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BIBER 07_23 Ansicht

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3<br />

minuten<br />

mit<br />

Omar<br />

Al Kaissi<br />

Kämpferische Frauen- oder<br />

Tierfiguren, kriegerische und<br />

erotische Szenen, und mystische<br />

Symbole und Kalligraphie:<br />

Die Tattoos von Omar Al Kaissi<br />

sind unverkennbar. Wir trafen<br />

den irakischstämmigen Künstler<br />

in seinem Studio bei Ex<br />

Machina in Margareten.<br />

Interview: Nada El-Azar-Chekh<br />

Foto: Atila Vadoc<br />

<strong>BIBER</strong>: Wie kamst du dazu, hauptberuflich<br />

Tätowierer zu werden?<br />

OMAR AL KAISSI: Ich habe immer<br />

schon gezeichnet und hatte meine<br />

ersten Berührungspunkte mit Tattoos<br />

schon in Tunesien, wo ich aufgewachsen<br />

bin. In der Berberkultur sieht man<br />

immer noch ältere Frauen mit typischen<br />

Hand- und Gesichtstattoos. Mit 18 habe<br />

ich meine ersten kleineren Tattoos<br />

gestochen und mich weiter mit Malerei<br />

beschäftigt. Meine Eltern legten immer<br />

einen großen Wert auf einen Abschluss.<br />

Ich bin der erste Künstler in einer Ärztefamilie,<br />

und erst nachdem ich Tätowieren<br />

zu meinem Beruf gemacht habe,<br />

haben meine Eltern wirklich verstanden,<br />

dass das ein Job sein kann.<br />

Deine Motive haben einen ganz eigenen<br />

Stil – woher nimmst du die Inspiration<br />

für deine Arbeiten?<br />

Für mich hat meine Kunst viel mit der<br />

Suche nach meinen eigenen Wurzeln<br />

zu tun – meine Familie kommt<br />

ursprünglich aus dem Irak, aber ich bin<br />

in Tunesien geboren und aufgewachsen<br />

und kenne meine Heimat bis heute<br />

nicht. Ich ziehe vor allem Inspiration<br />

aus der östlichen Mythologie, also aus<br />

alten arabischen, persischen, babylonischen<br />

und assyrischen Motiven und<br />

kombiniere das Ganze mit arabischer<br />

Kalligraphie.<br />

Die arabische Schrift ist seit einigen<br />

Jahren ein regelrechter Tattoo-Trend.<br />

Wie stehst du dazu?<br />

Ich sehe häufig Motive, die wie aus<br />

Souvenirshops wirken. Zugegeben,<br />

anfangs habe auch ich mehr in diese<br />

Richtung gearbeitet. Aber nach meiner<br />

langen Reise und Identitätsfindung<br />

habe ich eine Ästhetik gefunden, die<br />

deutlich mehr Tiefgang hat und ein<br />

Produkt aus unterschiedlichen Traditionen<br />

ist.<br />

Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?<br />

Zuhause ist mein Arbeitstisch ein Esstisch<br />

mit vielen Farben, an dem ich mit<br />

Pinsel und Tusche die Entwürfe mache.<br />

Digital mit iPad arbeite ich eher wenig,<br />

da bin ich noch sehr oldschool.<br />

Was ist das Wichtigste, das du im<br />

Laufe der Zeit im Tattoostudio gelernt<br />

hast, und was sind deine Pläne für die<br />

Zukunft?<br />

Als Tätowierer muss man sich gut in den<br />

Kunden einfühlen können und mit ihm<br />

oder ihr in Austausch stehen, was das<br />

Motiv und den Schmerz angeht. Ich habe<br />

die letzten 18 Jahre in Wien verbracht<br />

und auch in Städten wie Brüssel oder<br />

London gearbeitet. Nun möchte ich es<br />

mit Asien probieren, so weit weg war ich<br />

bis jetzt noch nie.<br />

Name: Omar Al Kaissi<br />

Alter: 31<br />

Insta: @hyenavienna<br />

Fun Fact: Hat seine Ausbildung zum<br />

Psychotherapeuten abgebrochen.<br />

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