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DESIGN<br />
Lexikon der Dinge:<br />
Der Beistelltisch<br />
von Norbert Philipp<br />
WILLKOMMEN. Im Vorzimmer<br />
wollen sich auch die Möbel nicht<br />
so festlegen. Schließlich passiert<br />
dort ziemlich viel und oft auch<br />
gleichzeitig. Der Hersteller<br />
Gebrüder Thonet hat einen<br />
DesignVorschlag: „Coat Rack“<br />
von Front Design. Und auch<br />
Northern kann sich das Sideboard<br />
„Loud“ gut als Empfangsmöbel<br />
vorstellen (unten).<br />
Das „bei“ ist ein undankbares Präfix.<br />
Schon allein bei den Worten, an<br />
denen es andockt, steht es am Rand.<br />
Zwangsläufig. Präfix eben. Das „bei“<br />
schaut auch ständig ein wenig neidisch<br />
hinüber auf das „mit“. Das darf sich dann<br />
doch ein wenig gleichwertiger fühlen mit<br />
allen, mit denen es zu tun hat. Aber es ist,<br />
wie es ist: Wenn man beigestellt ist, dann<br />
ist man halt nur dabei statt mittendrin.<br />
Auch vielen Tischen geht es nicht anders.<br />
Vor allem jenen, die auf den ersten Blick<br />
auch Hocker sein könnten. Ihre vorbestimmte<br />
Position ist eben der Rand, die<br />
Seite – „Sidetable“ sagt man im Möbel<br />
Jargon ja auch. Der Beistelltisch ist nur der<br />
Handlanger, der Stichwortgeber, die<br />
Ablage, die hingereichte Plattform, das<br />
Möbel gewordene Angebot, die ausgestreckte<br />
Option. Dabei will das kleine<br />
Tischchen ja unbedingt so unglaublich<br />
praktisch sein. Weil man ja so viel zum Ablegen<br />
hat und doch nur einen Schoß und<br />
zwei Hände. Ein guter Beistelltisch (im Bild<br />
„Compass“ vom Hersteller Artifort) wartet<br />
brav beigestellt lang auf seine Aufgabe,<br />
und wenn sie kommt, erledigt er sie, als<br />
hätte er sein ganzes Möbelleben nichts<br />
anders gemacht. Die meisten anderen<br />
Tische haben ihre Aufgaben schon im<br />
Möbelkatalog umgehängt bekommen,<br />
wissen, was auf sie zukommt. Teller,<br />
Besteck oder Computertastaturen, Büroklammern,<br />
Kaffeeflecken. Dem Beistelltisch<br />
ist all das und all das zugleich<br />
zumutbar. Denn er ist das geduldigste<br />
Möbelstück von allen. Eine Randfigur, ein<br />
stummer Diener – und doch so wichtig,<br />
dass man ihn unbedingt erfinden musste.<br />
Im Blickfeld<br />
DORNBIRN. Für Designer müssten ja<br />
Geschäftsberichte die langweiligste Lektüre<br />
des Jahres sein. Außer sie gestalten sie<br />
selbst. Zumtobel arbeitet seit Jahren an<br />
einem konsequenten Ruf: die „Annual<br />
Reports“ zu Designereignissen werden zu<br />
lassen. Abgehandelt wird dabei, naheliegend,<br />
gern das Thema Licht und seine<br />
Effekte. Diesmal war das Architekturbüro<br />
UNStudio gemeinsam mit dem Studio<br />
Bloemndaal & Dekkers dran, um eine Bucharchitektur<br />
zu schaffen. „Transform“ war das<br />
Thema, das zeigt sich schon, wenn man das<br />
Werk aus dem perforierten Schuber holt.<br />
Redaktion: Norbert Philipp. Fotos: Gebrüder Thonet, Chris Tonnesen, unstudio kits, beigestellt<br />
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