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Schaufenster 2022-09-23

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SCHLUSS<br />

Randerscheinung<br />

Die Ich-Pleite<br />

von Florian Asamer<br />

von Annemarie<br />

Ich weiß nicht, ob ich das schon<br />

erzählt habe, aber wir haben den<br />

herzigsten Hund der Welt. Was schon<br />

erstaunlich ist, wenn man bedenkt,<br />

wie viele Hunde es gibt. Und umso<br />

erstaunlicher, da wir auch schon die<br />

liebsten Kinder auf dem Planeten<br />

haben. Na ja, ein Riesenglück eben.<br />

Während die Buben gerade wie von<br />

selbst laufen, hängt sich der Hund<br />

allerdings ein wenig hinein. Zum einen<br />

führt das schlechter werdende Wetter<br />

dazu, dass jeder Spaziergang (wir<br />

sagen „Walk“ dazu, seit er bei einer<br />

Hundesitterin war, als wir ihn nicht in<br />

den Urlaub mitnehmen konnten) ein<br />

inverser Hausputz ist. Während man<br />

beim Putzen versucht, den Dreck<br />

wieder aus der Wohnung hinauszubekommen,<br />

wische ich beim Walk die<br />

Umgebung mit dem Hund, dessen Fell<br />

einem Mopp nahekommt, auf, der<br />

nach seiner Rückkehr alles gleichmäßig<br />

in den Zimmern verteilt. Gut, man<br />

darf nicht kleinlich sein, vom Boden<br />

essen ja auch jene nicht, bei denen das<br />

vom hygienischen Aspekt her theoretisch<br />

möglich wäre. Schwieriger ist da<br />

schon die Frage, wer sich nach Ende<br />

der Sommerferien untertags um den<br />

Hund kümmert. Nachdem der Jüngste<br />

zwei Mal die Woche Nachmittagsuntericht<br />

hat und sich erstmals seit<br />

25 Jahren (so alt ist der Älteste) niemand<br />

mehr um eine Kinderbetreuung<br />

kümmern müsste, muss jetzt jemand<br />

zum Hund heimhetzen. Der wartet auf<br />

sein Futter (könnte man freilich auf<br />

den Abend verlegen), braucht Auslauf<br />

und vor allem Ansprache, an die er<br />

sich während der Pandemie und den<br />

Sommerferien im Übermaß gewöhnt<br />

hat. Effiziente (im Sinn von ressourcenschonende)<br />

Familienplanung war<br />

ja noch nie unsere Stärke. Oder man<br />

deutet es eher vom Unbewussten her:<br />

Offenbar kümmern wir uns gern. Was<br />

auch kein Wunder ist, wenn man den<br />

herzigsten Hund von allen hat. s<br />

DiePresse.com/randerscheinung<br />

„Do the<br />

peanut butter jelly,<br />

peanut butter jelly.<br />

Peanut butter jelly<br />

with a<br />

football cap.“<br />

DAS POP-ZITAT DER WOCHE.<br />

Das „PBJ“-Sandwich gilt in den USA als<br />

absolutes Trostessen – eine beschwingte<br />

Hymne sangen die Buckwheat Boyz im Jahr<br />

2004 ein: Auf zum Erdnussbutter-Tanz!<br />

Impressum<br />

Medieninhaber, Redaktion und Herausgeber: „Die Presse“Verlags-Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 1030<br />

Wien, Hainburger Straße 33. Tel.: 01/514 14-Serie. E-Mail: schaufenster@diepresse.com,vorname.<br />

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Chefredakteur „Die Presse“: Rainer Nowak.<br />

Chefredakteur „<strong>Schaufenster</strong>“: Mag. Dr. Daniel Kalt.<br />

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Burghardt (kar.). Reise: Mag. Madeleine Napetschnig. Kultur: Barbara Petsch. MMag. Daniela<br />

Tomasovsky. Online: Eva Dinnewitzer MA. Christine Mayrhofer BA MA. Mag. Sabine Hottowy (kar.).<br />

Mag. Christina Lechner (kar.). Fotoredaktion: Mag. Christine Pichler.<br />

Programm: Azra Husanovic BA MA. Mag. Magdalena Mayer BA. Art Direction: Matthias Eberhart.<br />

Bildbearbeitung, Grafik: Christian Stutzig, Patricia Varga. Lektorat: Mag. Ewald Schreiber.<br />

Anzeigendisposition: Alexander Schindler. Art Copyright: VBK/Wien. Anzeigen: Walter Celand<br />

(Geschäftsbereich Lifestyle). Hersteller: Druck Styria GmbH & CoKG. Herstellungsort: Vác/HU.<br />

Hinweis: Die in dieser Ausgabe vorgestellten Produkte wurden der Redaktion zum Teil<br />

zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.<br />

Es gibt wieder einen nationalen<br />

Schulterschluss. Nach „Too big to<br />

fail“ (Bankenkrise), „Refugees welcome“<br />

(Flüchtlingskrise) und „Koste<br />

es, was es wolle“ (Coronakrise) haben<br />

wir jetzt die „Mission 11“-Energiekrise.<br />

Die Energieministerin sagt: Wenn wir<br />

uns alle ein bisschen bemühen, können<br />

wir locker elf Prozent Energie einsparen.<br />

Und die Menschen reagieren<br />

auch schon. Jeder denkt ans Einsparen.<br />

Kühlschrank-Abtauen, Licht-<br />

Ausschalten, Heizung-Zurückdrehen.<br />

Man spürt die Aufbruchsstimmung.<br />

Wildfremde Menschen geben einander<br />

Tipps. Mir hat zum Beispiel ein<br />

Leser angeboten, vorbeizukommen,<br />

um mir zu zeigen, wie man Fenster<br />

abdichtet. Er hat mir auch ein Modell<br />

geschickt, mit dem ich ausrechnen<br />

kann, ob mein Energieverbrauch noch<br />

im grünen Bereich ist. Vielen Dank an<br />

dieser Stelle! Sie kennen es vielleicht?<br />

Man dividiert den Jahres-Gas- oder<br />

-Fernwärmeverbrauch durch die<br />

Quadratmeter seiner Wohnung. Dann<br />

sollte ein Wert unter 80 kWh herauskommen.<br />

Wenn nicht, hat man ein<br />

Problem, schreibt der Leser. Ich habe<br />

ein Problem. Ich sage nicht, wie groß<br />

es ist. Aber ich fürchte, mit dem Abdichten<br />

der Fenster ist es nicht getan.<br />

Fenster zumauern wäre wahrscheinlich<br />

besser. Das sind die hohen Räume,<br />

die Kastenfenster, die alten Heizkörper.<br />

Wäre ich in Tirol geblieben,<br />

könnte ich selbst erneuerbaren Strom<br />

erzeugen. Das wäre der Umwelt wahrscheinlich<br />

am liebsten. Sicher, ich bin<br />

extra nach Wien gezogen, um romantisch<br />

im Altbau zu wohnen. Aber für<br />

die Umwelt müssen wir alle Opfer<br />

bringen. Aber welche genau, hat sie<br />

nicht gesagt. Man könnte auch auf<br />

andere Weise Wärme erzeugen. Sich<br />

einen Partnerbörse-Account zulegen<br />

zum Beispiel. Oder eine warme Wintergarderobe.<br />

Ich glaube, „Mission 11“<br />

wird mir richtig Spaß machen. s<br />

DiePresse.com/ichpleite<br />

Illustration „Pop-Quiz-Zitat“: Nina Ober, Fotos: Carolina Frank<br />

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