Aktion Sternsingen 2023 Dossier zum Klima-Umwelt-Kinderrechte
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Jüngere Kinder sollten nicht in einem permanenten Gefühl<br />
von Angst aufwachsen. Verschiedene Angstphasen sind<br />
entwicklungsbedingt normal. Gerade in diesen Zeiten<br />
besonderer Sensibilität können auch Ängste rund um die<br />
<strong>Umwelt</strong> stärker auftreten. Eine umweltpsychologische<br />
Studie 4 zeigt, das jüngere Kinder häufiger als ältere sich<br />
selbst als (mit)schuldig für <strong>Umwelt</strong>probleme empfinden.<br />
Das ist damit erklärbar, dass Kinder sich eine Illusion von<br />
Kontrolle bauen: Wenn ich schuld bin, hätte ich etwas<br />
anders machen können; ich bin dem Problem nicht<br />
ohnmächtig ausgeliefert. Das Ausmaß dieser Schuldgefühle<br />
ist jedoch in Anbetracht der Einflussmöglichkeiten<br />
von Kindern weit übertrieben. Deswegen sollten wir<br />
Kindern gegenüber möglichst positiv erklären, warum wir<br />
Dinge auf eine bestimmte Weise tun und wie sie etwas<br />
richtig machen können.<br />
4. Eigene Unsicherheiten zugeben, aber sachlich bleiben<br />
Wenn wir unseren Kindern einen nachhaltigen Lebensstil<br />
vorleben und thematisieren, lernen sie nicht nur davon,<br />
was man tun kann. Sie lernen auch, dass es oft keine<br />
eindeutig richtige Lösung gibt: Manchmal muss man das<br />
Auto nehmen, komplett klimaneutral leben klappt in<br />
Deutschland nicht so einfach. Wir sollten den Kindern<br />
sagen, dass wir nicht auf alle Fragen eine Antwort und für<br />
jede Lebenslage die richtige Lösung haben. Zudem ist es oft<br />
schwierig, sich klimaschonend zu verhalten. Dieses<br />
Wissen kann <strong>zum</strong> einen von schlechtem Gewissen<br />
entlasten, <strong>zum</strong> anderen regt es an, sich politisch zu<br />
engagieren und sich für größere Veränderungen einzusetzen,<br />
statt sich immer auf das individuelle Verhalten und<br />
den eigenen CO₂-Fußabdruck zu fixieren. Das politische<br />
Handeln ist der wichtigste Hebel!<br />
In Kindermedien, Schule und Kindergarten wird die<br />
<strong>Klima</strong>krise inzwischen häufig thematisiert. Die Kinder<br />
haben oft Fragen und Sorgen und kommen auf Bezugspersonen<br />
zu. Wir sollten uns die Zeit nehmen, mit ihnen über<br />
das Thema zu sprechen. Kinder haben allerdings häufig<br />
eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne als Erwachsene<br />
– wenn sie das Thema wieder wechseln, muss auch das in<br />
Ordnung sein.<br />
Ältere Kinder und Jugendliche sprechen oft von sich aus<br />
Krisen in der Welt an, weil sie sich entwicklungsbedingt<br />
mit ihrem eigenen Platz in der Welt beschäftigen. Im<br />
Austausch mit ihnen zählt ihr Tempo. Wenn wir zu sehr<br />
versuchen, sie von unseren Wertvorstellungen und der<br />
Dringlichkeit globaler Krisen zu überzeugen, können sie<br />
genervt und mit Widerstand reagieren. Lieber also<br />
warten, dass Jugendliche auf uns zukommen. Wir können<br />
jedoch einen nachhaltigen Lebensstil vorleben und dabei<br />
das eigene (Konsum-)Verhalten und unsere Abwägungen<br />
thematisieren.<br />
Es gilt, im Blick zu behalten, unsere Kinder nicht als<br />
emotionale Stützen für unsere Zukunftssorgen, Schuldempfinden<br />
oder <strong>Klima</strong>gefühle zu benutzen. Vielmehr<br />
sollten wir unseren Kindern beibringen, differenziert an<br />
Probleme heranzugehen und mit Uneindeutigkeiten und<br />
Unsicherheiten umzugehen.<br />
Wissenslücken können altersgerecht mit gemeinsamer<br />
Suche nach Antworten geschlossen werden. Wo es keine<br />
rein faktenbasierten, logischen Antworten gibt („Warum<br />
sind den Politikern Autos wichtiger als meine Zukunft?“),<br />
kann es auch entlasten, gemeinsam Unverständnis zu<br />
empfinden und den Kopf zu schütteln. Sinnvoll ist es dann,<br />
sich gemeinsam Dingen zuzuwenden, die man ändern<br />
kann.<br />
32 * DOSSIER