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Infos<br />
Region: Der Collio liegt im Osten<br />
von Friaul-Julisch Venetien,<br />
Cormòns ist der Hauptort des<br />
Weinbaugebiets, collio.it<br />
Wein: Borgo Gradis’ciutta in<br />
Gardisciutta bei Gorizia, hübsche<br />
Zimmer, gradisciutta.eu<br />
Azienda Russiz Superiore: in<br />
Capriva del Friuli, dazugehörig:<br />
die Azienda Marco Felluga,<br />
marcofelluga.com<br />
Castello di Spessa: Schloss in<br />
Capriva del Friuli, viele Zimmer,<br />
mit Golfplatz, Platz für Events,<br />
castellodispessa.it<br />
Baroni del Mestri: Weingut in<br />
→<br />
Produzenten. Draußen unter einen Vordach stehen eine<br />
gelbe Vespa und ein gelbes Rad, die vor einiger Zeit von<br />
der Region als Werbemotive und als Inspiration für Radurlaub<br />
geschaffen wurden. Selbiger erlebt derzeit im<br />
Collio rege Nachfrage, radeln Einheimische wie Urlauber<br />
fleißig über die schmalen kurvenreichen Nebenstraßen,<br />
wo auch sonst nur wenige Autos unterwegs sind.<br />
Auf den ersten Blick mag der Collio mit seinen Weingärten<br />
in sanft geschwungener Hügellandschaft, mit den<br />
winzigen Dörfern und überwiegend schlichten Weingütern<br />
und Wohnhäusern recht unauffällig wirken. Reizlos<br />
ist er keinesfalls. Die herrschaftliche Villa Russiz Superiore<br />
ist nur einer von etlichen Plätzen, die Eleganz mit<br />
Authentizität verbinden und ihre Tür öffnen – ohne jede<br />
Hemmschwelle.<br />
Castello und Casanova. Das mag beim Castello<br />
di Spessa, das nur ein paar Kurven entfernt<br />
liegt, anfangs anders wirken. Bei der<br />
Anfahrt zu der großen Schlossanlage aus dem<br />
zwölften Jahrhundert, von einem Golfplatz<br />
eingerahmt auf einem Hügel thronend, mag<br />
man sich leicht unterwürfig fühlen. Das Castello<br />
ist zweifellos der exklusivste Ort für<br />
Ferientage im Collio. Die Statue auf dem Weg<br />
zur Rezeption erinnert an den Besuch von Giacomo<br />
Casanova 1773, der vom Conte Torriani<br />
eingeladen wurde. Angeblich haben sich die<br />
beiden wegen einer angebeteten Witwe zerstritten,<br />
und Casanova soll verärgert abgereist sein.<br />
In den 1980ern kaufte der hiesige Industrielle Loretto<br />
Pali das Castello zunächst als Investment, entdeckte<br />
dann seine Liebe zum Wein und gönnte der Anlage eine<br />
umfassende Renovierung. 100 Betten hat das Schloss<br />
samt Dependancen, und eine 18-LochGolfanlage, die<br />
auch im Winter bespielt werden kann, was viele österreichische<br />
Gäste lockt. Neuerdings mischen sich immer<br />
mehr bunt und körperbetont gekleidete Menschen<br />
unters Golfpublikum, das ja bekanntermaßen Wert auf<br />
standesgemäße Garderobe legt. „Wir bekommen immer<br />
mehr Gäste, die sich hier Räder leihen oder ihre eigenen<br />
Bikes mitbringen und die Umgebung erkunden“,<br />
sagt Marketingleiterin Eleonora Beviglio. Das sind dann<br />
HORIZONTAL.<br />
Rebzeilen überziehen<br />
den Collio,<br />
wohin das Auge<br />
blickt.<br />
POKAL. Der<br />
Pinot Grigio hat<br />
großen Anteil an<br />
den Rebflächen<br />
im Collio.<br />
VERTIKAL. Die<br />
meisten Weißweine<br />
im Collio<br />
trinkt man reinsortig.<br />
Cormòns nahe dem Monte<br />
Quarin, baronidelmestri.it<br />
Infos: Consorzio Tutela Vini<br />
Collio, collio.it<br />
meist E-Bikes, was angesichts der hügeligen Topografie<br />
und der herzhaften Kulinarik eine sinnvolle Ergänzung<br />
sein dürfte. Bei den einheimischen Bikern ist freilich<br />
das klassische Rennrad immer noch die erste Wahl.<br />
Wein als Treibstoff. Wer den Rummel rund um das<br />
Castello nicht mag, kann sich ja auf die Spuren von<br />
Fausto Coppi begeben, der Radlegende der 1950er<br />
Jahre. Am Nordrand des Collio schraubt sich eine<br />
schmale Asphaltstraße hinauf zum Monte Quarin,<br />
einem perfekten Aussichtsbalkon über Cormòns und<br />
das CollioGebiet. Dort verteilen sich elegante Villen<br />
zwischen steilen Weingärten. Auf dem großen Parkplatz<br />
strahlt einem die Statue des großen Fausto Coppi entgegen,<br />
als ob sie sagen wollte: Seid ihr endlich auch<br />
angekommen! Von Coppi existieren alte SchwarzWeiß<br />
Fotos, die ihn zeigen, wie er sich beim Rennen<br />
eine Flasche Wein zur Stärkung reichen ließ.<br />
Ein paar Meter hinter der Statue befindet sich<br />
das Tor zum Weingut Baroni del Mestri der<br />
Familie Cramer. Ein kleiner, museal wirkender<br />
Betrieb in einer unübertrefflichen Panoramalage<br />
mit einer Loggia aus der Mitte des 17. Jahrhunderts<br />
und einem stilvollen Innenhof. „Dort<br />
haben wir Platz für Weinverkostungen und Veranstaltungen<br />
vom Geburtstag bis zur Hochzeit“,<br />
sagt Giampaolo Cramer, dessen Familie das Gut<br />
1971 von der Familie des jung und tragisch aus<br />
dem Leben geschiedenen Philosophen Carlo<br />
Michelstaedter erworben hatte. Es ist wirklich<br />
kein Platz für schwermütige Gedanken. Das familiär wirkende<br />
Gut ist ein inspirierender, fröhlicher Ort, der von<br />
seiner Geschichte und von der friulanischen Lebensart<br />
getragen scheint. Ein Rückzugsgebiet für Genussmenschen.<br />
Wie überhaupt der ganze Collio. s<br />
Fotos: Tiziano Biagi, Reinhold Möller/Wikimedia, Doris Schneider/Julius Kühn-Institut/Wikimedia,<br />
COMPLIANCE-HINWEIS: DIE REISE ERFOLGTE AUF EINLADUNG VON CONSORZIO TUTELA VINI COLLIO<br />
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