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Winterfreuden<br />
Und wir haben es doch geschafft!<br />
weniger gefahrvollem Rutschen hatten<br />
wir den Weinberg hinter uns gelassen. In<br />
Höhe des Zeltgartens begann das Taxi zu<br />
holpern. Der Fahrer stieg aus und besah<br />
sich die Räder. Reifenpanne vorn rechts.<br />
„Tut mir leid, aber Sie müssen hier aussteigen,<br />
ich kann so nicht weiter. Sie können<br />
warten, aber nicht im Auto. Ich berechne<br />
Ihnen nur den halben Preis.“ Kurze Beratung.<br />
Ergebnis: wir laufen. Also Gepäck<br />
aufnehmen und zu Fuß bis ins südliche<br />
Neubaugebiet (damals Straße der Kraftwerker).<br />
Es war schon fast zu dunkel. Mit<br />
einigen Verschnaufpausen war es endlich<br />
geschafft. Die Wohnung war kalt, aber wir<br />
waren dem heimischen Herd nahe.<br />
Am 3. Januar ließen die Straßenverhältnisse<br />
bereits in den Morgenstunden einen<br />
Schienenersatzverkehr mit Bussen ab<br />
Weinhübel zu. Viele konnten dadurch ihren<br />
Betrieb wieder erreichen. Doch an die<br />
eigene Arbeit im Betrieb war nicht zu denken.<br />
Vorrangig kam es jetzt darauf an, das<br />
eigene Betriebsgelände und die Zufahrten<br />
zu beräumen. Die Betriebe erhielten Auflagen<br />
zur Abstellung von Arbeitskräften<br />
für den Winterdienst im Stadtgebiet. Der<br />
öffentliche Personennahverkehr musste<br />
wieder in Gang gebracht werden. Gemeinsam<br />
mit den Beschäftigten anderer<br />
Görlitzer Betriebe wurden auch einzelne<br />
abkömmliche Mitarbeiter des damaligen<br />
VEB Kondensatorenwerk Görlitz „Wilhelm<br />
Pieck“ zur Freimachung von Weichen und<br />
Gleisen an neuralgischen Punkten eingeteilt.<br />
So rückte auch ich mit Schippe, Hacke<br />
und Besen ausgerüstet den Schneemassen<br />
zu Leibe. Ich war mit anderen<br />
Kollegen rund um den Demianiplatz/Postplatz<br />
eingesetzt. Der Spaß und das Lachen<br />
über einen Witz kamen dabei auch<br />
nicht zu kurz. Dank des unermüdlichen<br />
Einsatzes der vielen Helfer aus allen gesellschaftlichen<br />
Bereichen konnte in den<br />
Mittagsstunden des gleichen Tages auf<br />
einigen Abschnitten der Fahrbetrieb der<br />
Straßenbahn wieder aufgenommen werden.<br />
Langsam kehrte die Normalität zurück.<br />
Heute, fast genau 30 Jahre später,<br />
hatte ich beim Schreiben dieser Erinnerung<br />
das Gefühl, als wäre es erst gestern<br />
gewesen.<br />
Hans - Georg Hoffmann, Röderland<br />
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Erinnerungen | 29