mebulive 2.2023 (Vorschau)
Produktionsreports: Tour de France, Special Olympics World Games, CL-Finale // Technik-Geschichten: Sony Factory Tour, KST Moschkau // Distribution: Deutsche TV-Plattform, Cloud-Test
Produktionsreports: Tour de France, Special Olympics World Games, CL-Finale // Technik-Geschichten: Sony Factory Tour, KST Moschkau // Distribution: Deutsche TV-Plattform, Cloud-Test
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Technik / Sony Factory Tour<br />
Kevin Edwards hat schon einiges in<br />
seiner Karriere gesehen. Der Routinier<br />
scherzt, trotz seiner 35 Jahre für<br />
Sony sei er noch „jung, frisch und frei”,<br />
sagt er. Edwards leitet im walisischen<br />
Sony-Werk Pencoed die Engineering-<br />
Abteilung mit rund 120 Ingenieuren aus<br />
den Bereichen Mechanik, Elektronik und<br />
Software, die alle hauptsächlich in der<br />
Fertigung tätig sind. Am heutigen Tag öffnet<br />
Sony seine Tore und gewährt einen<br />
seltenen Blick hinter die Kulissen einer in<br />
vielerlei Hinsicht außergewöhnlichen Fabrik,<br />
in der nicht nur professionelle Broadcast-Technik<br />
entsteht. Edwards gibt eine<br />
Führung.<br />
Es habe sich in den letzten Jahrzehnten<br />
viel verändert, sagt er und weist auf die<br />
lange Tradition von Sony in der Region<br />
hin. Alles sei größer gewesen damals,<br />
als man noch Fernseher gebaut habe:<br />
„Das Fabrikgebäude selbst wurde perpendikulär<br />
zum Erdmagnetfeld gebaut,<br />
um die Röhren der damaligen Fernseher<br />
zu schützen. Deshalb ist sie von Norden<br />
nach Süden ausgerichtet.”<br />
Seit 2006 werden in dem Werk keine<br />
Fernseher mehr gebaut und auch das<br />
Fabrikgebäude gehört nicht mehr Sony<br />
selbst. „Wir haben es an die walisische<br />
Regierung verkauft, die es teilweise an<br />
andere Firmen vermietet. Als wir noch<br />
eine Fernsehfabrik waren, mussten wir<br />
sehr groß sein, mit langen Fertigungsstraßen<br />
und vielen Laderampen. Zweieinhalb<br />
Millionen Fernseher wurden hier pro<br />
Jahr produziert. Das brauchen wir nicht<br />
mehr und haben uns deshalb anders dimensioniert.<br />
Wir haben vorne ein Lager,<br />
hinten ein Lager und alles andere findet<br />
in der Mitte statt. Dort werden wir heute<br />
einen Rundgang machen.”<br />
Eines fällt sofort auf. Sony ist stolz auf<br />
seine enge Verbindung zum britischen<br />
Königshaus. Gleich hinter der ersten<br />
Tür eine Wand, die von einer Vielzahl an<br />
Bildern mit den Royals geschmückt ist.<br />
Von Prinzessin Diana bis zu King Charles.<br />
„Wir haben eine lange Verbindung zum<br />
britischen Königshaus. Auf der Expo in<br />
Japan 1970 fragte der damalige Prinz<br />
Charles Akio Morita, einen der Mitbegründer<br />
von Sony: „Warum kommst du nicht<br />
in mein Land und baust eine Fabrik?”,<br />
erzählt Edwards. 1973 wurde der Spaten<br />
schließlich in Bridgend in den Boden<br />
gestochen, zwei Meilen entfernt von der<br />
aktuellen Fabrik in Pencoed. Nach bald<br />
50 Jahren sei Sony als wichtiges Unternehmen<br />
in der Region fest verankert und<br />
erfahre deshalb auch von der Regierung<br />
gerne Unterstützung, verrät Edwards.<br />
Heute steht das Werk, das einzige von<br />
Sony ist stolz auf seine enge Verbindung zum britischen Königshaus<br />
Sony außerhalb Asiens, besser da als je<br />
zuvor. Während 2016 noch rund 56 Millionen<br />
Pfund umgesetzt wurden, sind es<br />
heute schon annähernd 300 Millionen.<br />
„Wir sind also in den letzten sechs oder<br />
sieben Jahren dramatisch gewachsen”,<br />
sagt Edwards. Das sei auch nötig, um<br />
sich auf dem europäischen Markt zu behaupten<br />
und global wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben. „Wir haben uns hier vielschichtig<br />
aufgestellt. Von der Leiterplattenfertigung,<br />
der Produktion von Broadcastund<br />
Profikameras, der Fremdfertigung<br />
und den Servicebereichen ist hier alles<br />
angesiedelt”, erzählt Edwards. Das Sony<br />
UK Technology Centre ist ein wichtiger<br />
Arbeitgeber in der Region und beschäftigt<br />
rund 600 Mitarbeiter.<br />
Beim Eintritt in die Produktionsanlage<br />
grüßt eine große, offene Halle. In einem<br />
Bereich werden die Chipsätze vollautomatisch<br />
hergestellt. Leiterplatten-Rohlinge<br />
fahren durch eine Fertigungsstraße,<br />
Leitpaste wird hochpräzise und in einer<br />
exakt definierten Menge aufgetragen, Microchips<br />
werden von dutzenden Rollen<br />
abgerollt und hintereinander aufgepresst.<br />
Herauskommen funktionsfähige Platinen,<br />
die zu guter Letzt von Menschenhand in<br />
den Kameras verbaut werden müssen.<br />
In den letzten Jahren ist bei Sony viel<br />
Geld in die Automation der Produktionsstraße<br />
investiert worden, um Arbeitsprozesse<br />
zu beschleunigen und effizienter zu<br />
arbeiten, auch in eine Vielzahl an Roboter.<br />
Edwards unterscheidet sie scherzhaft<br />
in „friendly” und „not so friendly”, je nachdem<br />
wie schnell und kraftvoll sie sich<br />
bewegen. Die Unfreundlichen müssen<br />
in ein Sicherheitsgehäuse aus Plexiglas,<br />
<strong>2.2023</strong><br />
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