04.09.2023 Aufrufe

Pirouette No. 07/2023 September

Junioren Grand Prix in Linz Zum wiederholten Mal fand in Linz in den beiden bewährten Hallen an der Donau, die jetzt nach der städtischen Wasser-, Gas- und Stromgesellschaft „Linz AG Eisarena“ heißen, ein Junioren Grand Prix statt. Österreich ist stets eine Stütze der ISU und organisiert immer wieder Wettbewerbe, obwohl das Land keinen großen Verband mit Dutzenden oder gar hunderten freiwilligen Helfern oder viel Geld hat. Topthemen: · DEU-Sichtungen · Junioren Grand Prix Linz & Bangkok Weiteres aus dem Inhalt: · Pirouette World Edion - Ein neues Magazin · Vorschau Nebelhorn Trophy · Interview: Darya Grimm & Michail Savitskiy · Interview: Niko Ulanovsky · Portrait: Koshiro Shimada · Sommertraining in Oberstdorf („Carmen“ für Grimm/Savitskiy, Annette Dytrt zu Gast) · Sommertraining in Belgien (Ein Tag im Schlittschuh-Camp von Jorik Hendrickx, Starostin mit 4S) · Sommertraining in der Schweiz (bei Stéphane Lambiel, Ghislain Briand hauptberuflich in Champéry, Saisonziele von Shimada ­und Vasiljevs, Neustart für Vivien Papp) · ISU-Paarlauflehrgang Oberstdorf · DEU-Juniorensichtung Dortmund (Grimm/Savitskiy Beste) · DEU-Meisterklassesichtung Oberstdorf · Schweiz: Sommercamp mit Alexei Mishin · Wettbewerbe in Nordamerika & Asien (Lake Placid, Cranberry Cup, Quebec Sommermeisterschaften, Glacier Falls Classics, Asian Open) · Japan: Gensan Summer Cup · Eisshow: One Piece on Ice · Akrobatischer Eiskunstlauf: Ultimate Figure Skating in Cergy-Pontoise · Neues aus Japan · Sommertraining in Russland · Junioren Grand Prix: Bangkok (Ein ISU-Debüt) · Junioren Grand Prix: Linz (Hagara gewinnt, Grimm & Savitskiy gewinnen) · Neues aus aller Welt Titelbild: Die Oberstdorfer Eistänzer Darya Grimm & Michail Savitskiy gewannen ihren ersten Junioren Grand Prix mit zehn Punkten Vorsprung und bestätigten damit ihre Leistungen der vergangenen Saison. Ihrem ersten Saisonziel, dem erneuten Erreichen des Juniorenfinales, sind sie damit schon recht nahe gekommen, denn bei ihrem zweiten JGP Ende September in Danzig würde ihnen ein dritter Platz genügen. Foto: Hella Höppner Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-7-september-2023.html (Erscheinungstermin 14.9.2023)

Junioren Grand Prix in Linz

Zum wiederholten Mal fand in Linz in den beiden bewährten Hallen an der Donau, die jetzt nach der städtischen Wasser-, Gas- und Stromgesellschaft „Linz AG Eisarena“ heißen, ein Junioren Grand Prix statt. Österreich ist stets eine Stütze der ISU und organisiert immer wieder Wettbewerbe, obwohl das Land keinen großen Verband mit Dutzenden oder gar hunderten freiwilligen Helfern oder viel Geld hat.

Topthemen:
· DEU-Sichtungen
· Junioren Grand Prix Linz & Bangkok

Weiteres aus dem Inhalt:
· Pirouette World Edion - Ein neues Magazin
· Vorschau Nebelhorn Trophy
· Interview: Darya Grimm & Michail Savitskiy
· Interview: Niko Ulanovsky
· Portrait: Koshiro Shimada
· Sommertraining in Oberstdorf („Carmen“ für Grimm/Savitskiy, Annette Dytrt zu Gast)
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· Sommertraining in der Schweiz (bei Stéphane Lambiel, Ghislain Briand hauptberuflich in Champéry, Saisonziele von Shimada ­und Vasiljevs, Neustart für Vivien Papp)
· ISU-Paarlauflehrgang Oberstdorf
· DEU-Juniorensichtung Dortmund (Grimm/Savitskiy Beste)
· DEU-Meisterklassesichtung Oberstdorf
· Schweiz: Sommercamp mit Alexei Mishin
· Wettbewerbe in Nordamerika & Asien (Lake Placid, Cranberry Cup, Quebec Sommermeisterschaften, Glacier Falls Classics, Asian Open)
· Japan: Gensan Summer Cup
· Eisshow: One Piece on Ice
· Akrobatischer Eiskunstlauf: Ultimate Figure Skating in Cergy-Pontoise
· Neues aus Japan
· Sommertraining in Russland
· Junioren Grand Prix: Bangkok (Ein ISU-Debüt)
· Junioren Grand Prix: Linz (Hagara gewinnt, Grimm & Savitskiy gewinnen)
· Neues aus aller Welt

Titelbild:
Die Oberstdorfer Eistänzer Darya Grimm & Michail Savitskiy gewannen ihren ersten Junioren Grand Prix mit zehn Punkten Vorsprung und bestätigten damit ihre Leistungen der vergangenen Saison. Ihrem ersten Saisonziel, dem erneuten Erreichen des Juniorenfinales, sind sie damit schon recht nahe gekommen, denn bei ihrem zweiten JGP Ende September in Danzig würde ihnen ein dritter Platz genügen. Foto: Hella Höppner

Auch als Printversion erhältlich unter: www.pirouette-online.de/nr-7-september-2023.html (Erscheinungstermin 14.9.2023)

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6<br />

Koshiro Shimada<br />

Portrait<br />

Koshiro Shimada<br />

Champérys japanischer Sonnenschein<br />

Als wir ihn und sein Team Ende Juli in<br />

seiner Wahlheimat Champéry besuchten,<br />

erzählte der im <strong>September</strong> 22 Jahre<br />

alt werdende Japaner Koshiro Shimada<br />

selbstbewusst: „Mein erstes Saisonziel für<br />

<strong>2023</strong> ist es, die Nebelhorntrophy zu gewinnen!“<br />

Ein Ziel, das nicht einfach zu erreichen,<br />

aber sicherlich im Bereich des<br />

Möglichen ist. Bei seinem ersten Start in<br />

Oberstdorf im Jahr 2019 holte Shimada<br />

bereits Silber. Seitdem hat sich viel getan,<br />

Shimada ist erwachsen geworden. Ein<br />

selbstbewusster junger Mann, der genau<br />

weiß, was er will, fließend Englisch spricht<br />

und immer ein warmes, freundliches Lächeln<br />

auf dem Gesicht hat.<br />

Foto: Dombrowski<br />

Shimadas bisherige Eiskunstlaufkarriere lässt<br />

sich am besten mit einer wahren Achterbahnfahrt<br />

vergleichen. Als 14-Jähriger galt er als<br />

großes Talent in Japan und nahm bereits an<br />

den Olympischen Jugendspielen im Lillehammer<br />

sowie den Junioren-WM teil, bevor ihn<br />

Verletzungen zurückwarfen. In dieser Zeit im<br />

Alter von 15 Jahren ging Shimada einen wahrlich<br />

mutigen Schritt: Er verließ seine japanische<br />

Heimat, um bei Doppelweltmeister Stéphane<br />

Lambiel in der Schweiz zu trainieren,<br />

den er bei gemeinsamen Eisshows kennengelernt<br />

hatte. „Ich war unglaublich nervös damals“,<br />

erinnert er sich. „Ich kam ohne ein<br />

Wort Englisch und hatte keine Ahnung, was<br />

auf mich zukommen würde. Doch ich hatte<br />

schon damals ein starkes Vertrauen in Stéphane.“<br />

Ein Vertrauen und eine Bindung, die<br />

über die Jahre immer stärker wurden. „Ich<br />

hätte damals wahrscheinlich nicht gedacht,<br />

dass ich so lange bleiben würde. Aber die<br />

Trainingsbedingungen sind ideal für mich.<br />

Aber noch wichtiger ist es, dass die Menschen<br />

hier so unglaublich zuvorkommend sind und<br />

wir zusammen so viele wundervolle Momente<br />

haben und hatten!“<br />

Unter Lambiel folgten die ersten Erfolge in<br />

der Saison 2018/19: Shimada erreichte das<br />

Grand Prix Finale der Junioren und gewann<br />

die Bronzemedaille. 2019/20 folgte dann der<br />

Schritt in die Meisterklasse und der ist bei der<br />

starken internen Konkurrenz in Japan wahrlich<br />

kein leichter. Shimada bekam wenig<br />

Chancen bei internationalen Wettbewerben<br />

zu starten und bei eben jenen Möglichkeiten<br />

versagten ihm oft vor allem in der Kür die<br />

Nerven. Dann kam die Saison 2022/23:<br />

Shimada begann mit seinem persönlichen<br />

Physiotherapeuten Akihiro Ohtoshi zusammenzuarbeiten:<br />

„Ich wollte noch einmal alles<br />

geben und versuchen. Ich wollte zu einem<br />

mental starken Kämpfer werden.“ Nach einem<br />

durchwachsenen Saisonstart wurde Shimada<br />

mit zwei guten Programmen Vierter beim<br />

Grand Prix in Sheffield, bevor er alle Zweifler<br />

Lügen strafte und hinter Teamkollegen Shoma<br />

Uno Zweiter der japanischen Meisterschaften<br />

wurde: „Ich war in hervorragender Verfassung.<br />

Schon während des Einlaufens wusste<br />

ich, dass ich es schaffen kann“, erzählt er, „es<br />

war das allererste Mal in meinem Leben, dass<br />

mir all meine Mitstreiter egal waren und ich<br />

mich nur auf mich konzentrierte.“<br />

Nach dem Gewinn der Silbermedaille war es<br />

die größte Freude für Shimada „mein Team<br />

und alle Menschen, die mir wichtig sind, so<br />

überglücklich zu sehen. Meine beiden kleinen<br />

Neffen weinten vor Glück. Das hat mich so unendlich<br />

berührt und ich werde den Moment<br />

immer in meinem Herzen tragen.“<br />

„Auf Grund meiner vorangegangen unbeständigen<br />

Leistungen wurde ich trotzdem nicht für<br />

die WM in Saitama nominiert. Das soll sich in<br />

der kommenden Saison ändern. Es ist mein<br />

absoluter Traum, bei einer Weltmeisterschaft<br />

anzutreten.“, kündigt er an. Der Weg dorthin<br />

ist klar: „Zuerst will ich die Nebelhorntrophy<br />

gewinnen, danach bei meinen Grand Prix<br />

Wettbewerben in Frankreich und Finnland und<br />

der nationalen Meisterschaft auf dem Treppchen<br />

stehen!“, sagt er kämpferisch.<br />

Wenn man Koshiro Shimada im Training beobachtet,<br />

wird deutlich, dass er ganz klar das<br />

Zeug dazu hat, in der Weltspitze mitzumischen.<br />

Vierfache Toeloops und Salchows steht<br />

er im Training oft sicher. Seine läuferischen<br />

Fähigkeiten hat er über die vergangenen Jahre<br />

deutlich verbessert, seine Programme haben<br />

Esprit und Dynamik. Das Kurzprogramm aus<br />

der Vorsaison zu „Sing, Sing, Sing“, choreografiert<br />

von Jeffrey Buttle, wiederholt Shimada für<br />

eine weitere Spielzeit, die Kür ist zu einer Klavierversion<br />

des Klassikers „Dance Macabre“,<br />

choreografiert von Trainer Lambiel. „Das Thema<br />

des Stückes ist natürlich der Tod, ein sehr<br />

schweres Thema. Das Programm ist durch und<br />

durch sehr emotional und ich entdecke die<br />

dunkle Seite in mir!“. Während er das erzählt,<br />

lacht er auf, „ich versuche wirklich noch meine<br />

dunkle Seite zu finden, ehrlicherweise. Denn<br />

ich bin eigentlich eine sehr optimistische und<br />

positive Person!“<br />

Eine Seite, die Shimadas Trainer und Eislaufkollegen<br />

sehr an ihm schätzen. Lambiels Co-<br />

Trainer Angelo Dolfini sagt über seinen Schüler:<br />

„Es ist beeindruckend, was für ein positiver<br />

Mensch er ist, wie hart er arbeitet und was<br />

für einen tollen Charakter er hat. Es ist eine<br />

wahre Freude, mit ihm zu arbeiten!“ Deniss<br />

Vasiljevs beschreibt das Verhältnis zu seinem<br />

langjährigen Freund als „fast schon brüderlich.<br />

Koshiro ist unglaublich nett und zuvorkommend.“<br />

Die beiden wohnen in Champéry im<br />

selben Haus, teilen regelmäßig ihr Essen und<br />

unterstützen sich beim täglichen Training. Landet<br />

einer von beiden einen erfolgreichen Vierfachen,<br />

wird applaudiert.<br />

Beim Trainingscamp der Schweizer Eislaufschule<br />

im japanischen Kyoto übernahm<br />

Shimada viel Mitverantwortung, indem er<br />

ständig als Übersetzer im Einsatz war und für<br />

Restaurantbuchungen und Empfehlungen der<br />

Gruppe zuständig war. Stéphane Lambiel erinnert<br />

sich: „Erst neulich sagte mir einer meiner<br />

jüngeren Schüler: Koshiro ist so ein Vorbild für<br />

mich. Er ist der große Bruder, den ich nie hatte.“<br />

Der Trainer setzt für seinen Schüler ganz<br />

klar das Hauptziel: „Er muss es von Beginn der<br />

Saison an schaffen, Selbstbewusstsein aufzubauen<br />

und beide Programme mit einer guten<br />

Konstanz zu präsentieren.“<br />

Neben dem Eis studiert Shimada per Fernstudium<br />

Psychologie. „Das Studium hilft mir auch<br />

bei meinem Sport“. erzählt er, „Es hilft mir dabei,<br />

meine Gedanken besser zu verstehen!“<br />

Man darf gespannt sein, was die Saison<br />

<strong>2023</strong>/24 für Champérys japanischen Sonnenschein<br />

bereithält. Judith Dombrowski

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