertigen<br />

Bio-Rohstoffen auch das Können<br />

und das Engagement des Käsemeisters<br />

ausschlaggebend. Für<br />

das Käsen nimmt sich der Waldviertler<br />

Zeit und auch bei der Reifung<br />

bekommt der Käse die Zeit,<br />

die er benötigt. „In meiner Käserei<br />

wird das Lebensmittel anders<br />

behandelt als in Großbetrieben“,<br />

ist sich der Niederösterreicher<br />

sicher. Und was hat es jetzt mit<br />

den „Kasperln“ auf sich?<br />

Die „Kasperl“ sind feine, aromatische<br />

Schnittkäse, die durch<br />

ihre Vielfältigkeit im Geschmack<br />

bestechen. Jeder Kasperl ist dabei<br />

ein Unikat und von mild über<br />

nussig bis hin zu pikant und<br />

scharf ist für jeden Gaumen was<br />

dabei. Ein echtes „Kasperl-Theater“<br />

eben – im positiven Sinn. Je<br />

nach Käsesorte kommen zu der<br />

Bio-Milch weitere Zutaten hinzu<br />

und auch hier achtet der Käsemeister<br />

auf Regionalität: „Die<br />

Zulieferer von Kümmel, Mohn<br />

und Hanf sind Kleinbetriebe aus<br />

dem Waldviertel. Zutaten, die<br />

nicht im Waldviertel gedeihen,<br />

kaufe ich vom regionalen Händler,<br />

wie ich es zum Beispiel beim<br />

Pfeffer mache.“ Neben den verschiedenen<br />

Kasperln wird auch<br />

ein würziger Halbhartkäse produziert.<br />

„Theodul“ nennt sich der<br />

herzhafte Käse, der jedoch nur in<br />

den Wintermonaten (von Oktober<br />

bis März) erhältlich ist.<br />

Im Moment wird in der Käserei<br />

nur Kuhmilch verarbeitet. Da der<br />

Waldviertler aber auch offen für<br />

Neues ist, ist nicht ausgeschlossen,<br />

dass es auch mal Käse aus<br />

Rüdiger Kretschmer produziert seine<br />

Käsespezialitäten in Bioqualität.<br />

Fotos: Käserei Kretschmer<br />

Ziegen- oder Schafmilch geben<br />

wird. Langweilig wird dem Käsemeister<br />

nicht so schnell, denn<br />

von der Produktion bis hin zum<br />

Vertrieb macht der Niederösterreicher<br />

beinahe alles selbst. Eine<br />

Mitarbeiterin (20 Stunden) unterstütz<br />

ihn vor allem beim Verpacken,<br />

denn jeder Kasperl wird in<br />

Flüssigwachs getunkt – und das<br />

ist ein ziemlicher Zeitaufwand.<br />

„Der <strong>Markt</strong> ist voll im<br />

Wandel“<br />

Auf die Frage, wie sich Corona und<br />

die derzeitige Situation auf den<br />

Kleinbetrieb auswirkt, antwortet<br />

der Einzelunternehmer: „Der<br />

<strong>Markt</strong> ist gerade voll im Wandel.<br />

Mit Corona war auch von der Politik<br />

her der Wink hin zu Regionalität<br />

und heimischen Produkten,<br />

was anfangs gut funktioniert hat.<br />

Jetzt mit dem Krieg hat sich das<br />

wieder gewandelt. Als Kleinunternehmer<br />

kann ich einfach nicht zu<br />

Dumpingpreisen produzieren und<br />

mir ist auch die ganze Wertschöpfung<br />

in der Produktionskette<br />

wichtig. Mein Bauer soll auch eine<br />

vernünftige Entlohnung bekommen.<br />

Bei den Konsumenten ist<br />

jedoch derzeit kein Geld da für<br />

irgendwas Höherpreisiges. Hohe<br />

Spritpreise und Energiekosten<br />

kommen bei uns Erzeugern dazu.<br />

Da wird es durchaus schwierig für<br />

uns Produzenten.“<br />

Die Kasperl und den Theodul<br />

(saisonal) gibt es in den verschiedensten<br />

Feinkost- und Bioläden,<br />

zusätzlich beliefert Kretschmer<br />

Foodcoops/Einkaufsgemeinschaften<br />

in Krems und Langenlois.<br />

Info<br />

Käserei Kretschmer<br />

Ing. Rüdiger Kretschmer<br />

Bahnstraße 21<br />

A-3942 Hirschbach<br />

info@kaeserei-kretschmer.at<br />

www.kaeserei-kretschmer.at

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