Gesundsitzen Ausgabe 2018/2019
Das Schweizer Magazin für Ergonomie, Gesundheit und Wohlbefinden. Ausgabe 2018/2019
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SCHLAFFORSCHUNG<br />
5 Kostenfaktor<br />
Gestörter Schlaf und der regelmässige Gebrauch von<br />
Schlafmitteln wirken sich negativ auf die Wirtschaft aus.<br />
Im April 2017 hat die «New York Times» für die amerikanische<br />
Ökonomie einen Produktivitätsverlust von 411 Milliarden<br />
Dollar geschätzt, der durch die Folgen von Schlafmangel<br />
oder einer gestörten Schlafqualität entsteht. Das entspricht<br />
2,28 Prozent des Bruttoinlandproduktes.<br />
6 Krankmacher<br />
Unser Schlaf ist für zahlreiche Regenerationsprozesse<br />
des Körpers wichtig, unter anderem für die Verdauung, das<br />
Immunsystem und die Lernfähigkeit. Entsprechend beeinflusst<br />
Schlafmangel über kurz oder lang unsere psychische und<br />
physische Gesundheit. Müdigkeit, Stimmungsschwankungen,<br />
Gereiztheit, Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, verminderte<br />
Fähigkeit zur Selbstorganisation und Konzentrationsprobleme<br />
machen sich schnell bemerkbar. Mit Übergewicht, frühzeitiger<br />
Alterung, Infektanfälligkeit, chronischer Müdigkeit und einem<br />
höheren Risiko für Herzerkrankungen ist bei anhaltenden<br />
Schlafstörungen zu rechnen.<br />
7 Demenz<br />
Forscher sehen einen möglichen Zusammenhang zwischen<br />
anhaltenden Schlafstörungen und Demenz. Vor allem während<br />
wir schlafen führt das glymphatische System unseres Gehirns<br />
eine Art Wäsche durch, bei der potenziell giftige Proteinabfälle<br />
und zellulärer Schrott aus unserer Denkfabrik entsorgt<br />
werden. Schlafstörungen behindern diese Reinigung, Abfälle<br />
häufen sich an, es entstehen so genannte Alzheimer-Protein-<br />
Plaques zwischen den Gehirnzellen. In der Folge entstehen<br />
die krankheitstypischen Gedächtnisstörungen. Forschungen<br />
haben gezeigt, dass Alzheimerpatienten etwa 20 Jahre vor der<br />
Diagnose an Schlafstörungen litten.<br />
Bild: adobe.stock.com<br />
Tipps für einen guten<br />
Schlaf von Schlaftherapeut<br />
Martin Bachmann,<br />
Schlafcenter Thun<br />
› Legen Sie sich ein regelmässiges<br />
«Zubettgehen-Ritual» zu, mit<br />
dem Sie Körper und Geist auf<br />
Ruhe und Entspannung einstellen<br />
(Abendspaziergang, eine Tasse<br />
beruhigender Tee, in einem Buch<br />
lesen). <br />
› Statt Schafe zählen: Trainieren Sie,<br />
sich abzulenken, indem Sie sich<br />
eine schöne Situation vorstellen<br />
oder daran denken, für was Sie<br />
dankbar sein dürfen. <br />
› Bleiben Sie nie länger als 15 Minuten<br />
wach im Bett liegen. Stehen<br />
Sie stattdessen auf und wiederholen<br />
Sie Ihr Ritual. <br />
› Essen Sie etwas zu Abend, jedoch<br />
nicht zu viel, zu fettig oder zu spät.<br />
Optimalerweise nehmen Sie Ihr<br />
Nachtessen 3–4 Stunden vor dem<br />
Schlafengehen zu sich. <br />
› Gehen Sie regelmässig zu Bett und<br />
stehen Sie immer zur selben Zeit<br />
auf. Ein rhythmischer Schlaf-Wach-<br />
Rhythmus fördert den guten<br />
Schlaf.<br />
8Wie viel ist genug?<br />
Napoleon brauchte 4, Einstein angeblich 10 Stunden<br />
Schlaf – und tatsächlich ist das Schlafbedürfnis jedes Menschen<br />
individuell. Durchschnittlich schlafen erwachsene Mitteleuropäer<br />
etwa 7 Stunden. Wenn das nicht jede Nacht klappt, ist das<br />
noch kein Problem, solange das Defizit innerhalb einer Woche<br />
ausgeglichen wird.<br />
9 Wachhalterekord<br />
11 Tage und 11 Nächte – das ist die längste Zeitspanne,<br />
die ein Mensch ununterbrochen wach geblieben ist. Der Rekordversuch<br />
des 17-jährigen Randy Gardner fand unter ärztlicher<br />
Aufsicht in den USA statt und er datiert aus dem Jahr 1964.<br />
Gardner brauchte nur eine einzige Nacht und 15 Stunden<br />
Schlaf, um sich zu erholen. Trotzdem wurde diese Kategorie<br />
des Guinnessbuchs der Rekorde bald darauf aus gesundheitlichen<br />
Gründen abgeschafft. Martina Monti<br />
24 Schlafforschung<br />
<strong>2018</strong> / 19 gesundsitzen