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3<br />
minuten<br />
mit<br />
Omar<br />
Al Kaissi<br />
Kämpferische Frauen- oder<br />
Tierfiguren, kriegerische und<br />
erotische Szenen, und mystische<br />
Symbole und Kalligraphie:<br />
Die Tattoos von Omar Al Kaissi<br />
sind unverkennbar. Wir trafen<br />
den irakischstämmigen Künstler<br />
in seinem Studio bei Ex<br />
Machina in Margareten.<br />
Interview: Nada El-Azar-Chekh<br />
Foto: Atila Vadoc<br />
<strong>BIBER</strong>: Wie kamst du dazu, hauptberuflich<br />
Tätowierer zu werden?<br />
OMAR AL KAISSI: Ich habe immer<br />
schon gezeichnet und hatte meine<br />
ersten Berührungspunkte mit Tattoos<br />
schon in Tunesien, wo ich aufgewachsen<br />
bin. In der Berberkultur sieht man<br />
immer noch ältere Frauen mit typischen<br />
Hand- und Gesichtstattoos. Mit 18 habe<br />
ich meine ersten kleineren Tattoos<br />
gestochen und mich weiter mit Malerei<br />
beschäftigt. Meine Eltern legten immer<br />
einen großen Wert auf einen Abschluss.<br />
Ich bin der erste Künstler in einer Ärztefamilie,<br />
und erst nachdem ich Tätowieren<br />
zu meinem Beruf gemacht habe,<br />
haben meine Eltern wirklich verstanden,<br />
dass das ein Job sein kann.<br />
Deine Motive haben einen ganz eigenen<br />
Stil – woher nimmst du die Inspiration<br />
für deine Arbeiten?<br />
Für mich hat meine Kunst viel mit der<br />
Suche nach meinen eigenen Wurzeln<br />
zu tun – meine Familie kommt<br />
ursprünglich aus dem Irak, aber ich bin<br />
in Tunesien geboren und aufgewachsen<br />
und kenne meine Heimat bis heute<br />
nicht. Ich ziehe vor allem Inspiration<br />
aus der östlichen Mythologie, also aus<br />
alten arabischen, persischen, babylonischen<br />
und assyrischen Motiven und<br />
kombiniere das Ganze mit arabischer<br />
Kalligraphie.<br />
Die arabische Schrift ist seit einigen<br />
Jahren ein regelrechter Tattoo-Trend.<br />
Wie stehst du dazu?<br />
Ich sehe häufig Motive, die wie aus<br />
Souvenirshops wirken. Zugegeben,<br />
anfangs habe auch ich mehr in diese<br />
Richtung gearbeitet. Aber nach meiner<br />
langen Reise und Identitätsfindung<br />
habe ich eine Ästhetik gefunden, die<br />
deutlich mehr Tiefgang hat und ein<br />
Produkt aus unterschiedlichen Traditionen<br />
ist.<br />
Wie sieht dein Arbeitsplatz aus?<br />
Zuhause ist mein Arbeitstisch ein Esstisch<br />
mit vielen Farben, an dem ich mit<br />
Pinsel und Tusche die Entwürfe mache.<br />
Digital mit iPad arbeite ich eher wenig,<br />
da bin ich noch sehr oldschool.<br />
Was ist das Wichtigste, das du im<br />
Laufe der Zeit im Tattoostudio gelernt<br />
hast, und was sind deine Pläne für die<br />
Zukunft?<br />
Als Tätowierer muss man sich gut in den<br />
Kunden einfühlen können und mit ihm<br />
oder ihr in Austausch stehen, was das<br />
Motiv und den Schmerz angeht. Ich habe<br />
die letzten 18 Jahre in Wien verbracht<br />
und auch in Städten wie Brüssel oder<br />
London gearbeitet. Nun möchte ich es<br />
mit Asien probieren, so weit weg war ich<br />
bis jetzt noch nie.<br />
Name: Omar Al Kaissi<br />
Alter: 31<br />
Insta: @hyenavienna<br />
Fun Fact: Hat seine Ausbildung zum<br />
Psychotherapeuten abgebrochen.<br />
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