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ßig testen lassen, andererseits muss auch auf institutioneller<br />
Ebene der Zugang zu gesundheitlichen Check-ups erleichtert<br />
werden. Heinzl findet es außerdem wichtig, dass mit Slogans<br />
wie „Scharf auf Scissoring?“ auch queere Jugendliche angesprochen<br />
werden, da viele unter ihnen, mit dem Wegfall der<br />
Schwangerschaftsverhütung, gar nicht an das Thema denken<br />
würden. Im Aufklärungsunterricht an Schulen würde zudem<br />
nach wie vor die heterosexuelle Perspektive dominieren.<br />
AUFGEKLÄRT SEIN,<br />
BEDEUTET SICHER SEIN<br />
Laut Heinzl sei es nicht das Problem, dass Kinder mit den<br />
Inhalten der Kampagne konfrontiert werden könnten, die<br />
übrigens gänzlich auf die Darstellung von Erotik und Pornografie<br />
verzichtet, sondern, dass Kinder oft keine erwachsenen<br />
Bezugspersonen hätten, die bereit sind, potentielle Fragen<br />
dazu zu beantworten. Eltern würden die Thematik gerne der<br />
Schule überlassen und die Schule geht umgekehrt davon aus,<br />
dass Aufklärungsarbeit zu Hause passiert. Am Ende laufe es<br />
laut Heinzl immer wieder darauf hinaus, dass es eine flächendeckende<br />
Finanzierung sexueller Bildung in Österreich brauche,<br />
nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für<br />
Erwachsene. Denn viele Erwachsene hätten selbst Wissenslücken<br />
und Eltern stünden oft vor der Frage, wie sie das Thema<br />
Sexualität kindgerecht vermitteln können. In diesem Zusammenhang<br />
gäbe es zahlreiche Studien, so Heinzl, die belegen,<br />
dass aufgeklärte Kinder weniger Risiken ausgesetzt sind<br />
- sowohl was sexuelle und sexualisierte Gewalt betrifft als<br />
auch, im späteren Leben, Schwangerschaftsverhütung und<br />
Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Diskurse über<br />
Sexualität aus der Öffentlichkeit zu verbannen, scheint also nie<br />
zielführend zu sein - für kein Mitglied unserer Gesellschaft. ●<br />
© Verlagsgruppe Beltz<br />
„BOCK AUF RIMMING“ ODER DOCH<br />
LIEBER „BLÜMCHENSEX“?<br />
Zu lesen sind die Slogans der Kampagne auf Postkarten,<br />
Bierdeckeln und Plakaten, die in Clubs und Bars aufliegen. Die<br />
Fragen „Heiß auf Blümchensex?“, „Bock auf Rimming?“ oder<br />
„Spitz auf Doggy?“ werden darauf stets mit „Ja. SAFE!“ beantwortet.<br />
Auf der Webseite des Gesundheitsministeriums wurde<br />
zudem eine Seite eingerichtet, die über sexuell übertragbare<br />
Krankheiten und Infektionen aufklärt und unter dem Motto<br />
„Nein heißt nein, Ja heißt Ja. SAFE!“ sowohl Konsens, als auch<br />
sexuelle Gesundheit in den Mittelpunkt stellt. Die FPÖ sieht<br />
darin nun einen Verstoß gegen §2 des Pornographiegesetzes,<br />
denn der Informationsgehalt der Kampagne über den Schutz<br />
vor sexuell übertragbaren Krankheiten sei zu gering. „Vielmehr<br />
scheint die 'Enttabuisierung' wenig bekannter Sexualpraktiken<br />
bzw. das Bewerben dieser Praktiken im Vordergrund<br />
zu stehen“, so FPÖ-Familiensprecherin Rosa Ecker, die sich<br />
gleichzeitig um Kinder sorgt, welche die Kampagne durcheinanderbringen<br />
könnte.<br />
Wieder einmal also schiebt eine rechte Partei den Kinderschutz<br />
vor, um Politiken für progressive Sexualität oder queere<br />
Themen im Allgemeinen zu verunglimpfen – dass die Anzeige<br />
unmittelbar vor der Regenbogenparade erstattet wurde, ist in<br />
diesem Zusammenhang mindestens auffällig. Die FPÖ hat sich<br />
durch ihre Reaktion auf die Kampagne nicht nur den Spott aus<br />
dem Internet zugezogen, sondern auch eine verhöhnend gelassene<br />
Reaktion des Gesundheitsministers. Er bedankte sich bei<br />
einer Pressekonferenz für den Gewinn an Aufmerksamkeit, die<br />
die Safer-Sex-Kampagne dadurch verzeichnen durfte. Noch<br />
dazu scheint die Argumentation der FPÖ vor der Expertise<br />
Heinzls nicht Stand zu halten.<br />
NÜTZLICHE ANLAUFSTELLEN<br />
IM ÜBERBLICK:<br />
Infos und Unterstützung rund um das Thema<br />
sexuelle Gesundheit, sowie anonyme Test- und<br />
Beratungsangebote bietet die Aids Hilfe Wien. Darunter<br />
auch Infos und Gespräche für Migrant*innen<br />
in verschiedenen Sprachen.<br />
www.aids.at<br />
Beratung: +43 1 599 37 8426 oder<br />
beratung@aids-hilfe-wien.at<br />
Mariahilfer Gürtel 4, 1060 Wien<br />
Geschlechtskrankheiten können alle Menschen,<br />
unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, betreffen.<br />
Sie bleiben oft unbemerkt und können dabei<br />
trotzdem negative gesundheitliche Folgen nach sich<br />
ziehen und an andere weitergegeben werden.<br />
STIs (englischer Begriff für Geschlechtskrankheiten,<br />
der „Sexually Transmitted Infections“ bedeutet)<br />
können vor allem beim Geschlechtsverkehr (Oral-,<br />
Vaginal- oder Analsex) und, im Fall von HPV, sogar<br />
schon über engen Hautkontakt übertragen werden.<br />
Zur Vorbeugung von Geschlechtskrankheiten dienen<br />
Kondome, Femidome, Lecktücher oder Impfungen<br />
(z.B. bei HPV)<br />
Laut der WHO infizieren sich weltweit über 1 Million<br />
Menschen täglich mit einer Geschlechtskrankheit<br />
Etwa 80 % aller Frauen und Männer werden im Laufe<br />
ihres Lebens mit genitalen HPV infiziert.<br />
Buchtipp: „Was kribbelt da so<br />
schön?“ von Magdalena Heinzl<br />
mit 80 kindgerechten Antworten<br />
auf Fragen zu Sexualität, Körper<br />
und Gefühle.<br />
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