03.09.2023 Aufrufe

mebulive 2.2023 (Vorschau)

Produktionsreports: Tour de France, Special Olympics World Games, CL-Finale // Technik-Geschichten: Sony Factory Tour, KST Moschkau // Distribution: Deutsche TV-Plattform, Cloud-Test

Produktionsreports: Tour de France, Special Olympics World Games, CL-Finale // Technik-Geschichten: Sony Factory Tour, KST Moschkau // Distribution: Deutsche TV-Plattform, Cloud-Test

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Produktion / Remote-Produktion<br />

über eine 10 Gb/s-Leitung geschickt.<br />

In den letzten Monaten kamen nun weitere<br />

Tests dazu, die den mittlerweile fortgeschrittenen<br />

technischen Möglichkeiten für<br />

Remote-Produktionen entsprechen. Ziel<br />

dabei ist es, einen Teil des an der Übertragung<br />

beteiligten Personals in einer zentralen<br />

Produktionsumgebung einzusetzen<br />

und nicht, wie sonst üblich, am Stadion,<br />

in dem das jeweilige Spiel stattfindet. So<br />

sollen neue Möglichkeiten erschlossen<br />

werden, Produktionsprozesse zu verschlanken<br />

und damit ressourcenschonend<br />

zu arbeiten.<br />

Bereits zur SportInovation 2022 war<br />

im Rahmen der Innovationsspiele eine<br />

Cloud-gestützte Remote-Produktion<br />

im 9:16-Format erfolgreich demonstriert<br />

worden. Während der Saison<br />

2022/23 konnte Sportcast die eigenen<br />

Erfahrungen durch zwei weitere Tests<br />

vertiefen. Der erste davon erfolgte im<br />

Rahmen einer Remote-Produktion<br />

mit klassischen Übertragungswegen.<br />

Proof-of-Concept<br />

Beim zweiten Test wurde dann in einem<br />

weltweit erstmaligen Proof-of-Concept-<br />

Test (PoC) ein Spiel der 2. Bundesliga,<br />

Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht<br />

Braunschweig, komplett Cloud-basiert,<br />

digital und remote produziert – parallel zur<br />

konventionellen Produktion.<br />

Dabei kamen elf Kameras zum Einsatz.<br />

Der zentrale Remote-Hub war in Hannover<br />

bei TVN aufgebaut worden. Die Konzeptionsphase<br />

des PoC dauerte laut DFL acht<br />

Wochen, die Aufbauzeit im Düsseldorfer<br />

Stadion und am Remote-Standort in Hannover<br />

fünf Tage.<br />

„Die DFL setzt Innovation immer entlang<br />

ihrer ‚glass to glass‘-Gesamtstrategie um,<br />

ausgehend von der Kameraoptik im Stadion<br />

bis hin zum Display der Zuschauer.<br />

Dabei nutzen wir unser Innovationsökosystem<br />

und kombinieren das Produktions-Know-how<br />

von Sportcast mit der<br />

Cloud-Expertise unseres globalen Technologie-Providers<br />

Amazon Web Services<br />

(AWS),“ sagt Luccas Roznowicz, Head of<br />

Digital Innovations bei der DFL.<br />

Für den letzten PoC waren insgesamt elf<br />

Broadcast-Hersteller und -Dienstleister<br />

mit ihren verschiedenen Technologien<br />

und Services beteiligt. Dazu gehörten<br />

neben AWS, VIDI, Evertz, Riedel, Grass<br />

Valley, Solid State Logic, Haivision, Vizrt,<br />

Logic Media, TVN und TV Triofilm. „AWS<br />

lieferte uns die Cloud-Plattform. Die zwei<br />

Anbieter, deren Produktionsplattformen<br />

unseren 10-Bit-Workflow mit höchsten<br />

Qualitätsstandards einhalten können,<br />

waren Grass Valley mit dem AMPP- und<br />

Evertz mit dem Dream-Catcher-System.<br />

An einem 8-Bit-Workflow, den wir als<br />

zweites System aufgebaut hatten, waren<br />

die Firmen Vizrt und Simply Live beteiligt<br />

und über ein NDI-Protokoll angebunden“,<br />

berichtet Stefan Hausen, Technischer<br />

Projektmanager bei Sportcast.<br />

Der 10-Bit-Workflow mit bis zu 1.024<br />

Helligkeitsstufen bei einer Farbauflösung<br />

von 4:2:2 entspricht dem Broadcast-<br />

Standard, in dem auch das Basissignal<br />

der DFL erstellt wird. Im Gegensatz dazu<br />

liefert das 8-Bit Signal bis zu 265 Helligkeitsstufen,<br />

was für Streaming-Anwendungen<br />

als ausreichend gilt.<br />

Für die AWS-DFL-Partnerschaft ist das<br />

Projekt ein Meilenstein, betont Shane<br />

Warden, Principal Consultant Sports bei<br />

AWS: „Die DFL und wir bei AWS stellen<br />

uns hier gemeinsam mit unseren Partnern<br />

und Lieferanten der Herausforderung, bei<br />

einem Fußballspiel ein 10 Bit/4:2:2 Live-<br />

Produktionsworkflow zu verwirklichen.<br />

Dabei verschieben wir mit unserem Qualitätsanspruch<br />

die Grenzen des Machbaren.<br />

Unser Ziel ist, künftig Live- und Non-<br />

Live-Inhalte bei Sport-Events auf diese<br />

Weise remote zu produzieren.“<br />

Und Sebastian Ruchti, Sales Engineer<br />

DACH bei Evertz, sagt: „Vielen Dank DFL,<br />

Sportcast und AWS, dass wir bei diesem<br />

PoC mitwirken konnten. Es war ein<br />

durchaus spannendes Projekt, das half<br />

die Interoperabilität zwischen den Cloudtechnologien<br />

verschiedener Hersteller zu<br />

demonstrieren und die Weiterentwicklung<br />

hin zur Alltagstauglichkeit einen großen<br />

Schritt voranzubringen.“<br />

Vertraute Bedienfunktionen<br />

„Dass die kreative Arbeit mit vertrauter<br />

Ausrüstung wie bei einer konventionellen<br />

Produktion erfolgen kann, war allen<br />

Beteiligten wichtig“, betont AWS Principal<br />

Broadcast Consultant David Sabine.<br />

„Alle Benutzeroberflächen und Mischpulte<br />

Stefan Hausen, Technical Project Manager Sportcast<br />

entsprechen dem gewohnten Standard,<br />

sodass keine zusätzliche Trainings- und<br />

Einarbeitungszeit anfällt.“<br />

Hausen berichtet über die virtualisierte<br />

Remote-Produktion in der AWS Cloud: „In<br />

der Produktion übernehmen wir die Kamerasignale<br />

vom Ü-Wagen am Stadion.<br />

Dazu haben wir eine Shadow-Produktion<br />

aufgebaut, in der die Kameras zu einem<br />

normalen Live-Spiel gedoppelt werden.<br />

Durch den 10-Bit-Standard in der Farbtiefe,<br />

den wir erstmalig einhalten, haben<br />

wir in der Cloud-Produktion einen Meilenstein<br />

gesetzt.“<br />

Alle Ergebnisse der letzten Remote-Live-<br />

Tests hat die DFL detailliert erfasst. Sie<br />

sollen künftig als Grundlage für die Weiterentwicklung<br />

des Remote-Konzepts<br />

dienen. „Wir kennen nun Möglichkeiten<br />

und Limitierungen der derzeitigen Technologien“,<br />

resümiert Tim Achberger,<br />

Sportcast Director Technology & Product<br />

Management. „Unser Ziel ist und bleibt,<br />

die Spiele der Bundesliga und 2. Bundesliga<br />

stets in höchster Qualität zu produzieren.<br />

Dabei stellt sich uns stets die Frage,<br />

in welcher Form neueste Technologien in<br />

das Produktionsmodell der Zukunft einfließen<br />

können.“ Allen am PoC Mitwirkenden<br />

bestätigt er hervorragende Arbeit<br />

und sagt: „Wir haben jetzt eine wesentlich<br />

breitere Wissensbasis, um uns mit<br />

der Transformation der Medienproduktion<br />

auseinanderzusetzen.“<br />

Künftige Rolle von Ü-Wagen<br />

Welche Rolle Ü-Wagen künftig bei sich<br />

durchsetzenden Remote Produktionen<br />

spielen werden, ist noch die Frage. Ganz<br />

auf sie verzichten können wird man wohl<br />

nicht. Erst recht nicht bei den High-end-<br />

Produktionen der Fußball-Bundesliga.<br />

© DFL<br />

<strong>2.2023</strong><br />

43

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!