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material+technik_Ausgabe 06.2022

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Fokus<br />

und hat im Jahr 2011 mit der „Palis<br />

750“ die erste Anlage in seinem<br />

Marktsegment installiert. Er erläuterte<br />

die anfänglichen Probleme<br />

mit dieser Technologie und zeigte<br />

die Lernphase auf, die das<br />

Unternehmen dabei durchlaufen<br />

musste. Denn auch wenn 2017 mit<br />

der „RotaJet 138“ von Koenig &<br />

Bauer eine zweite und 2020 mit<br />

der „RotaJet 225“ eine dritte<br />

Anlage installiert wurde, könne<br />

laut Referent erst seit 2022 davon<br />

gesprochen werden, dass das Ziel<br />

einer industriellen Produktion<br />

erreicht worden sei. Die für 2022<br />

geplante Produktionsmenge bezifferte<br />

Bierfreund auf rund 15 Mio.<br />

m 2 , 2023 wolle man 25 Mio. m 2<br />

digital drucken. Wie er weiter<br />

berichtete, konnte Interprint erst<br />

2017 die Probleme mit Tinte,<br />

Druckkopf, Papier und Primer etc.<br />

in den Griff bekommen. Inzwischen<br />

habe man auch erkannt, dass der<br />

Digitaldruck ein anderes Geschäftsmodell<br />

erfordere. Bislang sei das<br />

Verkaufsteam auf Mengenverkauf<br />

getrimmt gewesen, während beim<br />

Digitaldruck der Wert des<br />

Produktes in den Vordergrund<br />

gestellt werden müsse. Auch habe<br />

man die Erfahrung gemacht, dass<br />

für einen erfolgreichen Digitaldruckprozess<br />

die Zusammenarbeit<br />

mit spezialisierten Partnern in<br />

jeder Prozessphase erforderlich<br />

sei. Diese Partner habe man in<br />

IPAC, X-Rite, AVA, ColourGate ,<br />

Staedler, Agfa sowie Koenig &<br />

Bauer inzwischen gefunden<br />

Automatisierte Farbkontrolle<br />

Royce Dodds (Egger) knüpfte an<br />

seinen Vortrag auf der letztjährigen<br />

Konferenz an und berichtete von<br />

28<br />

<strong>material+technik</strong> möbel 06|22<br />

der erfolgreichen Umsetzung einer<br />

automatisierten Farbkontrolle bei<br />

der Herstellung von digital<br />

bedruckten Kantenbändern im<br />

Egger-Werk in Brilon.<br />

Im vergangenen Jahr hatte er<br />

darüber informiert, dass mit einem<br />

Offline-Verfahren die Farbkontinuität<br />

und -wiederholbarkeit im<br />

Digitaldruckverfahren gewährleistet<br />

werden könne. Ziel der<br />

weiteren Entwicklungsarbeit von<br />

Egger und IPAC sei es jedoch<br />

gewesen, diesen Vorgang zu automatisieren<br />

und eine Inline-Farbüberwachung<br />

auf die Beine zu<br />

stellen. Egger hatte 2017 mit der<br />

Produktion von digital bedruckten<br />

Kantenbändern begonnen und hat<br />

seit 2021 bereits eine zweite<br />

Digitaldruckanlage am Netz. Um<br />

eine Farbkonstanz und eine<br />

Wiederholbarkeit der Farben zu<br />

erzielen, wurde zunächst das<br />

„ACMS“-System von IPAC installiert.<br />

Das System vergleicht offline<br />

die gedruckten Farben mit der<br />

Vorlage, so dass der Bediener bei<br />

Bedarf die erforderlichen Farbangleichungen<br />

vornehmen kann.<br />

Durch die Neuentwicklung „ICMS“<br />

erfolgt die Kontrolle der Farbkonstanz<br />

laut Angaben von Dodds nun<br />

inline, Farbabweichungen werden<br />

automatisch gemeldet. Die<br />

subjektive Beurteilung der Muster<br />

durch eine Person sei nun durch<br />

eine objektive Messmethode<br />

ersetzt worden. In Zusammenarbeit<br />

mit ColorGate wurde das<br />

System um ein Farbmanagement<br />

ergänzt und der Workflow so abgerundet<br />

werden konnte. Laut Dodds<br />

sei man nun in der Lage, noch vor<br />

Produktionsstart ein Farbprofil zu<br />

generieren und bei Bedarf das<br />

Royce Dodds: „Wir können nun inline die Farbkonstanz überwachen.“<br />

Royce Dodds: “We can now monitor colour consistency inline”.<br />

Robert Bierfreund:<br />

„Digitaldruck setzt<br />

die Zusammenarbeit<br />

mit spezialisierten<br />

Partnerfirmen<br />

voraus.“<br />

Robert Bierfreund:<br />

“Digital printing<br />

requires cooperation<br />

with specialised<br />

partner companies”.<br />

Druckfile mit der sog. „Loop“-<br />

Funktion zu korrigieren.<br />

Echtzeit-Überwachung der<br />

Produktionsparameter<br />

Eine neue Lösung zur Überwachung<br />

des Produktionsprozesses<br />

dekorativer Oberflächen stellte<br />

Carsten Brinkmeyer (Hymmen)<br />

vor. Zu diesem Zweck hat das<br />

Unternehmen eine App mit dem<br />

Namen „smart2i“ entwickelt, die<br />

es den Anwendern ermöglicht, alle<br />

Produktionsparameter in Echtzeit<br />

zu überwachen und zu analysieren.<br />

Sicherheitsaspekten habe man bei<br />

der Programmierung des cloudbasierten<br />

Systems eine große Rolle<br />

beigemessen. So werden in die<br />

Cloud ausschließlich mit Hilfe von<br />

Zertifikaten in der Steuerung<br />

verschlüsselte Maschinendaten<br />

übertragen, während von außen<br />

kein Zugriff auf die Software<br />

möglich sei. Autorisierte Nutzer<br />

könnten die Daten von jedem Gerät<br />

abrufen und in individuell gestalteten<br />

Dashboards darstellen<br />

lassen. Die Praxisvorteile erläuterte<br />

der Referent anhand von Ergebnissen,<br />

die ein Kunde bereits auf<br />

der Hymmen-Digitaldruckanlage<br />

„Jupiter“ mit der Software erzielen<br />

konnte. Insgesamt rund 200<br />

Sensoren überwachen kontinuierlich<br />

alle Prozess- und Qualitätsparameter.<br />

Dadurch habe der<br />

Andwender erkennen können, dass<br />

z. B. die Umgebungstemperatur<br />

entscheidenden Einfluss auf den<br />

Glanzgrad der Oberfläche hatte, und<br />

konnte entsprechende Maßnahmen<br />

ergreifen. Außerdem könne mit<br />

„smart2i“ der Energieverbrauch der<br />

Produktionsanlagen aufgezeichnet,<br />

analysiert und dann gezielt reduziert<br />

werden.<br />

Hybrider Dekordruck<br />

In ihrem Vortrag berichteten Nick<br />

Langford (AVA CAD/CAM) und<br />

Bernd Bergmann (IPAC) über die<br />

gemeinsame Arbeit an der<br />

Entwicklung einer Lösung, die<br />

einen Wechsel zwischen digitaler<br />

und analoger Produktion und umgekehrt<br />

erleichtert. Wie beide Referenten<br />

hervorhoben, müsse in<br />

einer hybriden Welt gewährleistet<br />

sein, dass der Wechsel zwischen<br />

den beiden Drucktechnologien<br />

keinen negativen Einfluss auf die<br />

Qualität des Endprodukts haben<br />

dürfe bzw. beide Produkte identisch<br />

sein müssten. In seinem Vortrag<br />

hob Langford die Vorteile einer<br />

hybriden Produktion hervor, die in<br />

einer geringeren Lagerhaltung,<br />

weniger Abfall und einer größeren<br />

Marktnähe bestehen. Bislang<br />

wurden diese Vorteile in der Dekoroberflächenindustrie<br />

allerdings<br />

nicht genutzt, da der Vorprozess<br />

zwar digital ablief, der Produktionsprozess<br />

selbst aber analog erfolgte.<br />

Nach Ansicht von Langford sind<br />

die Probleme, denen sich<br />

Anwender beim Wechsel zwischen<br />

Digital und Analog gegenübersehen,<br />

mit Hilfe standardisierter<br />

Prozesse beherrschbar. Dies sei<br />

aber nur möglich, wenn alle erforderlichen<br />

und notwendigen Daten<br />

vorhanden seien, betonte der<br />

Referent. Wie Bergmann informierte,<br />

stelle das System „ACMS<br />

zero“ von IPAC diese Daten zur<br />

Verfügung, da das Modul spektrale<br />

Bilder ermittle. Damit könnten die<br />

Farben für verschiedenen Kombinationen<br />

von Beleuchtung und<br />

Beobachter gemessen und eventuelle<br />

Metamerie-Effekte vorzeitig<br />

erkannt und behoben werden. Es<br />

liefere eine objektive und vor allem

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