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Produktionsreports: Tour de France, Special Olympics World Games, CL-Finale // Technik-Geschichten: Sony Factory Tour, KST Moschkau // Distribution: Deutsche TV-Plattform, Cloud-Test

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Distribution / Deutsche TV-Plattform<br />

Deutsche Telekom, hat beobachtet, dass<br />

bei Medienkonsumenten alle Nutzungsarten<br />

parallel vorkommen, ob „Lean<br />

Back, oder „Zappen“ oder VOD. Seinem<br />

Eindruck nach würden Zuschauer mittlerweile<br />

aber auch durch die Unübersichtlichkeit<br />

des Content-Angebots teils<br />

„überfordert“, was berücksichtigt werden<br />

müsse, um Kundenbedürfnisse optimal<br />

zu erfüllen. Prof. Dr. Mike Friedrichsen<br />

(University of Digital Science, Potsdam)<br />

warnte in seiner Keynote zur Veranstaltung:<br />

„Überschätzen Sie nicht die digitale<br />

Kompetenz der jungen Generation!“.<br />

Die Notwendigkeit, sich beim IP-TV im<br />

Gegensatz zum einfachen linearen Broadcast-TV,<br />

erst einmal überlegen zu<br />

müssen, welches Programm man denn<br />

überhaupt sehen möchte, sei mit einem<br />

langwierigen unkomfortablem Suchaufwand<br />

verbunden, den auch Jüngere<br />

nicht unbedingt besser beherrschen. In<br />

Zukunft gehe es um eine kollaborative<br />

Nutzung, in der Broadcast und Broadband<br />

sich gegenseitig ergänzen.<br />

Mediennutzung und die dafür verfügbare<br />

Technologie sind eng miteinander verzahnt.<br />

Dabei werfe die laufende Entwicklung<br />

zur IP-Transformation von linearem<br />

Fernsehen eine Vielzahl von Fragen für<br />

Broadcaster auf, referierte Andre Prahl,<br />

Chief Distribution Officer RTL Deutschland<br />

und Geschäftsführer RTL Technology<br />

GmbH in seiner Funktion als Vorsitzender<br />

der Deutschen TV-Plattform zu<br />

Beginn der Veranstaltung. Wobei unklar<br />

sei, wie hoch die Geschwindigkeit bei<br />

der Transformation sei: Eher „ein explosionsartiger<br />

Vorgang, der Broadcast und<br />

damit lineares TV zu schnell in den Abgrund<br />

reißt – oder evolutionär?“. Sicher<br />

sei: Das traditionelle Fernsehen habe zu<br />

Gunsten von Video-Streaming und OTT-<br />

TV deutlich an Reichweite verloren. Unter<br />

den TV-Konsumenten wachse der Anteil<br />

derjenigen, deren Empfangsgeräte gar<br />

nicht mehr an Broadcast angeschlossen<br />

seien. Mit der Vielfalt an Inhalten und<br />

Plattformen türmen sich riesige Datenmengen<br />

auf, die „ins Netz geschossen“<br />

werden und über IP verbreitet werden<br />

sollen. Was aber wird das Ganze kosten,<br />

wer wird das bezahlen? Eine laut Prahl<br />

existentielle Frage für die Broadcaster<br />

als bisherige Platzhirsche im TV-Business.<br />

Sie müssten die Transformation<br />

„rechtzeitig schaffen“, bevor ihre Reichweite<br />

und Technologie „mit Tatsachen<br />

konfrontiert werde, die zu Schwierigkeiten<br />

in den nächsten Jahren führen“. Auch für<br />

Endgerätehersteller sei es problematisch,<br />

wie die Vielzahl an Video-Inhalten im Netz<br />

verfügbar und auffindbar wird und funktionierende<br />

Empfehlungssysteme eingebunden<br />

werden können, damit sich die<br />

Konsumenten „im ganzen Dschungel der<br />

Inhalte zurecht finden werden können“.<br />

Mit welchen Systemen ist das möglich?<br />

Es seien eine Reihe von Parametern zu<br />

berücksichtigen. Wird womöglich der<br />

Carbon Footprint, der CO2-Fußabdruck,<br />

der aktuell bei Broadband viel ungünstiger<br />

als bei Broadcast ist, als ein „Gamechanger“<br />

wirken, um den Prozess wieder<br />

herum zu drehen, weil Massenmedien<br />

über Broadcast auch langfristig energieeffizienter<br />

sind?, stellte Prahl als Frage in<br />

den Raum.<br />

Gamechanger CO2-Ausstoß?<br />

Was Vincent Grivet, Chairman of HbbTV<br />

Association, in seinem Referat, eine Ode<br />

an die Faszinationskraft des klassischen<br />

Fernsehens, für möglich hält. Wie andere<br />

Speaker nach ihm hatte Grivet sich in<br />

seiner Argumentation auf ein Chart von<br />

Vaunet zur Mediennutzung 2022 gestützt.<br />

Danach ist insbesondere Fernsehen<br />

neben Radio, also Broadcast, immer<br />

noch die meistgenutzte Mediengattung<br />

in Deutschland. Wobei der Anteil der Audio-<br />

und audiovisuellen Mediennutzung<br />

am gesamten Medienzeitbudget im Jahr<br />

2022 auf knapp 90 Prozent angestiegen<br />

ist. Auch wenn das Fernsehen im digitalen<br />

Rausch immer wieder tot gesagt wurde,<br />

lebe es und fasziniert, meinte er: „Streaming<br />

ist nicht alles“. Zwar sei Streaming<br />

ein „Big Disrupter“, werde aber gleichzeitig<br />

mit neuen Disruptern wie TikTok oder<br />

YouTube konfrontiert. Grivet zitierte verschiedene<br />

Studien, nach deren Ergebnissen<br />

der Stromverbrauch wie auch der<br />

CO2-Ausstoß bei IP-TV im Gegensatz zu<br />

Broadcast horrende ist. Und wenn DVB<br />

abgeschaltet werde (was aufgrund eines<br />

Beschlusses der UN-Weltfunkkonferenz<br />

ab 2030 passieren könnte), werde es<br />

einen neuen gigantischen CO2-Ausstoß<br />

geben. Überhaupt seien die Kosten für<br />

die vollständige IP-Transformation viel<br />

Andre Prahl, CEO der Deutschen TV-Plattform<br />

höher als gedacht. Broadcast sei preiswerter<br />

und besser in der Qualität. Und<br />

OTT-Traffic dürfe in Zukunft nicht mehr<br />

kostenlos sein, forderte Grivet, der zum<br />

Entsetzen einiger Anwesenden, Smart<br />

TV als ein Medium bezeichnete, das dem<br />

Ziel diene, Mediennutzer „von Broadcast<br />

weg zu kriegen“. Doch realistischer Weise<br />

plädierte Grivet zum Schluss für eine<br />

CoLeadership von Broadcast und IP-TV.<br />

Und die könne, so meint der HbbTV-Interessensvertreter<br />

natürlich, am besten mit<br />

HbbTV als Navigator organisiert werden.<br />

Eine eher umgekehrte Position vertrat<br />

Dr. Stefan Arbanowski, Director Future<br />

Applications and Media (FAME) , Fraunhofer<br />

FOKUS unter seinem Vortragstitel<br />

„Schüsseltechnologien, Tech-Trends,<br />

Standards – immer komplexer, damit<br />

es schön einfach bleibt“. Hintergrund:<br />

Fraunhofer FOKUS, gegründet 1988,<br />

erforscht die Digitale Vernetzung und<br />

ihre Auswirkungen auf Gesellschaft,<br />

Wirtschaft und Technologie. Der Geschäftsbereich<br />

FAME von Arbanowski<br />

kapriziert sich auf die Übertragung von<br />

Video-Streaming-Inhalten. Ziel ist, die<br />

immensen Datenmengen hinsichtlich<br />

ihrer hohen Übertragungskosten zu reduzieren<br />

und gleichzeitig ein optimales<br />

Seherlebnis gewährleisten zu können.<br />

So hat ein Forschungsteam bei Fraunhofer<br />

FOKUS die FAMIUM Deep Encode-Lösung<br />

entwickelt. Dabei wird sowohl<br />

die Übertragung von Video-on-Demand<br />

durch Mediatheken wie auch die Übertragung<br />

linearer Live-Inhalte, zum Beispiel<br />

© Deutsche TV-Plattform<br />

<strong>2.2023</strong><br />

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