mebulive 2.2023 (Vorschau)
Produktionsreports: Tour de France, Special Olympics World Games, CL-Finale // Technik-Geschichten: Sony Factory Tour, KST Moschkau // Distribution: Deutsche TV-Plattform, Cloud-Test
Produktionsreports: Tour de France, Special Olympics World Games, CL-Finale // Technik-Geschichten: Sony Factory Tour, KST Moschkau // Distribution: Deutsche TV-Plattform, Cloud-Test
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Produktion / Remote-Produktion<br />
über eine 10 Gb/s-Leitung geschickt.<br />
In den letzten Monaten kamen nun weitere<br />
Tests dazu, die den mittlerweile fortgeschrittenen<br />
technischen Möglichkeiten für<br />
Remote-Produktionen entsprechen. Ziel<br />
dabei ist es, einen Teil des an der Übertragung<br />
beteiligten Personals in einer zentralen<br />
Produktionsumgebung einzusetzen<br />
und nicht, wie sonst üblich, am Stadion,<br />
in dem das jeweilige Spiel stattfindet. So<br />
sollen neue Möglichkeiten erschlossen<br />
werden, Produktionsprozesse zu verschlanken<br />
und damit ressourcenschonend<br />
zu arbeiten.<br />
Bereits zur SportInovation 2022 war<br />
im Rahmen der Innovationsspiele eine<br />
Cloud-gestützte Remote-Produktion<br />
im 9:16-Format erfolgreich demonstriert<br />
worden. Während der Saison<br />
2022/23 konnte Sportcast die eigenen<br />
Erfahrungen durch zwei weitere Tests<br />
vertiefen. Der erste davon erfolgte im<br />
Rahmen einer Remote-Produktion<br />
mit klassischen Übertragungswegen.<br />
Proof-of-Concept<br />
Beim zweiten Test wurde dann in einem<br />
weltweit erstmaligen Proof-of-Concept-<br />
Test (PoC) ein Spiel der 2. Bundesliga,<br />
Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht<br />
Braunschweig, komplett Cloud-basiert,<br />
digital und remote produziert – parallel zur<br />
konventionellen Produktion.<br />
Dabei kamen elf Kameras zum Einsatz.<br />
Der zentrale Remote-Hub war in Hannover<br />
bei TVN aufgebaut worden. Die Konzeptionsphase<br />
des PoC dauerte laut DFL acht<br />
Wochen, die Aufbauzeit im Düsseldorfer<br />
Stadion und am Remote-Standort in Hannover<br />
fünf Tage.<br />
„Die DFL setzt Innovation immer entlang<br />
ihrer ‚glass to glass‘-Gesamtstrategie um,<br />
ausgehend von der Kameraoptik im Stadion<br />
bis hin zum Display der Zuschauer.<br />
Dabei nutzen wir unser Innovationsökosystem<br />
und kombinieren das Produktions-Know-how<br />
von Sportcast mit der<br />
Cloud-Expertise unseres globalen Technologie-Providers<br />
Amazon Web Services<br />
(AWS),“ sagt Luccas Roznowicz, Head of<br />
Digital Innovations bei der DFL.<br />
Für den letzten PoC waren insgesamt elf<br />
Broadcast-Hersteller und -Dienstleister<br />
mit ihren verschiedenen Technologien<br />
und Services beteiligt. Dazu gehörten<br />
neben AWS, VIDI, Evertz, Riedel, Grass<br />
Valley, Solid State Logic, Haivision, Vizrt,<br />
Logic Media, TVN und TV Triofilm. „AWS<br />
lieferte uns die Cloud-Plattform. Die zwei<br />
Anbieter, deren Produktionsplattformen<br />
unseren 10-Bit-Workflow mit höchsten<br />
Qualitätsstandards einhalten können,<br />
waren Grass Valley mit dem AMPP- und<br />
Evertz mit dem Dream-Catcher-System.<br />
An einem 8-Bit-Workflow, den wir als<br />
zweites System aufgebaut hatten, waren<br />
die Firmen Vizrt und Simply Live beteiligt<br />
und über ein NDI-Protokoll angebunden“,<br />
berichtet Stefan Hausen, Technischer<br />
Projektmanager bei Sportcast.<br />
Der 10-Bit-Workflow mit bis zu 1.024<br />
Helligkeitsstufen bei einer Farbauflösung<br />
von 4:2:2 entspricht dem Broadcast-<br />
Standard, in dem auch das Basissignal<br />
der DFL erstellt wird. Im Gegensatz dazu<br />
liefert das 8-Bit Signal bis zu 265 Helligkeitsstufen,<br />
was für Streaming-Anwendungen<br />
als ausreichend gilt.<br />
Für die AWS-DFL-Partnerschaft ist das<br />
Projekt ein Meilenstein, betont Shane<br />
Warden, Principal Consultant Sports bei<br />
AWS: „Die DFL und wir bei AWS stellen<br />
uns hier gemeinsam mit unseren Partnern<br />
und Lieferanten der Herausforderung, bei<br />
einem Fußballspiel ein 10 Bit/4:2:2 Live-<br />
Produktionsworkflow zu verwirklichen.<br />
Dabei verschieben wir mit unserem Qualitätsanspruch<br />
die Grenzen des Machbaren.<br />
Unser Ziel ist, künftig Live- und Non-<br />
Live-Inhalte bei Sport-Events auf diese<br />
Weise remote zu produzieren.“<br />
Und Sebastian Ruchti, Sales Engineer<br />
DACH bei Evertz, sagt: „Vielen Dank DFL,<br />
Sportcast und AWS, dass wir bei diesem<br />
PoC mitwirken konnten. Es war ein<br />
durchaus spannendes Projekt, das half<br />
die Interoperabilität zwischen den Cloudtechnologien<br />
verschiedener Hersteller zu<br />
demonstrieren und die Weiterentwicklung<br />
hin zur Alltagstauglichkeit einen großen<br />
Schritt voranzubringen.“<br />
Vertraute Bedienfunktionen<br />
„Dass die kreative Arbeit mit vertrauter<br />
Ausrüstung wie bei einer konventionellen<br />
Produktion erfolgen kann, war allen<br />
Beteiligten wichtig“, betont AWS Principal<br />
Broadcast Consultant David Sabine.<br />
„Alle Benutzeroberflächen und Mischpulte<br />
Stefan Hausen, Technical Project Manager Sportcast<br />
entsprechen dem gewohnten Standard,<br />
sodass keine zusätzliche Trainings- und<br />
Einarbeitungszeit anfällt.“<br />
Hausen berichtet über die virtualisierte<br />
Remote-Produktion in der AWS Cloud: „In<br />
der Produktion übernehmen wir die Kamerasignale<br />
vom Ü-Wagen am Stadion.<br />
Dazu haben wir eine Shadow-Produktion<br />
aufgebaut, in der die Kameras zu einem<br />
normalen Live-Spiel gedoppelt werden.<br />
Durch den 10-Bit-Standard in der Farbtiefe,<br />
den wir erstmalig einhalten, haben<br />
wir in der Cloud-Produktion einen Meilenstein<br />
gesetzt.“<br />
Alle Ergebnisse der letzten Remote-Live-<br />
Tests hat die DFL detailliert erfasst. Sie<br />
sollen künftig als Grundlage für die Weiterentwicklung<br />
des Remote-Konzepts<br />
dienen. „Wir kennen nun Möglichkeiten<br />
und Limitierungen der derzeitigen Technologien“,<br />
resümiert Tim Achberger,<br />
Sportcast Director Technology & Product<br />
Management. „Unser Ziel ist und bleibt,<br />
die Spiele der Bundesliga und 2. Bundesliga<br />
stets in höchster Qualität zu produzieren.<br />
Dabei stellt sich uns stets die Frage,<br />
in welcher Form neueste Technologien in<br />
das Produktionsmodell der Zukunft einfließen<br />
können.“ Allen am PoC Mitwirkenden<br />
bestätigt er hervorragende Arbeit<br />
und sagt: „Wir haben jetzt eine wesentlich<br />
breitere Wissensbasis, um uns mit<br />
der Transformation der Medienproduktion<br />
auseinanderzusetzen.“<br />
Künftige Rolle von Ü-Wagen<br />
Welche Rolle Ü-Wagen künftig bei sich<br />
durchsetzenden Remote Produktionen<br />
spielen werden, ist noch die Frage. Ganz<br />
auf sie verzichten können wird man wohl<br />
nicht. Erst recht nicht bei den High-end-<br />
Produktionen der Fußball-Bundesliga.<br />
© DFL<br />
<strong>2.2023</strong><br />
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