ZKF-Jahresmagazin 2023
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: ALLGEMEINE THEMEN
IFL: Interessengemeinschaft
für Fahrzeugtechnik und Lackierung e.V.
Informationsbeschaffung: „Alter Schuh,
der drückt“!
Jahrelange Berufserfahrung und technischer Sachverstand
als Grundlage ist gut, aber bei weitem
nicht mehr ausreichend, wenn es darum geht, den
stetigen Veränderungen und technischen Weiterentwicklungen
der Branche folgen zu können. „Das
haben wir immer so gemacht“ oder „auf tagesaktuelle
Reparaturleitfäden kann man verzichten, mir
reicht meine Erfahrung“ sind fatale Aussagen, die
sich seit Jahrzehnten
immer noch zäh in der
Branche halten. Das
Festhalten an veralteten
Mustern und Strukturen
bringt jedoch weder die
Reparatur- und Lackierfachbetriebe
noch die Sachverständigen weiter. Alle
Beteiligten im Reparaturprozess müssen sich mit
dem Thema „Daten- und Informationsbeschaffung“
dringend auseinandersetzen. Das Nichtbeschaffen
oder Ignorieren wichtiger technischer Informationen
führt in der Regel schon zu unvollständigen
und somit nicht fachgerechten Kalkulationen und
Sachverständigengutachten. Daraus folgen dann
nicht nach Herstellervorgabe durchgeführte Reparaturen.
Themen wie Wiederbeschaffungs- und
Restwert oder auch Totalschaden sind davon betroffen.
Gleichfalls führt diese Einstellung zu einer
Gefahr für den Kunden sowie die Mitarbeiter und im
„günstigsten Fall“ nur zu Regressansprüchen.
Mehr Informationen in den
Kalkulationssystemen
Wichtige technische Informationen, die von den
Datenanbietern bereits in ihre Systeme integriert
wurden, unterstützen die Reparatur- und Lackierfachbetriebe
sowie die Sachverständigen der Branche
bei der individuellen Entscheidungsfindung
und im sicheren Umgang mit den technischen
Möglichkeiten der Kalkulationssysteme, sprich bei
der Erstellung von vollständigen und somit fachgerechten
Kalkulationen und Sachverständigengutachten.
Spezielle Hinweise, Verlinkungen oder der
Zugriff auf relevante, fahrzeug- und ausstattungsspezifische
Reparaturinformationen wurden bereits
in den letzten Jahren und Monaten in die Systeme
integriert und geben den Anwendern Sicherheit.
Die Informationen der technischen Verbände und
Institutionen wie KTI, AZT, ZKF/ZDK, BFL, IFL und
den Organisationen der Sachverständigen liefern
dabei zusätzliche und entscheidende Informationen.
Der direkte Zugriff auf alle Datenbanken der
Reparaturlackhersteller bei der Lack-Kalkulation
eines Schadens über die Kalkulationssysteme wurde
bereits teilweise umgesetzt. Nur so kann es den
genannten Gruppen gelingen, vollständige Berechnungen
und Sachverständigengutachten zu erstellen.
Die Kalkulationssysteme sind und bleiben technische
Hilfsmittel für Spezialisten, die die Anwender
dabei unterstützen können, sich den Kosten für
eine Unfallinstandsetzung anzunähern. Niemals
können die Systeme automatisch
alle individuellen
und schadenspezifischen
Eventualitäten
und Gegebenheiten berücksichtigen
und punktgenaue
Kalkulationsergebnisse
ausweisen. Die Fachleute wissen das und
nutzen dementsprechend alle technischen Möglichkeiten
und Informationen, um letztendlich auf
ein realistisches Ergebnis zu kommen.
Sachverständigenorganisationen
Bei der Erstellung von Sachverständigengutachten,
die eine solche Bezeichnung auch verdienen, sind
die individuellen Details bei der Schadensbegutachtung
ausschlaggebend. Die gegebenen individuellen
Bedingungen während einer Besichtigung
durch einen Sachverständigen vor Ort, in einer
Fachwerkstatt, fahrzeugindividuelle Ausstattungsmerkmale
oder Karosseriestrukturen sowie die
individuellen lackspezifischen „Tatsachen“ müssen
korrekt eingeschätzt und bewertet werden können.
Die Verantwortung liegt hier bei den Sachverständigen.
Diese haben auch aufgrund ihrer Erfahrung
und Ausbildung eine verantwortungsvolle Rolle im
Schadenprozess. Nutzt man im Alltag dann die
meist jahrzehntelange technische Erfahrung der
Reparatur- und Lackierfachbetriebe und bringt
diese gemeinsam in einer Symbiose zusammen,
kann jeder die Erfahrungswerte des Anderen nutzen,
zum gegenseitigen Vorteil und im Sinne einer
fach- und sachgerechten, vollständigen Unfallschadenreparatur.
Um alle für eine Unfallinstandsetzung technisch
sowie administrativ erforderlichen Aufwendungen
individuell zu dokumentieren (Kalkulationen/Gutachten),
sind die standardisiert vorgegebenen
Möglichkeiten der am Markt verfügbaren Kalkulationssysteme
jedoch nicht ausreichend.
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