MAGNIFICAT Januar 2023

349
Singt dem Herrn ein neues Lied
zweiten Liedstrophe der Stern über Bethlehem stehen „und lässt
uns alle das Wunder hier sehn“.
Das Königskind im Futterkasten
Ein Königskind in einem Futterkasten für Tiere, das ist wirklich
verwunderlich. Eine Geburt im Stall, das Christ-Kind in der Krippe.
Eine Enttäuschung? Wenn man das Wort recht versteht, ja.
Offenheit für das Unerwartete, Neue, für das Wunder, „das da
geschehen, was niemand gedacht“ (2. Strophe), bedeutet eben
auch, Ent-Täuschung zuzulassen und zu wagen, alte Illusionen
aufzugeben, verfestigte Täuschungen und Selbsttäuschungen loszulassen.
Im Licht des Sterns über Betlehem!
Wir bleiben hier
In der dritten Strophe folgt der Dank an den Stern, der „uns
hergeführt“, ans Ziel gebracht hat. Die Strophe endet mit dem
Versprechen: „Stern über Betlehem, wir bleiben hier!“ Die Erfahrung
mit dem guten Stern, der nach Betlehem führte, soll keine
Episode sein; der Stern über Betlehem soll als Leitstern das
Leben prägen. Eine Freude, die nicht flüchtig ist, sondern trägt
und bleibt. „Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer
Freude erfüllt.“ (Mt 2, 10)
Schein auch zu Haus
Die Rückkehr nach Hause, die dem Stern angekündigt wird (4.
Strophe), steht nicht im Widerspruch zum Versprechen des Bleibens
(3. Strophe), sondern will dieses Versprechen einlösen. Der
helle Schein des Sterns bleibt im Blick und im Herzen und drängt
nach Weitergabe, nach Hingabe: „und was uns froh gemacht, teilen
wir aus, / Stern über Betlehem, schein auch zu Haus“.
Susanne Sandherr