reformleben - Nr. 51 - Biologisches Alter
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Das weitergedacht wäre die Behandlung ideal,<br />
die bereits vor dem Entstehen der Krankheit<br />
angewendet wird. Die aber nicht als Behandlung<br />
bezeichnet werden darf, weil da noch keine<br />
Krankheit vorliegt. Wenn es geschähe, würden<br />
Verbraucherschützer vermutlich dagegen<br />
klagen. Von Vorbeugung wird wohl gesprochen,<br />
wissenschaftlich von Prävention, die unterschieden<br />
werden kann in Primär-, Sekundärund<br />
Tertiärprävention. Je nachdem, wie weit der<br />
Krankheitsprozess schon fortgeschritten ist.<br />
In der Behandlung, geschweige Verhütung, ist<br />
noch kein wesentlicher Durchbruch entstanden.<br />
Die beste Krankheit ist die, die erst gar nicht<br />
entstanden ist. In jedem Leben sind das etliche<br />
Krankheiten, für deren Ausbleiben wir nicht<br />
dankbar genug sein können. Deren klandestine<br />
(heimliche, geheime - Anm. d. Redaktion)<br />
Selbstheilung meist gar nicht bemerkt wird. Ob<br />
es die Gene waren, der Lebensstil, die legendäre<br />
Selbstheilung, die Natur oder einfach nur Glück<br />
– all das gibt es. Dessen sollten wir uns bewusst<br />
und dankbar dafür sein, statt die Heilkräfte<br />
des Organismus aus Hybris infrage zu stellen.<br />
Selbstverständlich gibt es da noch vieles zu<br />
klären, zu erforschen und systematisch einzubeziehen.<br />
Das beste Untersuchungsergebnis ist: kein<br />
Befund – wenn es zutreffend ist. Was im Klartext<br />
bedeutet: kein krankhafter Befund. Eine<br />
Aussage, die in unserer Gesellschaft sehr selten<br />
geworden ist. Irgendetwas findet sich immer.<br />
Die beste Behandlung ist die, die nicht benötigt<br />
wird. Auch das ist in unserer Gesellschaft sehr<br />
selten geworden. Irgendwas wird immer gebraucht,<br />
auch irgend eine Behandlung.<br />
Das Produzieren und Verkaufen von Unnötigem,<br />
vielem Belastendem, ist das Geschäftsmodell<br />
unserer Zeit. Total geht es auch an der Medizin<br />
nicht vorbei.<br />
Und Notwendiges geht verloren, fehlt. Elementares.<br />
Natürliches. Was nicht mehr genutzt<br />
wird, scheinbar nicht mehr gebraucht wird,<br />
gibt auf.<br />
Todesursache <strong>Nr</strong>. 1 –<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
Seit Jahrzehnten (siebzig Jahren inzwischen)<br />
sind die Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der<br />
Tabelle ganz oben, immer noch über 40 Prozent<br />
aller Tode in unserer Gesellschaft verursachend,<br />
und davor schon einiges Leid. Die<br />
Prognose für Patienten mit Herzinsuffizienz<br />
ist immer noch ungünstiger als für Patienten<br />
mit Tumorkrankheiten. Mit neuen Medikamenten<br />
sind große Hoffnungen verbunden, mit<br />
Entresto® (Durch Sacubitril – der Wirkstoff in<br />
Entresto – wird die Wasser- und Natriumausscheidung<br />
erhöht und damit das Herz entlastet<br />
– Anm. d. Redaktion) oder SGLT-2-Hemmern<br />
(SGLT-2-Inhibitoren hemmen Die Rückresorption<br />
von Glucose in den Nieren und senken<br />
durch vermehrte Glucoseausscheidung den<br />
Blutzuckerspiegel – Anm. d. Redaktion), und<br />
wurden teilweise erfüllt. Frühzeitige Behandlung,<br />
besser noch Prävention vor dem Entstehen<br />
aller möglicher Krankheit wäre um einiges<br />
hilfreicher gewesen. Muss das sein, die erfolgreiche<br />
Medizin unserer Zeit wird es schon richten,<br />
wird dann manchmal gefragt. Sorgfältig<br />
behandeln ist gut, Gesundsein ist besser.<br />
8 | <strong>reformleben</strong> 04/2023