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akzent Magazin November '22 GB

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Von Beginn an ist das Kinderdorf auf die<br />

Unterstützung von Menschen angewiesen,<br />

denen das Schicksal von Kindern in Not am<br />

Herzen liegt. So wurden beispielsweise die Familienhäuser<br />

sowie zusätzliche Angebote wie<br />

Therapien und Ferienfreizeiten, die zur Tradition<br />

des Kinderdorfs gehören, zu großen Teilen<br />

aus Spenden finanziert.<br />

Verlässliches Zuhause<br />

Heute leben jeweils bis zu sieben Kinder gemeinsam<br />

mit einem pädagogisch qualifizierten<br />

Paar in einem Familienhaus. Als „soziale<br />

Eltern auf Zeit“ begleiten die Kinderdorfeltern<br />

ihre Schützlinge auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit.<br />

„Was unser Kinderdorf besonders<br />

macht, ist die Tatsache, dass die Kinder und Jugendlichen<br />

in familienanalogen Verhältnissen<br />

leben“, betont Bernd Löhle, der seit 2011 das<br />

Kinderdorf als Geschäftsführer leitet. Aktuell<br />

leben im Kinderdorf 150 Heranwachsende in<br />

26 Familien.<br />

Die Menschen, die das Kinderdorf vor 75 Jahren<br />

aufbauten, hatten ein gemeinsames Ideal:<br />

Sie wollten Waisen und Flüchtlingskindern,<br />

die durch den Krieg alles verloren hatten, helfen.<br />

Allen voran die Gründerväter Dr. Erich Fischer,<br />

Musikwissenschaftler aus der Schweiz,<br />

und der schlesische Arzt und Landwirt Dr.<br />

Adalbert von Keyserlingk. In den vergangenen<br />

Jahrzehnten haben sich die Herausforderungen,<br />

die es zu lösen gilt, verändert. Heute<br />

leben hier Kinder und Jugendliche, die nicht<br />

bei ihren leiblichen Eltern aufwachsen können.<br />

„Bereits seit einiger Zeit ist ein stetig steigender<br />

Bedarf an Betreuungsplätzen zu beobachten.<br />

Allein im vergangenen Jahr gab es 220<br />

Anfragen von Jugendämtern“, so Bernd Löhle.<br />

„Ursächlich ist ein gesellschaftlicher Wandel,<br />

bei dem Eltern zunehmend an ihre Grenzen<br />

stoßen und ambulante oder teilstationäre<br />

Hilfsangebote die Probleme nicht mehr abfedern<br />

können“, ergänzt er. Umso wichtiger ist es<br />

dem Geschäftsführer, mit einem eigenen Therapiezentrum<br />

die bestmöglichen Voraussetzungen<br />

zu bieten, um Entwicklung nachzuholen<br />

und traumatische Erlebnisse verarbeiten<br />

zu können. Zudem gibt es im Kinderdorf neben<br />

einem Heilpädagogischen Kindergarten und<br />

In einem Familienhaus leben jeweils bis zu sieben Kinder gemeinsam mit einem pädagogisch qualifizierten<br />

Paar. Die Kinderdorfeltern begleiten die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit.<br />

Waldkindergarten die Dr. Erich Fischer-Schule.<br />

In der Grund-, Haupt und Förderschule können<br />

die Kinder durch individuelle Betreuung<br />

im Schulalltag wieder Fuß fassen und Freude<br />

am Lernen entwickeln.<br />

Vorbereitung fürs Leben<br />

Bereits kurz nach der Gründung wurden im<br />

Kinderdorf die ersten Betriebe eröffnet. Die<br />

Landwirtschaft „Erlenhof“ sowie die Gärtnerei<br />

gehören seit den 1980er-Jahren zu den mittlerweile<br />

neun Ausbildungsbetrieben des Kinderdorfs.<br />

Sie bieten den aktuell 62 Auszubildenden<br />

die Möglichkeit, einen handwerklichen oder<br />

landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen, und<br />

damit die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe<br />

und ein eigenständiges Leben. Auch für<br />

die Versorgung des Kinderdorfs sind sie nicht<br />

mehr wegzudenken. So wäscht zum Beispiel<br />

die Hauswirtschaft rund 20 Tonnen Wäsche im<br />

Jahr, es werden 25.000 Liter Saft gepresst und<br />

65 Tonnen Getreide pro Jahr zu 107.000 Broten<br />

und 236.000 Brötchen verarbeitet. Die Demeter-Betriebe<br />

bieten ihre Produkte auf den Wochenmärkten<br />

in Radolfzell, Konstanz und Tuttlingen<br />

an. Auch in Supermärkten kann man<br />

die Bio-Produkte mit sozialem Hintergrund im<br />

Gemüseregal entdecken. Mit „Pestalozzi bringt<br />

bio“ stehen ein Online-Shop und Lieferservice<br />

für Bio-Lebensmittel zur Verfügung.<br />

Der Gründungsimpuls, Kindern ein verlässliches<br />

Zuhause zu schaffen, hat sich durch die<br />

vergangenen 75 Jahre getragen. Für die Zukunft<br />

des Kinderdorfs hat Bernd Löhle klare<br />

Vorstellungen: „Ich wünsche mir für das Kinderdorf<br />

eine Basis aus Wohlwollen und Miteinander,<br />

damit es sich auf dieser Grundlage<br />

stets weiterentwickeln kann und offen bleibt<br />

für künftige Bedarfe.“<br />

www.pestalozzi-kinderdorf.de<br />

Zur Jubiläumsspendenaktion<br />

„Wir alle sind Kinderdorf“:<br />

www.pestalozzi-kinderdorf.de/jetzt-spenden?pestalozzi-kinder-und-jugenddorf-wahlwifo<br />

Christian Richter, Leiter der Pestalozzi Gärtnerei, erklärt zwei Kinderdorfkindern die Kartoffelernte.<br />

© Ilja Mess<br />

FREIZEIT<br />

© Ilja Mess<br />

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