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81_Ausgabe Maerz 2010

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Winterfreuden<br />

Und wir haben es doch geschafft!<br />

weniger gefahrvollem Rutschen hatten<br />

wir den Weinberg hinter uns gelassen. In<br />

Höhe des Zeltgartens begann das Taxi zu<br />

holpern. Der Fahrer stieg aus und besah<br />

sich die Räder. Reifenpanne vorn rechts.<br />

„Tut mir leid, aber Sie müssen hier aussteigen,<br />

ich kann so nicht weiter. Sie können<br />

warten, aber nicht im Auto. Ich berechne<br />

Ihnen nur den halben Preis.“ Kurze Beratung.<br />

Ergebnis: wir laufen. Also Gepäck<br />

aufnehmen und zu Fuß bis ins südliche<br />

Neubaugebiet (damals Straße der Kraftwerker).<br />

Es war schon fast zu dunkel. Mit<br />

einigen Verschnaufpausen war es endlich<br />

geschafft. Die Wohnung war kalt, aber wir<br />

waren dem heimischen Herd nahe.<br />

Am 3. Januar ließen die Straßenverhältnisse<br />

bereits in den Morgenstunden einen<br />

Schienenersatzverkehr mit Bussen ab<br />

Weinhübel zu. Viele konnten dadurch ihren<br />

Betrieb wieder erreichen. Doch an die<br />

eigene Arbeit im Betrieb war nicht zu denken.<br />

Vorrangig kam es jetzt darauf an, das<br />

eigene Betriebsgelände und die Zufahrten<br />

zu beräumen. Die Betriebe erhielten Auflagen<br />

zur Abstellung von Arbeitskräften<br />

für den Winterdienst im Stadtgebiet. Der<br />

öffentliche Personennahverkehr musste<br />

wieder in Gang gebracht werden. Gemeinsam<br />

mit den Beschäftigten anderer<br />

Görlitzer Betriebe wurden auch einzelne<br />

abkömmliche Mitarbeiter des damaligen<br />

VEB Kondensatorenwerk Görlitz „Wilhelm<br />

Pieck“ zur Freimachung von Weichen und<br />

Gleisen an neuralgischen Punkten eingeteilt.<br />

So rückte auch ich mit Schippe, Hacke<br />

und Besen ausgerüstet den Schneemassen<br />

zu Leibe. Ich war mit anderen<br />

Kollegen rund um den Demianiplatz/Postplatz<br />

eingesetzt. Der Spaß und das Lachen<br />

über einen Witz kamen dabei auch<br />

nicht zu kurz. Dank des unermüdlichen<br />

Einsatzes der vielen Helfer aus allen gesellschaftlichen<br />

Bereichen konnte in den<br />

Mittagsstunden des gleichen Tages auf<br />

einigen Abschnitten der Fahrbetrieb der<br />

Straßenbahn wieder aufgenommen werden.<br />

Langsam kehrte die Normalität zurück.<br />

Heute, fast genau 30 Jahre später,<br />

hatte ich beim Schreiben dieser Erinnerung<br />

das Gefühl, als wäre es erst gestern<br />

gewesen.<br />

Hans - Georg Hoffmann, Röderland<br />

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Erinnerungen | 29

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