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THE PARLIAMENT OF THRESHOLDS - THOMAS KASSEROLER

In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen. In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.

In einer Zeit, in der unterschiedliche Meinungen und Standpunkte immer weniger verhandelbar und argumentierbar scheinen, spielen Orte, die Menschen dabei helfen können ihr Gegenüber zu verstehen, eine immer wichtigere Bedeutung. Journalismus ist eines jener Werkzeuge, der - ähnlich wie Architektur - neue Perspektiven näherbringen und vermitteln kann - er kann Schwellen zwischen Menschen schaffen. In dieser Arbeit werden am Donaukanal und am Schwedenplatz in Wien, einem der heterogensten Bereiche der Stadt, Orte zum Kennenlernen neuer Perspektiven geschaffen.

In times in which different opinions are less negotiable than ever, places that can help us understanding other people's viewpoints reach more and more significance in our society. Journalism is one of those tools that has the ability to - just like architecture - give an understanding of different perspectives - it can create thresholds between people. This thesis creates places where one can meet and understand different perspectives at the Donaukanal and the Schwedenplatz in Vienna, one of the most hetergeneous areas in the whole city.

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Die Schwelle, was ist das eigentlich? Geläufige

Begriffsdefinitionen beziehen sich auf die Tür-

Schwelle, die untere Begrenzung des Türrahmens;

auf Eisenbahn-Schwellen, von denen Schienen

getragen werden; oder auf umgangssprachliche

Redewendungen, die einen Beginn oder einen

Übergang beschreiben, beispielsweise „an der

Schwelle des neuen Jahres“ (Digitales Wörterbuch

der deutschen Sprache o.J.). Das Cambridge

Dictionary definiert die Schwelle - im Englischen

threshold - mit etwas mehr Bezug auf Handlungen

und Ereignisse: „the level or point at which you start

to experience something, or at which something

starts to happen“ (Cambridge Dictionary o.J.).

Schwellen beginnen zu leben, wenn Dinge

aufeinandertreffen. Sie leben einerseits vom

Zusammenspiel aus Anfang und Ende, aus Öffnung

und Schließung - und andererseits vom Akt des

Übertretens. Hat man eine Schwelle überschritten,

befindet man sich in einem neuen Zustand: an

einem neuen Ort oder in einem neuen Jahr.

Doch das Nachher bedingt ein Vorher, ein neuer

Zustand kann nur auf einen alten Zustand folgen.

Deshalb bedarf eine Auseinandersetzung mit

Schwellen auch eine mit Grenzen. Der Philosoph

Walter Benjamin schrieb zum Verhältnis von

Schwellen und Grenzen folgendes: „Die Schwelle ist

ganz scharf von der Grenze zu scheiden. Schwelle

ist eine Zone. Wandel, Übergang, Fluten liegen im

Worte ‚schwellen‘ und diese Bedeutung hat die

Etymologie nicht zu übersehen“ (Boettger 2014:

45-46). Eine Grenze trennt, sie teilt in ein Davor

und ein Dahinter, ein Außerhalb und ein Innerhalb,

sie kann im territorialen Kontext als gedachte,

von Menschen definierte politische Linie gesehen

werden. In der Architektur kann sie als räumliche Aboder

Be-grenzung gesehen werden, beispielsweise in

Form von Wänden, Sockeln oder Zäunen.

SCHWELLEN

GRENZEN

Die Schwelle stellt die Perforation dieser Grenze

dar, sie unterbricht diese und wird durch das Nicht-

Vorhandensein der Grenze definiert. Die Schwelle

ist untrennbar mit der Grenze verbunden und doch

- oder gerade deshalb - stehen sich ihre Charaktere

und Eigenschaften konträr gegenüber: Während

die Grenze trennt, agiert die Schwelle verbindend.

„Der Mensch überschreitet täglich mehrere Grenzen;

er bewegt sich von einer Zone in eine angrenzende.

Der Mensch lebt im Übergang. Architektur lebt

vom Übergang. Schwellen unterbrechen räumliche

Grenzen für den Übergang aus einer Zone in eine

andere. Das Phänomen der Schwelle lebt von der

räumlichen Ambivalenz. Schwellen öffnen Räume

und organisieren Übergänge“, schreibt Till Boettger

(2014: 10). Die Existenz einer Schwelle bedingt also

die Existenz einer Grenze. Denn nur was einmal

getrennt war, kann verbunden werden ...

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