Aktion Sternsingen 2023 Dossier zum Klima-Umwelt-Kinderrechte
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Gemeinsam mit der Natur<br />
Der Begriff und das Konzept „Planetary Health“ – Planetare Gesundheit<br />
– verweisen auf das enge Zusammenspiel zwischen menschlicher<br />
Gesundheit und einer gesunden <strong>Umwelt</strong>.<br />
Von Dr. Bärbel Breyhan, Fachreferentin Gesundheit im Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘<br />
Das Konzept der „Planetaren Gesundheit“<br />
stammt aus den Gesundheitswissenschaften.<br />
Es resultiert aus der Erkenntnis, wie sehr die<br />
menschliche Gesundheit von ihrer Umgebung<br />
beeinflusst ist, und dass letztlich ein gesundes<br />
menschliches Leben nur in einer gesunden <strong>Umwelt</strong><br />
möglich ist. Kurz: Ist die <strong>Umwelt</strong> krank, wird auch der<br />
Mensch krank. Mag diese Erkenntnis zunächst trivial<br />
erscheinen, so sind doch die Folgen, die sich durch eine<br />
konsequente Umsetzung dieser Erkenntnis ergeben,<br />
von erheblichem Ausmaß.<br />
Der Mensch verändert die gesamte Erde: die Luft, den<br />
Boden und das Wasser. So beeinflusst er die eigenen<br />
Lebensbedingungen, aber auch die aller anderen<br />
Lebewesen. Wie im Artikel auf den Seiten 14-16<br />
dargelegt, stellen diese Veränderungen eine erhebliche<br />
Belastung für die menschliche Gesundheit dar. Im<br />
Tierreich führen sie zu einem ausgeprägten Artensterben,<br />
das sich vom Ausmaß in die Reihe der fünf<br />
großen Artensterben der Erdgeschichte einreiht. Die<br />
Geschwindigkeit, mit der es sich heute vollzieht, ist<br />
jedoch von ungekanntem Ausmaß. Diese Veränderungen<br />
sind so tiefgreifend, dass sich der Begriff des<br />
Anthropozän, ein durch den Menschen geprägtes<br />
Erdzeitalter, etabliert hat. 1<br />
Die Menschheit befindet sich in einer Situation, in der<br />
sie die weitere Entwicklung der Erde entscheidend<br />
beeinflussen kann. Gelingt es, eine Lebensform und<br />
-haltung zu finden, in der wir die Endlichkeit der<br />
Ressourcen anerkennen und unsere Lebensweise so<br />
gestalten, dass sie sich für alle innerhalb der verfügbaren<br />
Grenzen unseres Planeten bewegt? Oder gelingt<br />
dies nicht? Die Wissenschaft kann die Grenzen,<br />
innerhalb derer wir uns bewegen müssen, um ein<br />
gesundes Leben des Planeten zu gewährleisten,<br />
ziemlich genau beschreiben. Sie beziehen sich auf die<br />
Verschmutzung von Luft, den Verbrauch von Wasser,<br />
die Stickstoffbelastung der Böden und die Artenvielfalt,<br />
um nur einige zu nennen. Während der Lockdown-Maßnahmen<br />
in der Corona-Pandemie konnten<br />
wir mit Staunen beobachten, wie schnell sich <strong>zum</strong><br />
Beispiel das Wasser der Kanäle in Venedig reinigte, die<br />
Fische zurückkehrten, wie sich die Wildtiere Lebensräume<br />
erschlossen und wie sich die Luftqualität in den<br />
Städten verbesserte.<br />
Ein „Zurück zur Natur“ kann nicht der Weg sein, ein<br />
„Gemeinsam mit der Natur“ allerdings schon. Das<br />
Konzept der „Planetaren Gesundheit“ stellt eindrücklich<br />
den Zusammenhang zwischen einer „kranken“<br />
<strong>Umwelt</strong> und den Krankheiten der Menschen her und<br />
fordert dazu auf, den Planeten mit all seinen belebten<br />
und unbelebten Systemen als einen Superorganismus<br />
zu betrachten. Genau wie der Mensch als Ganzer<br />
krank ist, wenn eines seiner Organe krank ist, so ist<br />
auch der Planet Erde krank, wenn einzelne (oder viele)<br />
seiner Systeme krank sind. Unter diesem Aspekt<br />
erscheinen die Wechselbeziehungen zwischen <strong>Umwelt</strong><br />
und der individuellen menschlichen Gesundheit noch<br />
logischer: Verbessert sich Luftqualität, verringert sich<br />
die Zahl der Atemwegserkrankungen; bewegt sich der<br />
Mensch mehr, weil er auf Fahrrad und öffentliche<br />
Verkehrsmittel umsteigt, schont er das <strong>Klima</strong> und<br />
beugt Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems vor.<br />
Bei Aufnahme von vorwiegend lokaler und unverarbeiteter<br />
Nahrung verbessert sich die individuelle<br />
Gesundheit und gleichzeitig reduziert sich die<br />
Belastung der <strong>Umwelt</strong> aufgrund geringerer Verpackungsmengen,<br />
kürzerer Transportwege und<br />
geringeren Energieaufwands Vorbereitung der<br />
Nahrungsmittel.<br />
Mehr <strong>zum</strong> Thema (Kinder-)Gesundheit und „Planetary<br />
Health“ finden Sie im 2019 erschienenen <strong>Dossier</strong><br />
„Gesundheit fördern“. Das <strong>Dossier</strong> und weitere Fach-<br />
publikationen können Sie kostenfrei auf unserer Website<br />
herunterladen oder bestellen:<br />
www.sternsinger.de/dossier<br />
1<br />
Mehr dazu im Beitrag „Massensterben - ein wiederkehrendes Phänomen?“<br />
von Michael Greshko, veröffentlicht am 2.10.2019 in<br />
www.nationalgeographic.de<br />
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