reformleben - Nr. 51 - Biologisches Alter
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Emotionale Gesundheit –<br />
Die Darm-Hirn-Achse<br />
Der Darm ist mit Nervenzellen ausgekleidet,<br />
die ständig mit dem zentralen Nervensystem<br />
kommunizieren und umgekehrt, wodurch eine<br />
wechselseitige Verbindung zwischen diesen<br />
wichtigen Systemen entsteht – die Darm-Hirn-<br />
Achse.<br />
Stellen Sie sich die Darm-Hirn-Achse als eine<br />
Kommunikationsautobahn vor, die beide miteinander<br />
verbindet. Ein Beispiel liefern neuere<br />
Studien, die zeigen, dass Mikroben im Darm<br />
Verbindungen herstellen, die ins Gehirn gelangen<br />
und Heißhunger auf Nährstoffe auslösen,<br />
nach denen die Darmmikroben „verlangen“.<br />
Obwohl Wissenschaft und Medizin noch in den<br />
Anfängen stecken, um die Zusammenhänge zu<br />
verstehen, hat eine wachsende Zahl von Forschungsarbeiten<br />
in den letzten Jahren weitere<br />
faszinierende Erkenntnisse geliefert.<br />
Wir wissen heute zum Beispiel, dass die<br />
Mikroben im Darm eine Reihe wichtiger<br />
Neurotransmitter des Gehirns wie Dopamin,<br />
Glutamat, GABA und Serotonin herstellen und<br />
modulieren. Darüber hinaus wirkt sich das<br />
Darmmikrobiom auch auf die Immunsignale<br />
und das zentrale Nervensystem aus, so dass<br />
der Darm sowohl die Gehirnfunktion selbst als<br />
auch die Immunfunktion des Gehirns beeinflussen<br />
kann.<br />
Merke: Die Forschung weist seit langem auf<br />
einen Zusammenhang zwischen unserer Ernährung<br />
und unserer psychischen Gesundheit<br />
hin. Die Darmflora scheint unsere Stimmung<br />
und unsere geistige Einstellung zu beeinflussen.<br />
Die Rolle des Darms bei der Entstehung<br />
chronischer Entzündung<br />
Entzündungen werden häufig durch ein Ungleichgewicht<br />
in der Darmflora verursacht, das<br />
als Dysbiose bezeichnet wird und dazu führen<br />
kann, dass „schlechte“ Bakterien in den Blutkreislauf<br />
gelangen. Eine 2020 in der Zeitschrift<br />
„Frontiers in Immunology“ veröffentlichte Studie<br />
legt nahe, dass Dysbiose auch die Blut-Hirn-<br />
Schranke verändert. Diese Entzündungswege<br />
wurden mit neuroinflammatorischen Erkrankungen<br />
wie Multipler Sklerose, Alzheimer und<br />
Parkinson in Verbindung gebracht. 1<br />
Die Darmflora und kognitive Gesundheit<br />
(Aufmerksamkeit, Erinnerung, Lernen etc …)<br />
Bestimmte Chemikalien, die von Darmbakterien<br />
verstoffwechselt und gebildet werden,<br />
können die Gehirnfunktion beeinflussen. 2 So<br />
hat die Forschung herausgefunden, dass das<br />
Molekül Phosphatidylcholin, das Studien zufolge<br />
wichtig ist, um Demenz vorzubeugen, in<br />
die giftige Verbindung Trimethylamin-N-oxid<br />
(TMAO) umgewandelt werden kann, wenn die<br />
„falschen“ Bakterien im Darm vorhanden sind. 3<br />
Personen mit den „falschen“ Bakterien könnten<br />
so nicht von den Vorteilen von Phosphatidylcholin<br />
für das Gehirn profitieren, während sie<br />
gleichzeitig mit TMAO ein Molekül bilden, das<br />
sich negativ auf die Gesundheit des Herzens<br />
auswirken kann.<br />
24 | <strong>reformleben</strong> 04/2023