Pirouette No. 07/2023 September

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Darya Grimm & Michail Savitskiy
Interview
Darya Grimm & Michail Savitskiy
»Wir wollen erwachsen laufen«
Darya Grimm (16) und Michail Savitskiy
(20) sind aktuell die größte Nachwuchshoffnung
im deutschen Eiskunstlauf. Nach
dem sensationellen Rang fünf bei ihrem
Junioren-WM Debüt 2022 erreichten die
Eistänzer in der vergangenen Saison mit
Gold und Silber bei ihren Junioren Grand
Prix das Finale. Bei der Junioren-WM 2023
mussten sie allerdings wegen Krankheit
nach dem RD auf Platz sechs liegend aufgeben.
Die Schüler von Rostislav Sinicyn
und seinem Team bereiten sich im heimischen
Oberstdorf auf die Saison vor.
Pirouette: Wie ist es Ihnen seit dem Frühjahr
ergangen?
Michail: Es war viel gleichzeitig. Direkt nach der
JWM war ich erstmal zwei Wochen krank. Dann
war ich bei der Bundeswehr, zum ersten Mal,
Grundausbildung. Da ist es auch nicht 100% toll
gelaufen. Ich musste früher gehen, weil die in
Köln irgendwas bei meiner Sicherheitsüberprüfung
falsch gemacht haben. Die zwei Wochen
muss ich nächstes Jahr nachholen. Im Juni hatte
ich mich am Rücken verletzt, wir konnten einige
Zeit lang keine Hebungen trainieren. Aber wir
tun das Beste, was wir tun können.
Neue Programme, neues Glück, was können
Sie uns erzählen? Wie liegt Ihnen das
Thema des RD?
Darya: Der Foxtrott liegt uns, ich glaube auf jeden
Fall besser als der Tango letztes Jahr. Es
ist ein bisschen ähnlich vom Stil her wie der
Blues und im Blues waren wir nicht schlecht.
Wir mögen beide die Musik sehr gerne.
M: Nachdem die erste Saison auch mit so einem
Tanzstil so erfolgreich war und wir uns ein
bisschen einen Namen aufgebaut haben, wollten
wir darauf zurückkommen und ein bisschen
etwas ähnliches machen, aber besser.
Das ist unser Ziel mit dem Rhythmustanz. Der
Slowfox, also der Rocker Fox (Pflichttanzteil),
ist ein sehr langsamer Foxtrott, das ist wirklich
sehr nah am Blues dran. Deswegen glaube ich,
dass wir damit weit kommen werden.
Was haben Sie in der Kür vor?
D: In der Kür sind wir mit Rondo Capriccioso
und einer modernen Version von Carmen in
eine andere Richtung abgeschweift als sonst.
Weil wir so jung sind, wollen unsere Trainer Stile
ausprobieren und suchen, was uns weiterentwickelt.
Wir wollen mehr Power reinbringen.
M: Wir hatten in den letzten Jahren in der Kür
viel Lyrik und wir wollen zeigen, dass wir mehr
mit Kraft laufen können. Unser Ziel ist es, nicht
nur bei den Junioren an der Spitze zu bleiben,
wir wollen natürlich auch irgendwann bei Senioren
nicht schlecht abschneiden. Ich glaube, die
Kür ist ein guter Start dafür. Die Musik haben
die Trainer vorgeschlagen, wir haben uns das
zusammen angehört und Rondo Capriccioso ist
mein Lieblingsstück für die Geige, deswegen
hat mich das direkt berührt. Man sollte etwas
nehmen, was die Leute kennen oder erkennen,
aber wir wollen auch etwas anderes als andere
machen. Das geht mit dieser Musik ganz gut.
D: So wie letztes Jahr. Den Nussknacker kennt
jeder, aber wir haben es anders gemacht und
genauso ist es in diesem Jahr. Ich glaube, das
wird unser Ding.
Woran haben Sie sich bei der Interpretation
dieser Musik orientiert?
M: Vor allem daran, erwachsenen auszusehen.
Daran müssen wir viel arbeiten, weil wir das
noch nicht ganz raus hatten. Das war einer unserer
Schwächen in der letzten Saison, wo uns
die etwas älteren Paar geschlagen haben. Diese
Saison wollen wir zeigen, dass wir auch erwachsen
laufen können, ready für Senioren sind,
auch wenn wir theoretisch nächste Saison noch
Junioren laufen könnten. Wir wissen noch nicht,
was wir nächste Saison machen, ob wir Junioren
oder Senioren laufen oder beides vielleicht.
Die Saison beginnt mit Junioren Grand Prix.
M: Das ist auch finanziell schwierig, weil wir
den Trainer komplett selbst zahlen müssen, die
Reise, das Hotel und für uns selbst wahrscheinlich
die Reise bezahlen müssen. Unsere Ziele
sind natürlich wieder das Junioren Grand Prix
Finale, die Junioren-WM, die Deutsche Meisterschaft.
Welche B- Wettkämpfe wir laufen, ob
überhaupt - also ob wir uns das leisten können,
wissen jetzt noch nicht. Aber man braucht
Wettkämpfe in der Saison. Wenn man aus dem
Rhythmus kommt, dann ist es schwierig.
Worauf freuen Sie sich am meisten?
M: Ich freue mich am meisten darauf, dass wir
dieses Jahr so exotische Wettkämpfe haben,
wie das Finale in Peking, die JWM in Taiwan.
D: Das unterstütze ich. Ich freue ich darauf,
die Programme zu zeigen und bei den Wettkämpfen
gut abzuschneiden. Ich glaube, da
haben wir nicht so schlechte Chancen.
Wie läuft es in der Schule und im
Informatik-­Studium?
M: Ganz gut. Ich studiere zwar in Vollzeit, aber
durch den Olympiastützpunkt kann ich alles
ein bisschen strecken. Das Studium mit dem
Training komplett in Vollzeit durchzuziehen
wäre fast unmöglich. Ich mache alles online.
D: Ich bin jetzt mit der zehnten Klasse durch.
Meine Schule kommt mir ziemlich entgegen,
was das Training angeht. Bisher war ich im naturwissenschaftlichen
Zweig, aber nächstes Jahr
muss ich in die Sportklasse wechseln, dann darf
ich mir auch bisschen mehr erlauben.
M: Ihr wird jetzt erlaubt, zweimal in der Woche
morgens zum Training zu gehen, was sehr
wichtig ist. Zweimal am Tag zu trainieren bringt
einen natürlich viel weiter als nur einmal.
Mit Darya Grimm und Michail Savitskiy sprach
Tatjana Flade.
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Foto: Flade
D: Die ersten 40 und die letzten 40 Sekunden
sind eine andere Musik, aber der Hauptteil
heißt „Ticket to the Moon“ von Electric Light
Orchestra. Das ist eine Band aus den 80ern.
Die 80er sind natürlich weit weg von Ihnen
vom Alter her. Wie haben Sie sich damit
beschäftigt?
M: Wir haben uns viel angeguckt und wir haben
viel mit Maria Tumanvoska in Richtung
80er gemacht. Vom Alter her sind wir weit weg,
aber gedanklich sind wir relativ integriert.