VIELSEITIG. Antje Schupp macht Theater, Performance und Tanz. KÜR. Johannes Hoffmann erhielt den Retzerhofer Dramapreis 2021. Die Liebe braucht den Nachtschatten Jugendliche optimieren sich für den neoliberalen Markt. Zumindest am Tag. Das Burgtheater zeigt „Nachtschattengewächse“. Vier Jugendliche – Ivette, Joanna, Moritz und Jonas – besuchen ein Internat, das sie als bessere Menschen in eine glänzende Zukunft entlassen soll. Das System hier ist streng hierarchisch und lässt alle aufsteigen, die Einsatz zeigen, sich selbst optimieren und perfekt anpassen: Auslöschung individueller Erinnerungen, Leibeserziehung und Sauberkeit sind Tugenden. Emotionen sind verboten, und alle Erinnerungen an die Kindheit müssen sich die Teenager abtrainieren. Eltern oder Erzieher gibt es keine – die Regeln scheinen selbst auferlegt. Und sie gelten am Tag, wenn es so hell ist, dass sich alles kontrollieren lässt. Jedoch: Nachts, im Dunkeln, erwachen die Erinnerungen, Zweifel, Gefühle und Träume. Nachts werden Freundschaften geschlossen, Geheimnisse gesammelt, wird vorsichtig die Liebe probiert. „Nachtschattengewächse“ heißt das Stück von Johannes Hoffmann, das ab 24. September im Vestibül zu sehen ist. Der Autor wurde dafür im Vorjahr mit dem Retzhofer Dramapreis 2021 ausgezeichnet. Die Schweizer Regisseurin Antje Schupp bringt es mit Studierenden des Max Reinhardt Seminars auf die Bühne. „Mich hat das Stück sehr berührt. Es ist eine sehr gut gebaute, spannende Geschichte. Mit dem, was da verhandelt Text: Daniela Tomasovsky wird, kann man Heranwachsende, aber auch Erwachsene gut packen“, sagt sie. Wer will ich sein? Hält man sich an Regeln? Wie geht man mit Regelverstößen um? Irgendwann kommt ein fünfter Jugendlicher – Henrique – ins Spiel: Er fungiert als eine Art Katalysator, löst Veränderungen aus. Er scheint dem System zu widerstehen und sucht eher nach Spaß und Ablenkung jenseits der Vorgaben. Nach Freiheit! Das wirkt auf die anderen: Der Gemobbte will sich etwa nicht mehr mobben lassen... „Am Schluss kommt es zu einer überraschenden Wendung, die Hoffnung gibt“, verrät Schupp, mehr will sie allerdings nicht spoilern. Die fünf Darstellerinnen und Darsteller – Pilar Borower, Seide Noffke, Eren Kavukoğlu, Johannes Deckenbach und Ruben Sabel – hat Schupp in einem Workshop am Max Reinhardt Seminar kennengelernt. „Ich caste selten nach Typen, ich sehe in jedem Spieler und jeder Spielerin das Potenzial, viele Persönlichkeiten darzustellen. Mir war in dem Fall wichtig, dass die Gruppe eine gute Konstellation ist– weil sie ja auch als Gruppe auf der Bühne steht.“ Unsicherheit und Erlebnishunger. Bei jungen Schauspielerinnen und Schauspielern gehe es natürlich nicht nur um Regie, sondern auch um Ausbildung. „Es sind alles sehr spannende Spielerinnen und Spieler, sehr selbstsicher, offen und spielfreudig. Und es sind sehr vielschichtige Charaktere, die sie verkörpern. Sehr gut beschrieben, auch mit den jeweiligen Schwächen – Unsicherheit, Rastlosigkeit, Erlebnishunger.“ Die Bühne des Vestibüls eigne sich ideal für das Stück, weil die Atmosphäre intim ist, die Zuschauer nahe dran sind. „Kunstrasen ist das Kernelement unseres Bühnenbilds. Wir nutzen aber auch die Nischen. Und haben eine sehr schicke Farbmischung“, sagt Schupp. Der Regisseurin ist Vielseitigkeit wichtig. Sie selbst hat eine klassische Musikausbildung (Klavier), hat sich dann aber gegen eine einschlägige Karriere entschieden. „Seit ich 19 bin, habe ich viel Theater gemacht und bin über die praktische Arbeit zur Regie gekommen“, erzählt sie. Schupp, die auch Autorin und Performerin ist, arbeitet gern in kokreativen Prozessen sowie mit nicht professionellen Darstellern. Ihre nächsten Projekte: Eine Performance zu Strawinskys „The Rite of Spring“ („Le sacre du printemps“) im Oktober in Bern oder „Angel’s Bone“, eine (Rock-)Oper in Augsburg. s Tipp „NACHTSCHATTENGEWÄCHSE“. Von Johannes Hoffmann, Regie: Antje Schupp. Ab 13 Jahren. Vorstellungen: 24. und 28. 9., 9. und 14. 10., Burgtheater Vestibül. Fotos: Andreas Tobias, Nicolas Bruni. 54 <strong>Schaufenster</strong>
WEIN SPEZIAL Niederösterreich ©ÖWM /EgonMark Im Herbst richtetdas <strong>Schaufenster</strong> der„Presse“seine volleAufmerksamkeitwieder aufdas ThemaWeinaus Österreich. MitNiederösterreich, demBurgenland undder Steiermark decktdas Wein Spezialdie wichtigstenWeinbaugebiete unseresLandesabund geht aufdie Besonderheiten derjeweiligen Region ein. Abgerundetwirddas Wein Spezialdurch Event-Tippsrundumden österreichischen Wein. WEITERETERMINE: 21.Oktober <strong>2022</strong>:Burgenland 11.November<strong>2022</strong>:Steiermarkt Erscheintam 13.September im <strong>Schaufenster</strong>