Pirouette No. 08/2023 Oktober

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32 Nepela Memorial Challenger Der vierte Challenger Wettbewerb der Saison Ende September in der slowakischen Hauptstadt Bratislava war sehr stark besetzt. Der Damen- und der Eistanzwettbewerb wurden den Erwartungen gerecht, die Herrenkonkurrenz hatte jedoch vor allem in der Kür kein hohes Niveau. Die Organisatoren schufen eine sehr angenehme Atmosphäre, alle Beteiligten waren sehr zuvorkommend und freundlich und versuchten sowohl Athleten als auch der Presse jeden Wunsch zu erfüllen. Mit geschätzt 400 Zuschauern war der Wettbewerb für einen Challenger durchaus gut besucht, in der riesigen Halle gingen diese jedoch optisch etwas unter. Vor allem war ein sehr junges Publikum anwesend, das vor allem für die slowakischen Lokalmatadoren so lautstark jubelte, dass man bei geschlossenen Augen hätte denken können, die 10.000 Zuschauer fassende Ondrej Nepela-Halle sei restlos ausverkauft. Einige Athleten lobten die schöne und familiäre Atmosphäre des Wettbewerbs. Nicht optimal war die zeitliche Planung: So starteten die Damen mit ihrem Training am Freitag um 6.30 Uhr morgens und der letzte Herr beendete sein KP um 23.15 Uhr abends. Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, mehr Trainingseinheiten in die zweite Halle zu verlegen, um den Zeitplan zu entzerren. Chaeyeon Kim, Foto: Wilma Alberti Top-Favorit Cha stürzt bei Nepela Trophy ab In Bratislava dabei: Judith Dombrowski Die Koreanerinnen dominierten den Damenwettbewerb. Die 16-jährige Siegerin Chaeyoen Kim, die bereits bei der Lombardia Trophy Bronze geholt hatte, war mit Abstand die beste Springerin. Nur zwei ihrer Sprünge in beiden Wettbewerbsteilen waren leicht unterdreht. Zudem erlangte sie in allen Schritten und <strong>Pirouette</strong>n Level 4. Läuferisch hat sie sich im Vergleich zum Vorjahr etwas gesteigert und ihre Programme weisen einige interessante Übergange auf, jedoch fehlt es ihr noch an Ausstrahlung. Abseits des Eises hat sich Kim in dem einen Jahr, in dem sie nun in der Meisterklasse antritt, enorm entwickelt. Als wir sie vergangenes Jahr bei der Finlandia Trophy das erste Mal trafen, brachte sie enorm schüchtern noch kein englisches Wort über die Lippen. Nun plauderte sie gut gelaunt und selbstbewusst drauf los: „Ich habe wohl davon geträumt, hier zu gewinnen, aber nicht so wirklich daran geglaubt. Ich freue mich sehr, dass ich mich im Vergleich zur Lombardia Trophy so steigern konnte.“ Ihr Englisch übt sie seit einem Jahr fleißig mit Hilfe einer App. Kims nächstes Ziel ist die Qualifikation für die Olympischen Jugendspiele, die Ende Januar 2024 in ihrer Heimat Südkorea stattfinden. Hier bekommt sie es mit der starken inländischen Konkurrenz zu tun, die beim Junioren Grand Prix unterwegs ist. Die WM-Zweite Haein Lee gab zu, nach einem anstrengenden Sommer noch nicht wirklich in Form zu sein, und wirkte fast selbst von sich überrascht, dass es dann doch so gut lief. Sie musste sowohl im KP als auch in der Kür einige Unterdrehungen einstecken, ein geplanter 3R gelang in der Kür nur doppelt: „Ich bin viele Shows gelaufen, habe vier neue Programme einstudiert und bin ehrlich gesagt jetzt schon erschöpft. Aber hey, ich bin nicht gefallen. Ich bin zuversichtlich, dass ich wie in der vergangenen Saison meine Form kontinuierlich steigern kann.“ Zu ihren beiden Programmen hat sie jeweils ihre ganz eigenen Geschichten im Kopf. „Im KP - unter anderem zu dem Lied „Sirens“ von Christopher Tin - geht es eigentlich um böse Meerjungfrauen. Aber ich stelle jemanden dar, der Menschen aus dem Wasser rettet“, erzählte sie fröhlich. „Und in der Kür geht es im Haein Lee Julia Sauter mit Trainer Marius Negrea Fotos: Dombrowski Frauen | Nepela Memorial Madeline Schizas KP Kür Pkt 1 Chaeyeon Kim – Südkorea 1 1 202.26 2 Haein Lee – Südkorea 3 2 191.10 3 Madeline Schizas – Kanada 2 4 188.88 4 Ekaterina Kurakova – Polen 5 3 181.98 5 Young You – Südkorea 4 5 181.80 6 Julia Sauter – Rumänien 6 6 163.64 7 Lara Naki Gutmann – Italien 7 7 157.73 8 Vanesa Selmekova – Slowakei 11 8 152.59 9 Meda Variakojyte – Litauen 10 9 152.58 10 Nina Povey – Großbritannien 8 10 147.99 11 Aleksandra Golovkina – Litauen 9 12 143.99 12 Sofja Stepcenko – Lettland 15 11 142.23 13 Anastasia Gozhva – Ukraine 13 13 134.21 14 Sara Franzi – Schweiz 14 14 133.35 15 Daria Zsirnov – Ungarn 12 17 127.70 16 Jogaile Aglinskyte – Litauen 16 16 124.90 17 Yelizaveta Babenko – Ukraine 18 15 118.37 18 Michaela Vrastakova – Tschechien 17 18 115.18
Originalstück eigentlich darum, dass am Ende jemand stirbt. Ich stelle mir eine Kampfszene vor, in der ich mit Freunden gegen einen imaginären Feind kämpfe, wir am Ende siegreich sind und wir uns alle freuen.“ Die 18-Jährige macht ihrem Spitznamen „Happy Haein“ auch diese Saison wieder alle Ehre. Madeline Schizas war höchst zufrieden mit ihrem Saisonstart. Sie kam ihrer persönlichen Bestleistung aus dem Jahr 2021 sehr nahe. Die beiden neuen Programme zu spanischen Klängen im KP und „Summertime“ in der Kür passen gut zu der zweimaligen kanadischen Meisterin: „Ich zeige mich reifer und selbstbewusster“, sagte sie und zeigte es in Bratislava auf dem Eis. Auch die Polin Ekaterina Kurakova war vor allem mit ihrer Kür sehr zufrieden. Die 21-Jährige kommt oft auf den ersten Blick sauber durch ihre Programme, unterdreht jedoch viele Sprünge. In der Kür waren fünf der sieben Dreifachen sauber gelandet, nur zwei bekamen die Anmerkung, dass eine Vierteldrehung fehlt. „Trotz des vierten Platzes fühle ich mich heute wie eine Gewinnerin“, verkündete sie strahlend. Sie wird sich nun bei Brian Orser in Toronto auf Skate America vorbereiten. Gabriele Frangipani Fotos: Dombrowski Mark Gorodnitsky 33 Nepela Memorial Challenger Die Olympia-Sechste Young You blickt auf eine schwierige Saison 22/23 zurück. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie mit Depressionen zu kämpfen. „Diese Saison wird alles neu, alles besser“, kündigte sie kämpferisch an. Ihr fehlen zwar die Höchstschwierigkeiten - sie springt aktuell keine dreifach-dreifach Kombination - aber sie kam sauber durch beide Programme. Die „deutsche“ Rumänin Julia Sauter war ebenfalls zufrieden mit ihrem Saisonstart, vor allem über den guten 3L, der zu Beginn ihrer Kür 1,30 Pluspunkte erhielt. „Ich weiß, dass es meine letzten Jahre auf dem Eis sind und ich will jeden Moment einfach nur genießen.“ Sie plant ihre Karriere momentan bis zur WM in Boston 2025 und träumt davon, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Bemerkenswerterweise gab es in der gesamten letzten Gruppe der Damen keinen einzigen Sturz. Patzer bei den Herren Ganz anders sah es hingegen bei den Herren aus. Der haushohe Favorit, WM-Silbermedaillengewinner Junhwan Cha, stürzte bereits im KP beim 4T und brach in der Kür völlig ein: Er riss beide Axel auf und ging erneut beim 4T zu Boden. Nahm er das verpatzte KP noch halbwegs mit Humor, sah man ihn nach der Kür doch sehr niedergeschlagen. Seine neuen Programme - beide choreografiert von Shae-Lynn Bourne - sind jedoch sehr vielversprechend. Sowohl das KP zum „Masquerade Waltz“ als auch die Kür zur Filmmusik von „Batman“ sind dynamisch und ausdrucksstark. „Nachdem ich letztes Jahr ein sehr modernes und poppiges KP hatte, wollte ich dieses Jahr wieder zu etwas Klassischem laufen“, begründete er die Auswahl für das KP. Für den zweiten Favoriten, Lambiel-Schützling Deniss Vasiljevs lief es sogar noch schlechter. Nachdem er sowohl im KP als auch in der Kür den 4S verpatzte, gelang ihm in der Kür im weiteren Verlauf fast keine saubere Landung. Ein kleiner Trost ist vielleicht, dass er trotzdem die höchsten Programmkomponenten erhielt. Nach der verpatzten Kür wirkte der 24-Jährige innerlich jedoch recht aufgeräumt: „Ich wusste, dass ich nur zu 60% bereit war. Aber ich sehe es positiv: Es kann nur besser werden. Und ich werde bei den für mich wirklich wichtigen Wettbewerben dieser Saison bereit sein!“ Genau wie im Vorjahr war der Italiener Gabriele Frangipani der Mann der Stunde, der auf Grund der patzenden Konkurrenz vom sechsten Platz nach dem KP ganz nach oben aufs Treppchen springen und somit seinen Titel verteidigen konnte. Nachdem er im KP den 4T noch doppelt gesprungen war, stand er in der Kür 4T, 4S und zwei 3A. Trotz eines Sturzes bei der Kombination 3T-3S reichte es für den Sieg. Der Italiener hat einen erlebnisreichen Sommer hinter sich. Wie alle Einzelläufer, die ehemals in Egna trainiert hatten, musste auch Frangipani eine neue „Bleibe“ suchen. „Ich habe über einen Monat in meinem Auto gelebt!“, erzählte er, „ich habe jede Woche etwas anderes ausprobiert, aber ich wollte mir zuerst absolut sicher sein, wo ich von nun an trainieren will.“ Sesshaft geworden ist er nun bei Fabio Masca- Nika Egadze Foto: Alberti Männer | Nepela Memorial KP Kür Pkt 1 Gabriele Frangipani – Italien 6 1 243.91 2 Nika Egadze – Georgien 1 2 243.31 3 Mark Gorodnitsky – Israel 4 3 236.30 4 Hyungyeom Kim – Südkorea 8 4 230.46 5 Adam Hagara – Slowakei 9 5 222.78 6 Junhwan Cha – Südkorea 2 7 222.16 7 Deniss Vasiljevs – Lettland 3 10 215.78 8 Ivan Shmuratko – Ukraine 10 6 215.68 9 Conrad Orzel – Kanada 7 9 213.52 10 Vladimir Samoilov – Polen 5 11 213.10 11 Maxim Naumov – Ver. Staaten 11 12 201.71 12 Kornel Witkowski – Polen 12 8 198.68 13 Milosz Witkowski – Polen 15 13 176.75 14 Aleksandr Vlasenko – Ungarn 13 14 174.50 15 Fedir Kulish – Lettland 17 15 165.04 16 Denis Gurdzhi – Deutschland 14 16 159.42 17 Henry Privett-Mendoza – Großbrit. 18 17 143.06 18 Lukas Vaclavik – Slowakei 16 18 139.69 19 Filip Kaymakchiev – Bulgarien 19 19 123.19 Nicht angetreten: – Mikhail Shaidorov – Kasachstan – – –
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