material+technik_Ausgabe 06.2022
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Macher & Märkte<br />
Italien: Guter Jahresstart,<br />
schlechtes Ende?<br />
Die italienische Möbelindustrie war nach einem sehr<br />
erfreulichen Jahr 2021 ebenso hoffnungsvoll ins<br />
Jahr 2022 gestartet. Ihr Höhenflug wurde durch den<br />
Ukraine-Krieg im Jahresverlauf allerdings kräftig<br />
ausgebremst, so dass die Branche ihre Erwartungen<br />
für das Gesamtjahr deutlich zurückfahren musste.<br />
Die Jahresbilanz 2021 war für die<br />
italienische Einrichtungsindustrie<br />
sehr erfreulich ausgefallen. Laut<br />
Angaben des Branchenverbandes<br />
FederlegnoArredo konnte die<br />
gesamte Einrichtungssparte inklusive<br />
Beleuchtungskörpern ihren<br />
Umsatz gegenüber dem vorangegangenen<br />
Jahr um 21,7 Prozent auf<br />
26 Mrd. Euro steigern. Durch die<br />
kräftige Nachfrage konnte selbst<br />
der Umsatz des Vor-Pandemie-<br />
Jahres 2019 um 10,7 Prozent übertroffen<br />
werden. Das zweistellige<br />
Umsatzplus verdankt die Einrichtungsindustrie<br />
vor allem den Verkäufen<br />
im Inland, die auf 12,5 Mrd.<br />
Euro stiegen und damit gegenüber<br />
2020 um 23,7 Prozent zulegten.<br />
Der erzielte Umsatz lag zudem 12,8<br />
Prozent über dem Wert von 2019.<br />
Den Zuwachs in der Möbelsparte<br />
beziffert FederlegnoArredo auf<br />
25,6 Prozent gegenüber 2020 und<br />
15,6 Prozent gegenüber 2019. Insgesamt<br />
belief sich der Umsatz auf<br />
16 Mrd. Euro, wobei Preiserhöhungen<br />
infolge gestiegener Materialpreise<br />
zu diesem Ergebnis beigetragen<br />
hatten. Andererseits hatte<br />
auch der italienische Staat den<br />
Möbelkauf stark angekurbelt. Dies<br />
spiegelt sich im Inlandsabsatz<br />
wider, der gegenüber 2020 um 27<br />
Prozent und gegenüber 2019 um<br />
16,6 Prozent zulegte. Im Export<br />
waren die Möbelhersteller allerdings<br />
ebenfalls erfolgreich. Hier<br />
lagen die Zuwachsraten bei 23,6<br />
bzw. 14,4 Prozent.<br />
Werden in die Betrachtung die<br />
anderen Sparten der Holzindustrie<br />
einbezogen, so belief sich der<br />
Umsatz der gesamten Holz- und<br />
Möbelindustrie des Landes auf 49<br />
Mrd. Euro, von denen 18 Mrd. Euro<br />
im Export erzielt wurden. Das war<br />
ein Zuwachs von 14,1 Prozent<br />
gegenüber 2020 und 14,3 Prozent<br />
gegenüber 2019, als der Umsatz<br />
noch 43 Mrd. Mrd. Euro betrug.<br />
Kräftig gewachsen war insbesondere<br />
der Absatz der Industriesparte<br />
auf dem heimischen Markt, der<br />
gegenüber 2020 um 28,9 Prozent<br />
und gegenüber 2019 um 18,5 Prozent<br />
zulegte. Beim Export fielen die<br />
Steigerungsraten des Industriezweiges<br />
moderater aus: 20,6 Prozent<br />
Plus gegenüber 2020 und 7,3<br />
Prozent gegenüber 2019.<br />
Rückenwind durch Steuererleichterungen<br />
Die durchweg zweistelligen Steigerungsraten<br />
sind nicht zuletzt den<br />
verschiedenen Förderprogrammen<br />
der italienischen Regierung zu verdanken,<br />
die seit Jahren die Renovierung<br />
und Sanierung von Wohnungen<br />
und Häusern sowie den<br />
Kauf neuer Einrichtungen kräftig<br />
unterstützt. Sowohl der „Superbonus“<br />
als auch der „Bonus mobili“<br />
haben sich in den vergangenen<br />
Jahren positiv auf den Umsatz des<br />
Industriezweigs ausgewirkt. So<br />
sieht der „Superbonus“ für energetische<br />
Sanierungsmaßnahmen<br />
einen Steuerabsetzbetrag von 110<br />
Prozent über einen Zeitraum von<br />
fünf bzw. ab 2022 von vier Jahren<br />
vor.<br />
Der „Bonus mobili ed elettrodomestici“<br />
bedeutet eine Steuerermäßigung<br />
von fünfzig Prozent auf maximal<br />
10.000 Euro für den Kauf von<br />
Möbeln und energiesparenden<br />
Haushaltsgeräten. Da beide Steuererleichterungen<br />
auch im nächsten<br />
Jahr beibehalten werden, erwartet<br />
die Branche erneute Kaufimpulse,<br />
falls diese nicht durch den kräftigen<br />
Anstieg der Energie- und Lebenshaltungskosten<br />
ausgebremst werden.<br />
Der Salone del Mobile in Mailand wurde im vergangenen Juni<br />
wieder zum Schaufenster der italienischen Möbeindustrie.<br />
Last June, the Salone del Mobile in Milan once again became the<br />
showcase for the Italian furniture industry.<br />
Photo: Henjes<br />
Erfolg im Ausland<br />
Weiteren Rückenwind erhofft sich<br />
die italienische Einrichtungsindustrie<br />
vom Export, der 2021 auf 13,5<br />
Mrd. Euro gestiegen ist, was ein<br />
Plus von 9,3 Prozent gegenüber<br />
2019 bedeutet. Das Interesse an<br />
italienischen Küchenmöbeln<br />
erwies sich als besonders groß,<br />
denn die Sparte konnte ihre Ausfuhren<br />
um 24 Prozent gegenüber<br />
2020 und um 12,2 Prozent gegenüber<br />
2019 ausbauen. Erfreulich entwickelte<br />
sich auch die Außenhandelsbilanz<br />
der Einrichtungsindustrie:<br />
Die Ausfuhren konnten die Einfuhren<br />
um 9,3 Mrd. Euro übersteigen,<br />
was einem Plus von 7,2 Prozent<br />
gegenüber 2019 entspricht. Den<br />
Außenhandelsbilanz-Überschuss<br />
der Möbelindustrie beziffert FederlegnoArredo<br />
auf 5,7 Mrd. Euro.<br />
Gedämpfte Erwartungen<br />
Der Start ins Jahr 2022 war für die<br />
Einrichtungsindustrie nicht minder<br />
erfolgreich verlaufen. So konnten<br />
die Möbelhersteller im ersten<br />
Italy: Good start to the year, bad end?<br />
Quartal 2022 ihren Umsatz um<br />
24,5 Prozent gegenüber dem vergleichbaren<br />
Vorjahreszeitraum steigern.<br />
Dabei betrug der Zuwachs im<br />
Inland 27,2 Prozent, während der<br />
Auslandsumsatz um 21 Prozent<br />
stieg. Die Experten des Marktforschungsinstituts<br />
CSIL führen den<br />
guten Jahresstart vor allem auf den<br />
hohen Auftragsbestand zum Jahresende<br />
2021 zurück.<br />
Für das Gesamtjahr 2022 haben die<br />
Marktforscher ihre Erwartungen<br />
inzwischen zurückgeschraubt und<br />
gehen davon aus, dass die italienische<br />
Möbelproduktion im laufenden<br />
Jahr nur noch um reale 0,9 Prozent<br />
wächst. Bei den Prognosen für<br />
2023 zeigt sich das Institut ebenfalls<br />
pessimistisch und erwartet<br />
nur noch ein Plus von 0,5 Prozent.<br />
Sollte es in den nächsten Monaten<br />
zu Energieversorgungsproblemen<br />
und in der Folge zu Produktionseinstellungen<br />
vor allem im Holzwerkstoffbereich<br />
kommen, so befürchtet<br />
CSIL ein deutlich schlechteres<br />
Jahresergebnis. <br />
ba<br />
After a very encouraging 2021, the Italian furniture industry startet<br />
equally hopeful into 2022. However, the Ukraine war considerably<br />
slowed down their soaring success during the course of the year,<br />
resulting in the industry having to significantly reduce its expectations<br />
for the year as a whole. The CSIL market research institute forecasts real<br />
production growth of just 0.9 per cent for the industry. In 2023, an<br />
increase of just 0.5 per cent is expected. The entire furnishings sector<br />
(including lighting fixtures) had been able to increase its turnover by 21.7<br />
per cent to EUR 26 billion in 2021 compared to the previous year.<br />
Compared to 2019, the increase was 10.7 per cent.<br />
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<strong>material+technik</strong> möbel 06|22