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SMZ Liebenau Info 01_2018

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ISSN: 2222-2308<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8


IN DIESER AUSGABE<br />

MITARBEITER*INNEN<br />

DES <strong>SMZ</strong> LIEBENAU<br />

DR. WOLFGANG SELLITSCH<br />

JURIST UND MEDIATOR<br />

GESCHÄFTSFÜHRENDER OBMANN<br />

DR. GUSTAV MITTELBACH<br />

ARZT FÜR ALLGEMEINMEDIZIN<br />

UND PSYCHOTHERAPEUT<br />

VORSTANDSMITGLIED<br />

KARIN SITTINGER<br />

VORSTANDSMITGLIED<br />

MARTINA FREI, MPH, BSC.<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

UND GEMEINWESENARBEIT<br />

STADTTEILARBEIT<br />

NATASCHA MAUERHOFER, MA MA<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

UND GEMEINWESENARBEIT<br />

STADTTEILARBEIT<br />

LISA STROZER, BSC.<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

UND GEMEINWESENARBEIT<br />

MAG. ROLAND WESP<br />

MUSIKARBEIT<br />

ANAHITA SHARIFGERAMI, BA<br />

SOZIALARBEITERIN<br />

OTTILIE VONBANK, BA<br />

SOZIALARBEITERIN<br />

KERSTIN TREICHLER<br />

ORDINATIONSASSISTENTIN<br />

SABRINA KRENN, BSC.<br />

ORDINATIONSASSISTENTIN<br />

KRISTA MITTELBACH<br />

PSYCHOTHERAPEUTIN<br />

DSA THERESIA AUGUSTIN<br />

DIPL. SOZIALARBEITERIN, SYSTEMISCHE<br />

FAMILIENTHERAPEUTIN<br />

MAG. LISA WIMMER<br />

DIPLOMPÄDAGOGIN, ERWACHSENEN-<br />

BILDNERIN, PSYCHOTHERAPEUTIN<br />

UND PSYCHOANALYTIKERIN<br />

EDITORIAL 1<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

DIE RAUCHFREIE GASTRONOMIE 2<br />

FAKTENCHECK RAUCHEN 4<br />

GESUNDE STADT – REICH UND GESUND ODER ARM UND KRANK?<br />

FORUM FÜR SOZIALMEDIZINISCHE PRAXIS<br />

MIT STADTRAT MAG. ROBERT KROTZER 6<br />

NEUES UND ALTES ZUR PRIMÄRVERSORGUNG IN ÖSTERREICH 8<br />

DAS <strong>SMZ</strong> LIEBENAU BILDET SICH WEITER 9<br />

EINTRITT NUR NACH AUFRUF: „WARUM ÖSTERREICH DIE ÄRZTE AUSGEHEN:<br />

ELF ÜBEL, ELF FAKTEN“ BUCHVORSTELLUNG VON DR. WOLFGANG SCHÜTZ 10<br />

„SCHWANGER! – GUT BEGLEITET DURCH 40 WOCHEN“<br />

EIN ANGEBOT DES FRAUENGESUNDHEITSZENTRUMS IM STZ JAKOMINI 12<br />

MUSIK UND SOZIALE INTEGRATION„MUSI“ & CHOR AN DER NMS DR. RENNER 14<br />

„STÜRZEN UND FALLEN – ABER RICHTIG!“<br />

STURZ UND FALL AN DER NMS DR. RENNER 16<br />

GEH-RALLEY 17<br />

DAS GESCHÄFT MIT DER INTOLERANZ UND ALLERGIE 18<br />

AUS DER STADTTEILARBEIT<br />

APPETIT AUF VERÄNDERUNG 21<br />

WARUM GEMEINSAM ESSEN SO WICHTIG IST –<br />

MITTAGSTISCH IM STADTTEILZENTRUM JAKOMINI 22<br />

DIE CONRAD-VON-HÖTZENDORF-STRASSE ERARBEITEN 23<br />

GESUNDHEITSPLATTFORM „GESUNDER STADTTEIL SCHÖNAU“ 24<br />

NEUIGKEITEN VON „JACKY_COOL_CHECK“ 26<br />

BEWOHNER*INNENBEFRAGUNG AM GRÜNANGER 28<br />

MIT MUSIK SOZIALEN ZUSAMMENHALT FÖRDERN: BANDCAFÉ 29<br />

VORGARTENSPAZIERGANG MIT GERTRAUD PRÜGGERUND DIE IDEE,<br />

EINE STRASSE WIEDER BUNTER UND GRÜNER WERDEN ZU LASSEN 30<br />

NEUES AUS DEN GEMEINSCHAFTSGÄRTEN 32<br />

WILDKRÄUTERWANDERUNG MIT GÄRTNERMEISTER/KRÄUTERPÄDAGOGE/<br />

HEILKRÄUTERCOACH RENÉ MICHALSKI 33<br />

SOMMERPROGRAMM AM GRÜNANGER<br />

– IDEEN FÜR GEMEINSCHAFTS-AKTIVITÄTEN GESUCHT! 34<br />

PRAXIS UND BERATUNG<br />

AUS DER PRAXIS: FRAGEN AN DIE ORDINATIONS-ASSISTENTINNEN 36<br />

SOZIALCARD: INFORMATION UND ÄNDERUNGEN 38<br />

NEUES BERATUNGSANGEBOT IM <strong>SMZ</strong>: PFLEGEGELDBERATUNG 39<br />

AUFGESCHNAPPT 40<br />

SENIOR*INNENPLATTFORM – GEWALT IN DER PFLEGE 42<br />

WENN QUALIFIKATIONEN REISEN –<br />

SCHRITTE HIN ZU EINER ANERKENNUNGSKULTUR 43<br />

WORKSHOP „WIE (BERUFS)ANERKENNUNG GELINGEN KANN!“ 44<br />

<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />

NEUES BERATUNGSANGEBOT IN DER<br />

FAMILIENBERATUNGSSTELLE: SEXUALBERATUNG 46<br />

WILLKOMMEN / AUF WIEDERSEHEN 47+48<br />

DSA THOMAS KIU-MOSSIER<br />

SOZIALARBEIT UND<br />

PSYCHOSOZIALE BERATUNG<br />

MAG. KARIN HOCHREITER<br />

HEBAMME<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: Verein für praktische Sozialmedizin – <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>,<br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141, 8041 Graz | Tel: 0316 / 428161<br />

E-Mail: smz@smz.at, Homepage: www.smz.at, Vereinsregister ZVR: 433702025<br />

Redaktion: Martina Frei, MPH, BSc.; Strozer Lisa, BSc.<br />

Mitarbeiter*innen dieser Ausgabe: das Team des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

Fotos: <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, © Sascha Pseiner / Bergschaf, © David Steinwender (S. 21)<br />

Layout und Satz: cubaliebtdich.at / Druck: Universitätsdruckerei Klampfer, St. Ruprecht/ Raab, Auflage: 1.750 Stück


EDITORIAL<br />

MIT EINEM NEUEN TEAM UND<br />

NEUER FÜHRUNG IN DIE ZUKUNFT GEHEN<br />

Nach mittlerweile einem ersten Jahr als Geschäftsführer<br />

und seit Herbst des Vorjahres als in der ordentlichen<br />

Generalversammlung vom 24.10.2<strong>01</strong>7<br />

neugewählter Obmann des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> freue ich<br />

mich, an die bisherige Erfolgsgeschichte des <strong>SMZ</strong><br />

<strong>Liebenau</strong> anknüpfen zu können. In der aktuellen<br />

Ausgabe stellen wir Ihnen nicht nur einen Überblick<br />

über unsere Aktivitäten im vergangenen Halbjahr<br />

vor, sondern präsentieren Ihnen auch unsere aktuellen<br />

Vorhaben für das Jahr 2<strong>01</strong>8. An dieser Stelle<br />

möchte ich ganz besonders das bisherige Wirken<br />

unseres ehemaligen Obmannes Dr. Rainer Possert<br />

würdigen, der mit seinem Engagement gemeinsam<br />

mit dem weiterhin aktiven Dr. Gustav Mittelbach<br />

den Grundstein für die Weiterentwicklung unserer<br />

Einrichtung zu einem sozialmedizinischen Gesundheitszentrum<br />

<strong>Liebenau</strong> geleistet hat.<br />

Mit einem Neubeginn geht natürlich neben den nötig<br />

gewordenen organisatorischen Veränderungen<br />

auch eine neue inhaltliche Schwerpunktsetzung einher.<br />

Eine bestmögliche Gesundheitsversorgung im<br />

Sinne des „Steirischen Gesundheitsplanes 2035“<br />

verlangt von uns nicht nur, auf die geänderten gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen professionell<br />

zu reagieren, sondern auch in der Gesundheitsförderung<br />

neue Wege zu beschreiten. Dementsprechend<br />

wird die Anpassung unseres Angebotes im<br />

Auftrag der öffentlichen Hand die Leitlinie für unsere<br />

Arbeit sein.<br />

Ausgehend von einem Gesundheitsbegriff, der soziales,<br />

körperliches und seelisches Wohlbefinden<br />

der Bevölkerung zum Inhalt hat, werden wir mit<br />

einem engagierten multiprofessionellen Team diese<br />

Herausforderung annehmen. Mit zusätzlichen<br />

neuen Angeboten haben wir bereits auf den dringend<br />

erforderlichen Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen<br />

reagiert. Darunter fallen Maßnahmen, die<br />

vor allem auf die pflegerischen Bedürfnisse unserer<br />

Patient*Innen abgestimmt sind, wie eine Pflegegeldberatung,<br />

aber auch eine Sexualberatung, mit der<br />

wir das Angebot unserer Familienberatungsstelle<br />

erweitern. Auch das neue gemeinsame Angebot<br />

mit dem Frauengesundheitszentrum „Schwanger!<br />

Gut begleitet durch 40 Wochen“ zur bestmöglichen<br />

Vorbereitung für werdende Eltern sei hier erwähnt.<br />

Damit sich die Bewohner im Bezirk Jakomini und<br />

verstärkt auch in <strong>Liebenau</strong> in ihrer Nachbarschaft<br />

wohlfühlen können, bietet uns die Stadtteilarbeit im<br />

Auftrag der Stadt Graz eine gute Gelegenheit, direkt<br />

in den Siedlungen entsprechende Angebote zu machen.<br />

Um auf die Mobilitätsprobleme im städtischen<br />

Bereich zu reagieren, ist die Erhebung von Motivationsanreizen<br />

für mehr gesundheitsförderliche Bewegungsalternativen<br />

ein weiteres Thema für uns.<br />

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit für die großartige<br />

Unterstützung unserer Fördergeber Bund,<br />

Land Steiermark, Stadt Graz und der AUVA bedanken,<br />

die uns diese Arbeit für Sie, geschätzte Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger, erst ermöglicht haben.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Dr. Wolfgang Sellitsch<br />

im Namen des gesamten <strong>SMZ</strong>-Teams<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

1


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Die rauchfreie Gastronomie<br />

VON LISA STROZER<br />

2<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Oder das österreichische Märchen<br />

vom Nichtraucherschutz<br />

Die Public Health School in Graz hat am 30. Jänner<br />

2<strong>01</strong>8 zu einer Diskussion eingeladen. Thema<br />

war die Aufhebung der bereits beschlossenen<br />

rauchfreien Gastronomie, die ab 1. Mai 2<strong>01</strong>8 in<br />

Kraft getreten wäre. Bernhard Stelzl, der Tabakexperte<br />

der Steiermärkischen GKK, stellte dar,<br />

wie es dazu gekommen ist, dass Österreich<br />

Schlusslicht beim Nichtraucherschutz ist und<br />

offensichtlich auch bleibt.<br />

INITIATIVANTRAG<br />

Ein Initiativantrag ist ein Gesetzesantrag,<br />

der von mindestens fünf Abgeordneten<br />

des Nationalrates eingebracht wird. Vor<br />

der Abstimmung im Plenum des Nationalrates<br />

wird er im zuständigen Ausschuss<br />

vorberaten.<br />

Chronologisch kurzgefasst:<br />

Schon 1992 gab es vom damaligen Gesundheitsminister<br />

einen Vorschlag, Nichtraucherzonen in der<br />

Gastronomie einzuführen. Damals sehr fortschrittlich!<br />

Im Jahr 2004 kündigen die Gesundheitsministerin<br />

und der Obmann der Gastronomiesparte der<br />

Wirtschaftskammer an, dass eine freiwillige Selbstverpflichtung<br />

für eine rauchfreie Gastronomie, in<br />

der Speisen serviert werden, eingeführt wird. April<br />

2007: Ankündigung einer gesetzlichen Regelung<br />

durch das Gesundheitsministerium. Oktober 2007:<br />

die Verschärfung des Tabakgesetzes mit Anfang<br />

2008 scheitert. Eine sechsmonatige „Nachdenkpause“<br />

wird vereinbart. April 2008: Präsentation<br />

des ab 2009 grundsätzlich geltenden Rauchverbots,<br />

das nur unter bestimmten Voraussetzungen<br />

das Rauchen in abgeschlossenen Räumen erlaubt.<br />

Jänner 2009: Mit dem Tabakgesetz tritt ein „grundsätzliches“<br />

Rauchverbot in Lokalen in Kraft. Ausnahmen<br />

gibt es für abgetrennte Raucherzimmer sowie<br />

für kleine Gaststätten und Betriebe, die wegen<br />

der neuen Regelung einen Umbau durchführen. Im<br />

Juni 2<strong>01</strong>0 ist die Übergangsfrist für Umbauarbeiten<br />

und Sondergenehmigungen zu Ende. Das heißt:<br />

Rauchen in der Gastro ist nur dann erlaubt, wenn<br />

es einen abgetrennten Nichtraucherbereich gibt.<br />

Dabei muss es sich um den Hauptraum handeln<br />

oder die Gesamtquadratmeterzahl des Lokals darf<br />

50 Quadratmeter nicht überschreiten. April 2<strong>01</strong>5:<br />

Die Regierung einigt sich auf ein generelles Rauchverbot<br />

in der Gastronomie ab Mai 2<strong>01</strong>8. Im Dezember<br />

2<strong>01</strong>7 beschließt die neue Regierung, dass das bereits<br />

beschlossene und eingeplante Gesetz doch nicht<br />

in Kraft treten wird. Dafür muss bis <strong>01</strong>. Mai 2<strong>01</strong>8 ein<br />

neues Gesetz oder ein Initiativantrag gestellt werden.<br />

Im Falle eines Initiativantrages läuft das momentane<br />

Gesetz einfach auf unbestimmte Zeit weiter.<br />

Dann geh doch ins „Nichtraucher“!<br />

Wieso das momentane Nichtraucherschutzgesetz<br />

nicht ausreicht hat viele Gründe. Einerseits funktionieren<br />

Abtrennungen nicht, sind mangelhaft, nicht<br />

vorhanden oder werden durch permanentes Offenhalten<br />

der Türen ignoriert. Auch gilt der Arbeitnehmer*innenschutz<br />

offensichtlich nicht für Menschen,<br />

die in der Gastronomie arbeiten. Kellner*innen sind<br />

(außer sie oder er ist in einem rauchfreien Lokal angestellt)<br />

am Arbeitsplatz dem Rauch ungeschützt<br />

ausgeliefert.<br />

Im Nichtraucherbereich (der allzu oft dann doch<br />

nicht der Hauptraum ist) ist die Lage nicht besser,<br />

wie eine Studie zur Feinstaubbelastung in Wiener<br />

Lokalen, zeigte. Man fand heraus, dass die Feinstaubbelastung<br />

im Nichtraucherbereich durch die<br />

Zigaretten, die im Raucherraum nebenan geraucht<br />

werden, unzumutbar hoch ist. Die Ergebnisse der<br />

Wissenschafter*innen sprechen eindeutig gegen<br />

sämtliche Lokale in denen geraucht wird, weil<br />

ein Schutz vor dem Ultrafeinstaub der Zigaretten<br />

durch die vorgeschriebenen Raumtrennungen<br />

nicht gegeben ist. Nur rauchfreie Lokale sind die<br />

einzige Möglichkeit, Passivrauch zu vermeiden.<br />

Eine Liste rauchfreier Lokale gibt es übrigens im<br />

Internet unter: https://da.stinkts.net/


DIE RAUCHFREIE GASTRONOMIE<br />

BEREITS NACH EINER WOCHE HATTEN 303.583 MENSCHEN<br />

DIE UNTERSTÜTZUNGSERKLÄRUNG UNTERSCHRIEBEN.<br />

Das Berliner Modell für Österreich<br />

ÖVP und FPÖ wollen ein Gesetz in Anlehnung an das Berliner<br />

Modell. Was bedeutet das? Das Berliner Modell sieht<br />

ein grundsätzliches Rauchverbot in Gaststätten vor, mit<br />

einigen Ausnahmen. Zum Beispiel darf in extra ausgewiesenen,<br />

völlig vom Nichtraucherbereich abgetrennten und<br />

geschlossenen Nebenräumen in Gaststätten und in der<br />

„getränkegeprägten Kleingastronomie“ geraucht werden.<br />

Also eigentlich wie momentan in Österreich.<br />

Zusätzlich dürfen Personen unter 18 Jahren Gaststätten,<br />

in denen geraucht wird, nicht betreten. Es ist fraglich, ob<br />

Lokalbetreiber*innen die Ausweise kontrollieren werden.<br />

Weiters darf es in einem Raucherlokal keine vor Ort zubereiteten<br />

Speisen geben. Und das Lokal muss durch deutliche<br />

Hinweisschilder im Eingangsbereich als Rauchergaststätte<br />

gekennzeichnet sein. Eine solche Beschriftung für Raucherund<br />

Nichtrauchergasthäuser ist in Österreich übrigens<br />

schon länger gesetzlich verpflichtend.<br />

Quelle:<br />

Bundesministerium für Digitalisierung und<br />

Wirtschaftsstandort:<br />

https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/<br />

public/content/99/Seite.991095.html<br />

Die Wähler*innen zeigen, was sie wollen<br />

Mit 10. Februar 2<strong>01</strong>8 endete die Online-Petition der Österreichischen Krebshilfe. Das Ergebnis ist Rekord:<br />

es wurden 468.222 Stimmen abgegeben und zur Behandlung im Nationalrat eingebracht. Bis 4. April konnten<br />

außerdem Unterstützungserklärungen für ein Volksbegehren abgegeben werden (DONT SMOKE).<br />

Die dort abgegebenen Stimmen zählen auch für das hoffentlich bald folgende Volksbegehren. Das Ziel lautete:<br />

„Wir fordern aus Gründen eines optimalen Gesundheitsschutzes für alle Österreicherinnen und Österreicher<br />

eine bundesverfassungsgesetzliche Regelung für die Beibehaltung der 2<strong>01</strong>5 beschlossenen Novelle<br />

zum Nichtraucherschutzgesetz (Tabakgesetz).“<br />

Bereits nach kurzer Zeit waren die notwendigen 8.4<strong>01</strong> Erklärungen für die formale Einleitung eines Volksbegehrens<br />

da- letztendlich sind es sogar 591.146 geworden! Das zeigt, dass das bereits 2<strong>01</strong>5 beschlossene<br />

Gesetz einem großen Teil der Bevölkerung sehr wichtig ist. Im Sinne der Gesundheit hoffen auch wir, dass<br />

das Gesetz noch in Kraft treten wird.<br />

Quelle: Don‘t Smoke 2<strong>01</strong>8: Ärztekammer für Wien und Österreichische Krebshilfe-Krebsgesellschaft:<br />

https://www.dontsmoke.at/ziele-und-argumente/<br />

MAN FAND HERAUS, DASS DIE FEINSTAUBBELASTUNG<br />

IM NICHTRAUCHERBEREICH DURCH DIE ZIGARETTEN,<br />

DIE IM RAUCHERRAUM NEBENAN GERAUCHT<br />

WERDEN, UNZUMUTBAR HOCH IST.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

3


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Faktencheck Rauchen<br />

VON KARIN SITTINGER<br />

4<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

• Weltweit rauchen nahezu 1 Milliarde Menschen.<br />

Davon sind 25 % Männer und nur 5,4 % Frauen.<br />

• In Österreich raucht 38 % der Bevölkerung, davon<br />

28 % täglich und von diesen täglichen Konsumenten<br />

sind 31 % Männer und 26 % Frauen.<br />

• Bei den Jugendlichen unter 19 Jahren rauchen insgesamt<br />

53 %, davon 56 % Burschen und 52 %<br />

Mädchen.<br />

• Jugendliche rauchen immer früher ihre erste Zigarette,<br />

obwohl österreichweit der Tabakkonsum erst ab dem<br />

vollendeten 16. Lebensjahr erlaubt ist.<br />

• Der Anteil an Raucherinnen ist konstant steigend,<br />

während der Anteil der Raucher leicht sinkt bzw.<br />

gleich bleibt, wie Erhebungsdaten vermuten lassen.<br />

• 38 % der Menschen, die täglich zur Zigarette greifen,<br />

haben sich noch nie ernsthaft mit dem Gedanken<br />

beschäftigt, mit dem Rauchen aufzuhören, 28 %<br />

haben darüber nachgedacht, es aber nicht versucht.<br />

32 % der Raucher*innen haben bereits mindestens<br />

einmal erfolglos versucht, aufzuhören.<br />

• Im Tabakrauch sind ca. 4.000 verschiedene Stoffe<br />

enthalten (Schwermetalle, Benzol, Kohlenmonoxid,<br />

Teere etc.), die 16 verschiedene Krebsarten fördern:<br />

Diese betreffen Lunge, Mundhöhle, Kehlkopf,<br />

Speiseröhre, Niere, Blase und Darm.<br />

• Weltweit sterben etwa 6 Millionen Menschen<br />

durch Tabakkonsum.<br />

• Lungenkrebs ist in der EU die häufigste Todesursache,<br />

in Österreich beträgt dieser Anteil 19 %.<br />

Die „5-Jahres-Überlebensrate“ bei Lungenkrebspatient*innen<br />

beträgt 15 %.<br />

• Apropos Ökonomie: Tabakkonsum in Österreich<br />

verursachte 2004 um 511 Millionen höhere Kosten<br />

durch medizinische Behandlungen, Arbeitsausfall,<br />

Pflege-und Krankengeld, Invaliditätspensionen und<br />

Folgekosten für geschädigte Passivraucher*innen als<br />

Einnahmen durch die Tabaksteuer.<br />

• In Österreich sterben jährlich rund 1.000 Menschen<br />

an den Folgen des Passivrauchens.<br />

Die gute Nachricht nach all diesen<br />

statistischen Negativschlagzeilen<br />

lautet: Tabakkonsum ist ein<br />

Risiko für Ihre Gesundheit, das<br />

Sie sofort und effizient stoppen<br />

können!<br />

• Raucher*innen, die vor dem<br />

34. Lebensjahr aufhören, leben<br />

10 Jahre länger als lebenslange<br />

Raucher*innen.<br />

• Wer vor dem 44. Geburtstag<br />

aufhört, gewinnt 9 Lebensjahre.<br />

• Wer den Ausstieg vor dem<br />

54. Geburtstag schafft, gewinnt<br />

6 Jahre.<br />

• Nebenbei spart man sich auch<br />

noch einiges an Geld: Wer 1<br />

Schachtel pro Tag raucht, spart<br />

in der Woche ca.<br />

€ 30,-. Das sind im Jahr ca.<br />

€ 1.500,-.<br />

• In Österreich gibt es zahlreiche<br />

Hilfsangebote, die beim Rauchstopp<br />

unterstützen, sei es durch<br />

Akupunktur, Hypnose, Rauchfrei-Telefon<br />

und verhaltenstherapeutische<br />

Therapien.<br />

• Für eines solcher Hilfsangebote<br />

habe ich früher selbst Nichtraucher*innen-Seminare<br />

betreut und möchte diese<br />

hier vorstellen.<br />

Quellen: Factsheet „Rauchverhalten in Österreich“<br />

– LBI-Sucht, 2008; Bericht des Nationalen<br />

US Instituts (NCI) und der WHO „Die<br />

Ökonomie von Tabak und Tabakkontrolle“;<br />

„Volkswirtschaftliche Effekte des Rauchens“<br />

– IHS, 2008


FAKTENCHECK RAUCHEN<br />

LUNGENKREBS IST IN DER EU DIE HÄUFIGSTE<br />

TODESURSACHE, IN ÖSTERREICH BETRÄGT DIESER ANTEIL 19 %.<br />

Rauchfrei in 6 Wochen<br />

„Rauchfrei in 6 Wochen“ ist ein 6-wöchiges Entwöhnungsprogramm<br />

der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse,<br />

das innerhalb einer Gruppe stattfindet.<br />

Diese Gruppe und der/ die Trainer*in sind für<br />

alle zukünftigen Nichtraucher*innen ein wichtiger<br />

Halt. Hier steht ihnen ein „Expertenrat“ in Form der<br />

anderen Gruppenteilnehmer*innen auf ihrem Weg<br />

zum/-r Nichtraucher*in für insgesamt 6 Wochen zur<br />

Verfügung. Hier holt man sich Tipps, wird für jeden<br />

Erfolg gelobt und bei einem drohenden oder auch<br />

wirklichen Rückfall neu motiviert. Hier werden Erfahrungen<br />

ausgetauscht, alle Teilnehmer*innen erleben<br />

ähnliche Hochs und Tiefs auf ihrem Weg in eine<br />

rauchfreie Zukunft.<br />

Rauchfrei in 6 Wochen<br />

beinhaltet folgende wichtige Themen:<br />

Warum rauche ich?<br />

Wann rauche ich?<br />

Was kann ich statt dem<br />

Rauchen tun?<br />

Werde ich an Gewicht zunehmen,<br />

wenn ich mit dem Rauchen<br />

aufhöre?<br />

Helfen mir Nikotin-Pflaster<br />

und ähnliche Hilfsmittel?<br />

Was mache ich, wenn ich wieder<br />

Lust auf eine Zigarette bekomme?<br />

Die Tabakabhängigkeit besteht aus einer körperlichen<br />

Abhängigkeit (vom Nikotin) und einer psychischen<br />

Komponente, bei der das Rauchen als<br />

Belohnung empfunden wird. Bei einer starken<br />

Abhängigkeit von Nikotin, kann mit einer vorübergehenden<br />

Gabe von Nikotinpflastern, -kaugummi,<br />

-tabletten oder Nasenspray die körperliche Entzugssymptomatik<br />

langsam abgebaut werden. Um<br />

die psychische Abhängigkeit zu überwinden wird<br />

zuerst ein persönliches Raucherprofil erstellt. Dabei<br />

analysieren Sie Ihre individuellen Schlüsselreize,<br />

lernen Alternativverhaltensweisen, geben das Rauchen<br />

auf und schließen eine dementsprechende<br />

Vereinbarung. Zusätzlich entwickeln Sie Bewältigungsstrategien<br />

für kritische Situationen und stabilisieren<br />

Ihre Abstinenz. Besonders hilft ein Blick<br />

auf die Gruppenmitglieder: „Wie machen denn die<br />

das?“<br />

Eines ist ganz klar: Nur wer wirklich mit dem<br />

Rauchen aufhören will, schafft es auch.<br />

Finden Sie Ihren Weg und geben Sie auch dann<br />

nicht auf, wenn Sie mehrere Versuche brauchen,<br />

um zum/zur „Nichtraucher*in“ zu werden.<br />

Weitere <strong>Info</strong>rmationen zu<br />

Rauchfrei in 6 Wochen erhalten<br />

Sie bei der STGKK unter<br />

0316 80 35 19 19 oder<br />

rauchstopp@stgkk.at<br />

IN ÖSTERREICH STERBEN JÄHRLICH RUND 1.000 MENSCHEN<br />

AN DEN FOLGEN DES PASSIVRAUCHENS.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

5


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Gesunde Stadt – Reich und gesund<br />

oder arm und krank?<br />

Forum für Sozialmedizinische Praxis<br />

mit Stadtrat Mag. Robert Krotzer<br />

VON MARTINA FREI & GUSTAV MITTELBACH<br />

6<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Seit April 2<strong>01</strong>7 ist Stadtrat Mag. Robert Krotzer<br />

für die Bereiche Gesundheit und Pflege in der<br />

Stadt Graz zuständig. Ein ganzheitlicher Ansatz<br />

von Gesundheit ist ihm dabei besonders<br />

wichtig: „Eine sozial gerechte Gesundheitspolitik<br />

umfasst alle Lebensbereiche der Menschen.<br />

Der gleichberechtigte Zugang aller Menschen<br />

zu medizinischer Betreuung ist dabei selbstverständlich.“<br />

Im November 2<strong>01</strong>7 hatten wir den neuen Gesundheitsstadtrat<br />

eingeladen, seine Ziele im Rahmen<br />

unserer Veranstaltungsreihe „Forum für Sozialmedizinische<br />

Praxis“ vorzustellen und mit interessierten<br />

Besucher*innen zu diskutieren.<br />

Einleitend in das Thema gab Gustav Mittelbach<br />

einen Exkurs in die Gesundheitskonferenz „Lieber<br />

reich und gesund statt arm und krank“, die das<br />

<strong>SMZ</strong> im Jahr 1998 anlässlich seines 15-jährigen<br />

Bestehens organisiert und moderiert hatte, bzw.<br />

auch in die Gesundheitskonferenz Jakomini 2<strong>01</strong>3.<br />

Menschen, die sozial benachteiligt sind, haben ein<br />

höheres Krankheitsrisiko. In den armutsgefährdeten<br />

Haushalten hat jede/r Zweite/r eine chronische Erkrankung,<br />

in den reichsten Haushalten nur jeder 5.<br />

(Armutsbericht Graz). 9 Frauen von 100 Österreicherinnen<br />

sind im Durchschnitt übergewichtig, aber<br />

13 von 100 mit Pflichtschulabschluss. Diabetes<br />

und Erkrankungen des Bewegungsapparates sind<br />

ebenso ungleich häufiger bei Menschen mit Pflichtschulbildung.<br />

Männer der Gruppe mit der niedrigsten<br />

Ausbildung leben um 10 Jahre kürzer, Frauen<br />

dieser Gruppe um 5 Jahre weniger als der Durchschnitt!<br />

Um diese besonders gefährdete Personengruppe<br />

zu erreichen, sind nicht nur sehr spezifische<br />

Gesundheitsförderungsprojekte nötig, sondern vor<br />

allem auch eine unterstützende Sozialpolitik.<br />

Basierend auf diesen Fakten ist es für Robert Krotzer<br />

von großer Bedeutung, sich für ein starkes öffentliches<br />

und kostenloses Gesundheitswesen für<br />

alle Menschen einzusetzen.<br />

Einen Fokus legt Robert Krotzer in Zukunft auf die<br />

Stärkung der Gesundheitskompetenz („Health Literacy“)<br />

der Grazer*innen.<br />

„Gesundheitskompetenz ist die<br />

Fähigkeit, Gesundheitsinformationen<br />

zu finden, zu verstehen,<br />

zu beurteilen und anzuwenden,<br />

um im Alltag angemessene<br />

Entscheidungen zur Gesundheit<br />

treffen zu können.“<br />

European Health Literacy Consortium<br />

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz in der<br />

Bevölkerung trägt wesentlich zur Gesundheit und<br />

einem besseren Umgang mit Krankheit und somit<br />

auch zu gesundheitlicher Chancengleichheit bei.<br />

In der Studie „European Health Literacy Survey“<br />

(HLS-EU Consortium, 2<strong>01</strong>2) aus dem Jahr 2<strong>01</strong>1<br />

hat Österreich im Vergleich mit sieben anderen<br />

europäischen Ländern unterdurchschnittlich abgeschnitten.<br />

Das Ergebnis der Studie: „Menschen, die<br />

sozial benachteiligt sind, ein geringeres Bildungsniveau<br />

aufweisen sowie ältere und chronisch Kranke<br />

können in besonders hohem Ausmaß von unterstützenden<br />

Rahmenbedingungen profitieren“ (vgl.<br />

www.bmgf.gv.at, 2<strong>01</strong>6). Damit das gelingen kann,<br />

ist aber auch eine Verbesserung dieser Rahmenbedingungen<br />

notwendig, z. B. in Form einer gesundheitskompetenten<br />

Gestaltung des sozialen Umfelds<br />

und entsprechender Organisationen. Solche gesundheitskompetenten<br />

Organisationen erleichtern<br />

es der Bevölkerung, gesundheitsrelevante <strong>Info</strong>rmationen<br />

und Dienste zu finden, zu verstehen und zu<br />

benutzen, um gute Entscheidungen für die eigene<br />

Gesundheit zu treffen (vgl. Brach et al., 2<strong>01</strong>2).<br />

Gesundheitsamt vor Ort:<br />

Zeckenimpfung im<br />

Stadtteilzentrum Jakomini,<br />

18. April 15.00 bis 16.00 Uhr


GESUNDE STADT<br />

VON GROSSER BEDEUTUNG IST FÜR ROBERT KROTZER,<br />

SICH FÜR EIN STARKES ÖFFENTLICHES UND KOSTENLOSES<br />

GESUNDHEITSWESEN FÜR ALLE MENSCHEN EINZUSETZEN.<br />

Um genau solche Rahmenbedingungen selbst zu<br />

schaffen und einen niederschwelligen Zugang zu<br />

den Grazer*innen zu erhalten, hat der Gesundheitsstadtrat<br />

die bestehenden und neuen Angebote des<br />

Gesundheitsamts dahin entwickelt, dass diese auch<br />

außerhalb des Standortes in der Schmiedgasse,<br />

z. B. in Schulen, Betrieben und Nachbarschaften,<br />

durchgeführt werden können. Dazu zählen z. B.<br />

Maßnahmen wie:<br />

• Impfstelle und Ernährungsberatung vor Ort<br />

• Impfstelle modernisieren und unabhängig von<br />

anderen Einrichtungen machen<br />

• Pilotprojekt zum Thema Medienkompetenz<br />

• Kooperationen mit Gesundheitsversorgungseinrichtungen<br />

• Schulgesundheitspreis<br />

• und Sensibilisierung verschiedener Zielgruppen<br />

zum Thema Sucht sowie die Versorgung<br />

von Substitutionspatient*innen sichern<br />

Um eine Debatte im Suchtbereich anzuregen, hat<br />

Stadtrat Krotzer im September 2<strong>01</strong>7 gemeinsam<br />

mit dem Regisseur Adrian Goiginger zum Film „Die<br />

beste aller Welten“ eingeladen. Der österreichische<br />

Film erzählt von der wahren Geschichte eines Kindes<br />

in der abenteuerlichen Welt seiner heroinabhängigen<br />

Mutter und ihrer Liebe zueinander. Die<br />

Betreuung und medizinische Versorgung dieser<br />

sehr vulnerablen und gefährdeten Gruppe sind<br />

in Graz zunehmend in Frage gestellt: Nur noch 9<br />

Ärzt*innen arbeiten im Substitutionsprogramm. In<br />

den kommenden Jahren gehen einige von ihnen in<br />

Pension, ein Nachwuchs ist nicht in Sicht. Gerade<br />

für diese schwierige Patientengruppe sind, neben<br />

der rein medizinischen Basisverschreibung spezieller<br />

Medikamente, psychosoziale Teams erforderlich,<br />

deren Finanzierung jährlich sichergestellt werden<br />

muss. Für einen Teil dieser Patient*innen kann das<br />

<strong>SMZ</strong>-Team hochwertige Betreuung sicherstellen.<br />

Eine langfristige Planung ist leider nicht in Sicht. Initiativen,<br />

wie die von Stadtrat Krotzer, diese Misere<br />

aufzuzeigen und zu verbessern, sind dringend nötig.<br />

Eine weitere Herzensangelegenheit für Robert Krotzer<br />

ist es, sich mehrerer Themen im Pflegebereich<br />

anzunehmen. Dazu zählen z. B.:<br />

• Entlastung aller Gesundheitsberufe durch<br />

mehr Personal und gerechte Entlohnung<br />

• eine klare Regelung für die 24h-Betreuung<br />

• keine Schlechterstellung von Beschäftigten<br />

durch die neue Regelung der Ausbildung für<br />

Pflegeberufe<br />

• 4te Dienst<br />

• nachgehende und nachbarschaftliche Betreuung<br />

für 50+<br />

• Gestaltung einer demenzfreundlichen Stadt<br />

• Pflege Angehöriger darf nicht arm machen<br />

(Sicherung und Ausbau der Pflegedrehscheibe<br />

als nachgehende Beratungseinrichtung)<br />

Eine Möglichkeit, zumindest im Süden von Graz,<br />

diese Situation zu verbessern, besteht im von uns<br />

geplanten Primär-Gesundheitszentrum <strong>Liebenau</strong>:<br />

Angestellte Pflegefachkräfte werden nicht nur klassische<br />

Pflegeleistungen anbieten, sondern vor allem<br />

präventive Beratungen und Hausbesuche durchführen<br />

können. Gemeinsam mit anderen Gesundheitsberufen<br />

leisten sie dann aufsuchende Gesundheitsförderungsarbeit,<br />

gleichberechtigt neben der<br />

Behandlung Kranker!<br />

Abschließend wurden psychische Erkrankungen<br />

thematisiert, ein Thema, das zu einer längeren Diskussion<br />

unter den Teilnehmenden führt. Dr. Gustav<br />

Mittelbach verweist auf durchschnittliche Grazer<br />

Wartezeiten bei Psychotherapien bis zu 6 Monaten<br />

– ein unhaltbarer Zustand. Im <strong>SMZ</strong> hingegen ist für<br />

akute Krisenberatung jederzeit ein Soforttermin erhältlich,<br />

Beratung und Psychotherapie werden innerhalb<br />

von 2-3 Wochen möglich gemacht (siehe auch<br />

die 2 neuen Mitarbeiter*innen in unserer Familienberatungsstelle!)<br />

Eine Ärztin aus der Marienambulanz<br />

berichtet von Problemen, kostenlos und rasch<br />

Dolmetscher*innen zu organisieren – auch dieses<br />

Thema ist noch ungelöst. Psychische Erkrankungen<br />

und Traumata – gerade bei Menschen mit Migrationshintergrund<br />

und mangelnden Deutschkenntnissen,<br />

erfordern professionelle Hilfe, um Spätfolgen,<br />

wie Suchterkrankungen, Verhaltensstörungen und<br />

Suizide zu verhindern.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

7


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Neues und Altes zur Primärversorgung<br />

in Österreich<br />

VON LISA STROZER<br />

Was heißt Primärversorgung?<br />

Primär heißt so viel wie: „an erster Stelle stehend“ oder „zuerst“. Mit Versorgung ist die medizinische und<br />

soziale Behandlung von Menschen gemeint. Primärversorgung ist die deutsche Bezeichnung für „Primary<br />

Health Care“. Es handelt sich um die erste Anlaufstelle für alle Menschen mit gesundheitlichen Problemen,<br />

also um die erste Versorgungsebene. Damit sind alle Hausärzt*innen, sowie Gruppenpraxen und seit Neustem<br />

auch Primärversorgungszentren/Primärversorgungseinheiten gemeint. In der Primärversorgung geht es<br />

immer um einen kontinuierlichen Versorgungsprozess, der gesundheitsfördernde, präventive (vorbeugende),<br />

kurative (heilende), pflegerische, rehabilitative (wiedereingliedernde), und palliative (Beschwerden lindernde)<br />

Maßnahmen einsetzt. Primary Health Care (bzw. Primärversorgung) bringt eine multiprofessionelle und<br />

integrative Versorgung so nahe wie möglich an den Wohnort und Arbeitsplatz der Menschen.<br />

8<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Unser Gesundheitssystem in Österreich zählt mit<br />

überdurchschnittlich hohen Ausgaben zu den teuersten<br />

und liegt mit ca. 11 % des Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP) über dem EU-Durchschnitt. Die Anzahl der<br />

gesunden Lebensjahre der Österreicher*innen liegt<br />

jedoch deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Das bedeutet,<br />

dass Maßnahmen zur Verbesserung der Effektivität<br />

(„die richtigen Dinge tun“) und Effizienz („die<br />

Dinge richtig tun“) ergriffen werden müssen.<br />

Die Ansprüche und Erwartungen an eine qualitätsvolle<br />

und sichere Versorgung haben sich ebenfalls<br />

verändert. Es ist wichtig, eine gute Versorgung<br />

für alle Menschen zu sichern. Auch die Zunahme<br />

chronisch Kranker und älterer Personen ist mit einzuplanen.<br />

Ein großer Kostenpunkt sind Krankenhausaufenthalte,<br />

die beispielsweise nicht notwendig<br />

oder vermeidbar wären. Ziel ist es also,<br />

zukünftig Krankenhäuser und ihre Ambulanzen zu<br />

entlasten und eine gute medizinische Versorgung<br />

außerhalb des Spitals zu gewährleisten. Besonders<br />

im ländlichen Gebiet gestaltet sich die Nachbesetzung<br />

von Stellen im niedergelassenen Bereich<br />

aber schwierig. Das liegt zum einen daran,<br />

dass eine große Anzahl an Ärzt*innen demnächst<br />

in Pension gehen wird. Zum anderen liegt es auch<br />

an der Unattraktivität des Arztberufes am Land.<br />

Die Ausbildung der Allgemeinmediziner*innen<br />

fördert wahrscheinlich ebenfalls nicht unbedingt<br />

die Idee, sich niederzulassen und nicht in einem<br />

Krankenhaus zu arbeiten. Zudem achten junge<br />

Ärzt*innen mehr auf ihre Work-Life-Balance und<br />

wollen zeitlich flexibel und eher im Team arbeiten,<br />

als ihre älteren Kolleg*innen. Primärversorgungseinheiten<br />

bieten davon viel.<br />

Zu diesem Zweck sollen bis Ende 2020, neben anderen<br />

Maßnahmen, 75 Primärversorgungszentren<br />

in Österreich entstehen. Die Umgestaltung der Primärversorgung<br />

soll der Schlüssel zur Verbesserung<br />

sein, wofür Länder und Sozialversicherungen insgesamt<br />

200 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen.<br />

Wie genau kann eine Primärversorgungseinheit<br />

aussehen?<br />

Eine Primärversorgungseinheit kann an einem<br />

Standort oder als Netzwerk an mehreren Standorten<br />

eingerichtet sein. Es kommt immer darauf an, wie<br />

die Situation vor Ort ist, welche Bedingungen dort<br />

herrschen, was die Menschen brauchen. Deshalb<br />

sieht eine Primärversorgungseinheit in Vorarlberg<br />

anders aus, als eine in Wien. Entweder können bereits<br />

bestehende Strukturen genutzt werden, indem<br />

sie beispielsweise vernetzt und weiter ausgebaut<br />

werden. Regionale Primärversorgungseinheiten<br />

können aber auch von Grund auf neu errichtet und<br />

gestaltet werden. Wie Primärversorgungseinheiten<br />

in der Praxis aussehen und wie sie geführt werden,<br />

haben wir bei der Tagung: „Primärversorgung NEU:<br />

Pilotprojekte umsetzen“ erfahren dürfen. Mehr <strong>Info</strong>rmationen<br />

dazu im folgenden Artikel.<br />

Es gibt unterschiedliche Organisationsformen für<br />

Primärversorgungseinheiten an einem Standort,<br />

nämlich: Gruppenpraxen oder selbstständige Ambulatorien.<br />

Ein Beispiel für eine Primärversorgungseinheit<br />

in Form einer Gruppenpraxis ist das Primärversorgungszentrum<br />

Enns. Dieses Zentrum durfte das<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> im Rahmen der Fachtagung im Jänner<br />

2<strong>01</strong>8 besuchen (siehe Artikel: Das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

bildet sich weiter). Ein Beispiel für ein selbstständiges<br />

Ambulatorium ist das „Gesundheitszentrum Joglland“<br />

in Vorau-Riegersburg. Da es lange und immer<br />

wieder Schwierigkeiten gab, Hausärzt*innen für<br />

diese Region zu finden, deckt dort seit September<br />

2<strong>01</strong>7 eine Primärversorgungseinheit die Versorgung<br />

ab. Wird eine Primärversorgungseinheit als Netzwerk<br />

geführt, so kann diese aus freiberuflichen Ärzt*innen,<br />

anderen nichtärztlichen Angehörigen von Gesundheits-<br />

und Sozialberufen oder deren Trägerorganisationen<br />

gebildet werden. Ein Beispiel dafür ist das<br />

Gesundheitsnetzwerk Tennengau, das gemeinnützig<br />

geführt wird. Dort haben sich unterschiedliche Anbieter*innen<br />

von Gesundheitsdiensten zusammengeschlossen,<br />

um die Patient*innenversorgung in der<br />

Region zu verbessern und abzustimmen.


PRIMÄRVERSORGUNG<br />

Das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> bildet sich weiter<br />

VON LISA STROZER<br />

Am 26. + 27. Jänner 2<strong>01</strong>8 haben Teammitglieder<br />

des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> an einer Fachtagung in Enns<br />

mit dem Titel: „Primärversorgung NEU: Pilotprojekte<br />

umsetzen“ teilgenommen<br />

Dabei konnten wir Einblicke gewinnen, wie bereits<br />

bestehende Primärversorgungszentren geführt werden,<br />

wie sie entstanden sind und vor allem, wie die<br />

verschiedenen Berufe zusammenarbeiten. Der Fokus<br />

lag dabei auf der praktischen und nicht auf der<br />

bereits breitgetretenen theoretischen Seite.<br />

Ganz ohne theoretischen Input ging es dann aber<br />

doch nicht: Am ersten Tag gab es zuerst unterschiedliche<br />

Vorträge zu den Hintergründen und<br />

Rahmenbedingungen. Dabei wurden unter anderem<br />

folgende Themen in Bezug auf Primärversorgung<br />

behandelt: Organisationsformen, Finanzierung,<br />

Ausbildungen und Rechtliches.<br />

So interdisziplinär wie Primärversorgungseinheiten<br />

sein sollen, waren auch die Vortragenden und die<br />

Teilnehmer*innen bei der anschließenden Podiumsdiskussion.<br />

In der Diskussion hat sich sehr deutlich<br />

gezeigt, dass eine gute Zusammenarbeit von Politik,<br />

Gebietskrankenkassen und den Anbieter*innen, die<br />

eine Primärversorgungseinheit auf die Beine stellen<br />

möchten, besonders wichtig ist. Eine Verhandlung<br />

auf Augenhöhe, Transparenz und ein gemeinsames<br />

Ziel führen offensichtlich dazu, dass auch im Nachhinein<br />

alle drei „Parteien“ zufrieden sind. Auch die<br />

Anstellung von Ärzt*innen bei Ärzt*innen wurde besprochen.<br />

Die Anwesenden waren sich alle einig,<br />

dass diese Möglichkeit unbedingt noch eingeführt<br />

werden muss.<br />

Am zweiten Tag wurden folgende Pilotprojekte kurz<br />

vorgestellt: das Gesundheitszentrum (GHZ) Enns<br />

von Dr. Hockl, die Primärversorgungseinheit (PVE)<br />

Haslach von Bürgermeister Reisinger und Dr. Rebhandl,<br />

die Primärversorgung (PHC) Donaustadt von<br />

Dr. Ewald, das Gesundheitszentrum (GHZ) Mariazell<br />

von Dr. Killmaier und das Netzwerk Tennengau von<br />

Dr. Dachs. Weil die Vorträge der unterschiedlichen<br />

Projekte unmittelbar aufeinanderfolgten, war klar<br />

ersichtlich, dass jedes Projekt ganz speziell ist und<br />

an die jeweilige Region oder Stadt angepasst sein<br />

muss, in der es liegt. Außerdem wurde die Notwendigkeit<br />

eines professionellen Managements<br />

deutlich.<br />

Am Ende der Tagung wurden wir eingeladen, das<br />

GHZ Enns zu besichtigen. Der zweistöckige imposante<br />

Neubau beinhaltet im Erdgeschoß ein<br />

Primärversorgungszentrum. Dieses besteht aus<br />

Allgemeinmediziner*innen, sowie einem Team aus<br />

Pflege, Psychotherapie, Sozialarbeit, Physiotherapie,<br />

Diätologie, Ergotherapie und Logopädie. Die<br />

Statistik zeigt, dass täglich 300 Patient*innen versorgt<br />

werden – an Spitzentagen sogar fast 600!<br />

Die sechs Hausärzt*innen und das Team sind dabei<br />

ausschließlich für Ennser Patient*innen zuständig.<br />

Auch die Einrichtung einer Apotheke ist geplant.<br />

Im ersten Stock befinden sich Fachärzt*innen, die<br />

Physiotherapie Enns und das Institut für Körperwelt.<br />

Das GHZ Enns zeigt, wie ein Projekt in einer Gemeinde<br />

gleichzeitig gemeinnützige (Primärversorgungszentrum),<br />

politische und wirtschaftliche (erster<br />

Stock) Interessen vereinen kann, um den Menschen<br />

vor Ort eine umfassende Gesundheitsversorgung<br />

zu bieten.<br />

JEDES PROJEKT IST GANZ<br />

SPEZIELL UND MUSS DAHER<br />

AN DIE JEWEILIGE REGION<br />

ODER STADT ANGEPASST<br />

SEIN, IN DER ES LIEGT.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

9


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Eintritt nur nach Aufruf: „Warum Österreich<br />

die Ärzte ausgehen: elf Übel, elf Fakten“<br />

Buchvorstellung von Dr. Wolfgang Schütz<br />

VON MARTINA FREI & GUSTAV MITTELBACH<br />

10<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Die ärztliche Versorgung in Österreich krankt an einigen<br />

Übeln: Landesweit wird über Ärzt*innenmangel<br />

geklagt, in Krankenhäusern, aber auch in der<br />

wohnortnahen Versorgung durch niedergelassene<br />

Ärzt*innen. Dr. Wolfgang Schütz äußert in seinem<br />

Buch „Eintritt nur nach Aufruf“ starke Kritik am heimischen<br />

Gesundheitssystem. Im Oktober 2<strong>01</strong>7 war<br />

Dr. Wolfgang Schütz im <strong>SMZ</strong> eingeladen, um sein<br />

Buch im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Forum<br />

für Sozialmedizinische Praxis“ vorzustellen.<br />

Der ehemalige Rektor der Medizinischen Universität<br />

Wien beschreibt darin elf Übel im Gesundheitswesen<br />

und warnt vor einem Zusammenbruch der ärztlichen<br />

Versorgung bis 2030.<br />

Den Grund für die ernste Lage in der ärztlichen Versorgung<br />

sieht Schütz in der höheren Lebenserwartung<br />

und Überalterung der Gesellschaft. Außerdem<br />

in den steigenden Gesundheitskosten, die zu einem<br />

höheren Bedarf an Ärzt*innen führen, aber auch in<br />

der Verkürzung der Arbeitszeit für Spitalsärzt*innen<br />

auf 48 Stunden pro Woche.<br />

Die wohl gravierendsten Übel unseres Gesundheitssystems<br />

fasst Schütz folgendermaßen zusammen:<br />

Ein Arbeitsgesetz für Ärzt*innen, das<br />

Patient*innen mehr gefährdet, als es ihnen nützt.<br />

Mit Juli 2<strong>01</strong>5 trat aus Kostengründen ein neues Arbeitszeitengesetz<br />

für Ärzt*innen im Wiener Krankenanstaltenverbund<br />

(KAV) in Kraft. Mit diesem soll eine<br />

EU-Richtlinie, wonach die wöchentliche Höchstarbeitszeit<br />

48 Stunden in Zukunft nicht überschritten<br />

werden darf, umgesetzt werden. Die Normalarbeitszeit<br />

liegt bei einer Vollzeitanstellung auch künftig bei<br />

40 Stunden pro Woche. Zudem gilt für alle Ärzt*innen<br />

die 5-Tagewoche, ein Arbeitstag gilt als 8 Stunden<br />

Arbeitszeit. Bis 2021 haben Ärzt*innen noch die<br />

Möglichkeit, mittels schriftlicher Zustimmung (Optout)<br />

länger als durchschnittlich 48 Stunden pro Woche<br />

zu arbeiten. Überzogene Gehaltsforderungen<br />

von Ärzt*innen sind laut Schütz mitschuldig an diesem<br />

„Übel“. Die Finanzierung höherer Gehälter ist<br />

nur kurzfristig sichergestellt, danach ist unklar, wie<br />

dafür aufgekommen werden kann. Weiters ist unklar,<br />

wie ein Mehrbedarf an Ärzt*innen, die das neue<br />

Arbeitszeitengesetz verursacht, auch finanziell, organisiert<br />

werden soll, insbesondere da Ärzt*innen<br />

ohnehin schon immer weniger zu werden scheinen.<br />

Das neue Arbeitszeitengesetz birgt für Schütz<br />

mehrere Gefahren:<br />

• Die Wartezeiten in den Spitalsambulanzen<br />

erhöhen sich dramatisch.<br />

• Verschlechterung der Qualität der Ausbildung<br />

• Verdoppelung der statistischen Häufung von<br />

Fehlerquellen bei der Übergabe von Patientendaten<br />

an die/ den nächsten Arzt/ Ärztin im<br />

Spital.<br />

• Zusätzliche Spitalsärzt*innen sind notwendig,<br />

die Finanzierung des Gesundheitssystems<br />

bricht zusammen.<br />

• Ärzt*innen haben mehr Zeit für Nebenbeschäftigungen<br />

(z. B. in Ordinationen oder Privatkliniken)<br />

und überschreiten damit laufend das<br />

KA-AZG.<br />

Viele Mediziner*innen, die nach Abschluss ihres<br />

Studiums das Land verlassen.<br />

11 % der inländischen Absolvent*innen und nahezu<br />

alle ausländischen (25 %) verlassen nach dem<br />

Studienabschluss das Land. Freie Turnusstellen<br />

sind nur mehr schwer nachbesetzbar, in ländlichen<br />

Regionen ist die Lage noch schlimmer. Diskutierte<br />

Gründe für dieses „Übel“ sind:<br />

• zu lange Arbeitszeiten<br />

• zu geringe Gehälter im Rahmen der Ausbildung<br />

von Fach- oder Allgemeinärzt*innen<br />

• keine Berechtigung zur selbstständigen Berufsausübung<br />

nach dem Studium<br />

• qualitativ schlechte Ausbildung, Übernahme<br />

der Tätigkeiten von Pflege- und Schreibkräften<br />

• Ausbildungsärzt*innen werden von ausbildenden<br />

Ärzt*innen nicht als Kolleg*innen, sondern<br />

als unterstehendes Personal betrachtet<br />

• Allgemeinärzt*innen sehen sich, vor allem<br />

während der Ausbildung, als Ärzt*innen<br />

zweiter Klasse<br />

Zu viele Spitäler, immer weniger Hausärzt*innen<br />

Wolfgang Schütz kritisiert weiters die Spitalslastigkeit<br />

in Österreich. Er sieht eine dringende Notwendigkeit<br />

in der Entlastung der Spitalsambulanzen, in<br />

denen derzeit Primärversorgung stattfindet. Vorgelagerte<br />

Allgemeinmediziner*innen fangen rund 1/3<br />

der Patient*innen von Notfallambulanzen ab. Die<br />

Errichtung von Primärversorgungseinheiten (PVE)


BUCHVORSTELLUNG: DR. WOLFGANG SCHÜTZ<br />

müsse also unbedingt schneller vorangetrieben<br />

werden, auch wenn die Ärztekammer blockiert. In<br />

Österreich sind bis 2020 75 Primärversorgungszentren<br />

geplant. Für Schütz müssen PVEs folgende<br />

Kriterien erfüllen:<br />

• wohnortnahe Netzwerke mit dem Ziel der<br />

Gesunderhaltung der Bevölkerung und nach<br />

Möglichkeit abschließender Behandlung<br />

• Angebot von Prävention über Kuration und<br />

Rehabilitation bis zur Pflege<br />

• Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen;<br />

neben Medizin auch Pflege, Therapie,<br />

Geburtshilfe, Sozialarbeit, …<br />

• Der Vertrauensarzt, der die Patient*innen<br />

kennt und so deren Versorgung organisieren<br />

kann, ist dort lokalisiert.<br />

• keine Einzelleistungshonorare (Förderung der<br />

Drei-Minuten-Medizin)<br />

• ausreichende Öffnungszeiten (zumindest<br />

50 Stunden/Woche und Notversorgung rund<br />

um die Uhr)<br />

• Zumindest 30 % der in die Primärversorgung<br />

eingebundenen niedergelassenen Ärzt*innen<br />

müssen Allgemeinärzt*innen sein, um ein flächendeckendes<br />

PVE-Netz zu gewährleisten (in<br />

Österreich sind es nur 20 %!)<br />

• Orientierung an den lokalen Gegebenheiten<br />

(ländlich, städtisch, Berufsgruppen, ...)<br />

Eine zwischenzeitliche Dreiklassenmedizin im<br />

niedergelassenen Bereich<br />

Die „Zweiklassenmedizin“ bei stationären Spitalsaufenthalten<br />

gibt es für Schütz schon lange: Privatversicherte<br />

haben zahlreiche Vorteile (Komfortzimmer, freie<br />

Ärzt*innenwahl, Privatkliniken, einfacherer Zugang<br />

zu Diagnose- und Behandlungsmethoden). Außerhalb<br />

des Spitals sieht Schütz sogar die Gefahr einer<br />

„Dreiklassenmedizin“ aufkommen: Patient*innen der<br />

untersten Klasse suchen Kassenvertragsärzt*innen<br />

auf, die der mittleren Klasse Wahlärzt*innen und die<br />

der höchsten Klasse Ärzt*innen mit Privatordinationen.<br />

Vor allem die Kassenordinationen werden dabei<br />

immer weniger. Und wohin wenden sich Patient*innen<br />

dann, wenn es keine Kassenärzt*innen mehr in<br />

ihrer Nähe gibt oder deren Ordinationen laufen überfüllt<br />

sind? An die Spitalsambulanzen!<br />

Eintritt nur nach<br />

Aufruf: Warum<br />

Österreich die<br />

Ärzte ausgehen:<br />

elf Übel, elf Fakten<br />

von Wolfgang Schütz;<br />

MANZ Verlag Wien,<br />

2<strong>01</strong>7<br />

234 Seiten<br />

Öffentliche Gesundheitsfinanzierung<br />

aus einer Hand<br />

Die Ärztekammer/ÄK habe über Jahre unzureichende<br />

Qualitätskontrollen der Ärzt*innenausbildung<br />

durchgeführt, propagiere eine Ausbildung, die den<br />

Weg zum Allgemeinarzt oder zur Allgemeinärztin<br />

weniger attraktiv macht: Ärzt*innen, die in Allgemeinmedizin<br />

ausgebildet werden wollen, dürfen<br />

nicht das Gefühl haben, gegenüber Fachärzt*innen<br />

Ärzt*innen zweiter Klasse zu sein.<br />

Die ÄK stehe bei Neuerungen, sei es die Einführung<br />

der e-card, der Elektronischen Gesundheitsakte<br />

(ELGA) oder der sogenannten Primary Health Care<br />

Center, so gut wie immer auf der Bremse. An Maßnahmen<br />

fordert Schütz eine Überarbeitung der Arbeitszeitrichtlinien<br />

für Ärzt*innen. Die De-facto-Gehaltserhöhung<br />

im Zuge der 48-Stunden-Arbeitszeit<br />

sollte zugleich genutzt werden, um das „Unwesen“<br />

zu beenden, dass Ärzt*innen ihr Einkommen durch<br />

zusätzliche Einnahmen aus Sonderklassegebühren<br />

und Nebenbeschäftigungen verbessern. Sonderklassegelder<br />

und andere Einnahmen von Spitalsärzt*innen<br />

sollten an die Arbeit gebende Institution<br />

gehen (siehe auch Standard, 26.2.17).<br />

Die Patientenströme müssten von den Spitalsambulanzen<br />

verstärkt in den niedergelassenen Bereich<br />

umgeleitet werden. Die Errichtung von Erstversorgungszentren<br />

müsse deshalb beschleunigt vorangetrieben<br />

werden, „notfalls auch gegen den Willen<br />

der Ärztekammer“, so der Ex-MedUni-Rektor. Dazu<br />

sei auch ein bundesweiter Gesundheitsstrukturplan<br />

erforderlich, für den laut Schütz nur gelten kann:<br />

„Alle Macht dem Bund.“<br />

Autor Dr. Wolfgang Schütz<br />

1948 in Wien geboren, seit 10/2<strong>01</strong>6 als Universitätsprofessor<br />

für Pharmakologie emeritiert.<br />

Ausbildung:<br />

1973 Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde,<br />

1984 Facharzt für Pharmakologie.<br />

Beruflicher Werdegang:<br />

ab 1973 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für<br />

Pharmakologie der Universität Wien; Forschungsaufenthalte<br />

an der LMU München und der Universität Düsseldorf;<br />

1983 Habilitation in Pharmakologie und Toxikologie;<br />

1993 Berufung als Ordentlicher Universitätsprofessor<br />

Ämter und Funktionen:<br />

1995–2000 Vorstand des Instituts für Pharmakologie der<br />

Universität Wien; 1994–1996 Vorsitzender der Ethikkommission<br />

der Medizinischen Fakultät der Universität Wien<br />

und des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien;<br />

1995–2<strong>01</strong>4 Vorsitzender der Heilmittel-Evaluierungskommission<br />

(HEK) im Hauptverband der Österreichischen<br />

Sozialversicherungsträger; 1996–2003 Dekan der<br />

Medizinischen Fakultät der Universität Wien;<br />

2003–2<strong>01</strong>5 Rektor der Medizinischen Universität Wien<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

11


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

„Schwanger! –<br />

Gut begleitet durch 40 Wochen“<br />

Ein Angebot des Frauengesundheitszentrums im STZ Jakomini<br />

VON KERSTIN PIRKER & MARTINA FREI<br />

Für Frauen ist besonders die erste Schwangerschaft<br />

eine Zeit, in der viele Fragen auftauchen – eine<br />

Zeit der Entscheidungen: Welche vorgeburtlichen<br />

Untersuchungen sind notwendig? Es gibt viele<br />

Ernährungsempfehlungen – was tut mir und<br />

meinem Baby gut? Wie funktioniert das mit dem<br />

Kinderbetreuungsgeld? Wie lange kann ich noch<br />

Sport machen? Wird sich meine Partnerschaft<br />

verändern?<br />

Bei den Treffen im Rahmen von „Schwanger! –<br />

Gut begleitet durch 40 Wochen“ erhalten Frauen<br />

und ihre Partner oder Partnerinnen verständliche<br />

und verlässliche <strong>Info</strong>rmationen, damit sie für sie<br />

passende Entscheidungen treffen können.<br />

Derzeit bietet das Frauengesundheitszentrum<br />

mit zwei Gruppenangeboten <strong>Info</strong>rmation und<br />

Austausch für schwangere Frauen und Paare an.<br />

Die Treffen finden einmal im Monat statt – eine<br />

Gruppe hat im Juni im Frauengesundheitszentrum<br />

gestartet, die zweite trifft sich seit November<br />

im Stadtteilzentrum Jakomini. Die Treffen sind<br />

kostenfrei, ein Einstieg ist jederzeit möglich.<br />

Kerstin Pirker ist die Expertin für die Gesundheit<br />

von schwangeren Frauen und Müttern von Babys<br />

im Frauengesundheitszentrum. Sie begleitet die<br />

Treffen. Fünf Mal steht auch <strong>SMZ</strong>-Hebamme Karin<br />

Hochreiter den Teilnehmenden mit <strong>Info</strong>rmationen<br />

und für konkrete Fragen zur Verfügung.<br />

Schwanger!<br />

– Gut begleitet durch 40 Wochen<br />

Wann: Dienstag 17.4., 8.5., 19.6., 10.7.,<br />

21.8., unterschiedliche Beginnzeiten!<br />

Wo: Stadtteilzentrum Jakomini,<br />

Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55,<br />

8<strong>01</strong>0 Graz<br />

Einstieg jederzeit möglich, alle Termine<br />

sind kostenfrei. Bitte melden Sie sich an!<br />

Die nächste Gruppe startet im April<br />

2<strong>01</strong>8 in der Steiermärkischen<br />

Gebietskrankenkasse.<br />

Kontakt und <strong>Info</strong>rmation:<br />

Frauengesundheitszentrum,<br />

0316/83 79 98,<br />

frauen.gesundheit@fgz.co.at<br />

www.frauengesundheitszentrum.eu<br />

12<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Bei den 10 Terminen geht es immer um ein spezielles<br />

Thema, zu dem etwa die Hebamme, eine<br />

Ernährungsberaterin oder eine Mitarbeiterin der<br />

Arbeiterkammer eingeladen werden. Neben den<br />

<strong>Info</strong>rmationen gibt es natürlich auch die Möglichkeit,<br />

Fragen zu stellen und Erfahrungen, Sorgen<br />

und Wünsche zu besprechen. Da sich während<br />

einer Schwanger- und Mutterschaft der Partnerin<br />

auch für die Männer einiges ändert, können sich die<br />

Partner an 4 Terminen mit einem erfahrenen Vater<br />

austauschen.<br />

onlyyouqj / Freepik


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Musik und soziale Integration<br />

„MUSI“ & Chor an der NMS Dr. Renner<br />

VON ROLI WESP<br />

14<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Liebe Leser*innen,<br />

erlauben Sie mir, meinen Beitrag zum aktuellen <strong>SMZ</strong><br />

<strong>Info</strong> diesmal mit einer kleinen Geschichte zu beginnen,<br />

die sich in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts<br />

in Amerika zugetragen hat: Ein gewisser<br />

Richard Williams beschließt, aus einem Eigenheim in<br />

Long Beach nach Compton zu übersiedeln, eine zu<br />

jener Zeit verarmte und hochkriminelle Stadt südlich<br />

von Los Angeles. Ironischerweise war der Grund für<br />

diesen drastischen Schritt die Geburt seiner beiden<br />

Töchter Serena und Venus Williams. Diese Töchter<br />

werden knapp 2 Jahrzehnte später zu den erfolgreichsten<br />

Tennisspielerinnen herangereift sein, die<br />

der Tennissport jemals gesehen hat.<br />

Als ich vor mittlerweile 2 Jahren beim <strong>SMZ</strong> als Musiker<br />

zu arbeiten begann, bekam ich den Auftrag,<br />

in sogenannten Brennpunktschulen mit hohem Migrant*innenanteil<br />

Musikgruppen zu leiten, was ich bis<br />

heute mit großem Einsatz und viel Freude mache.<br />

Zurzeit arbeite ich an der NMS Dr. Renner am Grünanger<br />

und leite dort jeden Donnerstag eine allgemeine<br />

Musikgruppe und einen Chor am Freitag.<br />

Die Donnerstagsgruppe sieht ungefähr so aus: Ich<br />

packe alle Instrumente, die bei mir Zu Hause herumliegen<br />

(Bass, Gitarre, Keyboard, Schlagzeug<br />

und diverse Rhythmusgeräte) plus eine kleine Musikanlage<br />

mit Mikrofon in mein Auto und schlage in<br />

einem der Klassenzimmer auf. Dann trudeln 10-15<br />

Kinder verschiedenen Alters und aus „aller Herren<br />

Länder“ ein. Anfangs beginnen sie sich in der Regel<br />

um das Mikrofon zu streiten. Da ist zum Beispiel<br />

M. aus Afghanistan, die mit ihrer Familie vor<br />

dem Krieg geflüchtet ist und einfach gerne singt<br />

und Musik macht. Oder M. aus dem Kosovo, der<br />

selbst Songtexte schreibt, viel Musik hört und ein<br />

hervorragender Tänzer ist. Oder auch F., ein Kind<br />

mit einer doch sehr ausgeprägten Aufmerksamkeitsstörung,<br />

der einfach nur gern Teil der Gruppe<br />

ist und meistens mit mir am Klavier sitzt und sich<br />

an den Tasten „vergreift“. Die Herausforderung ist<br />

nun, in diese chaotische Runde in irgendeiner Form<br />

Ordnung zu bringen und zwar ohne autoritär aufzutreten.<br />

Weil Autorität meiner Meinung nach in der<br />

Musik wenig bis nichts zu suchen hat. Ein Spagat,<br />

der einiges an Dehnübungen braucht und schwer<br />

zu bewerkstelligen ist. Meine Strategie war von Anfang<br />

an der Wechsel der Perspektive. Ich habe versucht,<br />

mich in die Kinder hineinzudenken und den<br />

zugegebenermaßen gefährlichen Schritt getan, sie<br />

mit Autorität auszustatten und sie gefragt, wie sie<br />

diese eineinhalb Stunden gestalten wollen, welche<br />

Songs sie erarbeiten wollen.<br />

Die Vorteile dieser Methode liegen auf der Hand: Die<br />

Kinder sind mit viel mehr Enthusiasmus bei der Sache,<br />

da wir an Songs arbeiten, die aus ihrer Lebenswelt<br />

stammen und nicht aus der Realität eines alternden<br />

Musiklehrers, der versucht, Werte aus einer<br />

längst vergangenen Zeit ins Heute hinüberzuretten.<br />

Die gerade in der Musik so wichtigen Erfolgserlebnisse<br />

stellen sich damit viel früher ein, da die Melodien<br />

ja schon in ihren Köpfen sind. Auch für mich<br />

ist es spannender, da ich eben nicht nach „Schema<br />

F“ vorgehen kann. Abgesehen davon lerne ich<br />

jede Menge neuer Songs kennen, die ich sonst<br />

wahrscheinlich nie gespielt hätte. Eine klassische<br />

Win-win-Situation also!<br />

Die Chorgruppe am Freitag funktioniert im Prinzip<br />

genau gleich, nur dass hier ohne Instrumente gearbeitet<br />

wird. Letztendlich läuft alles darauf hinaus,<br />

dass wir beim Sommerfest im Juni unseren ersten<br />

Auftritt absolvieren werden. Hier plane ich, beide<br />

Gruppen zu verbinden, indem der Chor die jeweiligen<br />

Refrains der Songs von der Musikgruppe am<br />

Donnerstag mitsingt. Das wird ein Riesen-Happening,<br />

auf das ich mich schon sehr freue. Für die Kinder<br />

ist es, glaube ich, auch sehr wichtig, dass es<br />

eine Möglichkeit gibt, die eingeübten Songs einmal<br />

vor Publikum zu spielen.


MUSIK UND SOZIALE INTEGRATION<br />

HIER TREFFEN ZWEI VÖLLIG KONTRÄRE REALITÄTEN<br />

AUFEINANDER, DIE GANZ WENIG MITEINANDER ZU TUN<br />

HABEN. HIER TRIFFT SCHLARAFFENLAND AUF KRIEGSGEBIET,<br />

WOHLSTAND AUF ARMUT, HIER MUSS ETWAS GETAN WERDEN,<br />

HIER BRAUCHT ES KONZEPTE ZUR INTEGRATION.<br />

Erlauben sie mir, geschätzte Leser*innen, einen<br />

abschließenden Gedanken.<br />

Da ich auch privat Klavierunterricht gebe und in<br />

diesem Rahmen viel mit Kindern aus gut situiertem<br />

Elternhaus zu tun habe, kenne ich beide Seiten<br />

der Medaille. Auf der einen Seite Kinder, die von zu<br />

Hause alles mitbekommen, was man fürs Heranwachsen<br />

so brauchen kann, auf der anderen Seite<br />

Kinder, die teilweise aus Kriegsgebieten geflüchtet<br />

sind, Sachen gesehen haben, die wir uns nicht<br />

einmal vorstellen können, deren Eltern oftmals mit<br />

ihrer Lebenssituation überfordert sind, denen einfach<br />

zeitliche und finanzielle Ressourcen fehlen, um<br />

die Talente ihrer Kinder zu fördern und ihnen zum<br />

Beispiel einen privaten Klavierunterricht zu ermöglichen.<br />

Ich will hier auf keinen Fall wertend diese zwei<br />

Lebenswelten miteinander vergleichen. Ich kann nur<br />

sagen, was es mit mir macht, wie es sich anfühlt,<br />

wenn das eine Kind über Hexen, sprechende Fahrräder<br />

oder Bibi und Tina erzählt, das andere Kind<br />

jedoch über die schrecklichen Zustände in seiner<br />

Heimat berichtet, wo sich erwachsene Menschen<br />

gegenseitig die Köpfe einschlagen, nur weil sie unterschiedlich<br />

beten. Hier treffen zwei völlig konträre<br />

Realitäten aufeinander, die ganz wenig miteinander<br />

zu tun haben. Hier trifft Schlaraffenland auf Kriegsgebiet,<br />

Wohlstand auf Armut, hier muss etwas getan<br />

werden, hier braucht es Konzepte zur Integration,<br />

die es ja schon gibt, die aber viel zu kurz greifen.<br />

Wohnviertel getötet. Mir persönlich gefällt diese Idee<br />

des Perspektivenwechsels und man würde sich<br />

wünschen, wenn auch nicht unbedingt in einer derart<br />

radikalen Form wie in meinem Beispiel, dass diese<br />

soziale Durchmischung in möglichst vielen Bereichen<br />

Schule machen würde. Zumindest im Fall der<br />

Williams-Schwestern hat das sehr gut funktioniert.<br />

Ich möchte noch einmal zu der Geschichte der<br />

Williams-Schwestern zurückkommen, wo ein Vater<br />

seine Kinder gezielt aus einem sicheren Milieu herausnimmt<br />

und sie in einer Umgebung aufwachsen<br />

lässt, die von Armut und Gewalt geprägt ist. Natürlich<br />

kann man nicht wissen, ob die Schwestern nicht<br />

auch in wohlbehüteten Verhältnissen so erfolgreich<br />

geworden wären. Auch wird der Vater sich sicher<br />

viel Kritik gefallen haben lassen müssen, immerhin<br />

wurde eines seiner Kinder bei einer Schießerei im<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

15


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

„Stürzen und Fallen – aber richtig!“<br />

Sturz und Fall an der NMS Dr. Renner<br />

VON MARTINA FREI<br />

Seit mittlerweile 16 Jahren findet das <strong>SMZ</strong>-Gesundheitsförderungsprojekt<br />

„Sturz und Fall“ an<br />

Schulen im Bezirk <strong>Liebenau</strong> und Jakomini statt.<br />

„Sturz und Fall“ beinhaltet eine Fallschule sowie<br />

Selbstverteidigungs- und Selbstbewusstseinstraining<br />

für Mädchen und Burschen vom Volksschulalter<br />

bis zu 15 Jahren.<br />

Von Anfang an beim Projekt mit dabei ist die NMS<br />

(Neue Mittelschule) Dr. Renner, damals noch Hauptschule.<br />

Im Wintersemester 2<strong>01</strong>7/ 2<strong>01</strong>8 konnten hier<br />

insgesamt 48 Kinder am Projekt teilnehmen und lernen<br />

wie sie:<br />

• Unfälle vermeiden<br />

• bei einem Fall richtig abrollen, sich richtig<br />

abstützen und sogar aus Höhe richtig fallen<br />

• Spaß an der Bewegung haben<br />

• im Team zusammenarbeiten<br />

• selbstbewusster auftreten<br />

• Gefahrensituationen richtig einschätzen<br />

und sich darin selbst verteidigen<br />

16<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Wing Chun-Trainer Michael Schauperl, der Sturz<br />

und Fall seit mittlerweile 5 Jahren begleitet, baut<br />

gezielt Selbstverteidigungsübungen in die Trainingseinheiten<br />

mit ein. In zahlreichen Kampfkünsten ist<br />

das richtige Abrollen ein essenzieller Teil des Trainings.<br />

Bei Judo, eine Zweikampf-Sportart, in der<br />

die Partner*innen versuchen sich zu Fall zu bringen,<br />

sind Fallübungen beispielsweise wesentlich: Damit<br />

es beim Üben nicht zu Verletzungen kommt, muss<br />

jede/r Judoka lernen, richtig zu fallen. Die Fallschule<br />

macht hier einen großen Teil des Trainings aus, nicht<br />

nur für die Anfänger.<br />

„Über den Weg der Selbstverteidigung wird den<br />

Kindern der Zugang zu Roll- und Fallübungen spielerisch<br />

ermöglicht. Sie denken in dem Moment nicht<br />

so viel nach und nehmen das Geübte unbewusst<br />

mit“, erklärt Trainer Michael.<br />

Auch Mentaltraining fließt in die Einheiten mit ein:<br />

Als ein Mädchen sagt: „Ich kann das nicht“, spricht<br />

Michael sie an und meint, dass er das nie wieder<br />

hören wolle. „Man muss immer an sich glauben und<br />

sein Bestes geben!“ Aus der Einstellung „Ich kann<br />

das nicht!“ wurde ein „Ich kann das noch nicht!“<br />

Am Ende der 10 Einheiten haben die Kinder der<br />

zwei dritten Klassen an der NMS Dr. Renner gelernt,<br />

wie sie einen Sturz kontrolliert abfangen, die<br />

Aufschlagwucht auf den gesamten Körper verteilen<br />

und den Kopfbereich beim Fallen schützen. Durch<br />

die Elemente der Selbstverteidigung wird auch das<br />

Selbstbewusstsein gestärkt und gelehrt, wie mit<br />

Aggressionen umgegangen werden kann. Oberstes<br />

Gebot für Trainer Michael ist dabei „Streit aus dem<br />

Weg zu gehen und Kampf zu vermeiden“.<br />

Traditionsgemäß zeigen die Kinder das Gelernte<br />

allen Interessierten in einer Abschlusspräsentation<br />

vor. Heuer baute Trainer Michael einen umfangreichen<br />

Parcours auf, in dem die Kinder verschiedene<br />

Roll- und Fallübungen vorzeigten, über unterschiedliche<br />

Untergründe balancierten und sich geschickt<br />

aus Gefahrensituationen befreiten.<br />

Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten an<br />

der NMS Dr. Renner, wo das Projekt seit so vielen<br />

Jahren geschätzt und unterstützt wird, bei unserem<br />

langjährigen Trainer Michael Schauperl für sein<br />

grenzenloses Engagement in den Einheiten und<br />

unseren Subventionsgebern, der AUVA, dem Sportamt<br />

und dem Land Steiermark, dafür, dass sie das<br />

Projekt finanziell unterstützen und so überhaupt erst<br />

ermöglichen.<br />

Wir freuen uns alle auf den baldigen Start an unserer<br />

zweiten Kooperationsschule, der VS Schönau!


GEH-RALLEY<br />

Geh-Ralley<br />

VON NATASCHA MAUERHOFER UND ASMIR OSMANOVIC<br />

Gehst du gerne zu Fuß? Fährst du gerne mit<br />

dem Rad oder doch lieber mit dem Auto? Oder<br />

nutzt du den Bus, die Bahn oder die Bim?<br />

Im Frühjahr 2<strong>01</strong>8 beauftragte die Abteilung für Verkehrsplanung<br />

Graz das <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> mit einem<br />

Projekt, das sich mit den gesundheitsförderlichen<br />

Effekten des Zu-Fuß-Gehens beschäftigt. Daraus<br />

entstand die Idee einer Geh-Ralley mit Bewohner*innen<br />

in den Stadtteilen „Schönauviertel“ (Bezirk<br />

Jakomini) und „Am Grünanger“ (Bezirk <strong>Liebenau</strong>).<br />

Was genau ist diese Geh-Ralley?<br />

Eine Geh-Ralley ist ein gemeinsamer Spaziergang<br />

bei welchem die Teilnehmer*innen ihre Wohnumgebung<br />

beschreiben und auf ihre Wünsche und<br />

Bedürfnisse als Fußgänger*innen aufmerksam machen.<br />

Die unterschiedlichen (positiven und negativen)<br />

Wahrnehmungen von z. B. Fußgänger*innenwegen,<br />

vorhandenen Querungsmöglichkeiten, Sitzgelegenheiten<br />

und Grünflächen werden gesammelt<br />

und im Rahmen der XII. Österreichischen Fachkonferenz<br />

für Fußgänger*innen 2<strong>01</strong>8 präsentiert. Diese<br />

Konferenz mit dem Titel „Zu Fuß aktiv mobil. Transformationen<br />

öffentlicher Räume und sichere lebenswerte<br />

Straßen“ findet am 04. und 05. Oktober in<br />

Graz statt.<br />

Zusätzlich bekommen die Mitgehenden im Laufe<br />

der Rallye immer wieder kleine <strong>Info</strong>s zu den gesundheitsfördernden<br />

Effekten des Zu-Fuß-Gehens.<br />

Möchtest du deinen Lebensstil aktiver gestalten?<br />

Möchtest du herausfinden, wie du deinen Lebensstil<br />

aktiv gestalten kannst und dabei aktiv auf Hindernisse<br />

im Straßenbereich deiner täglichen Strecken<br />

im Bezirk Jakomini hinweisen?<br />

Oft sind es nur Kleinigkeiten, die dich vom Zu-Fuß-<br />

Gehen abhalten:<br />

Welche Straßenkreuzungen sind für dich<br />

nicht passierbar? Wirst du bei deinem<br />

täglichen Einkauf müde und es gibt keine<br />

Sitzbank in der Nähe?<br />

Dann melde dich bei uns und nimm an unserer<br />

Geh-Ralley teil! Wir informieren dich bei einem Spaziergang<br />

im Bezirk Jakomini über die Gesundheit im<br />

Zusammenhang mit dem Gehen. Dabei hast du die<br />

Möglichkeit die Hindernisse, welche du im Alltag antriffst,<br />

aufzuzeigen. So hilfst du uns deine täglichen<br />

Wege einfacher zu gestalten.<br />

Wir freuen uns über deine<br />

Kontaktaufnahme unter<br />

Natascha Mauerhofer, MA<br />

0664 34 38 381<br />

mauerhofer@smz.at<br />

Hier nur ein kleiner<br />

Vorgeschmack:<br />

Steigerung der<br />

Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen Leben<br />

positive Auswirkungen<br />

auf die physische &<br />

psychische Gesundheit<br />

Erhöhung der durchschnittlichen<br />

Lebenserwartung<br />

Verbesserung der<br />

Lebensqualität<br />

nachhaltig und<br />

klimaschonend<br />

EINE GEH-RALLEY<br />

IST EIN GEMEINSAMER<br />

SPAZIERGANG, BEI DEM<br />

DIE TEILNEHMER*INNEN<br />

POSITIVE UND NEGATIVE<br />

WAHRNEHMUNGEN ALS<br />

FUSSGÄNGER*INNEN<br />

AUFZEICHNEN.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

17


GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Das Geschäft mit der Intoleranz und Allergie<br />

VON GUSTAV MITTELBACH<br />

18<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Was passiert, wenn Sie einen vegetarischen<br />

Döner oder einen Käferbohnensalat essen oder<br />

einen viertel Liter frisch gepressten Orangensaft<br />

oder Milch trinken?<br />

Wahrscheinlich gar nichts ... oder Sie bekommen<br />

Blähungen, leichte Bauchkrämpfe oder einmal dünnen<br />

Stuhl.<br />

Sind Sie deswegen schon krank oder müssen Sie<br />

zum Arzt?<br />

Meist reicht ein Gespräch mit den Küchenexpertinnen<br />

der alten Schule, Großmüttern z. B., die<br />

darüber noch selbstverständlich erzählen würden.<br />

Zwiebel, Bohnen und Co können eben bestimmte<br />

Folgen haben. Dieses Wissen scheint verlorengegangen<br />

zu sein. Eine ganze Industrie von „Beratungsexpert*innen”<br />

und selbst ernannten Diagnostiker*innen<br />

verunsichert viele Menschen im Internet.<br />

Und sie machen gute Geschäfte mit nutzlosen<br />

Untersuchungen und Ratschlägen. Ihre Hauptzielgruppe<br />

sind Gesunde, deren normale Reaktionen<br />

auf bestimmte Nahrungsmittel zunächst Sorgen<br />

machen und dann als Krankheiten umgedeutet<br />

werden!<br />

In der Folge geben immer mehr Menschen Geld<br />

für Spezial-Nahrungs(ergänzungs)mittel aus, weil<br />

sie glauben, dass Essen sie krank macht. Normale<br />

Verdauungsreaktionen, Blähungen, wechselnde<br />

Stuhlqualitäten, Müdigkeit werden nicht als Reaktionen<br />

auf ganz normale, aber schwer verdauliche<br />

Nahrungsmittel zurückgeführt, sondern zu „Krankheiten”<br />

umgedeutet. Dagegen werden als „Behandlung”<br />

teure Lebensmittel angeboten, die dann<br />

bestimmte Inhaltsstoffe nicht mehr enthalten (z. B.<br />

laktose- oder fruktose-frei). Nach einer Umfrage der<br />

Berliner Charité gaben 35 % der Befragten an, unter<br />

„allergischen” Symptomen aufgrund von Nahrungsmitteln<br />

zu leiden. Aber nur 3 % hatten tatsächlich<br />

eine Allergie. Eine Analyse von 50 europäischen<br />

Studien ergab ein ähnliches Bild: Während 17 % der<br />

Befragten berichteten, an nahrungsmittelbedingten<br />

Beschwerden zu leiden, konnte eine Allergie nur in<br />

1-3 % nachgewiesen werden.<br />

Die Unverträglichkeiten:<br />

Die häufigsten Probleme werden als Intoleranzen<br />

(Laktose) oder Malabsorptionen (Fruktose) bezeichnet.<br />

Diese Namen sind eigentlich schon irreführend,<br />

weil sie für die meisten Betroffenen einen<br />

Normalzustand beschreiben:<br />

Laktose/Milchzucker:<br />

Unser Körper ist vor allem in der Säuglingszeit mit<br />

dem Enzym Laktase gut in der Lage, Milchzucker<br />

zu verdauen. In Zeiten des enormen Wachstums am<br />

Beginn des Lebens ist das sinnvoll, im Erwachsenenalter<br />

entwicklungsmäßig aber nicht mehr nötig.<br />

Bei den meisten Erwachsenen ist daher eine Laktoseintoleranz<br />

bei Konsum zu großer Mengen Milch<br />

oder Milchprodukten normal!<br />

Zur <strong>Info</strong>: Käse, Joghurt, Buttermilch und Butter enthalten<br />

weniger Laktose als reine Milch! Laktose ist<br />

auch in Molke, Eis, Schokolade, Wurstprodukten,<br />

Brot, Süßigkeiten und Fertiggerichten enthalten.<br />

Fruktose/Fruchtzucker:<br />

Sie ist nicht nur in Obst und Gemüse, sondern auch<br />

in Säften, Bier, Honig und Süßigkeiten vorhanden.<br />

(Haushaltszucker besteht aus Traubenzucker und<br />

Fruktose und wird im Allgemeinen bei Fruktoseunverträglichkeit<br />

gut vertragen!) Fruktose wird auch<br />

zunehmend als billiger Süßstoff vielen Lebensmitteln<br />

und Fertiggerichten zugesetzt (siehe Artikel „Aufgeschnappt”).<br />

Smoothies sind gesund, aber überreich<br />

an Fruchtzucker. Ein Liter Orangensaft besteht aus<br />

dem Saft von mindestens 12-15 Orangen, die wir<br />

maximal in einer Woche essen könnten, trinken<br />

lässt sich diese Menge aber locker an einem Tag.<br />

Unser Körper ist in der Lage, 20g Fruktose pro<br />

Tag zu verdauen. Im Schnitt führen wir aber täglich<br />

80g Fruktose zu uns. Die nicht verdaute Fruktose<br />

führt durch Verarbeitung in Darmbakterien zu enormer<br />

Gasbildung und Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen,<br />

Durchfällen oder Verstopfung.<br />

Die angeborene Fruktose-Intoleranz ist eine sehr<br />

seltene Erkrankung, braucht lebenslange Vermeidung<br />

von Fruktose und ist hier nicht angesprochen.


GESCHÄFT MIT DER INTOLERANZ UND ALLERGIE<br />

Diagnostik:<br />

Natürlich ist eine ärztliche Beratung und Untersuchung<br />

bei starken und unklaren Beschwerden empfehlenswert.<br />

Hier kann ein spezieller diagnostischer<br />

Atemtest hilfreich sein, der eine vermehrte Wasserstoffkonzentration<br />

in der Ausatemluft misst.<br />

Aber Sie können auch einen Selbsttest versuchen<br />

und morgens auf nüchternen Magen ein Glas<br />

Fruchtsaft (bei vermuteter Milchzuckerunverträglichkeit<br />

1 Glas Milch) trinken und in der folgenden<br />

Stunde beobachten, ob bestimmte Bauchbeschwerden<br />

auftauchen und haben somit eine erste<br />

Selbstdiagnose!<br />

Fazit: Zu viel von gesundem Essen führt bei vielen<br />

Menschen zu vorübergehenden Beschwerden, die<br />

Konsequenz heißt nicht in erster Linie Diagnostik<br />

und Therapie, sondern Reduktion der Menge der<br />

entsprechenden Nahrungsmittel!<br />

Auch die sogenannte Histaminintoleranz ist einem<br />

Überfluss an hochwertigen Nahrungsmitteln zu<br />

verdanken: Wer zu viel an Käse, Würsten, (Rot-)<br />

Weinen, Prosecco, Schokolade, eingelegten Nahrungsmitteln<br />

etc. zu sich nimmt, kann mit entsprechenden<br />

Darm-Symptomen bis hin zu Herzrasen<br />

und Depressionen rechnen. Es gibt natürlich sinnvolle<br />

Tabellen, mit deren Hilfe man den Histamingehalt<br />

nachlesen kann. Außerdem gibt es auch eine<br />

medizinische Diagnostik und das fehlende Enzym<br />

DAO/Diaminoxidase als Nahrungsmittel-Ergänzung<br />

kann man (teuer) kaufen.<br />

Allerdings heißt die „Therapie” auch hier: Weniger<br />

davon essen!<br />

Glutenunverträglichkeit/Zöliakie ist eine spezielle<br />

Autoimmunerkrankung und kommt nur bei 0,5-1 %<br />

der Bevölkerung vor. Sie benötigt eine klare medizinische<br />

Diagnostik und lebenslange Therapie. Der<br />

derzeitige Hype um glutenfreie Ernährung ist eine<br />

Modeerscheinung und hat mit der Erkrankung weniger<br />

zu tun. Vielleicht ist er aber als gesunde Abwehrund<br />

Gegenreaktion gegen den bisherigen Kult um<br />

das Vollkorn (Dr. Bruker) zu verstehen, das natürlicherweise<br />

schwerer verdaulich ist.<br />

Echte Nahrungsmittel-Allergien (sie sind die<br />

seltenste Form aller Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten!)<br />

sind hingegen seltene überschießende<br />

starke Reaktionen gegen ganz kleine Mengen bestimmter<br />

Eiweißkörper (z. B. Nüsse oder Meeresfrüchte).<br />

Es werden Immunglobulin E (IgE) Antikörper<br />

gebildet, die zu starken Reaktionen wie Niesen,<br />

Juckreiz, Schwellungen, Atemnot, etc. führen können.<br />

Zur Erkennung gibt es klare Tests im Labor<br />

oder auf der Haut. Vor langdauernden aufwändiger<br />

Diäten sollten unbedingt kontrollierte Provokationstests<br />

durchgeführt werden.<br />

Teure Pseudo-Tests:<br />

Zur angeblichen Abklärung von Nahrungsmittel-Allergien<br />

werden teure Privat-Laboruntersuchungen<br />

vorgeschlagen:<br />

Die Immunglobulin G (IgG) Antikörper:<br />

das Geschäft mit der Angst<br />

Diese Immunglobuline machen 80 % aller Immunglobuline<br />

aus, schützen unseren Körper vor Viren<br />

und Bakterien und stellen auch ein normales Abbild<br />

aller Nahrungsmittel dar, die wir oft und gerne<br />

essen. Ein hoher IgG-Spiegel gegen ein Nahrungsmittel<br />

ist keine Unverträglichkeit, sondern nur normaler<br />

und gesunder Ausdruck unseres täglichen<br />

Speiseplans!<br />

Auch Ärzt*innen nützen die Verunsicherung der<br />

Menschen aus und machen mit ihren angeblichen<br />

Spezial-Labors und IgG Antikörperbestimmungen<br />

ein gutes Geschäft. Mit langen Listen angeblich<br />

unverträglicher Lebensmittel stellen sie völlig<br />

falsche Diagnosen. Dass viele Menschen in der<br />

Folge in langwierige und sinnlose Diäten gehetzt<br />

werden, ist ein großer, viel zu wenig thematisierter<br />

Skandal.<br />

Die einzig seriöse Allergiediagnostik besteht in dem<br />

Nachweis der hochspezifischen Immunglobulin<br />

E(IgE-)Antikörper. Dafür und für eine sinnvolle Beratung<br />

und Aufklärung sind seriöse und kritische<br />

Ärzt*innen nötig – eine Abklärung dieser echten Allergien<br />

erfolgt natürlich auf Krankenkassenkosten.<br />

Seriöse <strong>Info</strong>rmationen finden Sie<br />

auch unter:<br />

www.allergenvermeidung.org<br />

der Arbeitsgruppe Allergologie<br />

österreichischer Dermatolog*innen<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

19


STADTTEILARBEIT<br />

Appetit auf Veränderung<br />

VON DAVID STEINWENDER<br />

(FORUM URBANES GÄRTNERN, ARBEITSKREIS ERNÄHRUNGSSOUVERÄNITÄT GRAZ)<br />

Ich esse gerne, ich koche gerne und mir ist<br />

wichtig, dass ich weiß, woher meine Lebensmittel<br />

kommen. Beim Essen lasse ich mir Zeit<br />

und sitze dabei gerne gemeinsam mit Freunden<br />

zusammen, wann immer es möglich ist. Ich bevorzuge<br />

Lebensmittel aus biologischer Landwirtschaft<br />

und esse kaum tierische Produkte.<br />

Vermutlich sind meine Essensgewohnheiten<br />

nicht üblich.<br />

Jedoch habe ich es satt, Lebensmittel zu essen, die<br />

unter dem Einsatz von Giften gegen Insekten und<br />

Unkräutern, wie zum Beispiel Glyphosat, produziert<br />

werden. Ich bin auch kein Fan davon, Produkte von<br />

Tieren zu essen, die mit Antibiotika und anderen<br />

Medikamenten behandelt wurden. Das ist weder für<br />

Menschen noch für die Umwelt auf Dauer gut. Und<br />

mir schmecken die mehrfach verpackten Fertiggerichte<br />

nicht, weil mir die Würze zu künstlich ist.<br />

Die Entscheidung, was letztlich auf unseren Tellern<br />

landet, liegt bei uns als Konsument*innen. Auch<br />

entscheiden wir, was letztlich im Müll landet. Das ist<br />

so, als würde man Geld oder andere wertvolle Dinge<br />

wegschmeißen.<br />

Die Verantwortung für diese Fehlentwicklungen liegt<br />

aber nicht nur bei jenen, die Lebensmittel kaufen.<br />

Sie liegt sowohl bei den landwirtschaftlichen Betrieben,<br />

sowie vor allem auch bei den Supermarktketten<br />

und den großen Lebensmittelkonzernen, deren<br />

Markenprodukte wir regelmäßig kaufen. Nicht zu<br />

vergessen ist die öffentliche Hand, die entsprechende<br />

Gesetze erlässt und eine Art der Landwirtschaft<br />

fördert, die weder für Menschen noch für die Umwelt<br />

auf Dauer gut ist.<br />

Einkaufsmöglichkeiten es im Bezirk gibt und wo<br />

Menschen selbst Gemüse und Obst in der Stadt<br />

anbauen. Gemeinsam mit Euch beschäftigen wir<br />

uns im Rahmen von Workshops mit der Herkunft<br />

der Lebensmittel:<br />

• Was ist der Unterschied zwischen<br />

bio, fairtrade und regional?<br />

• Wie kann man verhindern, dass noch genießbare<br />

Lebensmittel im Müll landen?<br />

• Wie kann man mit einfachen Tipps Geld sparen<br />

und trotzdem nicht das billigste Lebensmittel<br />

kaufen?<br />

• Wie kann man die Qualität von Lebensmitteln<br />

erkennen?<br />

• Und welche Möglichkeiten gibt es zum Beispiel<br />

für mobilitätseingeschränkte Menschen,<br />

an gute und gesunde Lebensmittel aus der<br />

Umgebung von Graz zu kommen?<br />

Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit einer Ernährungsberaterin<br />

vom Grazer Gesundheitsamt ins Gespräch<br />

zu kommen oder im Rahmen einer Einzelberatung<br />

Tipps zur gesunden Ernährung zu erfahren.<br />

All das hat meinen Appetit auf Veränderung angeregt.<br />

Ich möchte als Konsument mitreden und mitbestimmen,<br />

woher meine Lebensmittel kommen<br />

und wie sie produziert werden. Und das tue ich nicht<br />

nur an der Supermarktkassa, sondern auch indem<br />

ich zum Beispiel Lebensmittel von einer Lebensmittelkooperative<br />

beziehe – bio und direkt von kleinen<br />

Landwirtschaftsbetrieben aus Graz Umgebung.<br />

Zusammen mit dem Stadtteilzentrum Jakomini veranstalten<br />

wir, der Arbeitskreis für Ernährungssouveränität<br />

Graz, eine Veranstaltungsreihe im März und<br />

April. Dabei möchten wir mit den Gästen dieser<br />

Veranstaltungen gemeinsam herausfinden, welche<br />

Hast auch Du Appetit auf Veränderung?<br />

Dann schau demnächst vorbei<br />

ins STZ Jakomini. Die Termine findest<br />

Du auf der Homepage unter:<br />

https://smz.at/termine.phtml<br />

Foto © David Steinwender<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

21


STADTTEILARBEIT<br />

Gemeinsames Essen<br />

fördert die Gemeinschaft<br />

und besitzt einen hohen<br />

Stellenwert für sozialen<br />

Zusammenhalt und<br />

Kommunikation. Wir haben<br />

die Besucher*innen des<br />

gemeinsamen<br />

„Mittagstisch“ im<br />

Stadtteilzentrum befragt:<br />

„Warum ist EUCH der<br />

Mittagtisch so wichtig?“<br />

Warum gemeinsam essen so wichtig ist –<br />

Mittagstisch im Stadtteilzentrum Jakomini<br />

VON MARTINA FREI & NATASCHA MAUERHOFER<br />

Im Herbst 2<strong>01</strong>7 hat der „Mittagstisch“ den Sprung<br />

in die höchste Stufe einer möglichen Beteiligung von<br />

Menschen geschafft: die Selbstorganisation! Seither<br />

werden alle Tätigkeiten rund um die gemeinsame<br />

Mahlzeit unter den Besucher*innen aufgeteilt, die<br />

STZ-Mitarbeiter*innen unterstützen lediglich mehr in<br />

kleinen organisatorischen Fragen.<br />

Rund um den Mittagstisch haben sich für dieses<br />

Jahr einige zusätzliche Aktivitäten ergeben:<br />

• Kochworkshops in Kooperation mit dem Arbeitskreis<br />

Ernährungssouveränität im Rahmen<br />

des Projekts „Appetit auf Veränderung“ von<br />

März bis Mai 2<strong>01</strong>8. Themen der Workshops<br />

sind: Nahversorgung in Jakomini, Essen von<br />

nah und fern (inkl. einer Exkursion durch den<br />

Bezirk zum Bauernmarkt), Gesunde Mahlzeit<br />

(inkl. Ernährungsberatung), „Wo wächst die<br />

Schokolade?“ + Hochbeete Bau im Stadtteilzentrum<br />

Jakomini. In einem fünften Workshop<br />

(Juni 2<strong>01</strong>8) stellt Frau Brigitte Rühl-Preitler ihr<br />

Buch „Essen um zu leben – preiswert, einfach<br />

und nachhaltig kochen“ vor.<br />

• Koch- und <strong>Info</strong>-Workshop zum Thema „Vegan“<br />

(Juni 2<strong>01</strong>8)<br />

• Sammlung der Kochrezepte in einem Rezeptbuch,<br />

welches für Teilnehmer*innen und Besucher*innen<br />

des Zentrums einsehbar ist. Bei<br />

Interesse können Rezepte kopiert und zum Nachkochen<br />

mit nach Hause genommen werden.<br />

• Errichtung von zwei Hochbeeten im Vorgarten<br />

des Stadtteilzentrums Jakomini, um selbst Gemüse<br />

und Kräuter anzubauen und für den Mittagstisch<br />

verwenden zu können. Im Rahmen<br />

des vierten Kochworkshops am 11. April von<br />

13.30 bis 19.00 Uhr werden vor dem gemeinsamen<br />

Aufbau der Hochbeete eigene Schokopralinen<br />

hergestellt. Nach dem Hochbeetebau<br />

werden diese verkostet und genossen.<br />

• „Kochen wir etwas aus meinem Land“: eine interkulturelle<br />

Reise durch 15 Länder mit SOMM;<br />

jeden ersten Mittwoch im Monat<br />

• Wildkräuterwanderung mit Michael Flechl und<br />

anschließendes Kochen mit Bezirksvorsteher<br />

Klaus Strobl (Termin auf Anfrage)<br />

„Mittagstisch“<br />

– gemeinsam kochen und essen: jeden<br />

Mittwoch von 11.30 bis 14.00 Uhr im<br />

Stadtteilzentrum Jakomini,<br />

Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55,<br />

8<strong>01</strong>0 Graz, <strong>Info</strong>rmationen unter:<br />

0664 34 38 381<br />

22<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8


COMRADE CONRADE!<br />

Die Conrad-von-Hötzendorf-<br />

Straße erarbeiten<br />

VON NICOLE PRUCKERMAYR<br />

„Comrade Conrade. Demokratie und Frieden auf<br />

der Straße!“ Das interdisziplinäre Kunst-, Forschungs-<br />

und Friedensprojekt mit dem Fokus<br />

auf der Conrad-von-Hötzendorf-Straße kann<br />

bereits auf einige Veranstaltungen zurückblicken.<br />

Im gesamten Gedenkjahr 2<strong>01</strong>8 (100 Jahre Ende<br />

des Ersten Weltkriegs und Ausrufung der Ersten<br />

Republik, 100. Jahrestag allgemeines Wahlrecht für<br />

Männer und Frauen, 80. Jahrestag Anschluss Österreich<br />

an das Dritte Reich, 70 Jahre Menschenrechte)<br />

gibt es in regelmäßigen Abständen informative<br />

Rundgänge, <strong>Info</strong>rmations- und Diskussionsveranstaltungen<br />

sowie Kunstprojekte. An diesen kann<br />

man sich aktiv beteiligen oder einfach nur zuhören.<br />

Innerhalb der ersten öffentlichen Veranstaltung im<br />

Dezember gab es die Möglichkeit, sich in der Akademie<br />

Graz (http://www.akademie-graz.at) mittels<br />

eines großen Tisches, der den Plan der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />

zeigte, über öffentliche<br />

Grünräume, Freiflächen, aber auch ökologisch kontaminierte<br />

Orte auszutauschen und Ideen zu sammeln,<br />

was wünschenswert für die Straße ist.<br />

Dies bleibt nicht die einzige solcher Diskussionsveranstaltungen.<br />

So wird es ab Mitte April noch weitere<br />

öffentliche Austauschrunden geben, um ins Gespräch<br />

zu kommen und gemeinsam Lösungen zu<br />

finden.<br />

Vorbereitend für den ersten Austausch haben sich<br />

zahlreiche Personen des zivilgesellschaftlichen<br />

Lebens, Institute, Künstler*innen und Vereine getroffen,<br />

um Strategien für Friedensarbeit und konstruktive<br />

Konfliktbewältigung für ein friedliches Miteinander<br />

zu entwickeln.<br />

Auch der erste von mehreren Demokratie-Rundgängen<br />

konnte im Dezember starten. Die Soziologin Elli<br />

Scambor vom Institut für Männer- und Geschlechterforschung<br />

entwickelte einen Rundgang zu Konzepten<br />

von Männlichkeit innerhalb der Straße. Veranstaltet<br />

hat diesen Rundgang das Frauenservice<br />

Graz. Ende Jänner konnte ein weiterer Rundgang<br />

zu den „Stolpersteinen“ im Bezirk Jakomini anlässlich<br />

des „Internationalen Tag des Gedenkens an die<br />

Opfer des Holocaust“ vom Verein für Gedenkkultur<br />

in Graz stattfinden. Am 11. März fand außerdem<br />

der Rundgang vom Verein Clio zum Thema: „Graz<br />

1938: Propaganda und Inszenierung” statt.<br />

Eine Lehrveranstaltung vom Institut für Kulturanthropologie,<br />

geleitet von Nicole Pruckermayr, zeigte bis<br />

Anfang März im <strong>SMZ</strong>/STZ Jakomini auch Stadtkarten,<br />

welche von den Studierenden erstellt wurden,<br />

die sich mit sichtbaren und unsichtbaren Zeichen<br />

von Geschlechtern in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße<br />

beschäftigt haben.<br />

Eines der Kunstprojekte im Öffentlichen Raum, die<br />

im Rahmen des Gesamtprojektes umgesetzt werden,<br />

ist Resonanzraum von Reni Hofmüller – ein<br />

Projekt zur Gestaltung eines Straßengartens mit<br />

Pflanzen zur Verbesserung des Klimas, der Bodenentgiftung<br />

und Klangerzeugung. Projektvorstellung<br />

am 21. April von 14.00 bis 16.00 Uhr im Stadtteilzentrum<br />

Jakomini.<br />

Weitere Rundgänge und<br />

Veranstaltungen des Projekts<br />

„Comrade Conrade” sind auf<br />

folgender Homepage zu finden:<br />

http://comradeconrade.mur.at/<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

23


STADTTEILARBEIT<br />

Gesundheitsplattform<br />

„Gesunder Stadtteil Schönau“<br />

VON NATASCHA MAUERHOFER & MARTINA FREI<br />

2<strong>01</strong>3 organisierte das <strong>SMZ</strong> eine Gesundheitskonferenz<br />

in Jakomini, in der gemeinsam mit<br />

zahlreichen Bewohner*innen, sowie stadtteilrelevanten<br />

Organisationen und Akteur*innen,<br />

Ressourcen und Probleme im Stadtteil Schönau<br />

erhoben wurden. Daraus entstanden einige<br />

Initiativen, z. B. startete die Bürger*inneninitiative<br />

für mehr Grünraum in Jakomini einen<br />

Internet-Auftritt, die Kronen Apothke diente als<br />

<strong>Info</strong>-Drehscheibe für die Gesundheitsförderungsangebote<br />

im Bezirk Jakomini und eine Hausverwalter*innenplattform<br />

Jakomini zur Weitergabe<br />

von Know-how wurde einberufen.<br />

TISCH 2<br />

Zielgruppen für<br />

Gesundheitsförderung<br />

und gesundheits<br />

fördernde<br />

Angebote<br />

Die neue<br />

Ballsporthalle in der<br />

Hüttenbrennergasse<br />

bietet das Potenzial<br />

viele Möglichkeiten<br />

innerhalb der Sportund<br />

Freizeitgestaltung<br />

zu schaffen.<br />

Bestehende<br />

Angebote<br />

umfassen Beratung,<br />

Freizeit- und weitere<br />

Aktivitäten für<br />

Kinder, Jugendliche<br />

und Erwachsene.<br />

Vier Jahre später wollten wir wissen: „Was hat sich<br />

seither verändert? Was ist gleichgeblieben?“. Unter<br />

dem Titel „Gesunder Stadtteil Schönau“, fand im Oktober<br />

2<strong>01</strong>7 ein erneuter Zusammenschluss von „alten“<br />

und „neuen“ Beteiligten in der VS Schönau statt.<br />

Um das Schönauviertel aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />

zu betrachten, verteilten sich die rund 25<br />

Teilnehmer*innen auf vier Thementische. Nach 30<br />

Minuten wechselten die Personen auf einen anderen<br />

Tisch, um auch dort ihre Ideen, Wünsche und<br />

Anmerkungen zu besprechen. Am Ende wurden die<br />

Ergebnisse der Tische präsentiert<br />

und in der Großgruppe diskutiert.<br />

TISCH 1<br />

Veränderungen und<br />

soziale Brennpunkte<br />

im Schönauviertel<br />

Die Aufenthaltsqualität<br />

kann durch<br />

Bänke, Tische,<br />

kleine Grünflächen<br />

oder ein Tagescafé<br />

gesteigert<br />

werden.<br />

Das<br />

Schönauviertel<br />

besitzt<br />

Lebensqualität<br />

und<br />

Grünraum.<br />

24<br />

Wünschenswert<br />

sind mehr<br />

Fachärzt*innen,<br />

Tagescafés, konsumfreie<br />

Räumlichkeiten,<br />

Outdoorsportflächen<br />

und ein<br />

Bauernmarkt.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Diskussion des<br />

besonderen Nutzens<br />

von gesundheitsfördernden<br />

Angeboten für Menschen<br />

mit Flucht- oder Migrationshintergrund,<br />

(inmobile)<br />

Senior*innen, Substitutionspatient*innen,<br />

Obdachlose<br />

und Erwachse und<br />

Jugendliche mit<br />

geringem<br />

Einkommen


GESUNDHEITSPLATTFORM<br />

Probleme:<br />

Fehlende soziale<br />

Betreuung und Begleitung<br />

von älteren Menschen,<br />

fehlende Sportmöglichkeiten<br />

im Winter, mehrere nachbarschaftliche<br />

Konflikte,<br />

z. B. durch engen<br />

Wohnraum, Müll<br />

und Lärm.<br />

TISCH 3<br />

Möglichkeiten und<br />

Probleme der<br />

Schönauviertelbewohner*innen<br />

Murkraftwerk<br />

Nachbepflanzung<br />

Baumbestand,<br />

öffentlicher<br />

Charakter<br />

Verkehr,<br />

Lärm, Feinstaub<br />

Diskurs führen,<br />

öffentliche<br />

Verkehrsmittel,<br />

überregionale<br />

Verkehrsplanung<br />

Nutzung der<br />

Ballsporthalle<br />

günstiger/<br />

kostenlos für<br />

Anrainer*innen<br />

Nachbesetzung<br />

Ärzt*innenkassenstellen<br />

Möglichkeiten:<br />

Viele unterschiedliche<br />

Angebote, Aktivitäten<br />

und Institutionen für die<br />

Bewohner*innen wie z.B.<br />

Jugendzentrum, Frauenhaus,<br />

Schlupfhaus, Jugendamt,<br />

Sozialraumträger*innen,<br />

Polizei, Stadtteilzentrum<br />

Jakomini, ...<br />

Grünflächen,<br />

Büsche, Bäume,<br />

Schattenspender<br />

Öffentlich<br />

zugängliche<br />

Angebote<br />

Gärten, Kunst- und<br />

Kultur, Plattformen<br />

zur Verbesserung der<br />

Lebensräume<br />

TISCH 4<br />

Offene Themen:<br />

Diskutiert wird über<br />

das, was die<br />

Teilnehmer*innen<br />

für das Viertel<br />

wichtig finden.<br />

Das Thema „Sport- und Freizeitgestaltung“ der Bewohner*innen<br />

des Schönauviertels kam im Zuge der<br />

Präsentationen und Diskussionen stark hervor: „Welche<br />

Aufenthaltsorte gibt es im Schönauviertel? Wo<br />

können unterschiedliche Bewohner*innengruppen<br />

ihre Freizeit verbringen? Welche Ressourcen sind<br />

vorhanden und welche sollten ausgebaut werden?“<br />

Um diese Aspekte weiter zu erfassen und konkrete<br />

Maßnahmen zu planen, traf sich die Gesundheitsplattform<br />

einen Monat später erneut.<br />

Gemeinsam wurden Orte erfasst, die Möglichkeiten<br />

für Sport- und Freizeitangebote bieten.<br />

Mit dem Tupay Park, dem Sportplatz hinter<br />

der VS Schönau, dem zukünftigen Bezirkssportplatz<br />

Hüttenbrennergasse und den<br />

Sportflächen, die bei der Kirchner Kaserne<br />

geöffnet werden könnten, bieten sich zahlreiche<br />

Möglichkeiten an. Die Frage, welche<br />

Sport- und Freizeitangebote denn auch für<br />

Bewohner*innengruppen interessant wären, die sonst<br />

schwierig erreicht werden (z. B. Mädchen, Senior*innen,<br />

…), konnte niemand so einfach beantworten.<br />

Ein weiterer wichtiger Besprechungspunkt waren nicht<br />

nur die Outdoor-Sport- und Freizeitflächen, sondern<br />

auch eine potenzielle Nutzung der Ballsporthalle für<br />

Angebote für Bewohner*innen, welche die ein oder<br />

andere stadtteilrelevante Organisation betreuen könnte<br />

(z. B. Fußballgruppe für Kinder im Winter).<br />

Eine konkrete Maßnahme, die sich aus der Gesundheitsplattform<br />

ergeben hat, wäre daher die Durchführung<br />

einer Bedarfserhebung, welche Sport- und<br />

Freizeitangebote den Wünschen der Bewohner*innen<br />

entsprechen würden. Interessant wäre eine solche<br />

Erhebung nicht nur für Outdoor-Sportanlagen,<br />

sondern auch für die Ballsporthalle Hüttenbrennergasse,<br />

die im Herbst 2<strong>01</strong>8 eröffnet werden soll. Bedarfsorientierte<br />

Angebote könnten einen Türöffner<br />

zu Bewohner*innen darstellen.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

25


STADTTEILARBEIT<br />

Neuigkeiten von „Jacky_cool_check“<br />

VON INGRID KALTENEGGER<br />

26<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Im Rahmen der <strong>SMZ</strong>-<strong>Info</strong>rmationsveranstaltung<br />

„Der Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit<br />

– unter dem besonderen Fokus auf Hitze(inseln)“<br />

wurde im Oktober 2<strong>01</strong>6 u. a. das Projekt<br />

Jacky_cool_check vorgestellt (siehe <strong>SMZ</strong> <strong>Info</strong>–<br />

Artikel Winter 2<strong>01</strong>6).<br />

Der Name des Projekts leitet sich ab aus:<br />

Jacky= Jakomini, cool= kühlen, check= Test<br />

Dabei handelt es sich um ein Projekt, das untersucht,<br />

wie sich Hitzeinseln durch bauliche und grünräumliche<br />

Maßnahmen reduzieren lassen. Im Rahmen<br />

des Projekts werden einerseits robuste Daten<br />

zur „Hitzeinsel“ über Jakomini gesammelt, sowie<br />

realistische Anwendungsmöglichkeiten von Maßnahmen<br />

erhoben.<br />

Was bedeutet „Hitzeinsel“?<br />

Hitze hat besonders in urbanen Räumen ein besonderes<br />

Gefährdungspotenzial. Gerade im städtischen<br />

Gebiet bilden sich vermehrt sogenannte<br />

„Hitzeinseln“, in denen die Durchschnittstemperatur<br />

höher als in der Umgebung ist. Ursache solcher<br />

„Hitzeinseln“ sind der hohe Anteil an versiegelten<br />

Oberflächen, der die Verdunstung reduziert und<br />

gleichzeitig viel Wärme speichert, fehlende Grünflächen,<br />

die eine effektive Kühlung der Umgebung verhindern<br />

sowie die geringere Zufuhr von kühler Luft<br />

aus dem Umland.<br />

Anfang 2<strong>01</strong>8 ging das Projekt Jacky_cool_check in<br />

die Endrunde. Wir haben die Leiterin des Projekts,<br />

Mag. Dr. Ingrid Kaltenegger vom Zentrum für Klima,<br />

Energie und Gesellschaft am JOANNEUM RE-<br />

SEARCH, gebeten, über Neuigkeiten zu berichten.<br />

Es gab viel zu tun …<br />

Mehr als ein Jahr lang wurden Berechnungen angestellt<br />

und viele intensive Gespräche mit Bewohner*innen,<br />

Initiativen und Vereinen sowie Gewerbetreibenden,<br />

größeren Betrieben und Institutionen in<br />

Jakomini darüber geführt, wie man die sogenannten<br />

Hitzeinseln im Bezirk wirksam reduzieren kann.<br />

Gleichzeitig mit der Sammlung von Ideen für mögliche<br />

Maßnahmen und deren Umsetzung wurden<br />

von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik<br />

(ZAMG) verschiedene Szenarien modelliert.<br />

Diese zeigen, wie sich die Umsetzung von<br />

unterschiedlichen Maßnahmen in der Reduktion der<br />

Sommertage (mit einer Tageshöchsttemperatur von<br />

25,0 °C oder mehr) und Hitzetage (mit einer Tageshöchsttemperatur<br />

von 30,0 °C oder mehr) niederschlagen<br />

würde.<br />

Dabei wurden unter anderem Szenarien für sehr<br />

drastische städtebauliche Eingriffe modelliert, um<br />

zu sehen, auf welche Maßnahmen das Stadtklima<br />

von Jakomini am stärksten reagiert. Deckt man zum<br />

Beispiel alle Dächer mit einem Material, das 70 %<br />

der Sonnenstrahlung reflektiert, sinkt in Jakomini<br />

die durchschnittliche Zahl der Sommertage um fünf<br />

bis zehn Tage. Einen ähnlichen Effekt würde auch<br />

die Begrünung der gesamten vorhandenen Dachflächen<br />

bewirken. Für den Fall, dass jede/r Bewohner*in<br />

von Jakomini einen Baum pflanzen würde,<br />

würde dies ebenfalls zu einer Abnahme der Sommer-<br />

und Hitzetage führen, besonders dann, wenn<br />

die Bäume entlang der Straßen gepflanzt würden.<br />

Wenn man diese mehr als 30.000 Bäume konzentriert<br />

als Parks oder größere Grün- und Erholungsflächen<br />

pflanzt, verdünnt sich der Abkühleffekt jedoch<br />

wieder.<br />

Derart weitreichende Maßnahmen wie die Begrünung<br />

aller Dachflächen oder die Pflanzung von mehr<br />

als 30.000 Bäumen sind in der Realität zumeist<br />

nicht umsetzbar. So sind beispielsweise in Jakomini<br />

baulich bedingt überhaupt nur 11 % der Dachflächen<br />

begrünbar.<br />

In der Praxis geht es<br />

daher um eine optimale<br />

Kombination einzelner<br />

Maßnahmen, wie zum<br />

Beispiel der Begrünung<br />

einer Fassade zusammen<br />

mit einer Änderung<br />

der Dachfarbe und der<br />

Erhaltung vorhandener<br />

Grünflächen!


JACKY-COOL-CHECK<br />

GANZ WESENTLICH FÜR DIE UMSETZUNG IST ES, DIE MENSCHEN<br />

MIT EINZUBEZIEHEN, DIE IM BEZIRK LEBEN UND ARBEITEN.<br />

Die Berechnungen der ZAMG zeigen dabei, welche<br />

der Maßnahmen und deren Kombinationen im<br />

kleinräumigen Klima einer Stadt oder eines Bezirkes<br />

am besten wirken.<br />

Ganz wesentlich für die Umsetzung ist es, die Menschen<br />

mit einzubeziehen, die im Bezirk leben und<br />

arbeiten. Wenn diese über Möglichkeiten Bescheid<br />

wissen, wie sie selbst einen Beitrag zur Reduktion<br />

von Hitzeinseln in ihrer Umgebung leisten können,<br />

sind sie meist sehr gerne bereit, dies auch zu tun.<br />

Viele Ideen für mögliche Maßnahmen wurden in<br />

den Gesprächen und Workshops, die über die<br />

gesamte Projektlaufzeit immer wieder mit den Bewohner*innen<br />

und den Betrieben im Bezirk geführt<br />

wurden, genannt und in einem abschließenden<br />

Workshop am 14.3. gemeinsam mit dem Bezirksrat,<br />

interessierten Bewohner*innen, Unternehmen<br />

und Institutionen weiter ausgearbeitet. Eingeladen<br />

waren auch Vertreter*innen der Stadtplanung und<br />

anderer Ämter der Stadt Graz, um Wege zu finden,<br />

die vielversprechendsten Maßnahmen dann in weiterer<br />

Folge auch umzusetzen.<br />

Hervorzuheben sind in jedem Fall das große<br />

Interesse und die Unterstützung verschiedener<br />

Abteilungen der Stadt Graz, allen voran das<br />

Stadtplanungsamt, aber auch das Umweltamt<br />

und die Abteilung für Grünraum und Wasser,<br />

sowie natürlich die Bezirksvertretung Jakomini,<br />

die ebenfalls voll und ganz hinter dem Projekt<br />

steht.<br />

Bei Pflanzung von 30.000 Bäumen im Bezirk.<br />

(Quelle: ZAMG) entlang von Straßen<br />

entlang von Straßen<br />

als Parks, Erholungsflächen, andere Grünflächen<br />

als Parks, Erholungsflächen, andere Grünflächen<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

27


STADTTEILARBEIT<br />

Bewohner*innenbefragung am Grünanger<br />

VON NATASCHA MAUERHOFER & MARTINA FREI<br />

Im Sommer 2<strong>01</strong>7 starteten wir eine fortlaufende Bewohner*innenbefragung<br />

am Grünanger. Ziel dieser<br />

Befragung war es, neben unserer offenen Quartiersarbeit<br />

kontinuierlich mehr über Wünsche und Bedürfnisse<br />

bisher unbekannter Bewohner*innen zu<br />

erfahren, um unsere Arbeit im Gebiet bedarfsorientiert<br />

auszurichten. Mit dem Fragebogen, den wir bei<br />

Haustürgesprächen, Veranstaltungen und einem <strong>Info</strong>stand<br />

bei der Apotheke am Grünanger gemeinsam<br />

mit Bewohner*innen ausfüllten, erhoben wir z. B.:<br />

Lebensumstände, Meinungen zum Wohnumfeld,<br />

soziale Beziehungen, aber auch Wissen über die<br />

Angebote des <strong>SMZ</strong> am Grünanger. So hatten wir<br />

eine ideale Gelegenheit, unsere Arbeit bei zahlreichen<br />

Personen vorzustellen.<br />

Bisher konnten wir 56 unterschiedliche Menschen<br />

detailliert befragen und die gesammelten<br />

Ergebnisse für einen Zwischenbericht auswerten.<br />

Die Ergebnisse:<br />

Durchschnittlich wohnen die befragten Personen 16<br />

Jahre am Grünanger. Die längste Wohndauer beträgt<br />

60 Jahre. Fast alle Bewohner*innen leben sehr<br />

gerne am Grünanger und möchten auch in Zukunft<br />

nicht wegziehen. Gut zwei Drittel haben sehr gute<br />

bzw. gute Kontakte zu ihren Nachbar*innen. Die<br />

Bewohner*innen am Grünanger mögen die Natur,<br />

Grünflächen und Parks und die ruhige Atmosphäre.<br />

Zusätzlich schätzen die befragten Personen ihre<br />

Mitmenschen am Grünanger, die kinderfreundliche<br />

Gegend, die Sportmöglichkeiten und die Spazierund<br />

Radwege. Weniger gut finden die Bewohner*innen<br />

Lärm, Müll, fehlende Spiel- und Sportflächen<br />

und die aktuellen Baustellen am Grünanger.<br />

Die Gespräche stellten sich als sehr niederschwelliger<br />

Zugang zu den Menschen heraus: Bei Fragen<br />

wie „Wo bekomme ich Unterstützung, wenn ich meine<br />

Miete nicht mehr bezahlen kann?“, „Ich benötige<br />

einen orthopädischen Heilbehelf und weiß nicht wo<br />

ich diesen herbekommen soll?“ oder „Mein Vater ist<br />

pflegebedürftig, mir wächst alles über den Kopf, was<br />

soll ich nur tun?“ konnten wir im Zuge der Befragungen<br />

auch zahlreiche Beratungen durchführen und bei<br />

Bedarf konkrete Hilfestellungen einleiten.<br />

DIE BEFRAGTEN<br />

PERSONEN SCHÄTZEN IHRE<br />

MITMENSCHEN AM GRÜN-<br />

ANGER, DIE KINDERFREUND-<br />

LICHE GEGEND, DIE SPORT-<br />

MÖGLICHKEITEN UND DIE<br />

SPAZIER- & RADWEGE.<br />

28<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Mehr als die Hälfte der befragten Personen hat<br />

bereits von den Angeboten des <strong>SMZ</strong> gehört. Besonders<br />

beliebt sind: das Sommerprogramm, der<br />

Brunch, die Musikabende, aber auch die offene<br />

Ansprechstunde im Nachbarschaftszentrum am<br />

Grünanger. Zu Ideen und Wünschen, die Bewohner*innen<br />

für den Grünanger haben, zählen Gemeinschaftsaktivitäten<br />

wie z. B. Grillen, Ausflüge<br />

und unterschiedliche Sportmöglichkeiten. Die befragten<br />

Senior*innen wünschen sich zusätzlich<br />

eine Nachbarschaftshilfe, welche bei Einkäufen<br />

und Postwegen behilflich ist.


JACKY-COOL-CHECK BANDCAFÉ<br />

Mit Musik sozialen Zusammenhalt fördern:<br />

BandCafé<br />

Romi:<br />

„Musik hat mir sehr geholfen,<br />

physisch als auch psychisch,<br />

mit mir ins Reine zu kommen,<br />

meine Verluste und Ängste<br />

zu verarbeiten.“<br />

VON LISA STROZER, MARTINA FREI & ROLI WESP<br />

BANDCAFÉ:<br />

Jeden Mittwoch, 17.00 bis 20.00 Uhr<br />

im Stadtteilzentrum Jakomini<br />

BandCafe-STUDIO:<br />

jeden Samstag, 13.00 bis 18.00 Uhr<br />

Viele Instrumente zum Ausprobieren<br />

vorhanden!<br />

<strong>Info</strong>s unter 0699 18 08 43 75<br />

Jeden Mittwoch treffen sich im Stadtteilzentrum<br />

Musikinteressierte, um Bass, Gitarre, Keyboard<br />

oder Schlagzeug zu spielen und auszuprobieren<br />

oder auch um zu singen. Wer möchte, kann auch<br />

einfach zuhören. Für viele Besucher*innen ist der<br />

Mittwoch zu einem wichtigen Fixpunkt geworden.<br />

Um der Gruppe einen Anstoß zum Üben zu geben<br />

und neue interessierte Menschen für das Projekt zu<br />

begeistern, finden mehrere Themenabende statt:<br />

16. Mai: Von ABBA bis Zappa; 13. Juni: Eigenkompositionen;<br />

9. September: Deutschsprachige<br />

Songs; 24. Oktober: Freestyle.<br />

Wir haben unsere Besucher*innen<br />

gefragt, was das BandCafé für sie<br />

bedeutet:<br />

Thorsten:<br />

„Das BandCafé hat mich zur Musik<br />

gebracht. Die strukturierte Arbeit im<br />

BandCafé-Studio fördert meine musikalischen<br />

Fähigkeiten. Ich kann sagen,<br />

dass sich meine Allgemeinbefindlichkeit<br />

schon jetzt erheblich<br />

verbessert hat.“<br />

Michi:<br />

„Das BandCafé hat sich seit ich dabei<br />

bin enorm weiterentwickelt. Aus 2-3<br />

Gästen sind schon über 10 geworden.<br />

Für mich hat sich hier ein neuer<br />

Freundeskreis erschlossen, der<br />

mir auch in dunklen Stunden<br />

Halt gibt.“<br />

Gabi:<br />

„Jeder ist willkommen<br />

und kann sich einbringen.<br />

Freude, Spaß und Harmonie<br />

für alle. Mir tut‘s<br />

einfach gut.<br />

Mit dem „BandCafé-Studio“ haben die Teilnehmer*innen<br />

des BandCafé mittlerweile auch ein eigenes<br />

Folgeprojekt gestartet, das Musiker Harald Lewitsch<br />

betreut. Ziel ist es, eine eigene CD mit Eigenkompositionen<br />

aufzunehmen.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

29


STADTTEILARBEIT<br />

Vorgartenspaziergang mit Gertraud Prügger<br />

und die Idee, eine Straße wieder bunter und grüner werden zu lassen<br />

VON MARTINA FREI<br />

30<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Im Zuge unserer Stadtteilarbeit im Bezirk Jakomini<br />

haben wir im Sommer 2<strong>01</strong>7 unter der<br />

Leitung von Gertraud Prügger, der ehemaligen<br />

Geschäftsführerin des Naturschutzbundes<br />

Steiermark, einen wunderschönen Vorgartenspaziergang<br />

mit zahlreichen Bewohner*innen<br />

unternommen.<br />

Die Vorgarten-Kultur entwickelte sich mit der Stadterweiterung<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts und bildet<br />

seither ein wichtiges Merkmal im Stadtbild der<br />

Grazer Gründerzeitviertel St. Leonhard, Geidorf<br />

und Jakomini. Mit Blumen und Stauden bepflanzte<br />

Grünflächen, die häufig mit kunstvollen schmiedeeisernen<br />

Zäunen umrahmt waren, bildeten den<br />

Übergang zwischen Straße und Haus. Die kleinen<br />

Vorgärten stell(t)en eine Visitenkarte der Hausbesitzer*innen<br />

dar.<br />

Eine beeindruckende Dokumentation<br />

Der Naturschutzbund hat in den Jahren 1998-2003<br />

im Auftrag der Grazer Stadtplanung die Vorgärten<br />

der Grazer Gründerzeitviertel erhoben. Über 800<br />

Vorgärten finden sich in dieser einzigartigen Dokumentation,<br />

die in der Grazer Stadtplanung aufliegt.<br />

Darunter auch der Zustand „unseres“ Vorgartens in<br />

der Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55, als noch ein<br />

Restaurant in den Räumlichkeiten beheimatet war.<br />

Ziel unseres Spaziergangs waren die Vorgärten rund<br />

um das Stadtteilzentrum Jakomini, entlang des Jakomini-<br />

und Schönaugürtels. Auf den ersten Blick<br />

scheint dieser Straßenzug eher wenige prächtige<br />

Vorgärten zu bieten, Frau Prügger hatte jedoch einige<br />

„Zuckerl“ für uns vorbereitet: Darunter fanden<br />

sich zum Beispiel die blühenden Rosen vor der Pfarre<br />

St. Josef oder ein liebevoll gestalteter Innenhof in<br />

einem Mehrfamilienhaus.<br />

Neben historischen Fakten wurde auch auf die<br />

Wichtigkeit der kleinen grünen Naturflächen für das<br />

Mikroklima, die Artenvielfalt und den Beitrag auf das<br />

psychische Wohlbefinden der Menschen aufmerksam<br />

gemacht.<br />

Vorgärten mit „Nachholbedarf“<br />

Durch die zahlreichen schönen Vorgärten wurde unser<br />

Blick aber auch für weniger Schönes geschult:<br />

So entdeckten wir auf unserem Spaziergang rund<br />

um das Stadtteilzentrum Jakomini leider auch einige<br />

Vorgärten, die zwar einen gepflegten Rasen haben,<br />

aber nicht bepflanzt sind, ungepflegt sind oder sogar<br />

versiegelt wurden.<br />

Eine Bewohnerin sagte: „Ich wünschte, unser Vorgarten<br />

wäre auch so hübsch bepflanzt“. Und so<br />

schnell wurde in der Gruppe eine Idee geboren, in<br />

der man sich fragte „Warum organisiert man das<br />

dann nicht?“<br />

Die Idee, Vorgärten umzugestalten, ist geboren.<br />

In der Bepflanzung oder gar Entsiegelung von Vorgärten<br />

sehen wir zahlreiche Chancen für deren Umfeld,<br />

z. B.:<br />

• Begrünung ungenutzter Flächen<br />

• Verbesserung des Kleinklimas / Verbesserung<br />

des städtischen Mikroklimas<br />

• Beitrag zu Artenvielfalt<br />

• Steigerung von Erholung und Lebensqualität<br />

• Förderung des seelischen Wohlbefindens der<br />

Bewohner*innen<br />

• nachhaltige Stadtentwicklung<br />

• Möglichkeit, Umgebung zu verschönern<br />

• Bereicherung für die Nachbarschaft und die<br />

persönliche Kreativität<br />

Nach dem gemeinsamen Spaziergang organisierten<br />

wir mehrere Treffen mit „Vorgarten-Engagierten“ im<br />

STZ Jakomini, bestehend aus Vertreter*innen des<br />

Bezirksrat Jakomini, STZ-Mitarbeiter*innen, Gertraud<br />

Prügger und Bewohner*innen. STZ-Praktikant<br />

Dominik Fruhwirt startete eine detaillierte Erhebung<br />

aller Vorgärten am Jakomini- und Schönaugürtel,<br />

aus der sofort ersichtlich wurde, welche Vorgärten<br />

Umgestaltungsbedarf haben.<br />

Die ersten Kontaktaufnahmen zu Hauseigentümer*innen<br />

und Hausbewohner*innen zeigten<br />

schnell: Das Interesse ist da!


VORGARTENSPAZIERGANG<br />

JACKY-COOL-CHECK<br />

DER NATURSCHUTZBUND<br />

HAT IN DEN JAHREN<br />

1998-2003 IM AUFTRAG<br />

DER GRAZER STADTPLANUNG<br />

DIE VORGÄRTEN DER GRAZER<br />

GRÜNDERZEITVIERTEL<br />

ERHOBEN. ÜBER 800<br />

VORGÄRTEN FINDEN SICH IN<br />

DIESER EINZIGARTIGEN<br />

DOKUMENTATION, DIE IN DER<br />

GRAZER STADTPLANUNG<br />

AUFLIEGT.<br />

Förderung bei der Stadt Graz<br />

Nachdem in den letzten Jahrzehnten leider immer<br />

wieder Vorgärten versiegelt und (unberechtigt) als<br />

Parkplätze genutzt wurden, versucht die Stadt Graz<br />

durch eine Förderung zu Teil- und Entsiegelungen<br />

zu motivieren. Einzige Voraussetzung: Der Vorgarten<br />

muss in der Altstadtschutzzone liegen. Pro<br />

Quadratmeter werden 100 Euro gefördert. Für <strong>Info</strong>rmationen<br />

zu dieser Förderung und Ratschlägen<br />

zur Rückführung stehen die Stadtbaudirektion, die<br />

Abteilung für Grünraum und Gewässer, das Stadtplanungsamt<br />

sowie der Naturschutzbund Steiermark<br />

zur Verfügung.<br />

Quelle: Stadt Graz – Abteilung für Grünraum und<br />

Gewässer unter Mitarbeit des Naturschutzbundes<br />

Steiermark, 2<strong>01</strong>5<br />

Gemeinsam mit Bewohner*innen<br />

und Gertraud Prügger wollen wir am<br />

Mittwoch, den 16. Mai 2<strong>01</strong>8,<br />

Vorgärten und Innenhöfe im<br />

Schönauviertel erkunden.<br />

Treffpunkt 16.00 Uhr<br />

Stadtteilzentrum Jakomini,<br />

Conrad-von-Hötzendorf-Straße 55,<br />

8<strong>01</strong>0 Graz;<br />

<strong>Info</strong>rmationen unter<br />

0699 18 08 43 75<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

31


STADTTEILARBEIT<br />

Neues aus den Gemeinschaftsgärten<br />

VON MARTINA FREI & NATASCHA MAUERHOFER<br />

2<strong>01</strong>0 hat das <strong>SMZ</strong> mit dem „Garten für Alle“ am<br />

Grünanger sein erstes Gemeinschaftsgartenprojekt<br />

umgesetzt. Ursprünglich eher als reiner Treffpunkt<br />

für Projekte gehalten, ist dieser Garten seit einer<br />

Umgestaltung 2<strong>01</strong>5 (siehe <strong>SMZ</strong> <strong>Info</strong> September<br />

2<strong>01</strong>6) nicht nur an einer anderen Fläche zu finden,<br />

sondern auch völlig offen gestaltet. So ist unser Gemeinschaftsgarten,<br />

auch außerhalb unserer Projekte,<br />

ein beliebter Aufenthaltsort für Bewohner*innen<br />

des Grünangers geworden. 2<strong>01</strong>4 bekamen<br />

wir außerdem die Möglichkeit geboten, eine große<br />

leere Fläche hinter dem Schlupfhaus der Caritas,<br />

einer Notschlafstelle für Jugendliche, für ein Gemeinschaftsgartenprojekt<br />

zu nutzen. Dort befinden<br />

sich aktuell 18 Hochbeete, an denen insgesamt 55<br />

Personen beteiligt sind. Über das gemeinsame Garteln<br />

in diesen beiden Projekten und den Garten als<br />

sozialem Treffpunkt selbst, konnten in Vergangenheit<br />

etliche Menschen generations- und kulturübergreifend<br />

näher zusammengebracht werden. Umso<br />

mehr freut es uns, dass wir 2<strong>01</strong>8 zwei weitere Gartenprojekte<br />

umsetzen können, welche die Bandbreite<br />

des gemeinschaftlichen Gartelns erweitern!<br />

„AuGartln“<br />

Das Projekt AuGartln wurde 2<strong>01</strong>7 vom Verein „in.<br />

progress“ im Rahmen der „Smart City Graz“ und<br />

„Essbare Stadt“ gegründet. Ende 2<strong>01</strong>7 kam die Anfrage<br />

an uns, ob wir dieses gemeinschaftliche Angebot<br />

weiterführen möchten. Natürlich möchten wir!<br />

In diesem Jahr wollen wir die mobilen Hochbeete<br />

vor Ort neugestalten und zu unterschiedlichen Themen<br />

bepflanzen; Wildblumen, (Wild)Kräuter, Salate<br />

und Co sollen dort Platz finden. Das Anlegen und<br />

Pflegen der Gemüse-, Kräuter- und Blumenbeete<br />

soll interessierten Gestalter*innen die Möglichkeit<br />

geben, sich in Gartenarbeit zu versuchen und<br />

eigene Ideen umzusetzen. Zudem hoffen wir, auch<br />

Kindergärten und Schulen für gemeinsame Projekte<br />

beim „AuGartln“ begeistern zu können!<br />

Die Hochbeete sind öffentlich zugänglich. Jede/r<br />

kann gerne mitmachen, gestalten, pflanzen,<br />

pflegen, vorbeikommen, sein/ihr Wissen an Interessierte<br />

weitergeben, Ideen einbringen, seiner/<br />

ihrer Kreativität freien Lauf lassen, … oder einfach<br />

den Pflanzen beim Wachsen zusehen!<br />

„Naschgarten“<br />

Zusätzlich zum „Garten für Alle“ am Grünanger soll<br />

dieses Jahr ein „offener Naschgarten“ auf unserer<br />

zweiten Gartenfläche vor Ort entstehen. Dort befindet<br />

sich aktuell eine parkähnliche Fläche, die<br />

auf eine weitere Gestaltung wartet. In Zusammenarbeit<br />

mit Bewohner*innen, Interessierten und dem<br />

„Forum Urbanes Gärtnern“ werden in einem offenen<br />

Workshop Ideen zur Planung und Gestaltung<br />

des Naschgartens gesammelt und am Montag,<br />

23.04.2<strong>01</strong>8, von 9.00 bis 13.00 und von 15.00 bis<br />

18.00 Uhr umgesetzt.<br />

32<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

<strong>Info</strong>s zu beiden Gartenprojekten erhalten Sie von:<br />

Natascha Mauerhofer, MA<br />

Tel.: 0664 34 38 381 oder unter mauerhofer@smz.at


WILDKRÄUTERWANDERUNG<br />

JACKY-COOL-CHECK<br />

WILDKRÄUTERWANDERUNG<br />

Mit Gärtnermeister/Kräuterpädagoge/Heilkräutercoach René Michalski<br />

VON NATASCHA MAUERHOFER<br />

Im Rahmen des jährlichen Sommerprogramms am<br />

Grünanger organisierte das <strong>SMZ</strong> Anfang September<br />

zum ersten Mal eine Wildkräuterwanderung.<br />

Bewohner*innen und weitere Interessierte trafen<br />

sich beim Nachbarschaftszentrum in der Andersengasse<br />

32-34, um gemeinsam mit René Michalski<br />

die Wildkräuterwelt am Grünanger zu entdecken.<br />

Alle Mitwanderenden waren überrascht, wie viele<br />

essbare Wildkräuter trotz der Baustellen und<br />

Wetterverhältnisse im Herbst zu finden waren. So<br />

wuchs z. B. wilder Amaranth, Kulturhopfen und<br />

Spitzwegerich. Nach einem eineinhalbstündigen<br />

Marsch bis zum Gemeinschaftsgarten Schönau<br />

und wieder zurück hatten die Teilnehmer*innen die<br />

Möglichkeit, Blütenzucker herzustellen.<br />

Rezept vom Experten<br />

BLÜTENZUCKER<br />

Zutaten: weißer Zucker<br />

getrocknete Blüten<br />

z. B. Rosen, Ringelblumen<br />

Was man sonst noch braucht:<br />

Mörser<br />

Zubereitung: 1-2 EL Zucker und eine<br />

Handvoll Blüten in den Mörser geben.<br />

Die Zutaten so lange vermahlen, bis der<br />

Zucker eine blütenähnliche Farbe bekommt<br />

und an Staubzucker erinnert.<br />

TIPP vom Experten<br />

SPITZWEGERICH<br />

Den Spitzwegerich findet man in<br />

kleinen Wiesen, Äckern, an Feldrändern,<br />

waldigen Wegen, etc. Am besten<br />

erntet man den Spitzwegerich<br />

zwischen Anfang April und<br />

Ende August.<br />

Wird man von Insekten gestochen<br />

wirken die zerriebenen Spitzwegerich-<br />

Blätter kühlend und schmerzlindernd.<br />

Die reifen Blüten des Spitzwegerichs<br />

können in der Küche verwendet<br />

werden. In ihrem Geschmack<br />

erinnern die reifen Blüten an<br />

Steinpilze.<br />

DIE MITWANDERENDEN<br />

WAREN ÜBERRASCHT, WIE VIELE<br />

ESSBARE WILDKRÄUTER TROTZ<br />

DER WETTERVERHÄLTNISSE IM<br />

HERBST ZU FINDEN WAREN.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

33


STADTTEILARBEIT<br />

Sommerprogramm am Grünanger<br />

– Ideen für Gemeinschafts-Aktivitäten gesucht!<br />

Die Tage werden merklich länger, die ersten Blumen<br />

sprießen und bald steht der Sommer vor<br />

der Türe-Zeit, sich Gedanken zu unserem Sommerprogramm<br />

am Grünanger zu machen!<br />

Zu den Highlights im vergangenen Jahr zählten das<br />

Stadtteilfest mit <strong>SMZ</strong>-Gesundheitscheck, alkoholfreier<br />

Cocktailbar von WIKI und Kinderschminken<br />

mit input, die zahlreichen Grillnachmittage mit Live-<br />

Musik vom „BandCafé“ aus dem STZ Jakomini und<br />

ein Fahrradausflug zur „Auwiesn“.<br />

Auch in diesem Jahr sammeln wir wieder Ideen und<br />

Anregungen, um ein lustiges, kostenloses Freizeitangebot<br />

für Bewohner*innen zusammenzustellen.<br />

Ziel der Aktivitäten ist es, neue Leute oder einander<br />

besser kennen zu lernen und außerdem Zeit im<br />

Freien zu verbringen.<br />

Ob Ausflüge, Malkurs,<br />

Feste oder Picknick –<br />

alle Ideen sind willkommen<br />

und werden nach<br />

Möglichkeit umgesetzt!<br />

Wir freuen uns auf Ihre/Eure<br />

Vorschläge unter 0316 428161<br />

oder smz@smz.at.<br />

34<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8


VORGARTENSPAZIERGANG<br />

JACKY-COOL-CHECK<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

35


PRAXIS UND BERATUNG<br />

Aus der Praxis:<br />

Fragen an die Ordinations-Assistentinnen<br />

GESAMMELT VON LISA STROZER UND KARIN SITTINGER<br />

36<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Die Medikamente bekomme ich immer von meinem<br />

Hausarzt/ meiner Hausärztin! Die müssen<br />

doch auf meiner e-card stehen? Oder im System<br />

gespeichert sein?<br />

Diese Fragen höre ich vor allem, wenn neue Patient*innen<br />

oder Vertretungspatient*innen ohne Unterlagen<br />

in die Ordination kommen. Die Antwort<br />

lautet leider: Nein. Niedergelassene Ärzt*innen<br />

sind ihre eigenen Chefs und ihre Computerprogramme<br />

sind nicht miteinander verbunden. Auf<br />

der e-Card sind nur folgende Daten gespeichert:<br />

• Vor- und Nachname, inklusive Titel<br />

(z. B.: Ing., Dr., MA, …)<br />

• Ihre Versicherungsnummer<br />

Nicht ersichtlich sind alle anderen Daten wie: Adresse,<br />

behandelnde/r Hausarzt/Hausärztin, Medikamente,<br />

Diagnosen, Impfungen, Allergien, Befunde<br />

aus dem Krankenhaus, Laborergebnisse, Telefonnummer<br />

und so weiter. Momentan werden Ihre Daten<br />

also nur lokal, das heißt am Computer in der<br />

Ordination, gespeichert.<br />

Was bedeutet das in der Praxis? Ein Beispiel: Frau<br />

Meier ist seit Jahren bei Ärztin „A“ und bekommt<br />

von ihr seit mehreren Monaten Blutdrucksenker verschrieben.<br />

Eines Tages bemerkt Frau Meier, dass<br />

ihre Tabletten bald leer sind und ihre Hausärztin aber<br />

Urlaub hat. Deshalb macht sie sich auf den Weg zu<br />

der Vertretung, die ihre Ärztin „A“ angegeben hat.<br />

Bei Arzt „B“ angekommen, bei dem Frau Meier<br />

noch nie zuvor gewesen ist, möchte sie, so wie sie<br />

es gewohnt ist, das benötigte Rezept abholen. Aber<br />

alles ist anders als bei Ärztin „A“. Zuerst muss sie<br />

lange in der Schlange stehen und dann, als sie an<br />

der Reihe ist, der Sprechstundenhilfe einen Ausweis<br />

vorzeigen und viele Fragen beantworten. Wie heißt<br />

Ihre Hausärztin? Wo wohnen Sie? Wer ist Ihr Arbeitgeber?<br />

Frau Meier versteht nicht ganz, warum. Sie<br />

will doch nur ihre Tabletten. „Welche Tabletten brauchen<br />

Sie denn, Frau Meier?“, fragt die Sprechstundenhilfe.<br />

„Die, die ich immer habe. So kleine weiße<br />

sind‘s!“. Es ist ihr einfach entfallen, wie die Tabletten<br />

heißen. Die Dame an der Anmeldung wird ein wenig<br />

ungeduldig. „Haben Sie einen Befund oder ein Verordnungsblatt<br />

mit?“ Nein, so etwas hat Frau Meier<br />

auch nicht dabei. „Ich glaube Sie fangen mit einem<br />

‚C‘ an, auf jeden Fall sind 30 Stück in der Packung<br />

und ich habe nur noch zwei zu Hause“, versucht<br />

es Frau Meier weiter. Die Sprechstundenhilfe sagt:<br />

„Frau Meier, ich kann Ihnen so nicht helfen. Ich<br />

muss wissen wie die Tabletten heißen und welche<br />

Stärke sie brauchen.“ Die Situation ist ausweglos<br />

und Frau Meier bleibt nichts anderes übrig, als nach<br />

Hause zu gehen, die Tablettenschachtel zu suchen<br />

und erneut die Ordination von Arzt „B“ aufzusuchen.<br />

Wieso muss ich einen Ausweis vorzeigen, bevor<br />

ich behandelt werde? Reicht es nicht, wenn ich die<br />

e-card mithabe?<br />

Nein, Ihre e-card könnte theoretisch auch illegalerweise<br />

von einer anderen Person benutzt werden,<br />

da sie (noch) kein Foto enthält. Damit eine „missbräuchliche<br />

Verwendung“ verhindert wird, müssen<br />

zusätzlich zur e-card amtliche Lichtbildausweise in<br />

Ordinationen (zumindest beim ersten Besuch) und<br />

Krankenhäusern vorgezeigt werden. So schreibt es<br />

der Gesetzgeber vor. Sollten Sie also in nächster<br />

Zeit das Krankenhaus oder eine fremde Ordination<br />

aufsuchen, nehmen Sie unbedingt Ihre e-card UND<br />

einen Reisepass, Führerschein oder anderen Ausweis<br />

mit Foto mit.<br />

Übrigens: Im Nationalrat und Bundesrat wurde<br />

die gesetzliche Grundlage geschaffen, dass ab<br />

2<strong>01</strong>9 auf neuen e-cards ein Foto der Karteninhaberin<br />

bzw. des Karteninhabers aufgebracht wird.<br />

Wie lange sind Zuweisungen bzw. Überweisungen<br />

zu Fachärzt*innen gültig?<br />

Die Überweisung gilt ab Ausstellung 4 Wochen.<br />

Manchmal kommt es vor, dass Patient*innen auf<br />

einen Termin bei der Fachärztin oder dem Facharzt<br />

(z. B.: Innere Medizin; Haut- und Geschlechtskrankheiten;<br />

HNO) mehrere Wochen oder sogar Monate<br />

warten müssen. Das ist meist abhängig von der<br />

Dringlichkeit einer Untersuchung.<br />

Wenn Sie einen Termin bekommen haben, Ihre<br />

Überweisung an dem Datum aber nicht mehr gültig<br />

ist, können Sie Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin<br />

einfach um eine Neuausstellung bitten.


JACKY-COOL-CHECK<br />

AUS DER PRAXIS<br />

Wann macht man einen Allergietest?<br />

Worauf muss ich achten?<br />

Da auch andere Krankheiten ähnliche Symptome<br />

wie Allergien auslösen können, sollten „allergieverdächtige“<br />

Symptome wie z. B. Juckreiz, Ausschlag,<br />

Heuschnupfen, Bindehautentzündung etc. sorgfältig<br />

vom Arzt/Ärztin abgeklärt werden. Treten solche<br />

Symptome immer wieder auf, sollte ein Allergietest<br />

gemacht werden.<br />

Im Groben gibt es zwei Arten von Allergietests: Zum<br />

einen das „In-Vitro-Testverfahren“, bei dem Blutproben<br />

im Labor getestet werden. Einen solchen Test<br />

macht man z. B. bei Verdacht auf Medikamentenunverträglichkeit,<br />

Insektengiftallergie oder Histamin<br />

Intoleranz.<br />

Zum anderen gibt es Provokationstests, bei denen<br />

die Reaktion von Patient*innen auf bestimmte Allergene<br />

getestet wird. Zu diesen gehört vor allem<br />

der Pricktest, bei dem Allergenextrakte auf die Haut<br />

getropft und anschließend diese Stellen mit einer<br />

Lancette angestochen werden. Dadurch können die<br />

Allergene in die Oberhaut eindringen und lösen bei<br />

Allergiker*innen nach etwa 20 Minuten Rötungen<br />

und Quaddelbildung aus. Pricktests werden zum<br />

Austesten von Pollen- und Nahrungsmittelallergien<br />

eingesetzt. Beim Epicutantest werden Allergenextrakte<br />

auf die Haut aufgeklebt, das Testergebnis<br />

kann nach 2 Tagen abgelesen werden. Dieser Test<br />

wird zur Abklärung von Kontaktallergien wie z. B.:<br />

Nickel, Inhaltsstoffe von Wasch- und Putzmitteln sowie<br />

Kosmetikartikeln angewendet. Darüber hinaus<br />

gibt es Inhalationstests zur Abklärung von Allergien<br />

im Bereich der Atemwege.<br />

Allen Allergien gemeinsam ist, dass der Körper<br />

zur Abwehr gegen körperfremde Stoffe und zur<br />

Unterstützung des Immunsystems den Naturstoff<br />

HISTAMIN bildet. Histamin kommt in erhöhter<br />

Konzentration in den Mastzellen der Haut, sowie<br />

in Schleimhäuten der Bronchien und des Magen-<br />

Darm-Trakts vor. Deshalb zeigen sich allergische<br />

Reaktionen besonders als Hautausschläge, Heuschnupfen<br />

bis hin zum allergischen Asthma. Um diese<br />

Abwehrreaktionen des Körpers einzudämmen,<br />

werden ANTIHISTAMINIKA in Form von Tabletten,<br />

Nasenspray, Augentropfen und Hautcremes eingesetzt.<br />

Diese Medikamente heben die Histaminwirkung<br />

auf und lindern so Symptome wie Juckreiz,<br />

Rötung, rinnende Nase, Husten und tränende<br />

Augen. Bei einem Allergietest ist eine Reaktion der<br />

Patienten*innen auf Allergenextrakte jedoch „erwünscht“,<br />

damit man feststellen kann, worauf man<br />

nun genau allergisch reagiert. Wenn also zuvor<br />

Antihistaminika eingenommen wurden, kann der<br />

Allergietest kein Ergebnis zeigen, deshalb dürfen<br />

mindestens 3 Tage vor einem solchen Test keine<br />

Antihistaminika eingenommen werden!<br />

Sie haben auch Fragen rund um<br />

Ihre Gesundheit?<br />

Gesundheitssprechstunde mit<br />

Karin Sittinger: anonyme und<br />

kostenlose Beratung bei Fragen<br />

rund um die Gesundheit durch<br />

medizinisch geschultes Personal,<br />

verständliche <strong>Info</strong>rmationen und<br />

Erklärungen zu gesundheitlichen<br />

Problemen, Diagnosen und<br />

medizinischen Fachausdrücken,<br />

<strong>Info</strong>rmationen über Möglichkeiten<br />

zur Pflege und andere<br />

medizinische Dienste,<br />

Unterstützung dabei, die<br />

passende medizinische Hilfe<br />

oder Spezialist*innen zu finden<br />

sowie Beratung zu einem<br />

gesunden Lebensstil.<br />

Voranmeldung notwendig!<br />

Tel: 0664 3438381<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

37


PRAXIS UND BERATUNG<br />

SozialCard: <strong>Info</strong>rmation und Änderungen<br />

VON OTTILIE VONBANK<br />

38<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Seit Oktober 2<strong>01</strong>2 haben Grazer*innen mit geringem<br />

Einkommen Anspruch auf die sogenannte<br />

„SozialCard“. Das betrifft Menschen, die<br />

monatlich nicht mehr als 996,62 Euro verdienen.<br />

Seit 2<strong>01</strong>8 gibt es einige Änderungen im Zusammenhang<br />

mit der SozialCard, die hier mitunter<br />

beschrieben sind.<br />

Was ist die SozialCard eigentlich?<br />

Die SozialCard ist ein Ausweis im Scheckkartenformat.<br />

Ihr Besitz bietet einige Zuschüsse und Vergünstigungen,<br />

wie z. B.:<br />

• Jahreskarte für Grazer Öffis für 50 €<br />

• Geldleistungen: Energiekostenzuschuss,<br />

Weihnachtsbeihilfe, finanzielle Unterstützung<br />

für Schulsachen<br />

• günstig einkaufen in VinziMärkten und weiteren<br />

Geschäften (Liste im Sozialamt), Lebensmittel<br />

der Tafel<br />

• Kulturpass und andere Vergünstigungen für<br />

kulturelle Angebote<br />

• kostenlose Nachhilfe<br />

• Befreiung bei der Hundeabgabe<br />

• NEU: verbilligter Zugang zu Grazer Sportvereinen<br />

für Kinder<br />

Anspruch auf die Ausstellung einer SozialCard<br />

haben:<br />

• Menschen mit Hauptwohnsitz in Graz<br />

(NEU: seit mindestens 12 Monaten)<br />

• Menschen mit GIS-Gebührenbefreiung (oder<br />

Sozialhilfe, Mindestsicherung bzw. Leitungen<br />

nach Behindertengesetz seit mind. 3 Monaten)<br />

• volljährige Menschen (ab 18 Jahren)<br />

Für Migrant*innen wurden die Bedingungen für<br />

die Ausstellung einer SozialCard 2<strong>01</strong>8 erschwert:<br />

• Alle Menschen, die keine österreichische<br />

Staatsbürgerschaft haben und nach dem<br />

<strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6 nach Graz gekommen sind,<br />

müssen eine „Integrationserklärung“ unterschreiben<br />

(siehe graz.at).<br />

• Drittstaatsangehörige müssen zusätzlich seit<br />

mindestens fünf Jahren rechtmäßig in Österreich<br />

gelebt ODER Deutsch Niveau A2 und<br />

den Wertekurs erfolgreich absolviert haben.<br />

Was ist noch NEU seit <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>8?<br />

Der Energiekostenzuschuss und die Weihnachtsbeihilfe<br />

müssen jedes Jahr neu beantragt werden.<br />

Die Anträge können online oder in den Servicestellen<br />

der Stadt Graz gestellt werden. Eine Ausnahme<br />

gibt es: Menschen mit Mindestpension müssen keinen<br />

Antrag stellen und bekommen das Geld auch<br />

weiterhin automatisch überwiesen.<br />

Sie möchten wissen, ob Sie auch<br />

Anspruch auf eine SozialCard<br />

haben und/ oder benötigen Hilfe<br />

beim Beantragen?<br />

Wir beantworten Ihre Fragen und<br />

unterstützen Sie gerne beim Antrag!<br />

<strong>Info</strong>rmationen unter:<br />

Anahita Sharifgerami<br />

0650/ 67 35 146<br />

oder<br />

Ottilie Vonbank<br />

0664/ 16 51 471<br />

Quellen: SOZIALCARD-Flyer, grazervp.at, graz.at


PFLEGEGELDBERATUNG<br />

JACKY-COOL-CHECK<br />

Neues Beratungsangebot im <strong>SMZ</strong>:<br />

Pflegegeldberatung<br />

VON ANAHITA SHARIFGERAMI & WOLFGANG SELLITSCH<br />

Meist stellt ein Sturz, ein Unfall oder auch eine<br />

altersbedingte Erkrankung die Betroffenen vor<br />

die Situation, dass unverzüglich Hilfe zur Bewältigung<br />

des Alltages nötig ist. Häufig fehlen<br />

dazu aber die finanziellen Mittel und bei alleinstehenden<br />

Personen auch eine entsprechende<br />

Betreuung. Fehlende <strong>Info</strong>rmationen zum Pflegegeld<br />

stellen für Betroffene die größte Barriere bei<br />

der Inanspruchnahme dar. Hinzu kommt häufig die<br />

Scheu, soziale Leistungen in Anspruch zu nehmen.<br />

Der Bezug von Pflegegeld ist auch Voraussetzung<br />

für anderweitige Sozialleistungen, wie z. B. Gebührenbefreiung,<br />

Pflegezuschüsse für Ersatzpflege,<br />

steuerliche Begünstigungen, 24-Stunden-Betreuung<br />

und letztlich für die Aufnahme in ein Pflegeheim.<br />

In der Stadt Graz beziehen rund 18.000 Menschen<br />

Pflegegeld<br />

Der Großteil der pflegebedürftigen Personen ist den<br />

Pflegestufen 1-3 zugeordnet. In den letzten Jahren<br />

gab es in den Pflegestufen 1 und 2 eine stufenweise<br />

Anhebung der Zugangsvoraussetzungen. Das hat zur<br />

Folge, dass pflegebedürftige Menschen erst bei einem<br />

erheblichen Pflegebedarf von mehr als 65 Stunden/<br />

Monat anspruchsberechtigt sind. In unserer Beratung<br />

klären wir mit Ihnen den konkreten Pflege- und Hilfebedarf,<br />

damit vom Gutachter die richtige Pflegestufe<br />

zuerkannt wird. Insbesondere bei häuslicher Pflege,<br />

sind Sachverständige von der <strong>Info</strong>rmation durch Betroffene<br />

und Angehörige abhängig, damit die entsprechende<br />

Pflegestufe zuerkannt werden kann.<br />

Seit Oktober 2<strong>01</strong>7 bieten wir im Auftrag des Sozialamtes<br />

der Stadt Graz auch Unterstützung und<br />

nachgehende Betreuung als Pflegeprävention in<br />

der Nachbarschaft an.<br />

Das heißt: Unsere Sozialarbeiterin und unser Jurist<br />

stehen Ihnen kostenlos und anonym im <strong>SMZ</strong><br />

<strong>Liebenau</strong> sowie in den Außenstellen am Grünanger<br />

und in Jakomini zur Verfügung. Im Bedarfsfall<br />

werden auch Hausbesuche durchgeführt. In diesen<br />

Gesprächen helfen wir Ihnen, die für Sie passgenaue<br />

Unterstützung zu organisieren.<br />

In enger Kooperation mit der Pflegedrehscheibe der<br />

Stadt Graz und mobilen Diensten beraten wir Sie<br />

über die gesetzlichen Voraussetzungen von Pflegefinanzierungsmöglichkeiten.<br />

Zusätzlich bieten wir<br />

Hilfestellung bei der Antragstellung bzw. im Verfahren<br />

an. Dazu zählt letztlich auch die Überprüfung<br />

von Pflegegeldbescheiden, wenn es zu einer Verschlechterung<br />

kommt oder die Einstufung angezweifelt<br />

wird.<br />

Ein Beispiel dafür, wie die Beratung aussehen<br />

kann: Ein älterer Mann, dessen Frau vor Kurzem<br />

verstorben ist, nimmt Kontakt mit dem <strong>SMZ</strong> auf.<br />

Aufgrund seines verschlechterten gesundheitlichen<br />

Zustandes hat er bereits einen Antrag auf Pflegegelderhöhung<br />

gestellt. In Vorbereitung auf die ärztliche<br />

Untersuchung im Zuge des Antrages, wird mit<br />

ihm genauestens besprochen, in welchen Bereichen<br />

er eingeschränkt ist und wobei er Unterstützung benötigt.<br />

Ebenso wird er darüber informiert, wie er eine<br />

Hilfe im Haushalt bekommt und jemanden, der für<br />

ihn die Einkäufe erledigt und ihn zu seinem Arzt begleitet.<br />

Da ihm manchmal schwindelig ist und er sich<br />

oft unsicher auf den Beinen fühlt, unterstützt ihn bei<br />

der Organisation auch eine Rufhilfe.<br />

Oft tritt der Zeitpunkt, ab dem es alleine zu Hause<br />

nicht mehr geht, unerwartet und in einer schwierigen<br />

Lebenslage ein. Die Situation kann dann für die<br />

Betroffenen und Angehörigen überwältigend und<br />

überfordernd sein. Ein Gespräch kann helfen:<br />

• bei dem die verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten<br />

aufgezeigt werden<br />

• gemeinsam Anträge gestellt werden<br />

• die häusliche Situation mit Außenstehenden<br />

von einer anderen Perspektive betrachtet werden<br />

kann<br />

Unterstützung und <strong>Info</strong>rmation in<br />

Pflegegeldangelegenheiten:<br />

Welche Formen der Unterstützung passen<br />

zu mir? Was ist der Unterschied zwischen<br />

Hauskrankenpflege, 24-Stunden-Pflege<br />

und mobilen Diensten?<br />

Wie kann ich meine Pflege finanzieren?<br />

<strong>Info</strong>rmationen und Terminvereinbarung<br />

unter: Anahita Sharifgerami, BA<br />

0650 67 35 146 / sharifgerami@smz.at<br />

Hausbesuche auf Anfrage!<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

39


PRAXIS UND BERATUNG<br />

AUFGESCHNAPPT<br />

VON GUSTAV MITTELBACH<br />

UMWELTALTLASTEN IN GRAZ<br />

(aus: Kleine Zeitung, 13.1.18, S. 22-23)<br />

Die älteren <strong>Liebenau</strong>er*innen erinnern sich: Anfang<br />

der 80er Jahre brachte der Perchloräthylenvergiftung-Skandal<br />

des Grundwassers im<br />

Süden von Graz mit der Belastung <strong>Liebenau</strong>er<br />

Hausbrunnen große öffentliche Sorgen und Aufmerksamkeit.<br />

Eine Reihe <strong>Liebenau</strong>er Haushalte<br />

musste mit Trinkwasser aus Tankwagen versorgt<br />

werden. Zunächst wurde die ehemalige Putzerei<br />

Plachy neben der Leechkirche als Verursacherin<br />

verantwortlich gemacht, dann letztlich die Lackiererei<br />

des Puchwerks. Laut Bundesumweltamt<br />

sind das Grundstück dieser Putzerei und<br />

das darunter anschließende Grundwasser auch<br />

heute noch massiv gefährdet. Im Jänner 2<strong>01</strong>8<br />

wurde bekannt, dass dieses Grundstück jetzt um<br />

€ 2,5 Millionen saniert werden muss. 300 LKWs<br />

werden das kontaminierte Erdreich durch die Rittergasse<br />

abtransportieren!<br />

Nebenbei listet das Umweltbundesamt – und<br />

das ist für uns interessant – 8 weitere Altlasten<br />

im Großraum Graz auf, einige davon sind auch<br />

für uns im Süden bedeutend:<br />

Die Deponie Schotthof Brucknerstraße Graz-<br />

Jakomini 1968-70:<br />

Eine ehemalige wiederverfüllte Schottergrube<br />

unter dem Sportplatz der Bruckner-Sportschule<br />

mit Bauschutt, Aushub und Hausmüll der Stadt<br />

Graz ohne Basisabdichtung-Belastungen: Deponiegase,<br />

Mineralölkohlenwasserstoffe u. polyzyklische<br />

aromatische Kohlenwasserstoffe).<br />

Das Gaswerk Jakomini:<br />

Das Gaswerk arbeitete mit Stein- und Braunkohle-Belastungen:<br />

Teer, Ammoniak, Cyanide,<br />

Schwefel, aromatische KWSt. etc.<br />

Die Metallwarenerzeugung Ventrex südlich der<br />

Evangelimanngasse:<br />

Zur Entfettung der Metalle wurden Chemikalien<br />

verwendet. Belastungen: Tetrachlorethen, Naphthalin<br />

und Kupfer – erheblicher Schadstoffeintrag<br />

in das Grundwasser.<br />

Die Deponie Schwarzl, südlich des Freizeitzentrums:<br />

Haus/Sperrmüll Aushub der Stadt Graz- ohne<br />

Maßnahmen zum Grundwasserschutz. Belastungen:<br />

erhöhte Schwermetalle – Blei, Kupfer<br />

Zink, Kohlenwasserstoff<br />

Soweit das Bundesumweltamt: Über aktuelle Entwicklungen an den Standorten berichten wir demnächst<br />

und sind für <strong>Info</strong>s unsere Leser*innen dazu dankbar!<br />

40<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

FLASCHE LEER?!<br />

(Ärztewoche, 6.7.17)<br />

Seit einigen Jahren ist es modern geworden, 2 Liter<br />

und mehr zu trinken (zusätzlich zum Essen, das<br />

auch ca. zur Hälfte aus Wasser besteht). Gesundheit,<br />

Energie und Jugend zu fördern, löste eine regelrechte<br />

„Wasserflaschenepidemie” aus.<br />

Sportler*innen wird geraten, auch während sportlicher<br />

Tätigkeit reichlich zu trinken. Von 2-3 Litern und<br />

mehr ist dabei die Rede, die auch der Entschlackung<br />

dienen sollen, um einer „chronischen gesundheitsgefährdenden<br />

Dehydratation/Entwässerung” vorzubeugen.<br />

Nichts davon entspricht wissenschaftli-<br />

cher Erkenntnis. Die deutsche, österreichische und<br />

schweizerische Ernährungsgesellschaft empfehlen<br />

für Gesunde bei leichter körperlicher Betätigung 1,5<br />

Liter pro Tag.<br />

Durch eine Überwässerung bei anstrengenden<br />

Sportarten können sogar durchaus gefährliche Hyponatriämien<br />

(Untersalzungszustände) entstehen.<br />

Alle wissenschaftlichen Ergebnisse weisen darauf<br />

hin, dass das Durstgefühl der wichtigste Regulator<br />

ist, vor der Gefahr des zu viel oder zu wenig Trinkens<br />

zu schützen.<br />

(Prof. Ernst-Heinrich Scheuermann, Nierenzentrum<br />

Frankfurt/Main)


JACKY-COOL-CHECK<br />

AUFGESCHNAPPT<br />

SÜSSE RACHE<br />

(aus Chemiereport.at / Austrian Life Sciences<br />

2<strong>01</strong>6/8, S.44-45)<br />

1975 erreichte der in Japan billig herzustellende<br />

High Fructose Corn Syrup (HFCS) – eine Mischung<br />

aus Glukose und Fruktose die USA. Dieser verdrängte<br />

die Saccharose (Rohrzucker) aus den Lebensmitteln<br />

und bildet bis heute einen billigen Füllstoff<br />

für jede Art von Fertigprodukt (Fast Food und<br />

Softdrinks).<br />

30 % der Weltbevölkerung sind übergewichtig<br />

– trotz Lightprodukten und cholesterinfreien Lebensmitteln?<br />

Wahrscheinlich ist es genau umgekehrt:<br />

Einfrieren und langes Lagern funktionieren besonders<br />

gut bei Lebensmitteln ohne Ballaststoffe und<br />

ohne Fett. Diesen weitgehend geschmacklosen<br />

Lebensmitteln hilft der billige Glukose/Fruktose-Sirup<br />

aus!<br />

Ohne Ballaststoffe wird der Zucker im Darm vollständig<br />

resorbiert, von 120 Kalorien Zucker landet<br />

die Hälfte, die 60 Kalorien der Fruktose, direkt in<br />

der Leber, wo sie wie Alkohol entgiftet/abgebaut<br />

wird.<br />

Die negativen und unbekannten Folgen:<br />

1) Bei der Verarbeitung der Fruktose wird die<br />

Bildung von Harnsäure (Risikofaktor für Gicht)<br />

gefördert, Harnsäure hemmt auch körpereigene<br />

Blutdrucksenker, trägt damit zum Bluthochdruck<br />

bei.<br />

2) Ein Teil der Abbauprodukte der Fruktose wird<br />

direkt in Blutfette umgewandelt. Salopp gesagt:<br />

Wir essen mit Fruktose also keine Kohlehydrate,<br />

sondern Fett, oder andersrum: Trotz<br />

fettfreier Produkte werden wir immer dicker!<br />

3) Fruktose reduziert die Wirksamkeit von Insulin<br />

und erhöht dessen Blutspiegel. Das wiederum<br />

hemmt das Sättigungssignal im Gehirn (über<br />

das Fetthormon Leptin). Das bedeutet, wir<br />

essen immer weiter, weil wir glauben, noch<br />

hungrig zu sein. Ein Teufelskreis von Fertigprodukten<br />

und Softdrinks!<br />

4) Der einzige Rat, mit dem Zuckerüberschuss<br />

gut umzugehen – außer auf politische Entscheidungen<br />

zur Zuckerreduktion zu warten<br />

– bleibt für den Autor Robert Lustig: „Esst<br />

echtes Essen!“<br />

METHADON UND TUMORTHERAPIE<br />

(aus Pharmainformation Unabhängige <strong>Info</strong>rmation<br />

für ÄrztInnen 2<strong>01</strong>7/4)<br />

In den letzten Monaten wird Methadon (das synthetische<br />

Opiat, das in Drogensubstitutionstherapien<br />

eingesetzt wird) immer wieder als Krebsmedikament<br />

genannt, obwohl es dafür kaum Belege gibt. In einer<br />

einzigen retrospektiven Studie an 27 Patient*innen<br />

mit Gliomen (Hirntumoren) wird eine Verbesserung<br />

der Überlebenszeit beschrieben, die österreichischen<br />

Onkolog*innen weisen nach, dass dieser<br />

Beleg statistisch nicht nachzuweisen ist. 2 weitere<br />

http://www.oegho.at<br />

Stichwort Methadon<br />

Veröffentlichungen beziehen sich auf Zellstudien (mit<br />

Leukämie und Gliomkrebszellen), bei denen Methadon<br />

das Tumorwachstum bremsen soll. Welche Bedeutung<br />

diese Zellstudien für Menschen haben, ist<br />

überhaupt noch nicht erforscht.<br />

Da keine kontrollierten Studien dazu existieren,<br />

außerdem Methadon erhebliche Nebenwirkungen<br />

haben kann, ist eine unkritische Anwendung abzulehnen<br />

und wegen der Nebenwirkungen gefährlich!<br />

(Irina Tsibulak, Univ.Klinik für Gynäkologie, Innsbruck)<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

41


PRAXIS UND BERATUNG<br />

Senior*innenplattform – Gewalt in der Pflege<br />

VON BARBARA AMREICH & NATASCHA MAUERHOFER<br />

Die Arbeit für und mit Senior*innen stellt ein Schwerpunktthema<br />

im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> dar. Um einen Austausch<br />

zu ausgewählten Themen zu ermöglichen,<br />

organisieren wir bedarfsorientiert (zwei-, dreimal<br />

im Jahr) die „Senior*innenplattform“. Zu den Teilnehmer*innen<br />

zählen z. B. Senior*innen, Seniorenverbände<br />

und alle, die mit Senior*innen zusammenarbeiten.<br />

Wie von den Teilnehmer*innen der<br />

Senior*innenplattform im Frühjahr 2<strong>01</strong>7 gewünscht,<br />

wurde in der zweiten Plattform, Anfang Oktober<br />

2<strong>01</strong>7, über das Thema „Gewalt an älteren Menschen<br />

und in der Pflege“ gesprochen. Dazu stellten<br />

die Teilnehmenden die Fragen: „Welche Formen<br />

von Gewalt gibt es?“ und „Was kann man dagegen<br />

unternehmen?“ Als Expertin haben wir Barbara Amreich<br />

von der Gesellschaft für Aktives Altern und Solidarität<br />

der Generationen Steiermark (GEFAS) eingeladen,<br />

um die Gäste durch das Thema zu begleiten.<br />

„Gewalt” ist ein Begriff, der uns berührt<br />

und ein Gefühl der Hilflosigkeit hervorruft,<br />

aber wie kann man umgehen mit dieser<br />

Ohnmacht und scheinbaren Hilflosigkeit?<br />

Wichtig ist es, sich diesem Thema Stück für Stück<br />

zu nähern und zu sehen, welche Formen von Gewalt<br />

überhaupt existieren. Wenn wir von Gewalt<br />

sprechen, dann haben wir vor allem Bilder der körperlichen<br />

Gewalt im Kopf, aber dies ist zu kurz gegriffen.<br />

Gewalt hat viele Formen und Ausprägungen<br />

und wird in drei Gruppen eingeteilt:<br />

Die andere Seite – Gewalt gegen Pflegekräfte<br />

• körperliche Gewalt – Kratzen, Beißen,<br />

Festhalten<br />

• sexuelle Gewalt – Betatschen, Berühren oder<br />

anzügliche Aussagen<br />

• psychische Gewalt – Beleidigungen, Dauerklingeln<br />

und abwertende Bemerkungen<br />

Was kann man gegen Gewalt an älteren Menschen<br />

und in der Pflege tun?<br />

• offen über die Situation, das Vorkommnis<br />

sprechen, sich austauschen, eventuell eine<br />

Gesprächsrunde für einen Austausch initiieren<br />

• bei Unklarheiten nachfragen, um ein breiteres<br />

Bild der Situation zu bekommen<br />

• gemeinsam nach Lösungen suchen<br />

• Hilfe in Anspruch nehmen, wenn man das Gefühl<br />

hat, dass man nicht mehr kann<br />

• Die MENSCHENWÜRDE in den Mittelpunkt<br />

stellen<br />

Gemeinsam und persönlich kann viel für die Vermeidung<br />

von Gewalt in der Pflege getan und erreicht<br />

werden.<br />

1. Gewalt gegen die eigene Person (Selbstverletzung,<br />

suizidales Verhalten)<br />

2. zwischenmenschliche Gewalt – physische und<br />

psychische sowie deren Folgen<br />

3. kollektive Gewalt, z. B. durch eine Gruppe<br />

42<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Nun stellt sich die Frage, wo die Verbindung zur<br />

Gewalt an älteren Menschen und in der Pflege<br />

ist. Gewalt in der Pflege ist ein komplexes Thema,<br />

bei dem es notwendig ist, alle Bereiche zu beleuchten.<br />

Damit ist gemeint, dass wir die betroffenen<br />

Menschen, die Angehörigen, die Menschen, die die<br />

Pflege übernehmen und Organisationen in die Diskussion<br />

einbeziehen müssen.<br />

Die eine Seite – Gewalt gegen ältere Menschen<br />

und in der Pflege<br />

• Einschränkung des freien Willens – ältere<br />

Menschen dürfen nicht über ihren Tagesablauf<br />

bestimmen<br />

• seelische Gewalt – Menschen werden bedroht,<br />

beschimpft<br />

• körperliche Gewalt – Menschen werden hart<br />

angefasst<br />

• Vernachlässigung – Pflege und Zuwendung<br />

werden vorenthalten<br />

Sie interessieren sich für die<br />

Senior*innenplattform?<br />

Ein nächstes Treffen ist im<br />

Frühjahr 2<strong>01</strong>8 geplant. Wenn Sie<br />

gerne teilnehmen oder Themen<br />

vorschlagen möchten, melden Sie<br />

sich einfach bei uns!<br />

<strong>Info</strong>s unter: Ottilie Vonbank, BA<br />

0664 16 51 471 / vonbank@smz.at


ANERKENNUNGSKULTUR<br />

JACKY-COOL-CHECK<br />

Wenn Qualifikationen reisen –<br />

Schritte hin zu einer Anerkennungskultur<br />

VON EDITH ZITZ (INSPIRE – VEREIN FÜR BILDUNG UND MANAGEMENT, GRAZ)<br />

Sowohl bei (un)selbstständig Beschäftigten als auch<br />

bei Unternehmen stellen sich Fragen der Anerkennung<br />

von im Ausland erworbenen Qualifikationen:<br />

Nach wie vor sind etwa 25 % der Migrant*innen unter<br />

ihrem Ausbildungsniveau beruflich tätig. Zugleich<br />

steigt derzeit durch die verbesserte wirtschaftliche<br />

Konjunktur der Fachkräftebedarf. Vor diesem Hintergrund<br />

möchte das Projekt „Anerkannt!“ zu einer<br />

gelingenden Anerkennungskultur in Zeiten stetiger<br />

Migrations- und Fluchtbewegungen beitragen.<br />

Berufliche Situation von Migrant*innen<br />

Wie Daten der Statistik Austria aus 2<strong>01</strong>6 verdeutlichen,<br />

fühlte sich im Jahr 2<strong>01</strong>4 ein Viertel der<br />

migrantischen Beschäftigten in Österreich überqualifiziert;<br />

demgegenüber waren es nur 9 % der<br />

Personen ohne Migrationshintergrund. Frauen<br />

mit Migrationshintergrund betrifft dies sogar noch<br />

in stärkerem Maß. Die im Vergleich zur „einheimischen“<br />

Bevölkerung schlechtere Erwerbsarbeitsintegration<br />

von Migrant*innen, gekoppelt mit der<br />

hier erlebten Dequalifizierung, stellt eine Hürde für<br />

qualifizierte Beschäftigung dar. In der Folge wird die<br />

Abhängigkeit vom sozialen Sicherungssystem verstärkt,<br />

die persönliche Unabhängigkeit beeinträchtigt<br />

und es entsteht volkswirtschaftlicher Schaden,<br />

weil Potenziale nicht eingebracht werden können.<br />

Psychosozial stresst diese Lage zudem, da die Personen<br />

dies als Entwertung, Diskriminierung und Beschämung<br />

erleben. Auf Arbeitgeberseite sind teils<br />

Vorbehalte gegenüber ausländischen Abschlüssen<br />

feststellbar, da sie den Wert der Qualifikationen im<br />

Vergleich zu österreichischen Abschlüssen nicht<br />

richtig einschätzen können. Auch dies kann zur Benachteiligung<br />

von Migrant*innen führen.<br />

Verbesserung durch neue Rechtslage?<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>6 trat das österreichische Anerkennungs-<br />

und Bewertungsgesetz in Kraft. Dadurch<br />

wurden die Verfahren transparenter und teils schneller.<br />

Trotz dieser Verbesserungen erleben viele Beteiligte<br />

Anerkennungsverfahren nach wie vor als<br />

„Dschungel“. Durch die vielen rechtlichen Bestimmungen<br />

und daraus abzuleitenden Unterschiede je<br />

nach Beruf und Herkunftsland bleibt die Anerkennungslandschaft<br />

komplex.<br />

Zudem ist die Durchführung (Nostrifikationen,<br />

Gleichhaltungen, Nostrifizierungen, …) zum Teil<br />

mit erheblichen Kosten verbunden. Der hohe<br />

betriebliche Bedarf an Anerkennungs-Know-how<br />

leitet sich auch aus einer 2<strong>01</strong>6 im Bundesland<br />

Steiermark durchgeführten Online-Befragung bei<br />

Klein-und Mittelbetrieben (KMUs) ab, die der Soziologe<br />

Barış Koç durchführte. Auf die Frage „Warum<br />

glauben Sie, dass so viele Migrant*innen unter<br />

ihrem Ausbildungsniveau arbeiten?“ gaben fast die<br />

Hälfte der Befragten die fehlende Anerkennung<br />

von ausländischen Bildungsabschlüssen an. Bürokratische<br />

Hürden folgten mit 44 % (vgl. Abb.).<br />

Warum glauben Sie, dass so viele Migrantinnen und Migranten unter ihrem Ausbildungsniveau arbeiten?<br />

Schlechte Deutschkenntnisse der Migrant*innen<br />

Fehlende Anerkennung von ihren Bildungsabschlüssen<br />

Bürokratische Hürden<br />

Eingeschränkte Arbeitsbewilligung<br />

Schlechte Ausbildung der Migrant*innen<br />

Mangelnder Ehrgeiz der Migrant*innen<br />

Herkunft der Migrant*innen<br />

Keine geeignete Stelle<br />

Religion der Migrant*innen<br />

<strong>Info</strong>rmationsmangel unter den Migrant*innen<br />

Aus finanziellen Gründen<br />

Sonstiges<br />

Ähnliche Einschätzungen dokumentiert auch der Integrationsbericht 2<strong>01</strong>6<br />

des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres.<br />

N=159<br />

Weitere <strong>Info</strong>rmationen unter: www.inspire-thinking.at, www.anerkannt.at, www.berufsanerkennung.at,<br />

www.anlaufstelle-anerkennung.at/anlaufstellen<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

43


PRAXIS UND BERATUNG<br />

Handlungsfelder<br />

Das Projekt „Anerkannt!“ richtet sich einerseits an<br />

alle Akteur*innen, die mit Fragen der Berufsanerkennung<br />

befasst sind. Andererseits werden potenzielle<br />

Arbeitgeber*innen angesprochen. Ziel ist es,<br />

sie zu sensibilisieren bzw. praxisnah zu informieren.<br />

Besonders zu nennen sind bei den Partnern ENIC<br />

NARIC Austria, der Österreichische Integrationsfonds<br />

(ÖIF) mit der Plattform www.berufsanerkennung.at,<br />

für die Verfahren zuständige Behörden<br />

sowie Forschungseinrichtungen, das Projekt Div-<br />

In-Co der Caritas und die Anlaufstellen für Personen<br />

mit im Ausland erworbenen Qualifikationen,<br />

seit 2<strong>01</strong>7 auch die Stadtteilzentren in Graz und die<br />

Regionalentwicklungsstellen. KMUs werden durch<br />

Betriebsbesuche einerseits vor Ort sensibilisiert, andererseits<br />

werden ihre Erfahrungen für weiterführende<br />

Handlungsempfehlungen dokumentiert. Auch die<br />

Netzwerkentwicklung zwischen dem Integrationsbereich<br />

und der Regional(Stadt-)entwicklung ist ein<br />

wichtiger Aspekt der Projektarbeit. Wir machen gemeinsam<br />

mit vielen Partner*innen die Möglichkeiten<br />

der (Berufs-)Anerkennung – und zwar Bewertung,<br />

Anerkennung, Validierung, Anrechnung von Qualifi-<br />

kationen – breit bekannt. Das ermutigt Migrant*innen<br />

zur Anerkennung ihrer Qualifikationen, bearbeitet<br />

strukturelle Barrieren im Anerkennungssystem und<br />

motiviert Arbeitgeber*innen zu von der Herkunft her<br />

gemischten Teams.<br />

„Anerkannt!“ arbeitet dabei mit einem motivierenden<br />

Best-Practice-Zugang. Es dient als Drehscheibe für<br />

die Verbreitung einschlägiger Maßnahmen und Materialien<br />

aller Partner*innen, was den kooperativen<br />

„Anerkennungs-Spirit“ stärken soll. Gesichert wird<br />

dies durch zielgruppenspezifische Text- und Materialerstellungen<br />

(incl. der Methode des partizipativen<br />

Designs) und deren Verbreitung. Dabei steht<br />

das Team für Workshops, Vorträge, Fachanfragen<br />

und Forschungskooperationen zur Verfügung. Österreich,<br />

die Steiermark und Graz verdienen einen<br />

sensibel geführten Anerkennungsdiskurs, der rassistische,<br />

sexistische oder ausgrenzende Zuschreibungen<br />

thematisiert, diese wo immer möglich unterbindet<br />

und zu inklusivem Tun motiviert. Das dient<br />

dem friedlichen Zusammenleben ebenso wie einem<br />

gesicherten Wirtschaftsstandort und fairen Arbeitsbedingungen<br />

für alle.<br />

Workshop „Wie (Berufs-)Anerkennung<br />

gelingen kann!“<br />

VON MARTINA FREI<br />

44<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

In unserer Arbeit sind wir beinahe täglich mit Menschen<br />

in Kontakt, die ihre Ausbildungen und Qualifikationen<br />

bislang noch schwer in einer Berufstätigkeit<br />

verwerten können. Davon sind sowohl gebürtige<br />

Österreicher*innen als auch Personen mit Migrationsgeschichte<br />

oder aus Krisengebieten Geflüchtete betroffen.<br />

Um mehr über die Möglichkeiten der Berufsanerkennung<br />

in Österreich lernen zu können, haben<br />

wir Edith Zitz für einen offenen Workshop ins Stadtteilzentrum<br />

Jakomini eingeladen.<br />

Der „Anerkennungs-Dschungel“<br />

Im AMS-Berufslexikon gibt es 1.800 Berufe, von<br />

denen 229 reglementiert sind. Das bedeutet, dass<br />

es für diese Berufe ein Berufsgesetz gibt. Hier beginnt<br />

auch schon der „Anerkennungs-Dschungel“:<br />

Mehrere hundert Stellen sind in Österreich für Berufsanerkennung<br />

zuständig. Dazu kommen unterschiedliche<br />

Berufsrechte und Zuständigkeiten für EU- oder<br />

Nicht-EU-Länder.<br />

Auch die Begriffe sind unterschiedlich:<br />

• Nostrifizierung: Anerkennung aller<br />

Ausbildungen über der Matura<br />

• Nostrifikation: Allerkennung aller<br />

Ausbildungen unter der Matura<br />

• Gleichhaltung: Anerkennung von<br />

Lehrabschlüssen<br />

Die Kosten für eine Berufsanerkennung reichen von<br />

0 bis zu etlichen 1.000 Euros. Abhängig sind diese<br />

von der Menge an Dokumenten, deren Beglaubigung,<br />

deren Übersetzung und Gebühren der unterschiedlichen<br />

Behörden.<br />

Für Berufsanerkennungen gibt es unterschiedliche<br />

Möglichkeiten:


ANERKENNUNGSKULTUR<br />

JACKY-COOL-CHECK<br />

• Anerkennung: Bescheid durch eine der vielen<br />

hundert Behörden für reglementierte Berufe<br />

• akademische Bewertung: Gutachten, das<br />

vom Wissenschaftsministerium erstellt wird –<br />

gibt es vor allem im Hochschulbereich und ist<br />

eine „Chance“ bei Berufen, die keine Anerkennung<br />

„erzwingen“, sprich die nicht zu den 229<br />

reglementierten Berufen gehören<br />

• Validierung: Möglichkeit, etwas durch eine<br />

Prüfung oder Validierung anzuerkennen, wofür<br />

es aber kein bestehendes Zeugnis gibt – ist<br />

„Zukunftsmusik“<br />

„Erste Hilfe“ für Berufsanerkennung<br />

Ist man beratend mit Berufsanerkennung gefragt,<br />

empfiehlt Edith Zitz folgende Herangehensweise:<br />

Wichtig ist, erst zu erfragen, warum eine Anerkennung<br />

angestrebt wird. Will der/ diejenige in die Erwerbstätigkeit<br />

oder aus Gründen der psychosozialen<br />

Anerkennung?<br />

Unter www.berufsanerkennung.at können schnell<br />

die wichtigsten Daten eingegeben werden. Das<br />

System zeigt dann die zuständige Behörde an,<br />

deren Kontaktdaten weitergegeben werden können<br />

bzw. zu der Kontakt hergestellt werden kann.<br />

Für detaillierte Einzelberatungen bzw. komplizierte<br />

Fälle ist es ratsam, Hilfesuchende an folgende Stellen<br />

zu vermitteln:<br />

• AST (Anlaufstelle für Personen mit im Ausland<br />

erworbenen Qualifikationen):<br />

Mehrsprachige und kostenlose Anerkennungsberatung,<br />

Granatengasse 4, 8020 Graz;<br />

0316/ 83 56 30; https://www.zebra.or.at/; ast.<br />

steiermark@zebra.or.at<br />

• Integrationszentrum Steiermark:<br />

Beratung in den Bereichen Sprache, Bildung<br />

und Beruf, Reitschulgasse 19, 8<strong>01</strong>0 Graz;<br />

0316/ 84 17 20;<br />

http://www.integrationsfonds.at/steiermark/;<br />

steiermark@integrationsfonds.at<br />

Für Berufsanerkennungen und Bewertungen gibt es<br />

(teilweise) auch Kostenrückerstattungen, die beim<br />

Integrationszentrum angesucht werden können.<br />

In einer abschließenden Diskussion der Teilnehmer<br />

*innen zeigt sich, dass die (teilweise) hohen Kosten,<br />

der undurchsichtige Behördendschungel, der<br />

Verlust von Dokumenten z.B. durch Flucht und<br />

schlechte Deutschkenntnisse große Stolpersteine in<br />

der Berufsanerkennung darstellen.<br />

„Erwachsenenschutzgesetz NEU“<br />

EINLADUNG ZUM „FORUM FÜR SOZIALMEDIZINISCHE PRAXIS“<br />

Montag, 16. April 2<strong>01</strong>8 ab 19.00 Uhr,<br />

Ort: <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141,<br />

8041 Graz<br />

Mit 1. Juli 2<strong>01</strong>8 tritt das neue Erwachsenenschutzgesetz<br />

in Kraft: Personen, die man bisher als<br />

„Sachwalter“ kannte, werden dann zu „Erwachsenenvertretern“.<br />

Nachdem sich die Anzahl an<br />

Sachwalterschaften zwischen 2003 und 2<strong>01</strong>5 von<br />

30.000 auf 60.000 verdoppelt hat und die seit 2006<br />

bestehende Rechtslage an die UN-Konvention über<br />

die Rechte von Menschen mit Behinderung angepasst<br />

werden musste, war ein grundlegender und<br />

dringender Änderungsbedarf gegeben.<br />

Mit dem neuen Gesetz hängen umfassende Veränderungen<br />

zusammen, die uns der Vortragende<br />

Mag. Robert Müller vom VertretungsNetz – Sachwalterschaft,<br />

vorstellen wird.<br />

Themen:<br />

• Welche neuen Vertretungsformen<br />

(das Vier-Säulen-Modell) gibt es?<br />

• Was bedeutet das in der Praxis?<br />

• Welche Verbesserungen bringt das neue<br />

Gesetz mit sich?<br />

• ... und IHRE Fragen!<br />

Das »Forum für Sozialmedizinische Praxis« ist eine<br />

Veranstaltungsreihe des <strong>SMZ</strong> zu aktuellen medizinischen,<br />

gesundheitswissenschaftlichen und gesundheitspolitischen<br />

Themen. Wir freuen uns auf Ihre<br />

Teilnahme und eine spannende Diskussion!<br />

VORANMELDUNG ERBETEN!<br />

Weitere <strong>Info</strong>rmationen: Martina Frei, MPH; Telefon:<br />

0699 18 08 43 75 Email: frei@smz.at<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

45


<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />

Neues Beratungsangebot in der<br />

Familienberatungsstelle: Sexualberatung<br />

46<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

Sexualität ist eine lebendige Begegnung mit einem<br />

anderen Menschen oder mit sich selbst. Sie belebt<br />

uns und bringt Intimität, Lust, Erregung und Befriedigung<br />

in unser Leben. Leider kann diese Begegnung<br />

auch Angst machen und Unsicherheiten auslösen<br />

oder einfach nicht so funktionieren wie gewünscht.<br />

Über wenig wird so viel geschwiegen, wie über die<br />

eigene Sexualität. Ich lade Sie ein, in ein Sprechen<br />

zu kommen: Was suche ich? Was fehlt mir? Was<br />

macht mir Angst?<br />

Mit einem anderen Menschen über Gedanken und<br />

Gefühle zu sprechen befreit. Dieser andere kann ich<br />

sein, wenn Sie möchten. Gemeinsam können wir so<br />

Lösungen finden. Nehmen Sie Kontakt zum <strong>SMZ</strong><br />

<strong>Liebenau</strong> auf und vereinbaren Sie einen Termin.<br />

Lisa Wimmer:<br />

Mein Name ist Lisa Wimmer. Nach meinem Abschluss<br />

als Diplompädagogin und Erwachsenenbildnerin<br />

habe ich mich für eine Ausbildung zur<br />

Psychotherapeutin und Psychoanalytikerin entschieden.<br />

Aktuell arbeite ich als Sexualberaterin im<br />

<strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>, in einer psychosozialen Beratungsstelle<br />

und in meiner privaten Praxis als Psychotherapeutin.<br />

Meine Aufgabe ist es, Menschen in allen denkbaren<br />

Lebenslagen zu begleiten, sei es in Form von<br />

Beratung, Therapie oder Krisenintervention. Entscheidend<br />

für mich ist, mein Gegenüber als einzigartigen<br />

Menschen mit einer einzigartigen Geschichte<br />

zu erkennen. Da keine Person oder Beziehung<br />

einer anderen gleicht, gibt es kein „Prozedere A“<br />

oder „Prozedere B“, sondern es gibt Sie und Ihre<br />

ganz spezielle Geschichte. Genau diese Lebensgeschichte<br />

hat Sie an diesen Platz geführt, wo Sie das<br />

Gespräch suchen, um sich neu zu orientieren.<br />

Als Sexualberaterin im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> möchte ich<br />

Ihnen helfen zu verstehen, was eigentlich los ist, wo<br />

„es hakt“ und was es braucht, um da wieder herauszukommen.<br />

Manchmal braucht es nur ein Gegenüber,<br />

das interessiert zuhört und die Dinge beginnen<br />

sich von selbst zu ordnen. Oft aber braucht<br />

es wirklich Beratung, um sich in der Beziehung zu<br />

einem anderen Menschen oder sich selbst wieder<br />

zurechtzufinden.<br />

<strong>Info</strong>rmationen und<br />

Terminvereinbarung:<br />

Sozialmedizinisches<br />

Zentrum <strong>Liebenau</strong><br />

<strong>Liebenau</strong>er Hauptstraße 141,<br />

1. Stock A-8041 Graz<br />

Tel.: 0316/ 46 23 40<br />

Thomas Mossier:<br />

Ich bin 1977 geboren, Sozialarbeiter und verheiratet.<br />

Ich beschäftige mich seit 19 Jahren in Form von<br />

psychosozialer Beratung, Begleitung und Bildung<br />

mit den Bereichen:<br />

• Sexualität<br />

• Eltern-Kind-Beziehungen<br />

• Paarbeziehungen<br />

• Gesundheit und Arbeit<br />

• Schmerzen<br />

• Behinderungen<br />

Außerdem bin ich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr<br />

querschnittsgelähmt. Meine Kenntnisse<br />

zu den genannten Themen sind durch persönliches<br />

Interesse und auch durch eigene Erfahrungen und<br />

Erlebnisse entstanden. Dies versuche ich mir, so gut<br />

wie möglich, bewusst zu machen.<br />

Sie können in die Sexualberatung der Beratungsstelle<br />

des <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong> kommen, um mit mir in<br />

einem ganz vertraulichen Rahmen zu sprechen.<br />

Dabei kann ich Sie mit Beratungsgesprächen auch<br />

über längere Zeit begleiten. Im Gespräch erzählen<br />

Sie auf Ihre Art und Weise, wo und wie Sie in Ihrem<br />

Leben gerade nicht weiterkommen. Ich erzähle Ihnen<br />

wiederum, was ich da von Ihnen höre, sehe und<br />

spüre, welche Gedanken und welche Fragen mir<br />

dadurch kommen. So können wir uns von Mensch<br />

zu Mensch austauschen und das kann helfen, neue<br />

Wege zu finden. Wenn es darum geht, Unbewusstes<br />

oder Körperliches zu behandeln, kann ich Sie<br />

unterstützen, passende psychotherapeutische und<br />

medizinische Hilfe zu finden.


JACKY-COOL-CHECK<br />

<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />

WILLKOMMEN IM TEAM<br />

Hallo, mein Name ist Natascha Mauerhofer. Schon während meines Soziologie-<br />

und Gesundheitsmanagementstudiums sprach mich die multiprofessionelle<br />

und kritische Arbeitsweise des <strong>SMZ</strong> an. Die einzigartige, interdisziplinäre<br />

Ausrichtung und Positionierung als Gesundheitseinrichtung in Graz<br />

waren der Grund für regelmäßige Besuche auf der Homepage und der Hoffnung,<br />

dass eines Tages eine Arbeitsstelle im <strong>SMZ</strong> ausgeschrieben ist, auf die<br />

ich passe. Vergangenen Juni war es dann soweit und ich folgte meiner Vorgängerin<br />

Michaela Traxler als Karenzvertretung. Seitdem arbeite ich in den<br />

Bereichen Gesundheitsförderung, Gemeinwesen- und Stadtteilarbeit. Die<br />

Arbeit mit dem Team und den unterschiedlichsten Menschen, die ich bis jetzt<br />

kennenlernen durfte, ist abwechslungsreich, bereichernd und inspirierend<br />

und hat alle meine Erwartungen übertroffen. Es freut mich ausgesprochen,<br />

dass meine Karenzvertretungsstelle im Dezember in eine fixe Anstellung umgewandelt<br />

wurde und ich so weiterhin mit einem kompetenten Team, wundervollen Bewohner*innen und<br />

interessanten Menschen zusammenarbeiten kann.<br />

Hallo, mein Name ist Lisa Strozer und ich bin seit September 2<strong>01</strong>7 eine der neuen<br />

Mitarbeiter*innen im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>. Mit dem Bezirk Jakomini verbindet mich<br />

meine Geschichte. Hier bin ich geboren und aufgewachsen, hier lebe und arbeite<br />

ich auch. Nach meinem Bachelorstudium Gesundheits- und Pflegewissenschaft<br />

auf der Medizinischen Universität Graz habe ich beschlossen, berufsbegleitend<br />

„Integriertes Versorgungsmanagement“ zu studieren. Zusätzlich arbeite ich als<br />

Sprechstundenhilfe in einer Ordination in Jakomini. Im Juli 2<strong>01</strong>7 habe ich ein<br />

sechswöchiges Praktikum im <strong>SMZ</strong> gemacht, das mir in vielerlei Hinsicht neue<br />

Perspektiven eröffnet hat. Ich durfte in den Bereich der Gesundheitsförderung<br />

sowie in die Stadtteilarbeit eintauchen. Besonders beeindruckt hat mich, dass<br />

die Zusammenarbeit der ganz unterschiedlichen Berufsgruppen auf Augenhöhe<br />

passiert. So etwas habe ich bis jetzt in keiner Arbeitsstelle und keinem Praktikum<br />

erlebt. Umso mehr freue ich mich über die Anstellung und die zukünftige Arbeit<br />

gemeinsam mit meinen Kolleg*innen und natürlich den Menschen in den Bezirken Jakomini und <strong>Liebenau</strong>. Einige<br />

kenne ich ja schon und hoffentlich treffe ich noch viele weitere Bewohner*innen, natürlich aus beiden Bezirken.<br />

Hallo, ich heiße Ottilie Vonbank, ich bin Sozialarbeiterin und Mediatorin in Ausbildung<br />

und arbeite seit dem 05.02.2<strong>01</strong>8 mit 19h/Woche im <strong>SMZ</strong> <strong>Liebenau</strong>. Mein<br />

Lebensweg führte mich aus dem oberen Murtal nach Wien, wo ich unter anderem<br />

in einer freien Tanzkompanie und einem Theaterkollektiv mitwirken konnte. Im Alter<br />

von 21 Jahren verschlug es mich nach Berlin, wo ich erst Philosophie und dann<br />

Soziale Arbeit studierte. In den letzten zwei Jahren leitete ich ein Stadtteilzentrum in<br />

Berlin-Hellersdorf. Mit einiger Begeisterung habe ich das <strong>SMZ</strong> schon von dort aus<br />

unter die Lupe genommen. Der ganzheitliche Ansatz hat mich sofort angesprochen<br />

und begeistert. Soziale Projekte, in denen so umfangreich „hinter Symptome geschaut“<br />

wird, sind mir bisher noch nicht oft untergekommen. Gerne wollte ich mehr<br />

darüber erfahren, wie hier gearbeitet wird. So wurde ich zur Praktikantin beim <strong>SMZ</strong><br />

und zu meiner großen Überraschung wurde mir sogleich auch eine Fixanstellung<br />

angeboten. Sowohl fachlich als auch sozial bin ich begeistert von dieser Institution.<br />

Die Herzlichkeit, mit der ich hier aufgenommen wurde, berührt mich sehr. In einer Gesellschaft, die zunehmend von<br />

Vereinzelung und Misstrauen geprägt ist, scheint mir das <strong>SMZ</strong> wie eine Oase, in der Menschen sich mit lebensnotwendigen<br />

Ressourcen wie sozialer Wärme, Anerkennung und Zuversicht versorgen können. Ich freue mich sehr<br />

darauf, gemeinsam mit dem Team und den Besucher*innen des <strong>SMZ</strong> zu gestalten, zu lernen und zu wirken.<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

47


<strong>SMZ</strong> AKTUELL<br />

Auf Wiedersehen Michi!<br />

Im Juni 2<strong>01</strong>7 mussten wir uns von unserer lieben Mitarbeiterin Michaela Traxler<br />

verabschieden. Allerdings aus einem freudigen Grund: Im August kam ihr Sohn<br />

Nikolaus auf die Welt. Wir gratulieren herzlich zum Familienzuwachs!<br />

Liebe Michi,<br />

wir danken Dir für Deine Mitarbeit im <strong>SMZ</strong>! Mit Deinen umfangreichen Ausbildungen<br />

hast Du unser Team perfekt ergänzt und durch Deine fröhliche Art auch<br />

alle Mitmenschen immer wieder persönlich erfreut. Glücklicherweise bleiben<br />

Deine Kompetenzen im Stadtteil Jakomini in Zukunft (auch für uns) erhalten: als<br />

neue Sprengelsozialarbeiterin für Jakomini! Wir wünschen alles Gute und freuen<br />

uns auf eine neue Zusammenarbeit mit Dir!<br />

Baba und bis bald,<br />

das <strong>SMZ</strong>-Team<br />

„Alles unter einem Dach“ – Praktikum im <strong>SMZ</strong><br />

VON DOMINIK FRUHWIRTH<br />

Als Bildungs- und Erziehungswissenschaftler an der Karl-Franzens-Universität<br />

habe ich bisher keinerlei praktische Erfahrungen in sozialen Einrichtungen<br />

machen dürfen. Mein eigentliches Ziel, die Mitarbeit in sozialen Projekten und<br />

Organisationen, war somit bis zu meinem Praktikum beim Sozialmedizinischen<br />

Zentrum <strong>Liebenau</strong> in weiter Ferne. Da ich in jungen Jahren sehr oft am <strong>SMZ</strong> vorbeikam<br />

(vor allem am alten Standort), war meine Neugierde schon früh geweckt.<br />

Als die Pädagogik, die Soziologie und die Psychologie in den Mittelpunkt meiner<br />

Interessen gerückt sind, wurde das <strong>SMZ</strong> umso interessanter für mich. Dort sind<br />

diese drei Disziplinen unter einem Dach sinnvoll miteinander vereint, abgesehen<br />

von vielen weiteren Bereichen, welche durch das <strong>SMZ</strong> abgedeckt werden. Nach<br />

meinem Bewerbungsgespräch war ich überglücklich, eine fixe Zusage für ein<br />

zweimonatiges Praktikum bekommen zu haben und war ab diesem Zeitpunkt<br />

voller Vorfreude. Zugegebenermaßen war ich aber auch ein bisschen nervös, da<br />

dies mein erstes einschlägiges Praktikum in meinem zukünftigen Arbeitsfeld war und somit ein Wegweiser<br />

für die Zukunft werden würde. Dank der herzlichen Aufnahme ins Team des <strong>SMZ</strong> war die Nervosität schon<br />

am ersten Tag verflogen und einem erfolgreichen Praktikum stand nichts mehr im Wege. Mit jedem Tag,<br />

den ich mit Martina, Natascha und Anahita verbracht habe, lernte ich neue interessante und herzensgute<br />

Menschen kennen, welche mich durch mein ganzes Praktikum begleiteten. Sei es beim Brunchen am Grünanger,<br />

beim Mittagstisch im STZ Jakomini oder aber auch beim Stadtteilfest.<br />

Jetzt, nach Beendigung meines Praktikums, kann ich mit vollster Überzeugung sagen, dass mich mein<br />

beruflicher Werdegang in die soziale Arbeit verschlagen wird. Ich bin ungemein dankbar für die Chance, die<br />

mir das <strong>SMZ</strong> gegeben hat. Danke!<br />

48<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8


ALLGEMEIN-MEDIZINISCHE<br />

PRAXISGEMEINSCHAFT<br />

Dr. Gustav Mittelbach (alle Kassen),<br />

Dr. Rainer Possert (Wahlarzt)<br />

Hausbesuche, Gesundenuntersuchungen, ärztliche<br />

Psychotherapie und Beratung, Behandlung<br />

von Suchterkrankungen, Akupunktur, Sozial-, Arbeits-<br />

und Umweltmedizin<br />

Terminvereinbarungen unter 0316 46 23 40<br />

FAMILIENBERATUNG<br />

& RECHTSBERATUNG<br />

Anonyme und kostenlose Beratung durch Ärzte,<br />

Psychotherapeut*innen, Sozialarbeiter*innen<br />

und Jurist*innen. Donnerstag von 17.00 bis<br />

19.00 Uhr im <strong>SMZ</strong>.<br />

Telefonische Anmeldung unter<br />

0316 46 23 40<br />

PSYCHOTHERAPIE<br />

Gestalt- und Familientherapie, NLP, systemische<br />

Therapie, Einzel- und Gruppentherapie sowie<br />

Kinderpsychotherapie.<br />

Teilkostenersatz durch die Krankenkasse.<br />

Telefonische Anmeldung unter<br />

0316 46 23 40<br />

SOZIALE ARBEIT<br />

Beratung in sozialrechtlichen Fragen, Hilfe bei<br />

Kontakt zu Behörden, Hilfestellungen bei Wohnungsproblemen,<br />

Arbeitslosigkeit, …<br />

Telefonische Anmeldung unter<br />

0650 67 35 146<br />

oder 0664 16 51 471<br />

GESUNDHEITSFÖRDERUNG<br />

Sozialmedizinische und gesundheitsförderliche<br />

Veranstaltungen, Durchführung von Projekten<br />

im Bereich Gesundheitsförderung, Kooperationen<br />

im Bezirk und mit anderen Organisationen<br />

<strong>Info</strong>rmationen und Kontakt unter<br />

0699 18 08 43 75<br />

MUSIKARBEIT<br />

Musikarbeit als Mittel, um sozialen Zusammenhalt<br />

zu fördern. Angebote für Kinder und<br />

Erwachsene zum Beispiel bei MUSI, Chor und<br />

BandCafé.<br />

<strong>Info</strong>rmationen unter 0699 18 08 43 75<br />

SEXUALBERATUNG<br />

<strong>Info</strong>rmationen, Beratung, Psychotherapie für<br />

Männer, Frauen, Familien und Paare zu folgenden<br />

Bereichen: Beziehungskonflikte, Sexualprobleme,<br />

Schwierigkeiten im Zusammenhang mit<br />

Homosexualität, psychosoziale Krisen, Aufarbeitung<br />

von Lebensgeschichten, Arbeit und Gesundheit,<br />

chronische Erkrankungen, Schmerzen,<br />

Behinderungen und Trauma.<br />

<strong>Info</strong>rmationen und telefonische Anmeldung<br />

(auch anonym) unter 0316 46 23 40<br />

STADTTEILZENTREN<br />

GRÜNANGER & JAKOMINI<br />

Unsere Stadtteilzentren bieten Raum für Projekte<br />

und einen sozialen Treffpunkt für Bewohner*innen.<br />

Zudem bieten wir eine unbürokratische<br />

Anlaufstelle in vielfältigen Fragen und<br />

Angelegenheiten.<br />

<strong>Info</strong>rmationen und Kontakt unter<br />

0699 18 08 43 75<br />

<strong>SMZ</strong>@<strong>SMZ</strong>.AT WWW.<strong>SMZ</strong>.AT<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

49


P.b.b. Zulassungsnummer: GZ 02Z034445M / Verlagspostamt 8041 Graz

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