41 - Deutsches Schiffahrtsmuseum
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Die Flößerei in frühneuzeitlichen Darstellungen –<br />
Auswertung von Bildquellen<br />
Hans-Walter Keweloh<br />
Schon im Mittelalter wurde in Deutschland der<br />
größte Teil aller Flüsse und Bäche für den Transport<br />
des Holzes auf dem Wasser, die Flößerei, genutzt. Nur<br />
so konnte der Rohstoff waldreicher Gegenden für die<br />
Versorgung waldarmer Gebiete genutzt werden.<br />
Nachdem im 17. Jahrhundert die Niederlande mit der<br />
Entdeckung neuer Welten und dem dadurch möglichen<br />
gewordenen Ostasienhandel zu einer wirtschaftlichen<br />
Großmacht in Europa geworden war,<br />
konnte das Land seinen stetig wachsenden Holzbedarf<br />
nicht mehr allein aus Skandinavien decken.<br />
Als neue, ergänzende Bezugsquellen boten sich vor<br />
allem Schwarzwald und Frankenwald an; aber auch<br />
aus dem Weser-, dem Elbe- und dem Oderraum kam<br />
Holz, das zu den Hafenstädten an der deutschen<br />
Küste geflößt worden war, in die Niederlande. Es entwickelte<br />
sich mit dem sog. Holländerholzhandel eine<br />
Blütezeit der Flößerei in Deutschland.<br />
Diese Blütezeit des Floßholztransports hat auch verstärkt<br />
in bildlichen Darstellungen (Stichen und<br />
Gemälden) dieser Zeit ihren Niederschlag gefunden.<br />
Zahlreiche Stahl- und Kupferstiche, Federzeichnungen<br />
und auch Gemälde halten die Flößerei in eigenen<br />
Darstellungen und in Stadtansichten fest. Das<br />
DSM verfügt in seinen Sammlungen über einen umfänglichen<br />
Bestand dieser Bildquellen.<br />
Die Untersuchung der Stiche des 19. und 20.<br />
Jahrhunderts sowie der Fotos aus dem frühen 20.<br />
Jahrhundert hat u.a. Erkenntnisse zur Darstellungswirklichkeit<br />
dieser späten Bildquellen auch für die<br />
Frühe Neuzeit ergeben.<br />
Die Recherche hat gezeigt, dass der Personentransport<br />
auf Flößen nicht erst mit der Touristenflößerei<br />
auf der Isar begonnen hat, sondern dass Passagiere<br />
hier offensichtlich schon im Mittelalter auf Flößen<br />
befördert wurden. Im 16. Jahrhundert kam es zur<br />
fahrplanmäßig geregelten Personenbeförderung auf<br />
Flößen von Bad Tölz nach München. Die Bildquellen<br />
zeigen eine solche Personenbeförderung in vielfältiger<br />
Form.<br />
Einige Bildquellen lassen auch den Einsatz von<br />
Frauen in der Flößerei erkennen, der zumindest im<br />
Isarraum nicht unüblich war.<br />
Nachdem diese Bildquellen in der Vergangenheit in<br />
vielen Veröffentlichungen zur Flößerei mehr oder<br />
minder unkritisch als ein Abbild der Wirklichkeit<br />
aufgefasst wurden, wurden sie im Forschungszeitraum<br />
2005-2007 mit den zeitgenössischen schriftlichen<br />
Quellen und mit Fotos vor allem aus der ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts verglichen und auf ihre<br />
Bildwirklichkeit hin untersucht. Es zeigte sich, dass<br />
die bildlichen Darstellungen in der Kombination mit<br />
den zeitgenössischen schriftlichen Quellen eine hohe<br />
Aussagefähigkeit besitzen. Sie ermöglichen in dieser<br />
Kombination nicht nur Aussagen über die technischen<br />
Aspekte der Flößerei in den verschiedenen<br />
Flussgebieten, sondern auch zu Leben und Arbeiten<br />
in der Flößerei.<br />
In weiteren Untersuchungen ist nun grundsätzlich zu<br />
prüfen, ob und inwieweit spätere Bildquellen zur<br />
Darstellung früherer Wirklichkeit zumindest in der<br />
Flößereigeschichte geeignet sind. Ebenfalls sollte in<br />
der zukünftigen Forschung auch ein Augenmerk auf<br />
das Thema Frauenarbeit in der Flößerei in der<br />
Vergangenheit gerichtet werden.<br />
Forschungsschwerpunkt II:<br />
»Die deutsche Schifffahrt in den 1920er und<br />
1930er Jahren im Spannungsfeld von<br />
Kontinuitäten, Krisen und Innovation«<br />
Die Beschreibung des Forschungsschwerpunktes ist<br />
im Anhang aufgeführt.<br />
Fortführung:<br />
Der Versailler Vertrag und seine Bestimmungen<br />
für die deutsche Schifffahrt<br />
Prof. Dr. Lars U. Scholl<br />
Zunächst war nicht vorgesehen, dass Deutschland<br />
nach dem Ende des Ersten Weltkriegs seine Handelsflotte<br />
an die Alliierten ausliefern sollte. Erst im Verlaufe<br />
der Vorverhandlungen im Frühjahr 1919 wurde<br />
klar, was dann im Friedensvertrag von Versailles im<br />
Juni 1919 festgeschrieben wurde. Im Trierer Abkommen<br />
vom Januar 1919 hieß es noch, dass sämtliche<br />
deutschen Handelsschiffe den Alliierten zur Verfügung<br />
gestellt werden müssten, um die Lebensmittelversorgung<br />
sicherzustellen. Im März 1919<br />
wurde in Brüssel das sogenannte »Lebensmittelabkommen«<br />
unterzeichnet, das die Aufführungsbestimmungen<br />
zum Trierer Schifffahrtsabkommen<br />
modifizierte und die Hoffnung weckte, dass die<br />
Handelsschifffahrt für deutsche Rechnung wieder in<br />
Fahrt kommen könnte. Diese Hoffnung zerstörte der<br />
am 16. Juni 1919 der deutschen Delegation überreichte<br />
endgültige Wortlaut des Friedensvertrages.<br />
Welche Umstände veranlassten die Siegermächte, die<br />
Auslieferung der gesamten deutschen Handelsflotte<br />
zu fordern? Wie wurde die Krise überwunden? Eine<br />
besondere Bedeutung kommt den Einlassungen des<br />
Nationalökonomen John Maynard Keynes zu, der<br />
den Vertrag heftig kritisierte. Die Archivarbeit wird<br />
seit dem Jahr 2007 durchgeführt. Die Publikation ist<br />
für 2009 vorgesehen.<br />
Fortführung:<br />
Der Neubeginn. Das Hapag-Harriman-Abkommen<br />
Prof. Dr. Lars U. Scholl<br />
Durch die Ablieferung praktisch der gesamten deutschen<br />
Schiffstonnage nach den Bestimmungen des<br />
Versailler Vertrages war die Wiederaufnahme der<br />
Schifffahrt durch deutsche Reedereien weitestgehend<br />
unmöglich. Das Fehlen von Schiffen, latente Brennstoffengpässe<br />
und das Eindringen ausländischer<br />
Liniendienste in die deutschen Interessensphären<br />
und Absatzgebiete machten schnelles Handeln erforderlich.<br />
Galt es doch auch Beschäftigung für das<br />
Personal zu finden und das in langer Unternehmens-<br />
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