akzent Magazin November '22 GB
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78 KULTUR<br />
©AngelaHöfer<br />
TravestiestarTinaLord–schrill undschön<br />
TINAS NACHT<br />
Tina Lord sagt zumAbschiedweise servus:Die bekannteste<br />
Konstanzer Travestiegröße verabschiedet sich in derRevuenight<br />
„Timetosay goodbye“ nach 50 Jahren vonder Bühne. Als<br />
„TinaLord&Friends“wirdsie im Stadttheater noch einmal<br />
denSaalsprengen: „Das binich meinen langjährigen Fans<br />
einfachschuldig“,erklärt sieund lässtihrebewegte Geschichte<br />
„als einziger Travestie-Star derStadt“Revue passieren. Böse<br />
Sprücheund Selbstironie garantiert.Gemeinsam mitden<br />
„Alten Schachteln“, Wegbegleiterinnen, diesie aufihrer nicht<br />
endenwollenden Show-Tournee dieletzten 50 Jahrebegleitet<br />
haben, treibt sieesnochmal bunt undschrill undsicherauch<br />
streckenweise melancholisch. Freuen darf mansichauf:AnaNas,<br />
MollyMombasa,Sugar,FrauHuber,Conférencière Frau Woy, die<br />
Echteund GesangsstarMikeHitzaus Zürich.<br />
VONMARKUSHOTZ<br />
Nach fast 20 Jahren ein Heimkehren<br />
auf die Bühne „ihrer Stadt“, in deren<br />
kleinen Gässchen sie mit und ohne<br />
Fummel „bekannt war wie ein bunter<br />
Hund“. Viele erinnern sich noch<br />
an Tina Lords Bars anwechselnden<br />
Standorten, in denen sie als Publikums-Magnet<br />
hinter der Bar stand<br />
und das Nachtleben in der Provinz<br />
für Jahrzehnte bunt färbte. Jede*r<br />
bekam als Begrüßung einen Spruch<br />
ab. Der Tresen war stets voller Menschen<br />
unterschiedlichen Alters und<br />
Milieus. Und ein queerer Meltingpoint,<br />
Szenelokal, psychologische Beratungsstelle,<br />
Coming-out-Geburtshilfe,<br />
Klatsch &Tratsch-Station, Lästerhöhle<br />
und schlicht eine der besten Bars<br />
weit und breit. „Am meisten wundert<br />
mich, dass ich in50Jahren nicht einmal<br />
aufs Maul bekommenhabe“,lacht<br />
Tina Lord.Als gebürtigeKonstanzerin<br />
nahm sie nie ein Blatt vor den Mund:<br />
Stolz ist sie darauf, dass sie zusammen<br />
mit Bühnen-Kollegin AnaNas<br />
die„rosa Liste“ derKonstanzer Polizei<br />
anführte. „Schwul“ war ja illegal, das<br />
ist noch gar nicht so lange her“, wird<br />
Lord ernst. „In den vergangenen Jahren<br />
hat sich viel getan, früher musste<br />
man sich janoch verstecken. Aber<br />
verstecken war nie meins. Eher das<br />
Gegenteil.“<br />
HeutelebtTina Lord zusammen mit<br />
Ehemann in einem mondänen Haus<br />
mit großem Grundstück unweit von<br />
Basel. „Für dieAussicht, diewir tagtäglich<br />
genießen dürfen, würdenmanche<br />
Touristen töten“,lacht Lord. Umgeben<br />
von„unseren vielenTieren“ würde sie<br />
auch ein gutes Bild bei „Bauer sucht<br />
Frau“abgeben, schäkert sie. Doch nun<br />
ziehtessie noch ein letztes Malauf die<br />
Bühneund in denFummel. Alle Kostüme<br />
natürlich selbstgemacht –„wie eh<br />
und jeund alle ihre Kostüme aus 50<br />
Jahren“; neben denfummeligen Fäden<br />
behält sieauchden „rosaroten Faden“<br />
desAbends in derHand. Choreografie<br />
undRegiebleibt Chefinnensache.<br />
Privat ist sie seit 30 Jahren zusammen<br />
mit „meinem Mann“ und immer<br />
noch glücklich; natürlich ist auch er<br />
unter dem Künstlernamen „Sugar“<br />
Teil des Programms. Privat haben sie<br />
sich vor20Jahrenzusammen mit Tina<br />
Lords innig geliebter Mutti ein Haus