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Schaufenster 2022-09-23

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DESIGN<br />

Lexikon der Dinge:<br />

Der Beistelltisch<br />

von Norbert Philipp<br />

WILLKOMMEN. Im Vorzimmer<br />

wollen sich auch die Möbel nicht<br />

so festlegen. Schließlich passiert<br />

dort ziemlich viel und oft auch<br />

gleichzeitig. Der Hersteller<br />

Gebrüder Thonet hat einen<br />

Design­Vorschlag: „Coat Rack“<br />

von Front Design. Und auch<br />

Northern kann sich das Sideboard<br />

„Loud“ gut als Empfangsmöbel<br />

vorstellen (unten).<br />

Das „bei“ ist ein undankbares Präfix.<br />

Schon allein bei den Worten, an<br />

denen es andockt, steht es am Rand.<br />

Zwangsläufig. Präfix eben. Das „bei“<br />

schaut auch ständig ein wenig neidisch<br />

hinüber auf das „mit“. Das darf sich dann<br />

doch ein wenig gleichwertiger fühlen mit<br />

allen, mit denen es zu tun hat. Aber es ist,<br />

wie es ist: Wenn man beigestellt ist, dann<br />

ist man halt nur dabei statt mittendrin.<br />

Auch vielen Tischen geht es nicht anders.<br />

Vor allem jenen, die auf den ersten Blick<br />

auch Hocker sein könnten. Ihre vorbestimmte<br />

Position ist eben der Rand, die<br />

Seite – „Sidetable“ sagt man im Möbel­<br />

Jargon ja auch. Der Beistelltisch ist nur der<br />

Handlanger, der Stichwortgeber, die<br />

Ablage, die hingereichte Plattform, das<br />

Möbel gewordene Angebot, die ausgestreckte<br />

Option. Dabei will das kleine<br />

Tischchen ja unbedingt so unglaublich<br />

praktisch sein. Weil man ja so viel zum Ablegen<br />

hat und doch nur einen Schoß und<br />

zwei Hände. Ein guter Beistelltisch (im Bild<br />

„Compass“ vom Hersteller Artifort) wartet<br />

brav beigestellt lang auf seine Aufgabe,<br />

und wenn sie kommt, erledigt er sie, als<br />

hätte er sein ganzes Möbelleben nichts<br />

anders gemacht. Die meisten anderen<br />

Tische haben ihre Aufgaben schon im<br />

Möbelkatalog umgehängt bekommen,<br />

wissen, was auf sie zukommt. Teller,<br />

Besteck oder Computertastaturen, Büroklammern,<br />

Kaffeeflecken. Dem Beistelltisch<br />

ist all das und all das zugleich<br />

zumutbar. Denn er ist das geduldigste<br />

Möbelstück von allen. Eine Randfigur, ein<br />

stummer Diener – und doch so wichtig,<br />

dass man ihn unbedingt erfinden musste.<br />

Im Blickfeld<br />

DORNBIRN. Für Designer müssten ja<br />

Geschäftsberichte die langweiligste Lektüre<br />

des Jahres sein. Außer sie gestalten sie<br />

selbst. Zumtobel arbeitet seit Jahren an<br />

einem konsequenten Ruf: die „Annual<br />

Reports“ zu Designereignissen werden zu<br />

lassen. Abgehandelt wird dabei, naheliegend,<br />

gern das Thema Licht und seine<br />

Effekte. Diesmal war das Architekturbüro<br />

UNStudio gemeinsam mit dem Studio<br />

Bloemndaal & Dekkers dran, um eine Bucharchitektur<br />

zu schaffen. „Transform“ war das<br />

Thema, das zeigt sich schon, wenn man das<br />

Werk aus dem perforierten Schuber holt.<br />

Redaktion: Norbert Philipp. Fotos: Gebrüder Thonet, Chris Tonnesen, unstudio kits, beigestellt<br />

24 <strong>Schaufenster</strong>

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