Lehrbuch des Sardischen

Noch etwas zum Genitiv: Das «d» bei «de» wird auf der ganzen
Insel nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich manchmal
durch einen Apostroph ersetzt, also heisst es dann «’e». Wer das
nicht weiss und sardische Texte liest, ohne darüber informiert
worden zu sein - so auch im Lehrbuch für Campidanesisch, das
ich im Vorwort erwähnt habe -, kann leicht verwirrt werden.
Ein paar Beispiele:
Antonios Ehefrau
das Haus von Antonio,
Antonios Haus
sa sposa de Antòniu
sa sposa ‘e Antòniu
sa domu de Antòniu
sa domu ‘e Antòniu
Ich empfehle den alleinigen Gebrauch von «de», weil dieses viel
klarer ist und die Fremdsprachigen sich solche Feinheiten nach
alter Erfahrung erst nach langer Übung aneignen können. Das
gilt bekanntlich nicht nur für das Sardische, sondern auch für alle
anderen Sprachen und sowieso für alle Dialekte.
Zum Schluss der Kapitel über die Substantive noch dies: Schon
hier kann erkannt werden, dass das Sardische sich vom
Italienischen vor allem auch dadurch unterscheidet, dass fast alle
in der Mehrzahl auf einem «s» enden, während im Italienischen
entweder ein «e» oder ein «i» verwendet werden, aber niemals
ein «s». Wer das weiss, muss sich nicht lange fragen, welche der
beiden Sprachen, die überall auf der Insel durcheinander zu
hören sind, gerade gesprochen wird. Das Gleiche gilt auch für
die Stadt Alghero und ihr Umfeld im Nordwesten, wo wie oben
erwähnt Katalanisch statt Sardisch gesprochen wird, aber auch
das Friaulische im Nordosten Italiens unterscheidet sich vor
allem durch das «s» in der Mehrzahl vom Italienischen.
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