mebulive 2.2023 (Vorschau)

Distribution / Deutsche TV-Plattform
Telekom-Vertreter prognostiziert, dass das TV-Business „in Zukunft
komplett im Netz stattfindet“, zumal er, wie Rosenberg von der
BBC meint, dass diese Entwicklung von der hohen Relevanz des
Personal Advertising für die Werbewirtschaft angetrieben werde.
Molina wiederum hält ausgehend von seiner öffentlich-rechtlichen
Position die Kombination der Distributionsformen Broadcast
und IP über DVB-I für eine künftig „gute Lösung“. Die wurde
auch im Rahmen einer „kleinen Messe“ parallel zum Kongress
vom DVB-I Pilotprojekt Deutschland dargestellt.
Offenbar wollen weder Werbewirtschaft noch Videokonsumenten
auf das lineare Fernsehen in Form von redaktionell kuratierten
Sparten- und Vollprogrammen verzichten. Als FAST
Channels bilden sie den neuesten Trend in der OTT-Entertainment-Welt,
den Zattoo auf der kleinen Messe präsentierte.
Diesen Trend treibt auch Philipp Rotermund, CEO Video Solution,
über seine scheinbar sehr erfolgreiche Streaming-Plattform
wedotv nach vorne, auf der sich mittlerweile auch Zattoo
tummelt. Obwohl, wie Rotermund sagt, ihm der Begriff FAST
wegen seiner Missverständlichkeit eigentlich nicht gefällt. FAST
heißt ja keinesfalls „schnell“. Vielmehr ist es ein Kürzel für „Free
Ad Supported Streaming“, also kostenloses, werbefinanziertes
Streaming. Hierbei handele es sich schlicht um „neues lineares
Fernsehen“ (Rotermund) , das wie eh und je redaktionell
kuratiert sei, gleichwohl die Möglichkeit für Schaltung von
personalisierter Werbung bietet. Brambring, CEO Zattoo, ist
überzeugt, dass FAST in Zukunft noch attraktiver wird, wenn die
Möglichkeit besteht, einzelne Kanäle oder Themen seitens der
Nutzer via Sprachsteuerung abrufen zu können. Zudem weist
Brambring darauf hin, dass eine revolutionäre Veränderung der
„Carriage-Strukturen“ auf IP-only das bisherige Distributionssystem
in seiner Funktion empfindlich stören würde.
Prahl fasste als Vorsitzender der Deutschen TV-Plattform das Ergebnis
zur Frage „Talking about a (R)Evolution?“ zusammen. „Es
gibt keine absolute Wahrheit, was in der Zukunft ist. Nichts passiert
über Nacht.“ Deshalb gehe es eher in Richtung Evolution. Die gute
Nachricht des Kongresses sei: „Wir befinden uns in einem wachsenden
Markt, mit Video Geld zu verdienen“. Genau deshalb finde ein
Verteilungskampf statt, ein Wettbewerb zwischen Platzhirschen des
TV-Business und den Disrupteuren aus der IP-Welt. Offene Frage sei
für ihn auch in seiner RTL-Position, so Prahl, welche Technologie in
zehn bis 15 Jahren für Massen-Live-Events eingesetzt werde. Ganz
klar biete Broadcast die Möglichkeit, Inhalte mit Festival Charakter
zu verbreiten. Aber „lohnt es sich die ganze Infrastruktur aufrecht zu
erhalten, nur um alle vier Jahre mal ein Fußballspiel zu übertragen“?
In diesem Zusammenhang, könnten FAST Channel ein Indiz dafür
sein, wie sich lineares Fernsehen weiter entwickeln kann.
Was nichts anderes sei als „die Reinkarnation des linearen Fernsehens“
Erika Butzek
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2.2023
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