Lebensart im Norden | Juni 2023 | Hamburg Nord
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MEENOS WETTERWELT<br />
MEENOS WETTER FÜR DEN JUNI<br />
Alternativlos<br />
N<br />
un liegt er hinter uns, der Mai.<br />
Der Wonnemonat Mai, wie wir<br />
ihn liebevoll titulieren dürfen<br />
und wahrhaftig können, nach dem, was da alles<br />
mit der Natur passiert ist. Es ist Jahr für Jahr<br />
unfassbar. Seine Ausstrahlung, seine Farben,<br />
sein Drang. Dieser Antrieb aus scheinbarem Totholz<br />
binnen kurzer Zeit pures Leben entstehen<br />
zu lassen – ein Wunder jedes Jahr aufs Neue.<br />
SONNIGE SENSATIONEN<br />
Die Natur schlägt aus und wir profitieren davon<br />
– auch und gerade in diesem Folgemonat. Tatsächlich,<br />
da geht noch mehr: ein „Sommertag“ –<br />
ein Tag, an dem die Temperaturen die 25-Grad-<br />
Marke überschreiten – ist <strong>im</strong> <strong>Juni</strong> eine kleine<br />
Sensation. Die Sensation wird noch größer,<br />
wenn es sich um „heiße“ Tage handelt (mehr<br />
als 30 Grad). Allzu heftig sorgen <strong>Nord</strong>- und<br />
Ostsee zu dieser Zeit für Abkühlung, umklammern<br />
sie uns schließlich wie eine „Cool Pack“<br />
Kaltkompresse. Dabei ist der Energieeintrag von<br />
oben in der zweiten Monatshälfte max<strong>im</strong>al. Die<br />
Sonne gibt Vollgas. Am 21. <strong>Juni</strong> ist Sommeranfang<br />
– endlich! So schnöde dieses astronomische<br />
Ereignis <strong>im</strong> Kalender geschrieben steht, so sehr<br />
steckt hinter diesem Datum etwas Erlösendes.<br />
Ein Jubelschrei, lautlos von den Pflanzen, laut<br />
und deutlich von uns – der Sommer ist da!! Es<br />
ist das Gefühl, als hätten wir ein ganzes Jahr<br />
lang nur auf dieses Datum hingearbeitet, wie ein<br />
Marathonläufer, der wochenlang nur sein Ziel,<br />
die 42 Kilometer, vor Augen hat. Alternativen<br />
gibt es keine.<br />
JOURNALISTISCHES TÄUSCHUNGS-<br />
MANÖVER<br />
Oder doch? Es scheint so. Will man dem<br />
Journalismus Glauben schenken, liest und hört<br />
es sich <strong>im</strong>mer wieder so an. Jahr für Jahr wird<br />
der erste <strong>Juni</strong> als „meteorologischer Sommeranfang“<br />
fälschlicherweise ins Spiel gebracht. Da<br />
MEENO SCHRADER<br />
Schon seit seinem 15.<br />
Lebensjahr ist das Wetter<br />
für Meeno Schrader weit<br />
mehr als nur Small Talk. Er<br />
hat es an den unterschiedlichsten<br />
Plätzen der Welt<br />
„getestet“ und lebte und<br />
arbeitete unter anderem in<br />
Australien, Korea, der Karibik<br />
und den USA. Seit 2002<br />
ist er der „Wetterfrosch“<br />
des Schleswig-Holstein-<br />
Magazins be<strong>im</strong> NDR. In der<br />
<strong>Lebensart</strong> verrät er jeden<br />
Monat einen Gedanken aus<br />
seinen Wetterwelten.<br />
wird so getan, als beginne nun schon der Sommer.<br />
Falsch! Der erste Tag <strong>im</strong> <strong>Juni</strong> ist ein rein<br />
technischer Wert. Er bedient die abermillionen<br />
gemessenen, meteorologischen Daten, um die<br />
Wetterstatistiken gerade zu ziehen und sauber<br />
abgebildet vor sich liegen zu haben. Sie erlauben<br />
schon drei Wochen vor dem offiziellen Sommeranfang<br />
von ihm zu reden. Und das scheint mir<br />
und den meisten das Wichtigste zu sein. Hauptsache<br />
zwei dermaßen positiv besetzte Begriffe<br />
sind in aller Munde: „Sommer“ und „Anfang“.<br />
Allzu oft gelingt das Täuschungsmanöver. Ich<br />
hoffe nun nicht mehr.<br />
Foto: AdobeStock (1)<br />
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