akzent Magazin November '22 GB
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68 KULTUR<br />
„Er schafft Kunst, die ins Getriebe<br />
Doch die Politik tut nichts dagegen.<br />
Ein streitbarer Geist wie Milo Rau<br />
der Welt eingreift.“ So ordnet die St.<br />
Deshalb muss die Kunst etwas tun.<br />
erntet nicht nur Ruhm. Seine Arbei-<br />
Gallische Kulturstiftung seine Arbei-<br />
Kunst ist im Grunde der Politik im-<br />
ten sind oft von öffentlichen Ausei-<br />
tenein. MiloRau beschreibt dieKraft,<br />
mer etwas voraus“, sagt er und fügt<br />
nandersetzungen begleitet, von def-<br />
dieihn antreibt,ganz ähnlich: „Ich will<br />
hinzu:„Ichglaube, dass Kunst huma-<br />
tiger Kritik bis hin zum Vorwurf, es<br />
in dieWirklichkeit eingreifen“, sagt er<br />
nisieren kann.“<br />
handle sich umWichtigtuerei. Die St.<br />
gegenüber <strong>akzent</strong>. „In der Kunst geht<br />
In diesem Sinne engagiert er sich<br />
Gallische Kulturstiftung ist anderer<br />
es nicht nur um Leidenschaft, um<br />
auch in dernordirakischen Millionen-<br />
Ansicht. Sie teilt mit: „Sein Mut, seine<br />
Schönheit und umdas Beglückende<br />
stadt Mossul. In seinem Projekt „Orest<br />
künstlerischeHandschrift,seine Ener-<br />
für dieZuschauer. Mirist wichtig,dass<br />
in Mossul“ (2019) probte und spielte<br />
gieund Hartnäckigkeit,aberauchdie<br />
Kunst auch aufder praktischen Ebene<br />
Rau die antike Tragödie inmitten von<br />
Vielfalt und Klarheit seiner künstle-<br />
einen Niederschlag findet und Nach-<br />
Trümmern ausder Zeit derBesatzung<br />
rischen Mittel sind dem Stiftungsrat<br />
haltigkeit schafft.“<br />
durch den sogenannten Islamischen<br />
eindeutig wert, ihm den Grossen Kul-<br />
Ein Beispiel dafür ist sein Film<br />
Staat. Es ging in dem Stück umRa-<br />
turpreis zu verleihen.“ Die Preisver-<br />
„Das neue Evangelium“ (2019/2020):<br />
che, um Verzeihen und umdie Frage,<br />
leihung ist zudem der Anlass für eine<br />
Milo Rau geht darin der Frage nach,<br />
wie die Kette der Gewalt enden kann.<br />
Ausstellung zur filmischen, theatra-<br />
was Jesus wohl heute predigen wür-<br />
Bis heute setzt Milo Rau seine Arbeit<br />
lenund aktivistischen Arbeit vonMilo<br />
de. Die Antwort sucht er auf südita-<br />
in Mossul fort: Nach langer Vorarbeit<br />
Rauunter demTitel: „Warum Kunst?“<br />
lienischen Tomatenplantagen, auf<br />
denen Flüchtlinge ohne Papiere und<br />
damit ohne Rechte unter menschenunwürdigen<br />
Bedingungen schuften.<br />
„Inzwischen haben tausend Arbeiter<br />
gründete er hier im Jahr 2021 mit<br />
Unterstützung der Unesco die Filmschule<br />
Mossul. „Jetzt kommen die erstenFilmeder<br />
Filmschule Mossul nach<br />
Europa“, berichtet Rau. Das freut ihn.<br />
17.11., 19 Uhr<br />
Preisverleihung in der<br />
Lokremise St.Gallen<br />
Grünbergstr.7,CH-9000 St.Gallen<br />
www.kulturstiftung.sg<br />
Eine Szene aus<br />
Produktionsarbeiten<br />
derFilmschule<br />
Mossul<br />
reguläre Arbeitspapiere und Unterkunft<br />
erhalten“, berichtet Rau. „Das<br />
mag zwar wenig erscheinen inAnbetracht<br />
von rund 200 Millionen<br />
papierlosen Menschen inEuropa.<br />
Denn er möchte, wie er sagt, mit seinen<br />
Projekten „eine Veränderung der<br />
Lebensumstände bewirken und den<br />
Menschen die Chance geben, selbst<br />
Kunst zu schaffen“.<br />
17.11.–18.12.<br />
Ausstellung „Warum Kunst?“<br />
vonMilo Rau<br />
KunstHalle SanktGallen<br />
Davidstr.40, CH-9000 St.Gallen<br />
www.kunsthallesanktgallen.ch<br />
©YhiyaThamir