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SCHLUSS<br />
Randerscheinung<br />
Die Ich-Pleite<br />
von Florian Asamer<br />
von Annemarie<br />
Ich weiß nicht, ob ich das schon<br />
erzählt habe, aber wir haben den<br />
herzigsten Hund der Welt. Was schon<br />
erstaunlich ist, wenn man bedenkt,<br />
wie viele Hunde es gibt. Und umso<br />
erstaunlicher, da wir auch schon die<br />
liebsten Kinder auf dem Planeten<br />
haben. Na ja, ein Riesenglück eben.<br />
Während die Buben gerade wie von<br />
selbst laufen, hängt sich der Hund<br />
allerdings ein wenig hinein. Zum einen<br />
führt das schlechter werdende Wetter<br />
dazu, dass jeder Spaziergang (wir<br />
sagen „Walk“ dazu, seit er bei einer<br />
Hundesitterin war, als wir ihn nicht in<br />
den Urlaub mitnehmen konnten) ein<br />
inverser Hausputz ist. Während man<br />
beim Putzen versucht, den Dreck<br />
wieder aus der Wohnung hinauszubekommen,<br />
wische ich beim Walk die<br />
Umgebung mit dem Hund, dessen Fell<br />
einem Mopp nahekommt, auf, der<br />
nach seiner Rückkehr alles gleichmäßig<br />
in den Zimmern verteilt. Gut, man<br />
darf nicht kleinlich sein, vom Boden<br />
essen ja auch jene nicht, bei denen das<br />
vom hygienischen Aspekt her theoretisch<br />
möglich wäre. Schwieriger ist da<br />
schon die Frage, wer sich nach Ende<br />
der Sommerferien untertags um den<br />
Hund kümmert. Nachdem der Jüngste<br />
zwei Mal die Woche Nachmittagsuntericht<br />
hat und sich erstmals seit<br />
25 Jahren (so alt ist der Älteste) niemand<br />
mehr um eine Kinderbetreuung<br />
kümmern müsste, muss jetzt jemand<br />
zum Hund heimhetzen. Der wartet auf<br />
sein Futter (könnte man freilich auf<br />
den Abend verlegen), braucht Auslauf<br />
und vor allem Ansprache, an die er<br />
sich während der Pandemie und den<br />
Sommerferien im Übermaß gewöhnt<br />
hat. Effiziente (im Sinn von ressourcenschonende)<br />
Familienplanung war<br />
ja noch nie unsere Stärke. Oder man<br />
deutet es eher vom Unbewussten her:<br />
Offenbar kümmern wir uns gern. Was<br />
auch kein Wunder ist, wenn man den<br />
herzigsten Hund von allen hat. s<br />
DiePresse.com/randerscheinung<br />
„Do the<br />
peanut butter jelly,<br />
peanut butter jelly.<br />
Peanut butter jelly<br />
with a<br />
football cap.“<br />
DAS POP-ZITAT DER WOCHE.<br />
Das „PBJ“-Sandwich gilt in den USA als<br />
absolutes Trostessen – eine beschwingte<br />
Hymne sangen die Buckwheat Boyz im Jahr<br />
2004 ein: Auf zum Erdnussbutter-Tanz!<br />
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Hinweis: Die in dieser Ausgabe vorgestellten Produkte wurden der Redaktion zum Teil<br />
zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.<br />
Es gibt wieder einen nationalen<br />
Schulterschluss. Nach „Too big to<br />
fail“ (Bankenkrise), „Refugees welcome“<br />
(Flüchtlingskrise) und „Koste<br />
es, was es wolle“ (Coronakrise) haben<br />
wir jetzt die „Mission 11“-Energiekrise.<br />
Die Energieministerin sagt: Wenn wir<br />
uns alle ein bisschen bemühen, können<br />
wir locker elf Prozent Energie einsparen.<br />
Und die Menschen reagieren<br />
auch schon. Jeder denkt ans Einsparen.<br />
Kühlschrank-Abtauen, Licht-<br />
Ausschalten, Heizung-Zurückdrehen.<br />
Man spürt die Aufbruchsstimmung.<br />
Wildfremde Menschen geben einander<br />
Tipps. Mir hat zum Beispiel ein<br />
Leser angeboten, vorbeizukommen,<br />
um mir zu zeigen, wie man Fenster<br />
abdichtet. Er hat mir auch ein Modell<br />
geschickt, mit dem ich ausrechnen<br />
kann, ob mein Energieverbrauch noch<br />
im grünen Bereich ist. Vielen Dank an<br />
dieser Stelle! Sie kennen es vielleicht?<br />
Man dividiert den Jahres-Gas- oder<br />
-Fernwärmeverbrauch durch die<br />
Quadratmeter seiner Wohnung. Dann<br />
sollte ein Wert unter 80 kWh herauskommen.<br />
Wenn nicht, hat man ein<br />
Problem, schreibt der Leser. Ich habe<br />
ein Problem. Ich sage nicht, wie groß<br />
es ist. Aber ich fürchte, mit dem Abdichten<br />
der Fenster ist es nicht getan.<br />
Fenster zumauern wäre wahrscheinlich<br />
besser. Das sind die hohen Räume,<br />
die Kastenfenster, die alten Heizkörper.<br />
Wäre ich in Tirol geblieben,<br />
könnte ich selbst erneuerbaren Strom<br />
erzeugen. Das wäre der Umwelt wahrscheinlich<br />
am liebsten. Sicher, ich bin<br />
extra nach Wien gezogen, um romantisch<br />
im Altbau zu wohnen. Aber für<br />
die Umwelt müssen wir alle Opfer<br />
bringen. Aber welche genau, hat sie<br />
nicht gesagt. Man könnte auch auf<br />
andere Weise Wärme erzeugen. Sich<br />
einen Partnerbörse-Account zulegen<br />
zum Beispiel. Oder eine warme Wintergarderobe.<br />
Ich glaube, „Mission 11“<br />
wird mir richtig Spaß machen. s<br />
DiePresse.com/ichpleite<br />
Illustration „Pop-Quiz-Zitat“: Nina Ober, Fotos: Carolina Frank<br />
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