Lehrbuch des Sardischen

Vorwort
Als ich mit dem Schreiben dieses Lehrbuches begann, war es in
erster Linie eines für Campidanesisch. Beim Lesen dieses
Wortes fragen sich jetzt einige sicher: Campidanesisch? Was ist
denn das? Klingt das nicht wie Italienisch? Allerdings heisst es
in dieser Sprache Campidanese. Dieses Wort ist allenfalls noch
in Italien bekannt, aber ausserhalb dieses Landes kaum. Was ist
also Campidanese? Etwa ein italienischer Dialekt? Ja, es ist
sowohl ein Dialekt als auch eine Sprache - die Erklärung dafür
folgt weiter unten -, aber eben nicht Italienisch. Campidanese ist
in Wirklichkeit mit etwa einer halben Million Menschen, die es
sprechen, der meistgesprochene Dialekt auf der Insel Sardinien,
genauer in der südlichen Hälfte vor allem auf der grossen
Campidano-Ebene in der Nähe der Hauptstadt Cagliari, die auf
Sardisch Casteddu heisst. Es spricht also etwa ein Drittel der
Inselbevölkerung Campidanese, was doch eine stattliche Anzahl
ist, und zudem stellen die Campidanese-Sprecher etwa die
Hälfte derer, die Sardisch sprechen. Insgesamt werden auf
dieser Insel nicht weniger als drei Sprachen und je nach
Einteilung mindestens sechs Dialekte gesprochen.
Ich habe bewusst „je nach Einteilung“ geschrieben, weil das
Galluresische ganz oben im Norden früher mehr als ein
sardischer Dialekt bezeichnet wurde und heute eher als ein
korsischer Dialekt gilt, aber am treffendsten eine Mischsprache
ist. Eindeutig ist jedoch, dass die Hauptsprache in der Stadt
Alghero - oder S'Alighera auf Sardisch - und in ihrem Umland an
der nordwestlichen Küste so wie seit Jahrhunderten immer noch
Katalanisch ist. Das ist noch der letzte Überrest aus der Zeit, als
die Katalanen im späten Mittelalter noch eine europäische
Mittelmeermacht waren, allerdings nur im westlichen Bereich.
Was viele andere im Norden als korsische Dialekte und im Süden
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