akzent Magazin November '22 GB
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SEEZUNGE<br />
31<br />
©Peter Hummel<br />
MaestroCappelli präsentiertinder Fabbrica einenRechenfrischgebackener<br />
Panettone di SanGallo.<br />
Dieindustrielle, oft sehr trockeneMassenware,<br />
die wochen- oder gar monatelang<br />
beiGroßverteilern herumsteht,<br />
hatwenig mitdiesem artisanalen Produkt<br />
zu tun. Den Trends gehorchend<br />
hat Cappelli auch Versuche mit Dinkel-<br />
und veganen Varianten unternommen<br />
–wegen des Geschmacks<br />
und der Form, die überhaupt nicht<br />
überzeugten, ließ er es aber bleiben.<br />
Qualität +Publizität =<br />
Panettonerausch<br />
Mittlerweilehat derMaestro für seine<br />
Panettoneund das österlichePendant<br />
Colombe über zwei Dutzend Trophy-<br />
Medaillen gewonnen. Medien aus der<br />
ganzen Schweiz berichten über den<br />
„St.Galler Panettone-Papst“. Klar sind<br />
darüber insbesondere etliche ebenfallshervorragendeTessiner<br />
Kollegen<br />
not amuzed. Pietro Cappelli selber ist<br />
zwar stolz, bleibt aber realistisch: „Natürlich<br />
gibt es im Tessin und speziell<br />
in Italien ebenso gute handwerkliche<br />
Hersteller.“ Gewiss ist er von Ehrgeiz<br />
und noch vielmehr von Qualitätswillen<br />
getrieben; vor allem aber hat er<br />
auch ein gutes Händchen für Marketing<br />
undPublicity. So hater2003zum<br />
20. Geschäftsjubiläum eine 67 Kilogramm<br />
schwere Weltrekord-Colomba,<br />
welche die ganze Ofenbreite füllte,<br />
gebacken und auf der Straße vor<br />
dem Laden verteilt. Und noch heute<br />
ist er sich nichtzugut,bei Koryphäen<br />
in Italien Tipps und Tricks zu holen.<br />
Prompt landete er bei der letztjährigen<br />
Trophy-Verleihung 2022/23 einen<br />
Coup: Für seinen Panettone alMandarinodiLipari<br />
wurde nichtnur Gold,<br />
sondern erstmals dievollen100 Punkte<br />
verliehen.<br />
Kein Wunder, dass die Nachfrage<br />
nochmals sprunghaft zunahm. Der<br />
Panettone-Rausch vor Weihnachten<br />
wurde noch größer, aus der ganzen<br />
Schweiz und dem benachbarten Ausland<br />
kommt die Kundschaft hergepilgert.<br />
Die Kunden stehen nicht nur<br />
wegen der Qualität für den Panettone<br />
di San Gallo an, sondern auch wegender<br />
einmaligen Sortenvielfalt, die<br />
fast jährlich erweitert wird und aktuell<br />
19 Varietäten umfasst. Als spezielle<br />
Weihnachtseditionen werdenheuer<br />
derPanettone all‘Amarena di Librizzi<br />
undder Panettonealla Nocciola di Nasidi<br />
dazukommen.<br />
Italianità biszum Einpacken<br />
Seit 2017gibt es zwar am Ende derLinsebühlstrasse<br />
die größere „Fabbrica<br />
del Panettone“, doch die Warteschlange<br />
auf dem Bürgersteig ist gleichwohl<br />
stetig größer geworden. Beim all dem<br />
Andrangentgeht denmeisten Kunden,<br />
um was für ein Schmuckstück essich<br />
bei der Fabbrica handelt: Marmorboden,<br />
Stukkaturen, Fliesen einer Kirche<br />
aus dem 17. Jahrhundert, ein Fußboden<br />
eines Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert,inden<br />
Wänden Elemente aus<br />
liparischem Lavastein. Ein verspieltes<br />
kleines Gesamtkunstwerk –Italianità<br />
zum Zweiten. Und natürlich ist auch<br />
Fabbrica nur eine Wortspielerei, vielmehr<br />
handelt es sich um eineveritable<br />
Manufattura. Aber mit unglaublichem<br />
Ausstoß:Allein in derweihnachtlichen<br />
Spitze eine Tonne Panettone pro Tag;<br />
produziert wird praktischrundumdie<br />
Uhr.Übers ganzeJahr kommen 36 Tonnenzusammen.<br />
Weil die Fabbrica eigentlich längst<br />
zu klein ist (die Teigherstellung erfolgt<br />
nach wie vorinder Panetteria),denkt<br />
Cappelli über eine Erweiterung nach.<br />
Dazu müssteallerdings dieNachfolge<br />
geregelt werden, da er in wenigen Jahrendas<br />
Pensionsalter erreicht. Eigentlich<br />
hateranseiner Spezialitätenproduktion<br />
aber „nach wie vor Spaß“,zumal<br />
er mit seiner Frau Gaby stets eine<br />
starke Frau im Rücken weiß. Immerhin<br />
leistet „tutta la famiglia“, tatkräftige<br />
Hilfe beim Einpacken und etikettieren–Italianitàzum<br />
Dritten!<br />
Je näher Weihnachten, destolängerdie Warteschlangen.<br />
© Peter Hummel