Seglerhaus-Brief 2010/2 - VSaW
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Clubgeschehen<br />
Training mit Walen vor Sydney<br />
Es deutete sich schon an, dass unser letzter<br />
Segeltag auf Sydneys Gewässern etwas Besonderes<br />
werden sollte. Der australische Coach Victor<br />
Kovalenko bot sich überraschend an, uns mit<br />
dem Motorboot zu begleiten, damit wir noch<br />
einmal Offshore segeln können. Das ist kein Ort,<br />
an dem man mit dem 470er ohne Begleitboot<br />
segeln möchte. Vor diesem Tag hatte ich dabei<br />
nur an die Gefahren durch Wind, hohe Wellen<br />
und die ungemütliche Steilküste gedacht. Ein<br />
Irrtum.<br />
Victor ist auch bekannt als der „Medal-Maker“,<br />
nachdem seine Schützlinge 1996 Gold und<br />
Bronze, 2000 und 2008 jeweils bei den 470er<br />
Männern und Frauen olympisches Gold geholt<br />
haben. Wir waren folglich geehrt, aber auch ein<br />
wenig aufgeregt, dass dieser Mann uns nun seine<br />
Zeit widmet, als wir zwischen den North und<br />
South Heads die Bucht von Sydney verließen.<br />
Immerhin bleiben alle seine australischen Teams<br />
an diesem Tag an Land.<br />
Dann schreit er. Haben wir etwas falsch gemacht<br />
? Habe ich etwas Dummes getan ? Victor<br />
gestikuliert in Richtung South Head. Ein paar<br />
hundert Meter von uns liegen Whale Watching<br />
Boote. Rike sieht einen schwarzen Punkt auf<br />
und ab tauchen. Ein Wal ? Ich sehe nichts.<br />
Und da wir auch zum Trainieren und nicht<br />
zum Sightseeing dort draußen sind, nehmen wir<br />
die Fahrt wieder auf. Wir kreuzen ein Stück, als<br />
neben uns sich etwas Großes durch Wasser bewegt.<br />
Wir halten an und starren entgeistert aufs<br />
Wasser. Dort ist nichts mehr zu sehen. Dann<br />
72 <strong>VSaW</strong> SHB <strong>2010</strong>/2<br />
Kathrin Kadelbach<br />
& Friederike Belcher<br />
taucht eine kleine Flosse auf. Ein Delfin schwimmt<br />
nur ein paar Meter von uns entfernt entlang.<br />
Das ist zwar süß, aber wahrhaftig nichts Besonderes<br />
in Australien. Doch dort, wo eben noch<br />
der Delfin war, erhebt sich jetzt ein schwarzer<br />
Buckel aus dem Wasser. Ein Wal – bis zum 18<br />
Meter lang, 30 Tonnen schwer und nicht einmal<br />
zwanzig Meter von uns entfernt. Er sieht geschmeidig<br />
aus, wie er sich durchs Wasser bewegt,<br />
langsam und elegant. Der Kopf taucht unter,<br />
dann verschwindet der mit Pocken überzogene<br />
Rücken, am Ende ragt nur noch die Flosse aus<br />
dem Wasser. Victor drückt den Auslöser seiner<br />
Kamera.<br />
Ich will näher ran fahren. Ich will mit aufs<br />
Foto. Aber Rike belehrt mich eines besseren. Ich<br />
kann noch nicht ganz unterscheiden, ob ich nur<br />
aufgeregt bin oder auch Angst habe. Der Wal<br />
taucht noch einmal auf, bevor er verschwindet.