27.10.2023 Aufrufe

Aktion Sternsingen 2023 Dossier zum Klima-Umwelt-Kinderrechte

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Es gibt<br />

Wege<br />

aus der Gefahr,<br />

aber keinen<br />

Königsweg.“<br />

Welche Strategien sind Ihrer Meinung nach<br />

erfolgversprechend, um die Risiken von den<br />

jungen Generationen abzuwenden?<br />

Aufrichtig und neugierig sein, alte Vorstellungen<br />

hinterfragen, den kommenden Gefahren mutig ins<br />

Auge sehen und vorhandene Lösungen nicht<br />

verwerfen, weil sie unbequem sind. Es gibt Wege<br />

aus der Gefahr, aber keinen Königsweg. Wir<br />

befinden uns im „Krieg mit der Natur“, so UN-Generalsekretär<br />

António Guterres, und müssen dringend<br />

mit ihr Frieden schließen. 2<br />

Das ist nicht einfach, denn wir haben es mit<br />

Entwicklungen zu tun, deren Folgen wir nur<br />

langsam spüren. Die meisten Menschen – ich<br />

schließe mich da ein – sind recht anfällig dafür,<br />

anstrengende oder belastende Dinge lieber zu<br />

verschieben oder auch nicht darüber nachzudenken.<br />

Das ist normal. Deshalb müssen wir alle etwas<br />

dagegen tun. Denn auch wenn die Phase der<br />

Leugnung von Erderhitzung oder Biodiversitätszerstörung<br />

meines Erachtens vorbei ist: Wir sind<br />

sowohl individuell als auch gesellschaftlich derzeit<br />

in einer Phase des Verzögerns und des Nicht-Wahrhaben-Wollens.<br />

Jede und jeder Einzelne kann nur einen kleinen Teil<br />

bewirken: Indem wir uns <strong>zum</strong> Beispiel fleischarm<br />

ernähren, Autos und Flugzeuge nur nutzen, wenn<br />

wirklich nötig und wenig Wohnraum beanspruchen.<br />

Den großen Erfolg erreichen wir nur dann, wenn<br />

wir uns gemeinsam neue gesellschaftliche Regeln<br />

geben.<br />

Und dazu müssen wir miteinander sprechen: im<br />

Kleinen, <strong>zum</strong> Beispiel in der Schule, bei der Arbeit,<br />

mit der Nachbarschaft und Verwandtschaft und in<br />

Vereinen, ebenso wie im Großen, <strong>zum</strong> Beispiel,<br />

indem wir uns an Politikerinnen und Politiker<br />

wenden oder bei Demonstrationen mehr <strong>Klima</strong>schutz<br />

fordern.<br />

Welche Verantwortung haben dabei Christinnen<br />

und Christen in wohlhabenden Ländern wie<br />

Deutschland?<br />

Der Wohlstand auf der Welt ist ungerecht verteilt,<br />

sowohl innerhalb als auch zwischen den Ländern.<br />

Das war auch zu den Zeiten der Heiligen Drei<br />

Könige nicht anders. Die Frage, wie man mit<br />

Wohlstand, Armut und Ungerechtigkeit umgeht, ist<br />

deshalb ein wichtiges Thema in der Bibel. Christinnen<br />

und Christen haben hier einen klaren Auftrag.<br />

Die zwei zentralen Gebote sind, unsere Beziehung<br />

zu Gott in den Mittelpunkt unseres Lebens zu<br />

stellen und unseren Nächsten wie uns selbst zu<br />

lieben. Das biblische goldene Kalb (heutzutage<br />

häufig Auto, Einfamilienhaus oder Luxusreise)<br />

passt nicht auch noch in den Mittelpunkt. Wo unser<br />

Schatz ist, da ist auch unser Herz.<br />

Die meisten von uns – auch ich – hängen an unseren<br />

Annehmlichkeiten und Reichtümern. Aber Reichtum<br />

und Erderhitzung sind eng miteinander<br />

verbunden. Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung<br />

sind für fast die Hälfte der weltweiten<br />

Emissionen verantwortlich. Wenn wir davon<br />

abgeben, wenn wir es schaffen, von Eitelkeit,<br />

Habgier, Genuss- und Selbstsucht, Neid und<br />

Trägheit des Herzens loszukommen, können wir<br />

den Wohlstand der Welt gerechter teilen. Genau<br />

hierzu tragen auch die Sternsinger jedes Jahr bei.<br />

Um die Probleme dieser Welt zu lösen, müssen wir<br />

aber nicht nur unser persönliches Verhalten<br />

ändern, sondern uns als Christinnen und Christen<br />

für neue, gerechte Regeln in Politik und insbesondere<br />

im Wirtschaftssystem einsetzen. Sehr lesenswert<br />

sind dazu <strong>zum</strong> Beispiel die Schreiben Laudato si’,<br />

und Fratelli tutti von Papst Franziskus.<br />

Oft liest oder hört man hierzulande als Argument<br />

gegen striktere Maßnahmen zur Begrenzung<br />

der Emissionen: „Deutschland allein kann<br />

den <strong>Klima</strong>wandel doch ohnehin nicht stoppen.“<br />

Was antworten Sie darauf?<br />

Das ist oberflächlich betrachtet richtig, führt aber<br />

eher zur Verwirrung. Weltweit betrachtet hat<br />

Deutschland einen Anteil von ungefähr zwei<br />

Prozent an der <strong>Klima</strong>zerstörung. Unsere Maßnahmen<br />

allein stoppen die Erderhitzung natürlich<br />

nicht. Aber sie tragen dazu bei und müssen es tun.<br />

Noch wichtiger finde ich aber, dass Deutschland<br />

Vorbild sein kann. Wenn wir Lösungen schaffen,<br />

schauen andere Länder sich diese mit Interesse an.<br />

In Deutschland gibt es hochqualifizierte Fachleute<br />

in der Technik oder beispielsweise in den Natur-,<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!