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Schaufenster 2022-09-23

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Infos<br />

Region: Der Collio liegt im Osten<br />

von Friaul-Julisch Venetien,<br />

Cormòns ist der Hauptort des<br />

Weinbaugebiets, collio.it<br />

Wein: Borgo Gradis’ciutta in<br />

Gardisciutta bei Gorizia, hübsche<br />

Zimmer, gradisciutta.eu<br />

Azienda Russiz Superiore: in<br />

Capriva del Friuli, dazugehörig:<br />

die Azienda Marco Felluga,<br />

marcofelluga.com<br />

Castello di Spessa: Schloss in<br />

Capriva del Friuli, viele Zimmer,<br />

mit Golfplatz, Platz für Events,<br />

castellodispessa.it<br />

Baroni del Mestri: Weingut in<br />

→<br />

Produzenten. Draußen unter einen Vordach stehen eine<br />

gelbe Vespa und ein gelbes Rad, die vor einiger Zeit von<br />

der Region als Werbemotive und als Inspiration für Radurlaub<br />

geschaffen wurden. Selbiger erlebt derzeit im<br />

Collio rege Nachfrage, radeln Einheimische wie Urlauber<br />

fleißig über die schmalen kurvenreichen Nebenstraßen,<br />

wo auch sonst nur wenige Autos unterwegs sind.<br />

Auf den ersten Blick mag der Collio mit seinen Weingärten<br />

in sanft geschwungener Hügellandschaft, mit den<br />

winzigen Dörfern und überwiegend schlichten Weingütern<br />

und Wohnhäusern recht unauffällig wirken. Reizlos<br />

ist er keinesfalls. Die herrschaftliche Villa Russiz Superiore<br />

ist nur einer von etlichen Plätzen, die Eleganz mit<br />

Authentizität verbinden und ihre Tür öffnen – ohne jede<br />

Hemmschwelle.<br />

Castello und Casanova. Das mag beim Castello<br />

di Spessa, das nur ein paar Kurven entfernt<br />

liegt, anfangs anders wirken. Bei der<br />

Anfahrt zu der großen Schlossanlage aus dem<br />

zwölften Jahrhundert, von einem Golfplatz<br />

eingerahmt auf einem Hügel thronend, mag<br />

man sich leicht unterwürfig fühlen. Das Castello<br />

ist zweifellos der exklusivste Ort für<br />

Ferientage im Collio. Die Statue auf dem Weg<br />

zur Rezeption erinnert an den Besuch von Giacomo<br />

Casanova 1773, der vom Conte Torriani<br />

eingeladen wurde. Angeblich haben sich die<br />

beiden wegen einer angebeteten Witwe zerstritten,<br />

und Casanova soll verärgert abgereist sein.<br />

In den 1980ern kaufte der hiesige Industrielle Loretto<br />

Pali das Castello zunächst als Investment, entdeckte<br />

dann seine Liebe zum Wein und gönnte der Anlage eine<br />

umfassende Renovierung. 100 Betten hat das Schloss<br />

samt Dependancen, und eine 18-Loch­Golfanlage, die<br />

auch im Winter bespielt werden kann, was viele österreichische<br />

Gäste lockt. Neuerdings mischen sich immer<br />

mehr bunt und körperbetont gekleidete Menschen<br />

unters Golfpublikum, das ja bekanntermaßen Wert auf<br />

standesgemäße Garderobe legt. „Wir bekommen immer<br />

mehr Gäste, die sich hier Räder leihen oder ihre eigenen<br />

Bikes mitbringen und die Umgebung erkunden“,<br />

sagt Marketingleiterin Eleonora Beviglio. Das sind dann<br />

HORIZONTAL.<br />

Rebzeilen überziehen<br />

den Collio,<br />

wohin das Auge<br />

blickt.<br />

POKAL. Der<br />

Pinot Grigio hat<br />

großen Anteil an<br />

den Rebflächen<br />

im Collio.<br />

VERTIKAL. Die<br />

meisten Weißweine<br />

im Collio<br />

trinkt man reinsortig.<br />

Cormòns nahe dem Monte<br />

Quarin, baronidelmestri.it<br />

Infos: Consorzio Tutela Vini<br />

Collio, collio.it<br />

meist E-Bikes, was angesichts der hügeligen Topografie<br />

und der herzhaften Kulinarik eine sinnvolle Ergänzung<br />

sein dürfte. Bei den einheimischen Bikern ist freilich<br />

das klassische Rennrad immer noch die erste Wahl.<br />

Wein als Treibstoff. Wer den Rummel rund um das<br />

Castello nicht mag, kann sich ja auf die Spuren von<br />

Fausto Coppi begeben, der Radlegende der 1950er­<br />

Jahre. Am Nordrand des Collio schraubt sich eine<br />

schmale Asphaltstraße hinauf zum Monte Quarin,<br />

einem perfekten Aussichtsbalkon über Cormòns und<br />

das Collio­Gebiet. Dort verteilen sich elegante Villen<br />

zwischen steilen Weingärten. Auf dem großen Parkplatz<br />

strahlt einem die Statue des großen Fausto Coppi entgegen,<br />

als ob sie sagen wollte: Seid ihr endlich auch<br />

angekommen! Von Coppi existieren alte Schwarz­Weiß­<br />

Fotos, die ihn zeigen, wie er sich beim Rennen<br />

eine Flasche Wein zur Stärkung reichen ließ.<br />

Ein paar Meter hinter der Statue befindet sich<br />

das Tor zum Weingut Baroni del Mestri der<br />

Familie Cramer. Ein kleiner, museal wirkender<br />

Betrieb in einer unübertrefflichen Panoramalage<br />

mit einer Loggia aus der Mitte des 17. Jahrhunderts<br />

und einem stilvollen Innenhof. „Dort<br />

haben wir Platz für Weinverkostungen und Veranstaltungen<br />

vom Geburtstag bis zur Hochzeit“,<br />

sagt Giampaolo Cramer, dessen Familie das Gut<br />

1971 von der Familie des jung und tragisch aus<br />

dem Leben geschiedenen Philosophen Carlo<br />

Michelstaedter erworben hatte. Es ist wirklich<br />

kein Platz für schwermütige Gedanken. Das familiär wirkende<br />

Gut ist ein inspirierender, fröhlicher Ort, der von<br />

seiner Geschichte und von der friulanischen Lebensart<br />

getragen scheint. Ein Rückzugsgebiet für Genussmenschen.<br />

Wie überhaupt der ganze Collio. s<br />

Fotos: Tiziano Biagi, Reinhold Möller/Wikimedia, Doris Schneider/Julius Kühn-Institut/Wikimedia,<br />

COMPLIANCE-HINWEIS: DIE REISE ERFOLGTE AUF EINLADUNG VON CONSORZIO TUTELA VINI COLLIO<br />

40 <strong>Schaufenster</strong>

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